: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 9. Dezember 2003

Grusswort

Literarisch, nicht aber persönlich gemeint. Adult Advisory - Explicit Lyrics!

Hallo Du

überhebliches Luxusweibchensurrogat, aufgeblasener Businessplanscheiterer, anorexische Kotzbrechsuchtlerin, unabgeholter Dauerbarhocker, H&Mkaufende Bizzdeveloperbefriedigerin auf Probezeit, mit dem naturgeprallten Vorstandsunterschlagerchef im Dauerstreit, Du redakteuse Hirnfickstricherin und übersextes Karrierieplanungstool, Du afterworkgedröhnte Caipischluckerin und arbeitsloser Schleim aus dem Beraterpfuhl,

Du koksadrige Werberüsselsau mit Porschlochausgang,
Du steroidgedopte Marktforschfrau mit Fickmichaushang
Du schwanzverkürzte Versacefummeltrine
und dauermobbende Sekretariatsvitrine,

All Ihr Popkultursacklutscher,
Tripper-A-TopBranding-Eiterschlucker
und Namedroppingsaftabwichser
Ihr vollentzogenen VentureCapitalfixer,

Kreativschreibseminar-oder-so-Erzähler,
Literaturbordellier und Debutantenquäler,
InstitutsliteratHuren, Ihr promovertierten,
und drinsteckende Fäuilleklagenfurztonierten

Zukunftshoffer, Jetztversager,
Ihr rektionäres Luxuslumpenlager,
Flohrian, AKlecksa, Gähnjamin, aNedde,
Grunzer an der Popverwertungskette,

Keiner braucht Euch, niemand will Euch noch sehen.
Zum Besten der Gesellschaft mögt ihr zur Hölle gehen.
Ihr bekifften Loser, Ihr habt alle versagt.

Willkommen bei Rebellen ohne Markt.

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Krähenlogic

Die Verzweiflung ist mit Händen greifbar. Seit einem Jahr macht ihr Agent rum, verspricht viel und erreicht nichts. Dabei hat sie es fast in seinem Auftrag geschrieben, weil er damals dringend junge Autorinnen brauchte. Und Geschichten über unschlüssige Frauen, die sich beim Sex als besteig- aber unfickbar erweisen.

Sie hat alle Qualifikationen: Jung, schlank, talkshowkompatibel, und nennt ein paar weniger bekannte Pop/Jungliteraten ihr Umfeld, weil sie schon mal mit ihnen im Atomic Cafe war. Um der Krise gerecht zu werden, verzichtet sie auf Starallüren und setzt manchmal mit Haarklammern einen authentischen Aspekt in ihre Personality. Sie ist bei einer Mediensache, die sich selbst gern als Kult sieht.

Nach einem Jahr der Absagen könnte sie auch damit leben, dass es als Softcover kommt. Es muss auch nicht KiWi sein. Eichborn ja eh nicht. Bei BOD ist sie noch nicht angekommen. Das ist erst der Endpunkt der Katastrophe, wenn der Agent offiziell aufgibt.

In der Zwischenzeit macht sie weiter junge Kulturberichterstattung. Gerne Randthemen, schwierige Musik, Pop, der ausgrenzt. Oder Bücher ohne Handlung. Was diesen Herbst schwer ist, weil Bücher junger Autoren selten geworden sind. Die paar Glücksraben, die es geschafft haben, erleben zweigeteilte Interviews und Gespräche.

Gestänkere, solange es um das Buch geht, denn sie weiss, dass in jeder ihrer Kurzgeschichten mehr Gehalt ist. Geschleime beim Smalltalk danach. Sie hat ja auch eines geschrieben und braucht nur noch einen Verlag, natürlich ist es schwer, aber sie weiss: Sie wird es schaffen. Sie erwartet die Bitte, doch mal reinlesen zu dürfen.

Später schickt sie eine der Geschichten, aufgeschrieben 2001. Am Abend ruft sie an und will was hören. Erinnert an Autorinnen, deren Vornamen mit A beginnen. Sie überhört den Zynismus und freut sich, mit ihren Vorbildern in einen Topf geworfen zu werden.

Immerhin. Eine Kurzgeschichte hat sie schon veröffentlicht. Autorin - Journalistin steht auf ihrer Visitenkarte.

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New revolutionary Economy

Die Wirtschaft hat sich durch die Globalisierung von den Ebenen der Politik gelöst und sich von der Nation verabschiedet.
Lothar Späth, 2000


In vergangenen Epochen machten die Revolutionäre ihre Arbeit im wesentlichen unter nationalstaatlichen Bedingungen. Wir machen unsere Arbeit heute unter weltgeschichtlichen Bedingungen, in einem ganz realen Sinne.
Rudi Dutschke, 1967

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Real life - 7. Dezember 2003

Housecooling Parties sind im Dezember abzuhalten. Was ein guter Werber ist, nutzt auch im Niedergang die Märkte optimal aus. Selbst, wenn es die Märkte nicht mehr gibt. Weihnachten, Leerräumen mit den Friends, steuerlich abgeschriebene Bildschirme an die Entlassenen verschenken, Trostfick für die Zeit zwischen dem 24. und 31.12. festlegen. Draussen auf dem Boden stehen zwei Laternen mit Kerzen, die den Rauchern in der Kälte etwas Licht geben. Drinnen darf nur noch geschnupft werden. Rauchen ist schlecht für die frisch getünchten Wände.

Der Typ mit der blonden Mähne stellt seinen Alpha souverän ab und begrüsst die Mädchen, die sich am Glimmstengel festhalten. Alles klar, na super, ist Tonia schon da, toll, bis nachher. Für das Buffet hat er nichts mitgebracht. Warum auch. Er bezahlt wegen dem saublöden Mietvertrag immer noch die Räumlichkeiten. Das wird jetzt alles anders. Für seine drei Mitarbeiter reicht das kleine Büro irgendwo im Lehel.

Später kommt Clea. Ihr Fiesta rollt aus, aber sie bleibt erst mal sitzen. Dann schaltet sie die Innenbeleuchtung ein und macht was mit Schminke an ihren Augen. Es wird wieder dunkel, und alles bleibt in einer fragilen Balance. Durch die grossen Fensterflächen müht sich warmes Licht hinaus in die Nacht. Nach ein paar Minuten lässt sie den Motor an und fährt weiter. Erst hinter dem Firmengelände schaltet sie sie Scheinwerfer wieder ein.

Die Raucherinnen vor der Tür, die seit ein paar Minuten nicht mehr richtig ins Gespräch kommen, sehen ihr nur flüchtig nach. Clea hat zu viel falsch gemacht, damals.

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Remastered

In der Schule überlegten Wir, wer welche Platten kaufte. Dann gingen sie Reih um, und es gab immer einen coolen blonden Typen, der seine Platten nie verlieh, aber sich alle auf Kasette überspielte. Dann verlor er die Platte auf einer Party und gab dem früheren Besitzer die Kasette, sie sowieso viel praktischer war. Die Platte tauchte später bei einer Frau auf, mit der der coole Blonde etwas zu haben schien. Damit waren Frau und Platte verloren.

Der Blonde studierte BWL nach dem Wehrdienst und wirkte genervt, wenn er jemanden aus seiner alten Stadt im Dorian Grey sah. Er war früh genug dran, um heute noch einen Posten zu haben, der sicher ist. Halbwegs. Zumindest liegt dort am Montag noch ein Freiexemplar der FASZ.



Er wird das Bild links oben sehen und sich an die Zeit erinnern, wo andere die Platten im Müller kauften, die er dann verschenkte. Sie hat sich zwar nicht deflorieren lassen, weil das schon ein anderer gemacht hatte, und sie wollte nicht als seine Freundin gelten. Aber die Platte brachte ihm zumindest ein vorteilhaftes Gerücht ein. Das Bild gefällt ihm. So aufgeilend hat er sie sich damals gewünscht. Und er kennt den Benefit, den Vinyl verspricht. Er findet es amüsant, dass ihn die FASZ-Redakteure durchschaut haben.

Das Mädchen hat inzwischen geheiratet und wohnt in der Vorstadt. Ihr Mann ist Ingenieur. Die Platten stehen im Speicher, darunter auch die äusserst seltene erste Pressung von Yello.

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