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Dienstag, 3. August 2004
Real Life 2.8.04 - Pacellistrasse
Es gibt Orte, an denen sollte man gewesen sein, und Orte, die man sich getrost sparen kann. Die Pacellistrasse in Münchens Zentrum ist so ein Ort. Jeder Event, den ich in der näheren Umgebung besucht habe, war entweder geschmacklos wie die Sozialdemokraten im Bayerischen Hof, dumm wie die Modeschau beim Nobelfriseur oder prall wie die beiden alten Chanelschachteln, die sich daselbst im 80qm-Toilettenfoyer die Nasenschleimhäute bekoksten.
Der krönende Abschluss ist dann das Gebäude der Bayerischen Börse auf der anderen Seite des Altstadtrings. Unten drunter ist das Epizentrum des Kolonialstils, das Kokon, wo ich mal ein sagenhaft mieses Buffet bei der Buchpräsentation von Christine Kaufmann er- und mit erheblichen Komplikationen überlebte - tunesische Küche, die man mal dem Schily geben sollte, bevor er glaubt, dass man in Nordafrika irgendwelche Lager einrichten kann. Das Buch von Frau Kaufmann noch dazu. und es wäre eine Menschenrechtsverletzung.
Nicht alle erleben die Pacellistrasse als den Ort, wo zu viel Geld von zu wenig Hirn gefickt wird. Meine kleine Schwester zum Beispiel kauft hier Teile ihrer Einrichtung bei Kartell. Kartell hat all das vergleichsweise billige Plastikmöbelzeug, das die jüngere Generation aus den Videos kennt und geil findet, bis sie mal versucht haben, darauf länger als eine Stunde zu sitzen. Meine Schwester meint, dass Kartell nach Jahren der Krise gestärkt aus dem Downturn der New Economy hervor, denn die Klassiker der frühen 80er Jahre sind wieder todschick.
Mag sein. Aber wenn ich bei Kartell in der Pacellistrasse vorbeikomme, kommen sicher zwei aufgedonnerte Frauen aus dem Laden, Mama mit Ethnofetzen und roten Turnschuhen und Tochter mit Versace Jeans. Sie haben einen Gartenzwerg von Philippe Starck gekauft. Und einen weissen Plastiktisch. Sie steigen in ein Mercedes Cabrio mit Erdinger Kennzeichen. Es riecht, als hätten sie sich einmal durch eine Parfumerie geprobt, aber das ist nicht der Typ dafür.
Die kaufen einfach alles, was in der Glamour beworben wird. Todschick eben.
Der krönende Abschluss ist dann das Gebäude der Bayerischen Börse auf der anderen Seite des Altstadtrings. Unten drunter ist das Epizentrum des Kolonialstils, das Kokon, wo ich mal ein sagenhaft mieses Buffet bei der Buchpräsentation von Christine Kaufmann er- und mit erheblichen Komplikationen überlebte - tunesische Küche, die man mal dem Schily geben sollte, bevor er glaubt, dass man in Nordafrika irgendwelche Lager einrichten kann. Das Buch von Frau Kaufmann noch dazu. und es wäre eine Menschenrechtsverletzung.
Nicht alle erleben die Pacellistrasse als den Ort, wo zu viel Geld von zu wenig Hirn gefickt wird. Meine kleine Schwester zum Beispiel kauft hier Teile ihrer Einrichtung bei Kartell. Kartell hat all das vergleichsweise billige Plastikmöbelzeug, das die jüngere Generation aus den Videos kennt und geil findet, bis sie mal versucht haben, darauf länger als eine Stunde zu sitzen. Meine Schwester meint, dass Kartell nach Jahren der Krise gestärkt aus dem Downturn der New Economy hervor, denn die Klassiker der frühen 80er Jahre sind wieder todschick.
Mag sein. Aber wenn ich bei Kartell in der Pacellistrasse vorbeikomme, kommen sicher zwei aufgedonnerte Frauen aus dem Laden, Mama mit Ethnofetzen und roten Turnschuhen und Tochter mit Versace Jeans. Sie haben einen Gartenzwerg von Philippe Starck gekauft. Und einen weissen Plastiktisch. Sie steigen in ein Mercedes Cabrio mit Erdinger Kennzeichen. Es riecht, als hätten sie sich einmal durch eine Parfumerie geprobt, aber das ist nicht der Typ dafür.
Die kaufen einfach alles, was in der Glamour beworben wird. Todschick eben.
donalphons, 00:50h
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Kleiner Relaunch
Nein, ich bin nicht das Mädchen, sie ist auch nicht meine Schwester, und ihre Telefonnummer gebe ich auch nicht raus. Warum sie? Sie guckt so, wie ich denke, dass Rebellen eben gucken, wenn sie keinen Markt mehr haben.
donalphons, 19:42h
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Alfa Romeo, Schwere-Reiter-Strasse
Das ehemalige Postgelände an der Schwere-Reiter-Strasse hat jede Zukunft lang hinter sich. In den Boomzeiten der New Economy sollte hier ein Mediencluster entstehen. Mit dem Ergebnis, dass Neun Live noch nichts Billigeres gefunden hat, Jung von Matt seine Isar-Leute los ist, und Farbausdrucke in Klarsichthüllen die früheren Plexiglas-Orgien der Firmenschilder ersetzt haben.
Du fährst man über das kaputte Kopfsteinpflaster in den Hof, biegst dann den dritten Weg nach links und dann gleich wieder nach rechts ab, und dann siehst du sie schon. Vintage Alfas, von der 1300 Guiletta über rote Rundheck-Spider bishin zum Superleggero. Alle im Originalzustand und unrestauriert.
Mittags streichen die Angestellten der New Media Klitschen drum herum und würden gerne so einen Wagen haben, um über die Leopold zu cruisen. Aber die kargen Löhne im Kreativbusiness reichen dafür kaum mehr aus. Dann doch lieber weiter den Golf von Mami, ist auch praktischer.
Deshalb bleiben die Alfas hier in langer Reihe stehen; nur manchmal kommt ein Unfallwagen dazu, oder ein frisch polierter Wagen huscht schnell vom Hof. Dann ist wieder Ruhe, und die Wägen träumen weiter von der Jagd auf engen süditalienischen Serpentinen. Am Sonntag kannst du lange einsam durch die Karossen schlendern und das glitzernde Chrom befühlen. Sind die Fenster bei Sonnenschein etwas geöffnet, riechst du das alte Leder.
Die niedrige Werkstatt, das marode Kopfsteinpflaster und hin und wieder ein Wrack eines Porsche oder S-Klasse Mercedes runden das Bild ab. Sie sind hier nur eine Weile, dann haben sie wieder eine Zukunft.
Im Gegensatz zu den Verlierern des New Media Zeitalters, die in den anderen Schuppen angespült wurden.
--------
Alfa Romeo
Schwere-Reiter-Strasse 35
80797 München
siehe mit Bildern auch hier
Du fährst man über das kaputte Kopfsteinpflaster in den Hof, biegst dann den dritten Weg nach links und dann gleich wieder nach rechts ab, und dann siehst du sie schon. Vintage Alfas, von der 1300 Guiletta über rote Rundheck-Spider bishin zum Superleggero. Alle im Originalzustand und unrestauriert.
Mittags streichen die Angestellten der New Media Klitschen drum herum und würden gerne so einen Wagen haben, um über die Leopold zu cruisen. Aber die kargen Löhne im Kreativbusiness reichen dafür kaum mehr aus. Dann doch lieber weiter den Golf von Mami, ist auch praktischer.
Deshalb bleiben die Alfas hier in langer Reihe stehen; nur manchmal kommt ein Unfallwagen dazu, oder ein frisch polierter Wagen huscht schnell vom Hof. Dann ist wieder Ruhe, und die Wägen träumen weiter von der Jagd auf engen süditalienischen Serpentinen. Am Sonntag kannst du lange einsam durch die Karossen schlendern und das glitzernde Chrom befühlen. Sind die Fenster bei Sonnenschein etwas geöffnet, riechst du das alte Leder.
Die niedrige Werkstatt, das marode Kopfsteinpflaster und hin und wieder ein Wrack eines Porsche oder S-Klasse Mercedes runden das Bild ab. Sie sind hier nur eine Weile, dann haben sie wieder eine Zukunft.
Im Gegensatz zu den Verlierern des New Media Zeitalters, die in den anderen Schuppen angespült wurden.
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Alfa Romeo
Schwere-Reiter-Strasse 35
80797 München
siehe mit Bildern auch hier
donalphons, 12:56h
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