: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 22. August 2004

Real Life 21.8.04 - Paradies mit beschränkter Haftung

Der Nachbar meiner Eltern hat für seine Tochter in Berlin eine Wohnung gekauft, und ist dort manchmal zu Besuch. Letzte Woche kam er wieder zurück, sichtlich genervt von all dem Dreck und den Belästigungen, und meinte, man würde bei ihnen im Paradies leben.

Da wusste er noch nicht, dass im gesamten Viertel nach den Hochwassern der letzten Jahre jetzt das Grundwasser zugeschlagen hat. Nebenan kann man nur noch mit Gasmasken ins Haus, weil der gesamte Keller verschimmelt ist. Bei meinen Eltern halten sich die Schäden noch in engen Grenzen. Aber es macht einen seltsamen Eindruck, in diesem perfekten Stadtviertel mit all seinen gepflegten Autos, grossen Gärten und repräsentativen Häusern Menschen mit Gasmasken zu sehen.

Möglicherweise wird das Haus abgerissen, und das schmiedeiserne Tor mit dem Rautenwappen und den Löwen wird dann auch verschwinden. Was in den späten 70ern als Ansiedlung junger, erfolgreicher Familien begann, ist inzwischen eine Rentnerkolonie, und jetzt, da die Keller morsch und schimmlig werden, ahnen sie, dass diese ihre Welt im Verschwinden begriffen ist. Ich glaube, sie haben vielleicht zum ersten Mal Angst, in einem Dasein, in dem Hartz IV oder Praxisgebühr nicht wahrgenommen werden. Sie befürchten nicht den Abstieg, dazu sind sie zu wohlhabend, aber das Ende ihres Wertesystems, in dem das eigene Haus einen zentralen Stellenwert einnahm.

Und was sie von ihren Kindern hören, ist auch nicht dazu angetan zu glauben, dass ihre Welt noch in Ordnung ist. Es ist vielleicht ganz gut, dass mein Vater nicht mit dem Internet umgehen kann. So bekommen sie die Lektionen hier aus dem Slum Berlin a.d. Spree nur stark gefiltert ab.

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Back from Bayreuth

and now for something completely different:



Nachdem der Skandal mit den weissen Schwänen auf dem grünen Hügel nicht wirklich funktioniert hat, geht es jetzt bei Church of Fear mit Altbewährtem weiter. Mindestens eine 80-jährige wurde schon dabei beobachtet, wie sie beim Anblick dieses Staff Cars die Strassenseite wechselte. Pudel Wolfi hat sogar heldenmütig gegen den Reifen gepinkelt.

Gar nicht so leicht heute, Trotzkis Idee der permanenten Revolution zu leben. Vielleicht hätte es der Glaubwürdigkeit von Bürgerschreck S. geholfen, wenn er nicht ausgerechnet bei Illies´Monopol publiziert hätte. Reicht doch, wenn schon Maxim bei Cicero den Biller vom Dienst macht.

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Rattensportarten

Schlechte Zeiten? Es gibt keine schlechten Zeiten. Personalberater verdienen im Hype als Recruiter, in der Stagnation als Optimierer und im Downturn als Sensemänner für das feige Management. Und wenn sie mit der Arbeit fertig sind, schreiben sie noch einen lustigen Wettbewerb aus. Für Zeiten wie diese, wo man es sich leisten kann, andere ein paar Monate hängen zu lassen:

Im Moment passt es nicht, vielleicht aber in den kommenden Monaten. Dann wäre es schön, auf den Bewerber wieder zukommen zu können.

Vielleicht findet sich bis dahin auch was Besseres. Oder er geht mit seinen Gehaltsvorstellungen runter. Alles Aspekte, die man berücksichtigen sollte, wenn man den Preis der Sklavenhalterinnung auf der Fachmesse für Personalwesen will.

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