: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 6. Juni 2005

Kompliment an die Leser

Keiner von Euch hat geschrieben: He Don! Du bist heute im Focus! Mit Bild!

Ihr habt einen ziemlich guten Zeitschriftengeschmack, nehme ich an.

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Dirt Picture Contest - Hauslamot

In Bayern gibt es ein Fleischgericht mit dem schönen Namen Böfflamot. Das Böfflamot leitet sich vom Französischen boef a la mode - quasi angesagtes Fleischgericht - ab und ist als Begriff ein typisches Beispiel für die Verballhornung, die dem Wunsch zur Aufwertung entspringen kann.

Nun gibt es in Bayern bekanntlich zugereiste Menschen, die nicht ganz arm sind, in eigenen Häusern mit eigenem Garten leben und auch an keinerlei Vorgaben bezüglich der Architektur gebunden sind. Kurz, sie können tun, was sie wollen. Dominierten in den späten 60er Jahren noch die Bauten des Flachlandtirols mit gedrechselten Balkonen und Zirbelstübchen, tendierte man in der wohlhabenden Provinz später zur heimischen Burg, in krasser Verkennung des Sinngehalts des englischen Mottos "My Home is my Castle". So eine Burg braucht natürlich einen der feindlichen Umwelt zugewandten Turm, oder zumindest einen Turmstumpf, der die Bereitschaft signalisiert, die innere Gemütlichkeit bis aufs Messer und den letzten Tropfen Zugereistenblut zu verteidigen.

Jahre zogen ins Land wie weisse Wolken über den blauen bayerischen Himmel, unter denen sich die Burgen der Piefkegeschlechter ausbreiteten, und dann geschah das Unerwartete: Jungere Zugereiste verzichteten mangels ausgebliebener Bajuwarenhorden auf den Turm und bemalten die Wände statt dessen in Pastellorange, und orientierten die Augen ihrer bezahlten Architekten auch sonst gegen die Toskana, oder besser gegen das, von dem sie dachten, dass die Toskana so ausschaut. Nicht mehr die Burg, das Landhaus dominierte die Neubaugebiete der Zugereisten und aus der Art geschlagenen Bayern sowie den Mischehen aus beiden.

Und was macht so ein Burgnichtmehrlamotbesitzer? Nun, dieses Prachtexemplar - man beachte die echten Bleiglasrundbogenfenster! - verpasste seiner Burg einen pastellorangen Tarnanstrich. Mit rosa Scheuerleiste unten.



Vielleicht sitzen die Bewohner jetzt drinnen und hassen sich für ihre Holzdecken. Mit imitierten Tragbalken und Geweihleuchter. Aber zuerst kommen mal die Bleigläser raus. Spätestens, wenn dann Neugelsenkirchner Barock in ist, haben sie auch ihren Palladiolamot daraus geschnitzt.

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Sie wissen, dass ich wieder da bin.

Ich sollte mein Handy ausschalten. Und nicht mehr meine normale Mailbox aufmachen. Sie haben es schon gehört. Sie haben auch schon ein paar Ideen, was ich machen könnte. Für sie.

Ein Expose schreiben zum Beispiel, für ein hübsches Objekt in bester Lage. Der Stuhl von dem, der das bislang hätte machen sollen, ist noch warm, er selbst versucht wahrscheinlich gerade, einen Termin beim Arbeitsgericht zu bekommen. Jaja, so ist das, wenn man sich auf mündlich geschlossenen Arbeitsverträge verlässt. Keine gute Idee in dieser Branche, aber er selbst wollte es auch so, Hauptsache er kriegt den Job. Jetzt hat er den Ärger. Und ich den Stress mit Leuten, die denglisch aus dem Mund stinken: C´mon, du machst das sexy, Don. Gib ihnen Zucker, mach sie heiss.

Und wenn sie gerade keine Zeit haben, darf ich auch noch die Verhandlungen führen. Die immer hübsch unangenehm sind, denn dieses Geschäft, das den Endkunden so viel Zufriedenheit und Sicherheit verspricht, ist voller reissbarer Messlatten und Unwägbarkeiten. Und es ist ein Bereich, bei dem die Ratten gerade nervös werden. Ein Bereich, der seinen Crash noch nicht hatte, aber die Schrift ist an der Wand, und die Bretter für den Sarg sind schon gesägt.

Es soll Leute geben, die kommen nach langer Zeit zurück nach Hause, und das Schlimmste, was ihnen passiert, ist Frau Mama mit der Tekanne, dem Gebäck und mit den Worten "Iss, Kind, iss." Da, wo die Stimme herkommt, gibt es nur Selters und von Sekretätinnen gekaufte Pralinenmischungen, aber das alles aus Designerchromblech auf Systemtischen, und Raumteiler aus Milchglas. Das war mal mein Zuhause, in einem anderen Leben, und dafür bin ich eigentlich nicht zurückgekommen, denke ich, als die andere Seite von einer Deadline am Freitag spricht. Notebook stellen sie. Kann ich dann auch behalten. Auch den Reload-Button, frage ich?

Was, meint die andere Seite.

Nur ein Witz, sage ich. Haha.

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