Dirt Picture Contest - Hauslamot

In Bayern gibt es ein Fleischgericht mit dem schönen Namen Böfflamot. Das Böfflamot leitet sich vom Französischen boef a la mode - quasi angesagtes Fleischgericht - ab und ist als Begriff ein typisches Beispiel für die Verballhornung, die dem Wunsch zur Aufwertung entspringen kann.

Nun gibt es in Bayern bekanntlich zugereiste Menschen, die nicht ganz arm sind, in eigenen Häusern mit eigenem Garten leben und auch an keinerlei Vorgaben bezüglich der Architektur gebunden sind. Kurz, sie können tun, was sie wollen. Dominierten in den späten 60er Jahren noch die Bauten des Flachlandtirols mit gedrechselten Balkonen und Zirbelstübchen, tendierte man in der wohlhabenden Provinz später zur heimischen Burg, in krasser Verkennung des Sinngehalts des englischen Mottos "My Home is my Castle". So eine Burg braucht natürlich einen der feindlichen Umwelt zugewandten Turm, oder zumindest einen Turmstumpf, der die Bereitschaft signalisiert, die innere Gemütlichkeit bis aufs Messer und den letzten Tropfen Zugereistenblut zu verteidigen.

Jahre zogen ins Land wie weisse Wolken über den blauen bayerischen Himmel, unter denen sich die Burgen der Piefkegeschlechter ausbreiteten, und dann geschah das Unerwartete: Jungere Zugereiste verzichteten mangels ausgebliebener Bajuwarenhorden auf den Turm und bemalten die Wände statt dessen in Pastellorange, und orientierten die Augen ihrer bezahlten Architekten auch sonst gegen die Toskana, oder besser gegen das, von dem sie dachten, dass die Toskana so ausschaut. Nicht mehr die Burg, das Landhaus dominierte die Neubaugebiete der Zugereisten und aus der Art geschlagenen Bayern sowie den Mischehen aus beiden.

Und was macht so ein Burgnichtmehrlamotbesitzer? Nun, dieses Prachtexemplar - man beachte die echten Bleiglasrundbogenfenster! - verpasste seiner Burg einen pastellorangen Tarnanstrich. Mit rosa Scheuerleiste unten.



Vielleicht sitzen die Bewohner jetzt drinnen und hassen sich für ihre Holzdecken. Mit imitierten Tragbalken und Geweihleuchter. Aber zuerst kommen mal die Bleigläser raus. Spätestens, wenn dann Neugelsenkirchner Barock in ist, haben sie auch ihren Palladiolamot daraus geschnitzt.

Montag, 6. Juni 2005, 21:01, von donalphons | |comment

 
Das Motto dieser Serie: "Nur weil da kein Dreck herumliegt heisst nicht, dass es nicht Dreck ist".

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Ich kenne da ein Viertel ein Krailling, wo die Leute wohnen, die wirklich Stil haben. Lauter Flachdachvillen im Neo-Bauhausstil, erbaut in den 70er Jahren, die Sorte, die man im Tessin genauso findet wie in Palm Springs, nichts, aber auch gar nichts bayernspezifisches. Die Leute, die da wohnen, sind keine Zugereisten, wohl aber Professoren, Notare, Chefärzte.

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Davon habe ich auch ein paar Bilder, inclusive der an den Türen hängenden Strohblumenkränzen und Terracotta-Namensschildern der hobbytreibenden Gattinnenfreundinnen.

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Ich ahnte es!

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Kitsch ist so dauerhaft wie die Kakerlake.

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Klare Sache: Erbfall. Wenn man aus Pietät vor den anderen Angehörigen die Hütte nicht verkaufen kann. "Du kannst doch Papas 12ender nicht abhängen...".

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Und seine Nachbildung aller Burgen im Altmühltal aus abgebrannten Streichhölzern, die musst Du aufheben, die ist wertvoll - was da an Arbeit drinsteckt...

Das ist übrigens wahrscheinlicher als das 12-Ender.

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rund um mein heimatkaff baut man solche villamots aber keiner kommt auf die idee, das alte schloss zu erhalten. die niederbayern scheissen gelinde gesagt auf historische bausubstanz. und würden sie gezielt kacken, könnte ich mir verständnis abringen. aber das ist kommunal-egozentrisches wildscheißen, oft zugunsten solch abscheulicher fassaden gegen die menschlichkeit.

schlosslink: http://www.grafentraubach.de/Vereine/schloss/schloss.htm

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An der Laber? Ist der Niederbayer überdurchschnittlich gesprächig? :-)

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nah

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gar nie net.

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Nur nicht übermütig werden. An der Kleinen Laber....

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