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Mittwoch, 7. Dezember 2005
Mit der kleinen Schwester nach Schwaben
Es verspricht ein Tag wie aus einer der besseren-Familien-Soaps zu werden: Mit dem grossen Geschoss nach München, die Sonne strahlt, Schwester an der Isar abholen, nach Schwaben fahren, einen SLK raussuchen und kaufen, oder vielleicht doch rüber zu Porsche und da einen nehmen, zurückfahren. Das ist gewissermassen die "Ton Aus"-Version dieses Tages.
Und ich glaube nicht, dass jemand Lust auf die "Ton Ein"-Version hat. Ich eigentlich auch nicht wirklich.
Und ich glaube nicht, dass jemand Lust auf die "Ton Ein"-Version hat. Ich eigentlich auch nicht wirklich.
donalphons, 10:23h
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Real Life 03.12.05 - Teacanned
Da war diese Sache mit dem Hirsch. Der Hirsch ist eine eigene Geschichte, die sicher noch so ihre Folgen und Irrungen haben wird; ein Spontankauf, der nur bedingt für sich in Anspruch nehmen kann, die Träume einer gewissen Schicht zum Jahresende zu erfüllen. Iris hat ihn gekauft, bekam ihre Zweifel, ob ein derartig degoutantes Geschenk nicht doch von der Ex-Schweigermama abgelehnt wird, wollte ihn dann aber auch nicht umtauschen, schliesslich kennt ihre Mutter doch die Ladenbesitzerin, und jetzt steht der silberne Hirsch bei ihr daheim, in der Hoffnung, dass zu Weihnachten irgendjemand eine Geschmacklosigkeit schenkt, der die Rache mit einem
o.6 Meter langen und mit Beleuchtungsmittel 0.7 Meter hohem silbernem Tischkerzenhalter in Form eines röhrenden Hirsches
rechtfertigt. Im Geschäft war der Hirsch mit Goldflitterkerzen ausgestellt und sah in dem ohnehin üppigen Ambiente nicht allzu brutal aus; als Präsent gerade mal so daneben, dass es nicht bösartiger sein würde als drei Tage Wellnessurlaub in Bad Gögging für Senioren. Daheim in ihrer neuen Wohnung, inmitten von relativ modernen Möbeln, entfaltete das Vieh dann seine ganze Hässlichkeit, und sofort war klar: Das unter den Weihnachtsbaum der Ex-Schwiegermutter, und zwei Clans der kleinen Provinzstadt hätten Anlass zu einer mittelpächtigen Vendetta. Und das, nachdem sich zumindest die Eltern des geschiedenen Bräutigams dazu durchgerungen haben, die Trennung zu akzeptieren - schlimmer wäre es ja gewesen, Iris wäre bei ihm geblieben und wäre dann trotzdem dauernd mit - kleines, scharfes Luftholgeräusch - "dem" unterwegs. Der da mit seinen Büchern und seinen frechen Bemerkungen im Konzertverein. Der da, der du bist.
Zumindest diese Woche sind sie von dir befreit, denn du bist in München. Und am Samstag Abend ist Iris in der Stadt, später geht es mit ihren Eltern ins Gärtnerplatztheater, Gräfin Mariza, und davor geht sie Suche weiter nach dem passenden Geschenk für die unpassende Gelegenheit. Durch die Kälte der späten Nachmittags geht ihr durch Schwabing, die Belgradstrasse hinauf Richtung Norden, vor den Schaufenstern verweilend und nachdenkend, was denn nun angemessen wäre. Eine silberne Teekanne zum Beispiel hätte den Vorteil der Wertbeständigkeit, denn die gewesenen Schwiegereltern trinken nur Kaffee, da würde der Kanne nie etwas zustossen, alles wäre, bliebe fein und ohne Dellen bis in alle Ewigkeit.
Oder ein Tablett mit der Gravur "Zum Abservieren - von Eurer Ex-Schwiegertochter Iris", schlägst du vor, und noch ein paar andere Gemeinheiten. Eine Zuckerdose voll mit Süssstoff etwa, als dezenter Hinweis und Gesundheitsvorsorge. Oder Austernngabeln, um dann später in der Konzertvereinspause zu hören, dass diese Leute damit den Kuchen in sich reinstopfen. Oder Krebsmesser. Und dann, wenn die Frage kommt, was das ist lächelnd sagen, dass es Toilettbesteck ist, mit den Zinken säubert man die Fingernägel und mit den Schäufelchen kratzt mn die Ohren aus.
So schlimm, meint Iris, bevor Du die Sach mit den Schneckenzangen als Mösenöffner bringen kannst, seien sie dann doch nicht. Im Prinzip sei ja alles glatt gelaufen, das Problem sei eher er und seine unerträgliche Schwester, die Anrufe, die ab und zu mal kommen und die Selbstverständlichkeit, mit der da weiterhin Ansprüche geltend gemacht werden. Sie werde schon noch sehen, wohin sie das bringt, aber er wäre bereit, ihr zu vergeben.
Das sind sie ja immer, der grosse Traum von der zurückkriechenden Frau, die draussen die Hölle mitgemacht hat, Maria Magdalena in der Kleinstadtversion, die dann Kinder kriegt und mit diesen konservativen Namen versieht, Antonia, Mechthild oder Gerlinde, und sie dann später bewusst in die Schulen mit den durchgeknallten Lehrern und dem üblen Ruf stecken, damit aus denen mal was wird, oder zumindest einen ordentliche Ehefrau und Reproduktionsmaschine. Unconditional Surrender hiess das unter anderen Bedingungen, und gerade der Winter, wenn es kalt und einsam ist, ist die grosse Zeit der Rückfälle. Vielleicht solltest du sie mit jemandem verkuppeln, der ältere Sohn der G.s zum Beispiel ist gerade wieder zu haben, der ist nett, ein bisschen dumm, sicher gut im Bett, hiess es zumindest früher, und jederzeit wieder absägbar.
Dann geht ihr zurück durch die Strassen des Viertels, vorbei am Vorstadtcafe und am La Boheme, und bei einem Kleiderladen, da bleibt sie stehen und will kurz rein, da, wegen dem blauen Kleid, ein mittellänges, halbdurchsichtiges Nichts mit meerjungfrauschillernden Pailetten. Sie probiert es an, und es bricht dir fast das Herz zu sagen, dass es eher was für Blondinen ist, es ist zu hell für ihren dunklen Typ, und als sie eingeschnappt zurück in die Kabine geht, da betrachtest du ihre Schultern, ihre Bewegungen, und beschliesst, ihr nachher, vielleicht, zu sagen
o.6 Meter langen und mit Beleuchtungsmittel 0.7 Meter hohem silbernem Tischkerzenhalter in Form eines röhrenden Hirsches
rechtfertigt. Im Geschäft war der Hirsch mit Goldflitterkerzen ausgestellt und sah in dem ohnehin üppigen Ambiente nicht allzu brutal aus; als Präsent gerade mal so daneben, dass es nicht bösartiger sein würde als drei Tage Wellnessurlaub in Bad Gögging für Senioren. Daheim in ihrer neuen Wohnung, inmitten von relativ modernen Möbeln, entfaltete das Vieh dann seine ganze Hässlichkeit, und sofort war klar: Das unter den Weihnachtsbaum der Ex-Schwiegermutter, und zwei Clans der kleinen Provinzstadt hätten Anlass zu einer mittelpächtigen Vendetta. Und das, nachdem sich zumindest die Eltern des geschiedenen Bräutigams dazu durchgerungen haben, die Trennung zu akzeptieren - schlimmer wäre es ja gewesen, Iris wäre bei ihm geblieben und wäre dann trotzdem dauernd mit - kleines, scharfes Luftholgeräusch - "dem" unterwegs. Der da mit seinen Büchern und seinen frechen Bemerkungen im Konzertverein. Der da, der du bist.
Zumindest diese Woche sind sie von dir befreit, denn du bist in München. Und am Samstag Abend ist Iris in der Stadt, später geht es mit ihren Eltern ins Gärtnerplatztheater, Gräfin Mariza, und davor geht sie Suche weiter nach dem passenden Geschenk für die unpassende Gelegenheit. Durch die Kälte der späten Nachmittags geht ihr durch Schwabing, die Belgradstrasse hinauf Richtung Norden, vor den Schaufenstern verweilend und nachdenkend, was denn nun angemessen wäre. Eine silberne Teekanne zum Beispiel hätte den Vorteil der Wertbeständigkeit, denn die gewesenen Schwiegereltern trinken nur Kaffee, da würde der Kanne nie etwas zustossen, alles wäre, bliebe fein und ohne Dellen bis in alle Ewigkeit.
Oder ein Tablett mit der Gravur "Zum Abservieren - von Eurer Ex-Schwiegertochter Iris", schlägst du vor, und noch ein paar andere Gemeinheiten. Eine Zuckerdose voll mit Süssstoff etwa, als dezenter Hinweis und Gesundheitsvorsorge. Oder Austernngabeln, um dann später in der Konzertvereinspause zu hören, dass diese Leute damit den Kuchen in sich reinstopfen. Oder Krebsmesser. Und dann, wenn die Frage kommt, was das ist lächelnd sagen, dass es Toilettbesteck ist, mit den Zinken säubert man die Fingernägel und mit den Schäufelchen kratzt mn die Ohren aus.
So schlimm, meint Iris, bevor Du die Sach mit den Schneckenzangen als Mösenöffner bringen kannst, seien sie dann doch nicht. Im Prinzip sei ja alles glatt gelaufen, das Problem sei eher er und seine unerträgliche Schwester, die Anrufe, die ab und zu mal kommen und die Selbstverständlichkeit, mit der da weiterhin Ansprüche geltend gemacht werden. Sie werde schon noch sehen, wohin sie das bringt, aber er wäre bereit, ihr zu vergeben.
Das sind sie ja immer, der grosse Traum von der zurückkriechenden Frau, die draussen die Hölle mitgemacht hat, Maria Magdalena in der Kleinstadtversion, die dann Kinder kriegt und mit diesen konservativen Namen versieht, Antonia, Mechthild oder Gerlinde, und sie dann später bewusst in die Schulen mit den durchgeknallten Lehrern und dem üblen Ruf stecken, damit aus denen mal was wird, oder zumindest einen ordentliche Ehefrau und Reproduktionsmaschine. Unconditional Surrender hiess das unter anderen Bedingungen, und gerade der Winter, wenn es kalt und einsam ist, ist die grosse Zeit der Rückfälle. Vielleicht solltest du sie mit jemandem verkuppeln, der ältere Sohn der G.s zum Beispiel ist gerade wieder zu haben, der ist nett, ein bisschen dumm, sicher gut im Bett, hiess es zumindest früher, und jederzeit wieder absägbar.
Dann geht ihr zurück durch die Strassen des Viertels, vorbei am Vorstadtcafe und am La Boheme, und bei einem Kleiderladen, da bleibt sie stehen und will kurz rein, da, wegen dem blauen Kleid, ein mittellänges, halbdurchsichtiges Nichts mit meerjungfrauschillernden Pailetten. Sie probiert es an, und es bricht dir fast das Herz zu sagen, dass es eher was für Blondinen ist, es ist zu hell für ihren dunklen Typ, und als sie eingeschnappt zurück in die Kabine geht, da betrachtest du ihre Schultern, ihre Bewegungen, und beschliesst, ihr nachher, vielleicht, zu sagen
donalphons, 08:03h
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