: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 17. Dezember 2005

Das Gutmenschen-Problem mit der Scheissegestalt

Ich, das kann ich getrost sagen, bin eigentlich und gerne ein Gutmensch. Ich rette Kröten auf der Strasse und demonstriere für soziale Gerechtigkeit, ich esse biologisch angebaute Produkte und stehe mit meiner Person für die Bewahrung unserer Kultur gegen kurzfristige Finanzinteressen. Ich verleide vielen Leuten ihre Geieraktien, und habe klare Grundsätze zur Folter und mache in meiner Freizeit neben dem Blog hier noch ein paar andere Sachen, die der Allgemeinheit nach ihrer Meinung nützen, ohne dass dafür ein Cent an mich geht. Ich bemühe mich, mit meiner Existenz wenig Schaden anzurichten, bin mir meines Versagens bewusst und nehme für die Bewahrung der Welt auch individuelle Nachteile in Kauf, weil es uns alle umbringt, wenn jeder meint mit seiner Karre die 30 Meter zum Fluppenholen fahren zu müssen. Mitunter bin ich bei Sachthemen politisch enorm flexibel, wenn es denn der Sache dient, und reden tue ich mit fast allen - soweit es nicht diejenigen oder ihre Nachfolger sind, die ihre sozial, religiös, gesellschaftlich oder ökonomisch bedingten exterminatorischen Neigungen gegen meinesgleichen schon mehrfach unter Beweis gestellt haben.

Das ist das eine. Das andere ist aber das, was tief in mir drin nagt. Der Wunsch, den Titel Gutmensch anzunehmen, wird konterkariert vom Verlangen, der anderen, oben erwähnten Seite Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen. Ich würde also mitunter gern, irgendwann mal gewisse in der Lesergunst absackende, folterfreundliche braune Dreckspuppen, unterstützende Neoconazis und artverwandtes Gossenpack als "Scheissegestalten", also das eindeutige Gegenteil das zu sein sie eigentlich in Anspruch nehmen, titulieren. Fühlt sich gut an, wenn man es ausspricht, versucht es nur mal:

"(Name des NeoCoNazis) ist kein Gutmensch, er ist eine Scheissegestalt!"

Da flutscht die Zunge wie über Marzipan, auch, wenn man von den Scheissegestalten nicht aktuell als Gutmensch bezeichnet wird. Nur: Bin ich immer noch ein Gutmensch, wenn ich das tue? Und was ist mir wichtiger? Ach, schön wäre es, dafür klare Antworten zu haben.

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Live aus der Jurysitzung

Ohne Kuchen und Tee geht schon mal gleich gar nichts, zumindest bei diesem Award - unsere Kollegen drüben bei Lyssa haben sich dagegen nach eigenen Angaben im Dark Room zusammenbestellt, das kann was werden. Statt Furchpflug, Sumpfpumpe, Granitwarzen und Schluckloch (ich hab nicht teilgenommen, Lyssa täte mir leid) läuft hier alles recht gesittet und dennoch nicht spiessig ab.



Morgen gegen Mittag wissen wir, was Sache ist. Ihr erfahrt es am Abend, und es wird dabei auch ein paar Überraschungen geben. Ganz sicher.

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"werben & nicht verkaufen" und feuern

Hach, es ist ja wie in den guten alten Zeiten, als man die Mailbox öffnete und darin wieder die Klage eines vom 6. Semester Volkskunde zum Associate Editor mutierten Studenten fand, dass ihm die wirtschaftsfreundliche Hochglanzzeitschrift XY den marktliberalen Stiefel in den Arsch getreten hat, dass er jetzt zurük bis vor die Tore der Uni rutscht. Mit genau diesem verhalten tritt jetzt die Postille "Werben & Verkaufen" mal wieder ins Rampenlicht. Die ohnehin schon stark gerupfte Redaktion des früheren New Economy liebenden Blattes wird gleich nochmal um 12 Leute entlastet, darunter Chefredakteur und sein Vize. 20 Punkte für 12 Leute, das ist kein schlechter Schnitt.

Vielleicht mag auch der Küchenrufer an dieser Stelle ein paar Worte dazu sagen? Bitteschön:

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