: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 27. September 2006

Fahren kann er wohl

Aber das Zitat mit dem "dunkelsten Mittelalter, dem späten achten und frühen neunten Jahrhundert" kann ich absolut nicht so stehen lassen. Zum einem war das Mittelalter keineswegs dunkel, sondern von der Spätantike und dem Untergang des römischen Reiches bis zum 13. Jahrhundert fraglos und trotz aller Probleme, Kriege und einer bescheuerten, gegen Ende dieser Phase dominierenden Religion eine Erfolgsgeschichte für Europa. Zum anderen ist die Zeit um 800 die von Karl dem Grossen, über die man sich in der Geschichtsschreibung recht einig ist, dass sie ein erster Höhepunkt des Mittelalters ist, Stichworte Reichenau, St. Gallen (Klosterplan!), Aachen, Trier, Mainz, Regensburg. Nicht umsonst nennt man die Phase in der Kunstgeschichte "karolingische Renaissance".

Problematisch wurde es in der Zeit zwischen Karolingern und Ottonen, aber die Finsternis, die man gern dem Mittelalter zuschreibt, ist mitsamt Hexenverfolgungen, Ketzerausrottung und Judenvernichtung eher eine Sache von Spätmittelalter und Renaissance - die übrigens fieserweise erst hinter dem abwertenden Begriff Medii Aevi steckt. Mit etwas mehr Wissen hätte der Autor vielleicht auch noch in St. Prokulus in Naturns angehalten, wo ebenfalls karolingische Fresken erhalten sind. Und ein Pestfriedhof - das wäre dann übrigens wirklich dunkelste Neuzeit. Ich bin ja der Meinung, dass zwei Semester verpflichtende Kulturgeschichte und Soziologie - das, was früher die Grand Tour der Briten war - die Studenten zu besseren, aufgeschlosseneren Menschen machen würde. Nicht Typen, von denen ein befreundeter Dozent an einer Schweizer Eliteuni mal gesagt hat: Sie haben zwar keine Ahnung, aber das können sie mit Powerpoint perfekt präsentieren.

Wie auch immer. Schöne Photos von einer schönen Strecke.

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Chez Moi

Dr. Interiorlove oder wie ich lernte, die gestern gekauften Appliken zu lieben.



Die Hütchen auf den Lampen. Die fand ich früher auch ganz grauenvoll. Wozu Licht verringern? Warum kein Feuerglanz in den Kristallen? Sind die nicht grauenvoll omahaft, oder bestenfalls was für Mädchenzimmer? Dachte ich früher.

Heute denke ich mitunter etwas anders. Bei Lampen über dem Bett allemal. Ja, es sieht aus wie eine Elitessenfalle. Nein, es ist nicht so gemeint. Es ist einach ein gutes Licht für´s Lesen im Bett. Was an manchen Wochenenden der kommenden Monate sicher eine Hauptbeschäftigung sein wird, wenn es so dunkel bleibt.

Übrigens: Die famose Helga Birnstiel macht sich hier Gedanken über passende Ficksessel im angehenden "Die Zitrone hat noch Saft"-Alter. Nicht schlecht, aber ich würde vielleicht doch auf ein originales Anbahnungsstuhlensemble hinweisen wollen:



So ist das nämlich ideal: Ein Liegesessel für die Dame und drei furchtbar unbequeme Sessel für die Herren. Sie kann sich schon weitgehend horizontal in ihren körperlichen Reizen wälzen, die Beine fast durch die Form gezwungen spreizen, die Arme willenlos seitlich fallen lassen, und ihn wie die in der Falle des umfassenden Geflechts gefangene Hirschkuh von unten flehentlich ansehen, während er mit seiner Erektion auf dem Stühlchen umherrutscht. Stuhl 2 und 3 dienen der Ablage des Porzellans, damit es bei den abzusehenden Handlungen nicht zu Schaden kommt. Der Zustand des Sitzgeflechts beweist hinreichend, dass das Objekt sinnfällig verwendet wurde. Die wussten damals, wie das mit den Ficken geht. Von denen können wir noch was lernen. Wohnst Du noch in Ikea oder kriegst Du schon Sex? Das ist die Frage, deren Lösung in Form einer Bezugsadresse ich gerne zur Verfügung stellen kann.

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Die Sense im Blätterwald

Das Handelsblatt tut es.
Springer tut es.
Du Mont tut es jetzt auch.
Und nach den Medientagen hört man dergleichen vielleicht auch von der Süddeutschen. Die WAZ wird da auch nicht zurückstehen. Das ist wie bei den Benzinpreisen, dieses interne Abrüben überflüssigen Schreib- und Vermarktungsmaterials.

Update: Die Frankfurter Rundschau macht auch mit.

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