: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 18. Dezember 2007

Empfehlung heute - Feines aus Wien

Als wir das Blogs-Buch gemacht haben und bei Bloggern fragten, ob sie sich eine Beteiligung vorstellen könnten, gab es eine einzige, sofortige, klare Absage. Eine, die mich wirklich geschmerzt hat, weil es ein sagenhaft gutes Blog war, von einer wirklich grandiosen Köchin und Autorin. Sowas wie die Mutter aller Kochblogs, aber kein Kind wurde so gut wie die Frau Mama. Die war lange Zeit anderweitig vergeben, aber jetzt ist sie wieder sporadisch da. Die einzigartige Meisterköchin.

das verrückte an der meisterköchin ist, dass ich zwar keine ahnung habe, wie sie im realen Leben aussieht und wirkt, aber dennoch eine sehr präzise vorstellung von ihr habe. ich weiss nicht, wie sie aussieht, aber sehr genau, wie sie aussehen sollte.

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Abgepinnt

Wenn man mich fragen würde, würde ich sagen: Schliesst die Pin AG sofort, ohne ein weiteres Wort.

Aber nachdem die Gesellschafter alle Medienmacher sind und wissen, wie Firmenkrisen in der Öffentlichkeit maximalen Schaden für die Beteiligten erzielen, machen sie natürlich auch in der nachrichtenarmen Zeit weiter. Und sorgen dafür, dass sich die Bundesbürger ein klein wenig mehr Gedanken über die Leute machen, die soch sonst als vierte Gewalt im Staate ausgeben; die WAZens, die Spingers, und wie sie alle heissen. Das finde ich gut. Nur die Lüge von den "vernichteten" 520 Milllionen, die Springer rumkräht, sollte vielleicht unterbleiben - schliesslich landete das Geld bei den anderen Gesellschaftern. Und bietet hier Spielräume für neue Räuberhöhliaden unserer Medienmacher.

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Reichtum

Diese Frage ist durchaus berechtigt. Was wird aus denen, die man allgemein als "reich" bezeichnet, wenn sie es nicht mehr sind? Arm, könnte man sagen, aber so leicht ist es nicht. Und es wäre auch falsch.

Ein paar Prämissen für meine Überlegungen: Wir sprechen hier über den Begriff "Reichtum", wie er von der Mehrheit der Bevölkerung wahrgenommen wird. Also nicht gleich Thyssen und Bernheim, Albrecht und Springer. Sondern der eher alltägliche Reichtum, den es in jeder Stadt gibt, die 20% der Bevölkerung, denen über 60% des Landes gehört, und noch einiges im Ausland. Und wir sprechen hier über intakte, gewachsene Sozialgefüge. Ich würde dergleichen nicht von Berlin, dem Osten oder Abstiegsregionen wie dem Ruhrgebiet behaupten wollen. Aus eigener Ansicht kenne ich diese Phänomene ohnehin nur aus meiner Heimat, München, und begrenzt aus Starnberg, Grünwald und Zürich- mist stark fallender Wertschätzung.

Ich kenne nur sehr wenige Fälle, in denen Reichtum abrupt in Armut umschlug. Ein paar Dumme sind dabei, die sich extreme Steuersparmodelle mit Framdkapital aufschwatzen liessen, bei denen erst Nachzahlungen nötig waren und im Anschluss neben dem Bankrott auch noch Steuernachzahlungen fällig wurden. Es gab ein paar Fälle, in denen sich Reiche beim Streben nach noch mehr Geld und Ansehen überhoben haben. Und andere, die eher im Bereich Wirtschaftskriminalität anzusiedeln sind: Der bekannte Anwalt etwa, der sich bei seinen Treuhandkonten bediente.Oder der Immobilienunternehmer, der rein rechnerisch einen dreistelligen Millionenbetrag Negativvermögen bei den Banken hat, und der bald fallen wird. Oder die Betreiberin des ersten Hauses am Platze, die glaubte, man entgehe dauerhaft Steuerfahndung und Sozialabgaben, und könne so ein noch tolleres Haus in bester Lage finanzieren. Aber das sind Extremfälle.

Denn im Normalfall ist Reichtum selbststabilisierend, und seine Besitzer haben über Generationen gelernt, die Mechanismen der Stabilität zu perfektionieren. Das ist so in den Leuten drin, dass es ihnen gar nicht mehr auffällt, und das, was man als "bessere Gesellschaft" hat, ist zentral genau dafür geschaffen worden. Die Existenz dieser Gesellschaft verlangt es, sich regelkonform zu verhalten, und das wiederum bestimmt den Geldfluss innerhalb der Gesellschaft. Galerien, Konzertvereine, Musikschulen, Clubs, Restaurants, Autohändler, das alles definiert sich über das Dabeisein, oder in den meisten Fällen, das Hineingeborensein. Nehmen wir mal an, die Eltern meiner Freundin Iris würden über nacht alles verlieren: Es wäre sofort jemand da, der sie wieder in vergleichweise einfach zu erhaltenden Lohn und feinstes Brot setzen würde. Allein schon, weil sie die Grundkompetenzen mitbringt, die das System am laufen halten.


geht überhaupt nicht: Plastikentenbrust aus dem Supermarkt

Aber so weit wird es nicht kommen. Die meisten, die ich kenne, haben ihr Vermögen sehr stark zersplittert. Vielleicht mehr, als der Sache gut tut; ich persönlich halte nach wie vor Immobilien in guter Lage für das Mass aller Dinge, aber gemeinhin hat man von allem ein wenig, und überraschend grosse, versteckte Reserven. Vor ein paar Jahren starb der Vater eines Freundes, der zu Lebzeiten als einer der offensten und auskunftsfreudigsten Menschen der Stadt galt. Einer, der keinen Hehl aus seinem Besitz machte. Dachte man, bis zur Testamentseröffnung. Der gute Mann hatte weitaus mehr, als seine Kinder auch nur ahnten, und all das Geschrei um sein Vermögen war nicht mehr als der Versuch, den wahren Umfang zu verschleiern.

Das geht so weit, dass man nach Todesfällen erfährt, wohin die Erben so alte, wertlose Aktien gelegt haben, die sicher schon ungültig sind. Ich kenne einen Fall, in dem über 60 Jahre und drei Generationen ein Umschlag unangetastet weitergereicht wurde, bis das Wissen um diese eiserne Reserve verschwand, und der Umschlag nach einem weiteren Erbgang buchstäblich aus dem Papierkorb gezogen werden musste. Das war vielleicht ein wenig zu sicher, ein wenig zu eng gedacht, aber so sind diese Leute. Da ist vieles, was sie verlieren können, manch haben sich in der New Economy gründlich verspekuliert, aber die Basis ist in den meisten Fällen noch da, und wirft kontinuierlich Geld ab. Nicht viel, nicht genug, um weitere Reichtümer anzuhäufen, aber ausreichend, um den Status zu sichern und vielleicht etwas auszubauen.

Überhaupt ist das nach meinen Beobachtungen das Hauptziel: Gute Absicherung nach unten. Ältere Vermögen kennen extreme Einschnitte, Inflationen und Entwertungen, die Berichte über die schlechten Zeiten sind Teile des familiären Bewusstseins, und entsprechend misstrauisch ist man auch. Die Abhängigkeit von Banken durch Schulden gilt als problematisch, Dispokredite gelten als unfein, und im Hinterkopf läuft bei praktisch allen Kaufentscheidungen das Thema Wertverlust mit.


geht auch nicht: ikeaöse goldkonsole für 1670 euro

Das alles klingt stressiger, als es de facto ist, man kennt das nicht anders und macht es automatisch. Die wenigen Ausnahmen, die es derbröselt, werden meist irgendwo wieder aufgenommen und erhalten; sei es, dass sie in einer Kanzlei weiterbasteln dürfen, Makler werden oder in karitativ-sozialen Projekten zwischengelagert werden. Da sind sie dann gute Beispiele, von denen jeder weiss, wie es kam. Und was man vermeiden muss, um ebenso zun enden. Keine Frage, es ist keine freundliche Welt, Charme und Liebreiz und Spass sucht man besser woanders, sie ist voller Zwänge wie das spanische Hofzeremoniell. Aber eben auch so stabil und unausrottbar.

Tatsächlich gibt es nur ein mittelfristiges Mittel zum Niedergang, und auch das ist schon etwas älter: Scheiternde Ehen mit Kindern zwischen - ähem - gesellschaftlich nicht adäquaten Partnern. Mitsamt Ehekrieg kann das auch bessere Familien innerhalb von zwei Generationen ruinieren. Einen Ehektrieg überlebt ein gutes Haus meistens, aber zwei Ehekriege bei zwei Kindern bringen sie an die Grenzen - weil davon auch die Kernfamilie in aller Regel betroffen ist. Da brechen Lebenskonstrukte und Ideologien zusammen. Deshalb blebt man, wenn überhaupt, beim Einzelkind, das das gesamte Vermögen sicher weiterträgt, sei es nun zum wiederum einigen Nachfolger, oder zum Aussterben in Krankheit, Krebs und zu viel Geld.

Denn am Ende macht man es immer verkehrt.

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