: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 21. Februar 2008

Empfehlung heute - Gewöhnungsbedürftig

Noch zwei Tage.



Solange war Bomec schon mal in Serbien, dessen Bewohner sich ja auch umgewöhnen mussen, an dies und das.

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Ausbleibende Selbstanzeigen: Liechtenstein ist der neue Mühlstein.

Habe ich was überlesen? Mir fehlt zum neuen Schimpfwort "Du Liechtensteiner" in den einschlägigen Postillen eine Analyse der Selbstanzeigen im Zuge der Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung. Die betrifft die vergleichweise geringe Zahl der Selbstanzeigen.

Inzwischen ist das Thema in den Medien so durch, dass kaum einer mehr behaupten kann, von den Ermittlungen und deren Datenbasis nichts zu wissen. Zusammen mit den Beihelfern dürften es rund 1000 Personen sein, für die es eng wird. 1000 Personen, die mutmasslich gegen die Daten der fahnder keine Chance haben. 1000 Personen, denen Warten in der Sache nichts hilft, die nur mit einer Selbstanzeige auf Gnade und moderate Strafzahlungen hoffen können. Rechnet man alles zusammen, was man bislang an Selbstanzeigen erfahren hat, und rechnet noch eine hohe Dunkelziffer dazu, kommt man auf nicht mehr als 200 "Liechtengesteinigte", die die Flucht nach vorne antraten. Bleiben noch 800 übrig.



Diese 800 setzen scheinbar auf das Prinzip Hoffnung. Bei genauerer Betrachtung ist das aber höchst irrational, weil aktuell das Risiko des Auffliegens und der unschönen Folgen sehr viel höher ist, als der Nutzen, den man bei rationaler Überlegung davon hat. Durch die Selbstanzeige wird man den Druck der Affaire los, man kann kalkulieren, was es kostet, man kann sich legal vom Finanzplatz Liechtenstein verabschieden, der ziemlich sicher jetzt schon ein lebender Toter ist, es herrscht wieder Ordnung in den Büchern, und man entgeht dem System des Versteckens, das auch nicht kosten- und gefahrlos ist. Schliesslich sind Leute, die beim Steuerhinterziehen helfen, auch selbst nicht immer saubere Geschäftspartner, und schon gar nicht, wenn sie selbst ins Zentrum der Ermittlungen geraten und sich mit einem Verrat an die Staatsanwälte Vorteile erkaufen. Statt dessen kann man sein Geld legal und sauber wieder nach Deutschland bringen. Es sei denn...

Und das ist der Punkt, der mich bei den Nichtselbstanzeigern so wuschig bis fies grinsend macht. Alle Vorteile des oben gezeigten Auswegs sind möglich, unter einer entscheidenden Prämisse: Dass keiner fragt, woher das in Vaduz gebunkerte Geld eigentlich stammt. Wenn man nachweisen kann, dass das Geld ordungsgemäss verdient und dann nach Liechtenstein verbracht hat, ist alles in Ordung. Aber wenn das Geld, oder Teile davon selbst auch schon unrechtmässig erworben wurde, sei es durch Korruption, Einflussnahme, politische Landschaftspflege, Unterschlagung, Untreue, all das, was im politisch-ökonomischen Komplex so selten wie grünes Gras ist, und dessen finanzielle Früchte in Deutschland aus Angst vor Strafverfolgung nicht gelagert werden können, weil sich die Schuld durch das geld nachweisen liesse - wenn also nicht nur kriminell Steuern hinterzogen wurde, sondern auch das Grundvermögen kriminellen Handlungen entstammt, dann kann man sich nicht selbstanzeigen, ohne den Fahnder weitaus schlimmere Dinge zu offenbahren.

Es werden spannende, höchst spannende Zeiten kommen. Wer glaubt, dass das Feuer der Steuerfahndung jetzt schon zu heiss ist, wird sich wundern. Das ist nur eine Kerze. Aber dass sie bislang nicht mehr Licht in der Sache erzeugt hat, deutet massiv darauf hin, dass die Kerze in einer gigantischen, stockfinsteren Pulverkammer angezündet wurde. Ich denke nicht, dass man als Informant wegen ein paar letztlich überflüssiger Spielgeldmillionen reicher Leute Angst um sein Leben haben müsste. Aber wenn diese Millionen nur die Symptome zugrunde liegender Verbrechen sind, wäre mir auch nicht wohl. Ich wäre nicht überrascht, wenn mancher Schatzmeister gerade eher an einem Abschiedsbrief denn an einer Selbstanzeige arbeiten würde - was schade wäre, denn es sollte öffentlich werden. Alles. Das brauchen wir jetzt.

[Edit: Unten hat jemand schon das K-Wort benutzt, K wie Kohl. Ts. Kein Vertrauen in Elder Statesmen.]

Don Alphonso Asset Management Media mit Material der üblichen, wohlinformierten Kreise

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Real Life 20.2.08 - Am Strand

sitzt eine junge Asiatin und tut nichts. Sie yogasitzt da, scheint die Steine nicht zu spüren, das Gesicht Richtung Westen, und meditiert. Oder auch nicht. Keine Ahnung, was aus den weissen Ohrstöpseln in ihr Hirn dringt. Ein seltsamer gegensatz zu all den hibbeligen Asiatinnen aus der Werbung, die furchtbar kreischen und mit den Gadgets wedeln, für die an den westlichen Mann zu bringen man sie angestellt und abgelichtet hat. Ich finde kleine Abspielgeräte eher sinnlos, aber als ich zum zweiten Mal an ihr vorbeikomme, kann ich einen gewissen Reiz dieser Nichtwerbung für moderne Techniknutzung nicht bestreiten.



Ich habe auch keine Eile. Das heisst, Eile hätte ich schon, aber ich lasse mich nicht hetzen, also gehe ich langsam. Ein paar Meter weiter überholt mich links ein älterer Herr mit Spazierstock. Er zieht erst wieder vor mir rein, als wäre es eine Autobahn, bleibt ein paar Schritte auf Kurs, fällt wieder nach links ab, beginnt zu schwanken, steuert abrupt auf eine Bank zu, aber bevor er sie erreicht, kippt er um und fällt mit dem Gesicht voran auf die Sitzfläche, und weil er versucht hat, sich mit den Händen abzufangen, rutscht seine Brille hoch und zerbricht an seiner Stirn. Ich helfe ihm auf, andere sind auch bald zur Stelle, er blutet, aber alle Taschentücher reichen nicht, um den roten Schwall aus seiner Stirn einzudämmen. Es hat eine Ader erwischt, sagt ein Arzt, der sich hier ebenfalls gleich einfindet, und ruft den Sanitäter.



Ich gehe weiter, erschlagen von der Luft, der Wärme, dem Gesehenen und der unerwarteten Nähe des Todes, und erst im Konferenzsaal, als sie mich anschauen, merke ich, dass meine Hände und mein Mantel voller Blut sind.

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