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Donnerstag, 19. Juni 2008
Hauptsache Knast
Nachrichten, die 9 Monate zu spät kommen:
Verhaftungswelle an der Wall Street
(http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Verdacht%20Anla
gebetrug%20Verhaftungswelle%20Wall%20Street/375335.html)
Ein schöner Abend.
Verhaftungswelle an der Wall Street
(http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Verdacht%20Anla
gebetrug%20Verhaftungswelle%20Wall%20Street/375335.html)
Ein schöner Abend.
donalphons, 22:16h
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Lesestoff
Angst. Aber habe ich persönlich Angst? Ist sie, weil ich sie anspreche und umschreibe, auch in mir?
Ich lag in der Einschätzung meiner Schulnoten konsequent über den tatsächlich gelieferten Ergebnissen. Ich bin Optimist. Ich habe heute bei einer Auktion ein schriftliches Limit für ein Bild eines schlangendurchzogenen Totenkopfs abgegeben, das mich mit 17% Aufgeld für den Rest des Monats zum Leeressen meiner - nicht schlechten, zugegeben - Vorräte und zum Umstellen der Ernährung auf Kartoffeln und viel Ei zwingen würde, oder zum energischen Stellen einer Rechnung gegenüber dem RBB, oder auch gegenüber ein paar Haifischen. Na gut, es stimmt nicht, es würde auch anders gehen, aber einen Moment musste ich schon nachdenken, wie ich das jetzt noch finanzieren soll - wenn der schlimmste Fall eintritt. Ein Betrüger, der versuchte, mir eine Fälschung unterzujubeln, erzählte mir seine Lebensdevise: Ich lebe über meine Verhältnisse, aber unter meinem Niveau. Da will ich nicht unbedingt hin. Ich hätte Verhältnisse und Niveau gern deckungsgleich.
Einmal war es zu viel, während meines Studiums. Da hatte ich die Wahl, entweder vergnügt einen halben Sommermonat mit üppigen Geldern bei Annast das eine oder andere zum Anziehen zu kaufen, oder einen Teil einer bedeutenden Bibliothek, die ein früh vollendeter, wie man so sagt, Kunstgeschichtler in Regensburg zusammengetragen hat. Eine Bibliothek, deren Abteilung zum Manierismus meine Desideratenliste mit einem Schlag anihilieren würde. Ich kam mit einem randvollen Auto auf dem letzten Benzintropfen in München an und hungerte zwei Wochen, um mich zu kasteien. Am Wochenende fuhr ich mit dem Rennrad heim zu Muttern und mit einem Rucksack voller Lebensmittel zurück, und ich kam durch. Ich hätte auch fragen können, ob sich meine Eltern beteiligen wollten, und ich denke, dass ihnen 12 Bände des Corpus Vitrearium Medii Aevi immer noch lieber gewesen wären als das, was andere Eltern in den Zeiten vor den kostenlosen Pornovideos im Internet ihren Söhnen so zahlen mussten: Wettschulden, Alkohol, Rauchmittel und anderes, was bei mir nie angefallen ist. Aber ich wollte spüren, welche Folgen es hat, wenn man über die Stränge schlägt.
Aber da ist etwas, das mich beruhigt:
Es kann böse ausgehen, natürlich. Aber es gibt einen Optimismus der Tat, und seit diesen beiden Erfahrungen in Mantua bin ich, was meinen eigenen Baukomplex des Jahres 1600 angeht, ein klein wenig strenger geworden. Die Fenster in den Gängen und über den Stufen etwa wurden vor 60 Jahren zum letzten Mal gestrichen, ordentlich und mit guter Farbe, ich habe sogar noch die Rechnung, aber seit Italien geht mit das schmutzige Elfenbein ein klein wenig auf die Nerven. Also werden die Fenster jetzt zerlegt, geputzt, gespachtelt, geschliffen und neu lackiert, für die kommenden Dekaden. Von mir. In meiner Freizeit. Weil ich damit ein paar hundert Euro spare, die man ansonsten den Handwerkern bezahlen müsste. Ich weiss nicht, ob man das als prekär bezeichnen kann, vermutlich nicht, es ist die Art der Familie, zu etwas zu kommen. Rendite ist immer auch die Folge von geringen Ausgaben. Ausgaben, die in einem Gemälde eines Totenkopfs besser angelegt sind. Was ist so eine Bibliothek ohne Memento Mori?
Unter dem Lacktopf ist ein Blatt des lokalen Anzeigenmülls, der hier endlich zu etwas nutze ist. Immobilienanzeigen, was mir vollkommen egal ist. Danke, ich habe schon. Aber die Zahlen lassen dann doch stutzig werden -wieviel? Was kostet so eine Kaluppe in Knoglersfreude, die allein in das Hinterhaus zweimal reinpassen würde? 420.000?
Ich habe keine Angst, es gibt keinen Grund, Angst zu haben. Unter und neben mir ist gebaute Sicherheit, inverrückbar und zerstörungsresistent.
Und bei der Auktion werde ich mit meinem lumpigen Gebot so oder so absaufen. Vielleicht bekomme ich ja wenigstens den Degen, dann kann ich mich abreagieren, nachts, wenn man frustrierten Fussballhools im Dunkeln begegnet, die glauben, sie könnten ihre Notdurft an dem Mauern des Stammhauses verrichten.
Ich lag in der Einschätzung meiner Schulnoten konsequent über den tatsächlich gelieferten Ergebnissen. Ich bin Optimist. Ich habe heute bei einer Auktion ein schriftliches Limit für ein Bild eines schlangendurchzogenen Totenkopfs abgegeben, das mich mit 17% Aufgeld für den Rest des Monats zum Leeressen meiner - nicht schlechten, zugegeben - Vorräte und zum Umstellen der Ernährung auf Kartoffeln und viel Ei zwingen würde, oder zum energischen Stellen einer Rechnung gegenüber dem RBB, oder auch gegenüber ein paar Haifischen. Na gut, es stimmt nicht, es würde auch anders gehen, aber einen Moment musste ich schon nachdenken, wie ich das jetzt noch finanzieren soll - wenn der schlimmste Fall eintritt. Ein Betrüger, der versuchte, mir eine Fälschung unterzujubeln, erzählte mir seine Lebensdevise: Ich lebe über meine Verhältnisse, aber unter meinem Niveau. Da will ich nicht unbedingt hin. Ich hätte Verhältnisse und Niveau gern deckungsgleich.
Einmal war es zu viel, während meines Studiums. Da hatte ich die Wahl, entweder vergnügt einen halben Sommermonat mit üppigen Geldern bei Annast das eine oder andere zum Anziehen zu kaufen, oder einen Teil einer bedeutenden Bibliothek, die ein früh vollendeter, wie man so sagt, Kunstgeschichtler in Regensburg zusammengetragen hat. Eine Bibliothek, deren Abteilung zum Manierismus meine Desideratenliste mit einem Schlag anihilieren würde. Ich kam mit einem randvollen Auto auf dem letzten Benzintropfen in München an und hungerte zwei Wochen, um mich zu kasteien. Am Wochenende fuhr ich mit dem Rennrad heim zu Muttern und mit einem Rucksack voller Lebensmittel zurück, und ich kam durch. Ich hätte auch fragen können, ob sich meine Eltern beteiligen wollten, und ich denke, dass ihnen 12 Bände des Corpus Vitrearium Medii Aevi immer noch lieber gewesen wären als das, was andere Eltern in den Zeiten vor den kostenlosen Pornovideos im Internet ihren Söhnen so zahlen mussten: Wettschulden, Alkohol, Rauchmittel und anderes, was bei mir nie angefallen ist. Aber ich wollte spüren, welche Folgen es hat, wenn man über die Stränge schlägt.
Aber da ist etwas, das mich beruhigt:
Es kann böse ausgehen, natürlich. Aber es gibt einen Optimismus der Tat, und seit diesen beiden Erfahrungen in Mantua bin ich, was meinen eigenen Baukomplex des Jahres 1600 angeht, ein klein wenig strenger geworden. Die Fenster in den Gängen und über den Stufen etwa wurden vor 60 Jahren zum letzten Mal gestrichen, ordentlich und mit guter Farbe, ich habe sogar noch die Rechnung, aber seit Italien geht mit das schmutzige Elfenbein ein klein wenig auf die Nerven. Also werden die Fenster jetzt zerlegt, geputzt, gespachtelt, geschliffen und neu lackiert, für die kommenden Dekaden. Von mir. In meiner Freizeit. Weil ich damit ein paar hundert Euro spare, die man ansonsten den Handwerkern bezahlen müsste. Ich weiss nicht, ob man das als prekär bezeichnen kann, vermutlich nicht, es ist die Art der Familie, zu etwas zu kommen. Rendite ist immer auch die Folge von geringen Ausgaben. Ausgaben, die in einem Gemälde eines Totenkopfs besser angelegt sind. Was ist so eine Bibliothek ohne Memento Mori?
Unter dem Lacktopf ist ein Blatt des lokalen Anzeigenmülls, der hier endlich zu etwas nutze ist. Immobilienanzeigen, was mir vollkommen egal ist. Danke, ich habe schon. Aber die Zahlen lassen dann doch stutzig werden -wieviel? Was kostet so eine Kaluppe in Knoglersfreude, die allein in das Hinterhaus zweimal reinpassen würde? 420.000?
Ich habe keine Angst, es gibt keinen Grund, Angst zu haben. Unter und neben mir ist gebaute Sicherheit, inverrückbar und zerstörungsresistent.
Und bei der Auktion werde ich mit meinem lumpigen Gebot so oder so absaufen. Vielleicht bekomme ich ja wenigstens den Degen, dann kann ich mich abreagieren, nachts, wenn man frustrierten Fussballhools im Dunkeln begegnet, die glauben, sie könnten ihre Notdurft an dem Mauern des Stammhauses verrichten.
donalphons, 22:03h
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