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Dienstag, 18. November 2008
Empfehlung heute - Beiträge
für die sich deutsche Wirtschaftsmedien zu fein sind. Und zu feige. Sehr gut und knallhart, was da zusammengefasst wird.
Und dann ist da noch der Mischkonzernbesitzer Adolf Merckle, der sich mit VW-Aktien verspekuliert hat. Nun, Herr Merckle ist bekannt dafür, äusserst, sagen wir mal, steueroptimiert zu agieren. Einer, der Gelegenheiten schnell ergreift und dabei nicht wirklich auf das Wohl der Allgemeinheit schaut. Wenn so einer bei einer Spekulation pleite gehen sollte, wäre es dumm vom Staat, dort zu helfen. Also, vor dem Regelsatz von Hartz IV.
Und dann ist da noch der Mischkonzernbesitzer Adolf Merckle, der sich mit VW-Aktien verspekuliert hat. Nun, Herr Merckle ist bekannt dafür, äusserst, sagen wir mal, steueroptimiert zu agieren. Einer, der Gelegenheiten schnell ergreift und dabei nicht wirklich auf das Wohl der Allgemeinheit schaut. Wenn so einer bei einer Spekulation pleite gehen sollte, wäre es dumm vom Staat, dort zu helfen. Also, vor dem Regelsatz von Hartz IV.
donalphons, 12:42h
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Zwei Tage im Herbst V
Vielleicht liegt es ja auch an der Schweiz. Ich mein, dass die Leute so anders werden, wenn sie länger dort waren. Oder auch an der Schule, in der die Kinder vom B. gelandet sind. Es hat eine Weile gedauert, aber als wir sie nach dem zweiten Jahr wieder trafen, waren sie anders. Nicht klüger, immer noch etwas, sagen wir mal, also, einfach anders. Sie waren damals sehr schnell verschwunden, das dauerte nur ein paar Tage von der Ankündigung zum Abtransport, und was meine Eltern so hörten, muss es ihnen zuerst überhaupt nicht gefallen haben. Damals wurde bei uns gerade erst ein Golfclub gegründet, und die besseren Leute hatten einen Begriff von Luxus, der sich aus drei Läden speiste, einer für Männer, einer für Frauen, einer für beide, mehr gab es nicht. Die Höhepunkte bei uns waren der Standortball im Winter und die Tennismeisterschaften beim Ruderclub. Von Internaten, die jedes Jahr so viel kosteten, wie eine Kassiererin verdient, hatte man damals nur gehört. Vielleicht polt sowas alles neu: In einer Schule zu sein, in der man so viel kostet, wie die Mutter mancher Freunde daheim verdient hat. Das war bei uns nicht so: So anders, so isoliert, in meiner Schule war auch die S., die Tochter der Sekretärin meines Vaters, da war nicht alles festgeschrieben, die S. wollte damals als JU-Mitglied unbedingt auf den Standortball und hat es dann mit einem Schleimer von denen auch geschafft, auf den Ball auf den ich nie gegangen wäre, denn was will ich bei den Pionieren. Nicht Mensch, nicht Tier, Pionier, haben sie bei uns gesagt, und alle hatten Angst, beim Wehrdienst dort zu landen. Aber die Söhne vom B. waren weit weg, isoliert mit anderen Menschen, und diese Isolation der Schweiz fühle ich, als ichüber die Schneefläche vom Stelvio zum Umbrail fahre.
Man sagt ja viel über die hohen Berge und die tiefen Tresore der Schweiz, obwohl es nicht stimmt, wenn man sich die echten Routen anschaut. Der klassische Steuerhinterzieher fährt entweder nach Vorarlberg in Österreich, von wo aus der Transport gemacht wird, oder am Bodensee vorbei Richtung Zürich, oder nach Basel. Basel ist eine ziemlich hässliche Industriestadt, also, finde ich, aber irgendwo müssen die ja ihre Medikamente und was anderes als Steuerhinterziehung machen, die Schweizer. Andererseits bleibt ihnen auch nichts anderes übrig, wir haben damals in der Schule den Roman "Die schwarze Bande" über das Leben der Schornsteinfegerkinder aus der Schweiz gelesen, einer der seltenen Anklänge von sozialer Gerechtigkeit in unserer erfolgsorierten Erziehungsanstalt, da ist es mir wirklich lieber, wenn sie Banken machen, Schweizer Franken und sichere Konten. Und Internate, in denen aus den zurückgebliebenen Kindern reicher Leute zurückgebliebene Schnösel werden.
Da vorne ist schon die Schweiz, zuerst kommt die italienische Bergfestung, die heute langsam zerfällt. Links ginge es hinunter nach Bormio und dann weiter ins Tessin, wo früher die Kaminfeger herkamen und heute die Russen hinziehen. Hier oben ist eigentlich nichts ausser der Strasse und die Zollstation, vermutlich kann man hier oben auch wenig tun, ausser Geröllklettern und in die Schweiz fahren. In der italienischen Station ist niemand. Wirklich niemand, das Grenzerhaus ist leer, vollkommen ausgestorben. Keiner hält mich an und will in meine Aktentasche schauen, keiner fragt mich, was ich mit dem Geld tue und warum ich dem Euroraum nicht mehr traue. Als ob man das an einem Tag wie heute erklären müsste, da in Österreich viele Leute ihre Aktien loswerden wollen, und vor einer geschlossenen Börse stehen. Ich mein, Mitteleuropa, 21. Jahrhundert. Börsenschliessung. Da bin ich lieber hier oben. Ausserdem ist es schön hier. Und keine Menschen. Ist schon mal jemand aufgefallen, dass die Krise sofort verschwindet, wenn die Menschen verschwinden? Dann noch ein Zöllnerhaus, in dem kein Italiener ist, und noch eines die Strasse runter, in dem kein Schweizer ist, und dann bin ich angekommen.
Ich finde ja, die Schweiz sollte so eine Art Schweizertum h.c. anbieten. Also, vielleicht nicht Schweizertum, das klingt blöd, aber auf Kantonalebene. Dann würde ich jetzt Graubündner i. K. werden. Graubündner in Konto. Das sollte nicht so schwer sein, schliesslich ist Graubünden auch nur eine Zusammenrottung aufständischer Bergbauern gegen die Habsburger gewesen, die jeden aufnahmen, der Österreich und die Habsburger ablehnte. Ich halte Österreich für einen Schurkenstaat, vielleicht nehmen sie mich. Ich würde kein Zürcher sein wollen und auch kein Tessiner, aber bei Graubünden weiss ohnehin keiner so genau, was das ist. Sie haben jedenfalls ein hübsches Wappen, auf dem die drei Bünde zu sehen sind: Gotteshausbund, Grauer Bund und Zehngerichtebund haben 1450 den ersten und damit ältesten Freistaat Europas gegründet. Ich muss mal erzählen, warum ich Davos und St. Moritz nicht so mag, da habe ich nicht so gute Erfahrungen gemacht, aber Müstair, wo ich jetzt hinfahre, ist super.
Dafür muss man den Umbrail runter, und im Mittelteil ist die Strasse immer noch nicht aspahltiert, wie früher. Auch so kann man sich abschliessen: Indem man Strassen baut, die schwer passierbar sind. So muss es in den 30er Jahren gewesen sein, wenn ein Achsbruch das Ende bedeuten konnte. Oder bei der Mille Miglia der frühen Jahre. Weiter unten dann Wald, enge Kurven, ein Schweizer Pickup lässt mich freundlicherweise vorbei, dann Almwiesen und hinten im Tal Müstair, das Ziel der Reise.
Teil 4.
Man sagt ja viel über die hohen Berge und die tiefen Tresore der Schweiz, obwohl es nicht stimmt, wenn man sich die echten Routen anschaut. Der klassische Steuerhinterzieher fährt entweder nach Vorarlberg in Österreich, von wo aus der Transport gemacht wird, oder am Bodensee vorbei Richtung Zürich, oder nach Basel. Basel ist eine ziemlich hässliche Industriestadt, also, finde ich, aber irgendwo müssen die ja ihre Medikamente und was anderes als Steuerhinterziehung machen, die Schweizer. Andererseits bleibt ihnen auch nichts anderes übrig, wir haben damals in der Schule den Roman "Die schwarze Bande" über das Leben der Schornsteinfegerkinder aus der Schweiz gelesen, einer der seltenen Anklänge von sozialer Gerechtigkeit in unserer erfolgsorierten Erziehungsanstalt, da ist es mir wirklich lieber, wenn sie Banken machen, Schweizer Franken und sichere Konten. Und Internate, in denen aus den zurückgebliebenen Kindern reicher Leute zurückgebliebene Schnösel werden.
Da vorne ist schon die Schweiz, zuerst kommt die italienische Bergfestung, die heute langsam zerfällt. Links ginge es hinunter nach Bormio und dann weiter ins Tessin, wo früher die Kaminfeger herkamen und heute die Russen hinziehen. Hier oben ist eigentlich nichts ausser der Strasse und die Zollstation, vermutlich kann man hier oben auch wenig tun, ausser Geröllklettern und in die Schweiz fahren. In der italienischen Station ist niemand. Wirklich niemand, das Grenzerhaus ist leer, vollkommen ausgestorben. Keiner hält mich an und will in meine Aktentasche schauen, keiner fragt mich, was ich mit dem Geld tue und warum ich dem Euroraum nicht mehr traue. Als ob man das an einem Tag wie heute erklären müsste, da in Österreich viele Leute ihre Aktien loswerden wollen, und vor einer geschlossenen Börse stehen. Ich mein, Mitteleuropa, 21. Jahrhundert. Börsenschliessung. Da bin ich lieber hier oben. Ausserdem ist es schön hier. Und keine Menschen. Ist schon mal jemand aufgefallen, dass die Krise sofort verschwindet, wenn die Menschen verschwinden? Dann noch ein Zöllnerhaus, in dem kein Italiener ist, und noch eines die Strasse runter, in dem kein Schweizer ist, und dann bin ich angekommen.
Ich finde ja, die Schweiz sollte so eine Art Schweizertum h.c. anbieten. Also, vielleicht nicht Schweizertum, das klingt blöd, aber auf Kantonalebene. Dann würde ich jetzt Graubündner i. K. werden. Graubündner in Konto. Das sollte nicht so schwer sein, schliesslich ist Graubünden auch nur eine Zusammenrottung aufständischer Bergbauern gegen die Habsburger gewesen, die jeden aufnahmen, der Österreich und die Habsburger ablehnte. Ich halte Österreich für einen Schurkenstaat, vielleicht nehmen sie mich. Ich würde kein Zürcher sein wollen und auch kein Tessiner, aber bei Graubünden weiss ohnehin keiner so genau, was das ist. Sie haben jedenfalls ein hübsches Wappen, auf dem die drei Bünde zu sehen sind: Gotteshausbund, Grauer Bund und Zehngerichtebund haben 1450 den ersten und damit ältesten Freistaat Europas gegründet. Ich muss mal erzählen, warum ich Davos und St. Moritz nicht so mag, da habe ich nicht so gute Erfahrungen gemacht, aber Müstair, wo ich jetzt hinfahre, ist super.
Dafür muss man den Umbrail runter, und im Mittelteil ist die Strasse immer noch nicht aspahltiert, wie früher. Auch so kann man sich abschliessen: Indem man Strassen baut, die schwer passierbar sind. So muss es in den 30er Jahren gewesen sein, wenn ein Achsbruch das Ende bedeuten konnte. Oder bei der Mille Miglia der frühen Jahre. Weiter unten dann Wald, enge Kurven, ein Schweizer Pickup lässt mich freundlicherweise vorbei, dann Almwiesen und hinten im Tal Müstair, das Ziel der Reise.
Teil 4.
donalphons, 12:13h
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Ravioli con Zucca
Ich gelte im Allgemeinen als recht beharrlich und von Überzeugungen getrieben, und mitunter komme ich mir damit im Gegensatz zu Werber, PRler und Marketingabschaum, der seine Arschlöchrigkeit als Dauerironie vertickt, selbst in die Quere. Vorletzten Samstag zum Beispiel stand ich bei Frasnelli unter den Lauben in Meran, und hatte schon einen Raviolimacher in der Hand: Eine Zange, in die man den Teig und die Füllung legt, zuklappt - und dann stanzt die Zange die Ravioli in die richtige Form und macht auch gleich noch den gezackten Rand. Ein schönes Stück, und auch nicht teuer. Aber ich habe Grundsätze, so etwa diesen hier: Es gibt Dinge, die wirst du nie perfekt können, also kaufe sie bei denen, die wahre Meister sind.
Dabei geht es um komplexe Torten, aber auch um so scheinbar banale Dinge wie Nudeln. Natürlich kann jeder Depp mit Anleitung und Nudelmaschine irgendwelchen Schleim in den Topf kippen, aber echte, frische Nudeln wie in Valeggio sul Mincio gibt es kein zweites Mal auf dieser Erde. Und dann ist etwas näher Manuelas Frischnudelservice, wo ein Quentchen zum Paradies fehlt - aber wirklich nur ganz wenig, und nicht ganz so gut wie Valeggio zu sein, ist immer noch besser als so ziemlich alles, was es sonst an Pasta gibt. Es gibt noch ordentliche Frischpasta auf den Schwabinger Viktualienmarkt, und all das lohnt sich. Manche glauben vielleicht, dass man auch für weniger als 2 Euro pro 100 Gramm, im Supermarkt in Plastikverpackung etwa, den gleichen Genuss bekommt - sie haben keine Ahnung. Von mir auch dürfte es auch doppelt, dreimal so viel kosten. Echte Pasta ist Kunst, grossartige Kunst von echten Könnern, und muss fair entlohnt werden.
Als ich also da bei Frasnelli in Meran war, hatte ich schon das Buch Hitze von Bill Buford geschenkt bekommen. Ich fuhr über Pässe zurück, las in den kommenden Tagen darin manches Ekelhafte aus den Küchen der Welt und erreichte endlich die Stelle, an der Buford über Tortellini con Zucca schreibt. Da ist diese süsse Kürbisfüllung, gemischt mit Zwiebeln und Parmesan und Zucker, und aussen geschmolzene Butter. Ein Irrsinn. Der Geschmack, den ich auf der Zunge haben möchte, wenn ich sterbe, um dann in einem Reindl voller Apfelstrudel beerdigt zu werden. Davon Lesen bedeutet, es zu wollen. Kein Problem, dachte ich, morgen ist Markt, und ich gehe zu Manuela. Ich tat und erfuhr: Die Kürbisravioli sind ausverkauft.
(Grossbild hier)
Seit zwei Tagen will ich Kürbisravioli. Unbedingt, sofort. Heute war ich in drei Feinkostgeschäften rund um den See, die nichts dergleichen hatten. Was ich hatte, war Mehl, Ei, Salz, Muskatkürbis, Parmesan und Zwiebel. Und obendrein natürlich nicht die geringste Ahnung, wie man solche Ravioli macht. Das Internet zu befragen wäre dagegen allein schon wegen meiner Herkunft aus einem stadtberühmten Bäckergeschlecht unter meiner Würde, also knetete ich den Teig, bis er sich richtig anfühlte, legte ihn für zwei Stunden in den Kühlschrank, hobelte den Kürbis fein und drückte ihn fest aus, rieb dazu eine Handvoll Parmesan und gab etwas feinst gehckte Zwiebeln dazu, und obendrein noch einen Esslöffel Zucker. Dann woigelte ich kleine Teigbröckerl in Mehl flach und rund, füllte sie mit der Kürbismischung, klappte sie unter Herauspressen der Luft zusammen, und kippte sie für drei Minuten in sprudelndes Wasser.
(Grossbild hier)
Der Rest war, nachdem die dreizehn Ravioli mysteriöserweise ohne jedes Hilfsmittel alle gleich gross und voll geraten waren, ganz leicht: Etwas Butter in einen Topf, etwas fein gehackten grünen Lauch und geschnittene Rauke dazu, anbraten, dann drei Teelöffel Kochwasser hinein, kräftig umrühren, die Pasta taucht aus dem sprudelnden Inferno auf, heraus auf den Teller, alle haben sie gehalten, nichts ist geplatzt, die Buttersosse darüber laufen lassen, und schnell servieren. Es war, zugegeben, eine ziemliche Sauerei in der Küche, es hat lang gedauert, es war zu wenig Zucker drin und vielleicht müsste man auch einen süsseren Kürbis nehmen, oder vielleicht dazu noch - ich weiss, es klingt pervers, aber: Amarenokirschen. Es muss süss sein, noch süsser, das muss probiert werden, aber bis dahin hoffe ich, dass der Lieferstopp bei Manuela ein Ende hat.
(Kein Grossbild. Ich will nicht, dass jemand seinen Monitor ableckt)
Ich habe natürlich nicht die geringste Ahnung, ob man das wirklich so macht, wie ich es gemacht habe. Ich kann dummerweise gar nicht anders kochen, Messbecher und Waagen habe ich nie gebraucht, und wie die Alten in meinem Clan kann auch ich Rezepte auch nicht in Gramm und Milliliter weitergeben. Viel Kürbis, üppig Parmesan, etwas Zwiebel, ein Ei aus guter Haltung, und immer die besten Zutaten vom Markt, dann kann es eigentlich nur gut werden. Und wenn es dann etwas, oder ehrlich gesagt, sehr viel mehr als erwartet war: Mei. Bei uns is no nia wos schlecht gwordn, sagte meine Grossmutter immer, und sie hatte natürlich wie immer Recht.
Dabei geht es um komplexe Torten, aber auch um so scheinbar banale Dinge wie Nudeln. Natürlich kann jeder Depp mit Anleitung und Nudelmaschine irgendwelchen Schleim in den Topf kippen, aber echte, frische Nudeln wie in Valeggio sul Mincio gibt es kein zweites Mal auf dieser Erde. Und dann ist etwas näher Manuelas Frischnudelservice, wo ein Quentchen zum Paradies fehlt - aber wirklich nur ganz wenig, und nicht ganz so gut wie Valeggio zu sein, ist immer noch besser als so ziemlich alles, was es sonst an Pasta gibt. Es gibt noch ordentliche Frischpasta auf den Schwabinger Viktualienmarkt, und all das lohnt sich. Manche glauben vielleicht, dass man auch für weniger als 2 Euro pro 100 Gramm, im Supermarkt in Plastikverpackung etwa, den gleichen Genuss bekommt - sie haben keine Ahnung. Von mir auch dürfte es auch doppelt, dreimal so viel kosten. Echte Pasta ist Kunst, grossartige Kunst von echten Könnern, und muss fair entlohnt werden.
Als ich also da bei Frasnelli in Meran war, hatte ich schon das Buch Hitze von Bill Buford geschenkt bekommen. Ich fuhr über Pässe zurück, las in den kommenden Tagen darin manches Ekelhafte aus den Küchen der Welt und erreichte endlich die Stelle, an der Buford über Tortellini con Zucca schreibt. Da ist diese süsse Kürbisfüllung, gemischt mit Zwiebeln und Parmesan und Zucker, und aussen geschmolzene Butter. Ein Irrsinn. Der Geschmack, den ich auf der Zunge haben möchte, wenn ich sterbe, um dann in einem Reindl voller Apfelstrudel beerdigt zu werden. Davon Lesen bedeutet, es zu wollen. Kein Problem, dachte ich, morgen ist Markt, und ich gehe zu Manuela. Ich tat und erfuhr: Die Kürbisravioli sind ausverkauft.
(Grossbild hier)
Seit zwei Tagen will ich Kürbisravioli. Unbedingt, sofort. Heute war ich in drei Feinkostgeschäften rund um den See, die nichts dergleichen hatten. Was ich hatte, war Mehl, Ei, Salz, Muskatkürbis, Parmesan und Zwiebel. Und obendrein natürlich nicht die geringste Ahnung, wie man solche Ravioli macht. Das Internet zu befragen wäre dagegen allein schon wegen meiner Herkunft aus einem stadtberühmten Bäckergeschlecht unter meiner Würde, also knetete ich den Teig, bis er sich richtig anfühlte, legte ihn für zwei Stunden in den Kühlschrank, hobelte den Kürbis fein und drückte ihn fest aus, rieb dazu eine Handvoll Parmesan und gab etwas feinst gehckte Zwiebeln dazu, und obendrein noch einen Esslöffel Zucker. Dann woigelte ich kleine Teigbröckerl in Mehl flach und rund, füllte sie mit der Kürbismischung, klappte sie unter Herauspressen der Luft zusammen, und kippte sie für drei Minuten in sprudelndes Wasser.
(Grossbild hier)
Der Rest war, nachdem die dreizehn Ravioli mysteriöserweise ohne jedes Hilfsmittel alle gleich gross und voll geraten waren, ganz leicht: Etwas Butter in einen Topf, etwas fein gehackten grünen Lauch und geschnittene Rauke dazu, anbraten, dann drei Teelöffel Kochwasser hinein, kräftig umrühren, die Pasta taucht aus dem sprudelnden Inferno auf, heraus auf den Teller, alle haben sie gehalten, nichts ist geplatzt, die Buttersosse darüber laufen lassen, und schnell servieren. Es war, zugegeben, eine ziemliche Sauerei in der Küche, es hat lang gedauert, es war zu wenig Zucker drin und vielleicht müsste man auch einen süsseren Kürbis nehmen, oder vielleicht dazu noch - ich weiss, es klingt pervers, aber: Amarenokirschen. Es muss süss sein, noch süsser, das muss probiert werden, aber bis dahin hoffe ich, dass der Lieferstopp bei Manuela ein Ende hat.
(Kein Grossbild. Ich will nicht, dass jemand seinen Monitor ableckt)
Ich habe natürlich nicht die geringste Ahnung, ob man das wirklich so macht, wie ich es gemacht habe. Ich kann dummerweise gar nicht anders kochen, Messbecher und Waagen habe ich nie gebraucht, und wie die Alten in meinem Clan kann auch ich Rezepte auch nicht in Gramm und Milliliter weitergeben. Viel Kürbis, üppig Parmesan, etwas Zwiebel, ein Ei aus guter Haltung, und immer die besten Zutaten vom Markt, dann kann es eigentlich nur gut werden. Und wenn es dann etwas, oder ehrlich gesagt, sehr viel mehr als erwartet war: Mei. Bei uns is no nia wos schlecht gwordn, sagte meine Grossmutter immer, und sie hatte natürlich wie immer Recht.
donalphons, 03:12h
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