: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 10. Januar 2009

Die Skalpe meiner Feinde - die Kamera der Japanerinnen

Nehmen wir mal an, wir haben uns im Mai 2006 eine dieser superschnieken kleinen Edelkameras gekauft, die wir in Salzburg und Wien in den Händen dieser feinen, jungen Japanerinnen sehen. Diese ultraschlanken Metallkästchen mit riesigen Displays, die mehr ein Modeartikel denn ein technisches Gerät sein könnten, wäre da nicht die modernste Technik des 21. Jahrhunderts verbaut, weshalb es auch keine Knöpfe mehr gibt, sondern ein zweifarbiges Gehäuse ohne Unterbrechungen und ein berührungssensibles Touchpad, auf dem dann fein manikürte japanische Finger - ist eigentlich schon mal jemandem aufgefallen, dass es absolut keine einzige japanerin mit abgekauten Fingernägeln gibt? - Bilder herumschieben und lustige Rähmchen einfügen. Kurz, die Sorte Kamera, die wirklich kein Arbeitsgerät für die Mille Miglia mehr ist, sondern das Gadget, dessen Prestige etwas teurer ist. 400 Euro. Das kostete die Pentax Optio T10 vor 32 Monaten, als sie auf den Markt kam, und es war keine von den Billigklunkern, die mit angeblichen Riesennachlässen beim Grosshändler an Idioten vertickt werden.



Wenn wir das bezahlt haben, sollten wir es tunlichst vermeiden, heute im Photofachgeschäft in der Innenstadt eine frische SD-Karte zu kaufen. Wir könnten etwas entsetzt vor der Vitrine stehen, in der gerade sowas wie eine Preisindung stattfindet. Da ist nämlich unsere Kamera - unbenutzt, originalverpackt und funkelnd - für 50 Euro zu haben. Was in etwa bedeutet, dass selbst bei diesem teuren Luxusprodukt der Wertverlust nach 32 Monaten bei 87,5% liegt.

Früher sagte man in unseren Kreisen, wir seien zu arm, um uns schlechte Dinge leisten zu können. Oder auch, wie meine Grossmutter immer sagte "Das Glump is zwoamoi deia", und natürlich hatte sie damit wie immer recht. Hatte. Denn der Preisverfall auch hochwertigster Technikgegenstände ist ein Widerspruch, vielleicht sogar der hedtigste Widerspruch zu dieser alten Sicherheit. Bei diesem Wertverfall besitzt man auch die besten und exklusivsten Dinge nicht mehr - selbst wenn die Kamera bis heute durchgehalten haben sollte, zwei andere Pentax, die ich besass, haben jeweils nur ein paar Monate gehalten. Bei diesem Wertverfall least man allenfalls, man zahlt monatlich 10 Euro für das Gefühl, eine Kamera zu besitzen, aber eigentlich ist es nur ein Kameraupdate, das man da in Händen hält, das nur dazu geschaffen wurde, um wieder zu verschwinden und teuer ersetzt zu werden. Früher kaufte man teuer, weil das Teure seinen Wert behielt, heute kauft man teuer Geliehenes, um bald wieder teuer zu leihen.

Wenn wir das alles weiter denken, fällt uns ein, dass wir das auch aus der Religion kennen, die uns verarscht, wir hätten unsere Lebenszeit nur geliehen. Die Gadgetindustrie ist klüger, sie gaukelt Besitz vor, tatsächlich aber hat man das Eigentum nur temporär geborgt, bis zum Ausfall und Kauf des nächsten Gadgets. Und wie der Idiot im Mittelalter findet man dieses Leihverhältnis mit irgendwelchen japanischen Fabrikbesitzern normal. Es gibt Blogs, die das alles begeistert empfehlen, es ist ein Lebensstil, und wir fragen uns, wann der erste die Kirche der Gadgets eröffnet, wo man gegen Bezahlung den ganzen Plunder jährlich neu bekommt, wo einem der Ablass dieser Dinge nach einem Jahr gewährt wird und man immer das Gefühl hat, den richtigen technischen Lebensstil in seiner jeweiligen Ausformung anzugehören.

Vormodern wäre das natürlich, aber das Perverse daran ist: Vormodern funktioniert bis heute, weil der Mensch vormodern ist, sich ungern Gedanken macht und obendrein trotzdem gern modern wäre. Etwas, das in dieser Kombination nicht möglich ist, es sei denn, man findet jemanden, der einem das Leben und das Umfeld für Geld entprechend definiert. Wir dagegen sagen uns, dass wir um unsere Vormodernität wissen und daran arbeiten, aber gegen so einen Skalp von denen, die sich von der Kirche der Gadgets jedes Jahr den Arsch bis zum Haaransatz aufreissen lassen, haben wir natürlich nichts einzuwenden. Den Wertverlust haben sie, wir haben das Gadget.

Und Angst, dass es wieder so ein miserables Drecksding wie die anderen Pentax ist.

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Empfehlung heute - Zufrieden.

Die Katze bekommt das Licht, die Streichelei und 7 (abgezählt, weil Diät, Jahreswende war vor kurzem und der Tisch immer erreichbar) Knuspertaschen.



Und ich bekomme einen Versuch von Blogwerbung bei Anke Groener.

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