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Donnerstag, 6. August 2009
Nachrichten, die irgendwie nicht ankamen
Da war am 30. Juli in der New York Times diese - ich möchte sagen haarsträubende - Geschichte über den Versicherungsriesen AIG, bei der es um das Verstecken von Risiken und Problembereichen in der Firma geht. Extrem eklig, weil es den Anschein macht, als könnte da noch einiges mehr an Problemen kommen, was bislang noch gar nicht bekannt ist. Ich kenne derartig operierende Strukturen aus gewissen Fondsstrukturen, aber nur, wenn sie eher unseriös sind, und man Gewinne und Verluste rumwirtschaften will: Wechselseitige Beteiligung, Auslagerung von Bilanzproblemen, fehlende Mittel, die durch gegenseitige Absprachen und Eigenhandel kaschiert werden. Die Geschichte ist besonders auf Seite Zwei absolut erstaunlich. Und niemand hat das aufgegriffen? Kann es sein, dass die deutschen Medien blind sind, oder wrrden die für das freundliche Börsenklima bezahlt?
Und dann ist da bei FT Alphaville noch diese Geschichte über die immensen Probleme bei Fannie Mae und Freddy Mac, die auch weiter vor sich hin bröckeln, Verluste machen unddemnächst vom Staat aufgelöst werden könnten. Noch ein paar Billionen mehr Schulden für den amerikanischen Staat. Das ist alles sehr heftig und reichlich lehmanös, für meinen Geschmack. Nur ist es diesmal keine Bank. Diesmal ist es der Staat selbst.
Und dann ist da bei FT Alphaville noch diese Geschichte über die immensen Probleme bei Fannie Mae und Freddy Mac, die auch weiter vor sich hin bröckeln, Verluste machen unddemnächst vom Staat aufgelöst werden könnten. Noch ein paar Billionen mehr Schulden für den amerikanischen Staat. Das ist alles sehr heftig und reichlich lehmanös, für meinen Geschmack. Nur ist es diesmal keine Bank. Diesmal ist es der Staat selbst.
donalphons, 01:59h
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Die Pein der letzten drei Wochen
Über schmerzhafte Dinge schreibt man besser erst, wenn es eine Weile vorbei sind. Objektiv gesehen ist meine Barchetta, die "pfeifende Beulenpest", seit 14 Jahren in Familienbesitz und treues, anspruchsloses Reisemobil durch aller Herren Länder ein Totalschaden; die Reparatur kostet rund doppelt so viel wie der zu vergütende Schaden.
Das ist die eine Seite, der durch viele vernünftige Sprüche aus meinem Umfeld assistiert wird (ESP! Zehn Airbags! Neues Auto! So einen praktischen Einser! Einen TT! Ein deutsches Auto!). Es ist von jener Vernunft, die mich heute als hochrangigen Manager in der bayerischen Metallbaubranche in einem Büro sehen würde, und ganz sicher nicht dort, wo ich gerade dabei bin, die unvernünftigste und objektiv gesehen falsche Entscheidung zu treffen, wie es nun mal die ansonsten gern verleugnete Familientradition verlangt.
Ich hatte zwei Wochen einen Leiheinser von BMW. Ich habe zwei Wochen gekotzt, beonders auf dem Jaufenpass, wo ich jede Beschleunigung kenne und weiss, wie sich das anfühlen muss, wenn der Ruck durch den Wagen geht und der Motor brüllt. Ich wäre bei zwei Überholvorgängen beinahe gestorben, als dieses Ding einfach nicht beschleunigen wollte. 122 PS? Kann nicht sein. Vorgestern bin ich extra auf eigene Kosten ziemlich weit gefahren, nur um diese Gurke mit Eisendach und ohne Geräusch los zu werden. Ich will kein Leihauto mehr, ich will diese Barchetta und zwar exakt so, wie sie war, bevor mir der andere mit seinem Bus rückwärts mit vollkommen überhöhter Geschwindigkeit in das stehende Heck geknallt ist. Und ich schwöre: Sie hat sich gewehrt, sie hat es nicht auf sich sitzen lassen, und es ist auch nicht mein Schaden. Aber mein Auto. Und das bleibt es auch.
Das ist die eine Seite, der durch viele vernünftige Sprüche aus meinem Umfeld assistiert wird (ESP! Zehn Airbags! Neues Auto! So einen praktischen Einser! Einen TT! Ein deutsches Auto!). Es ist von jener Vernunft, die mich heute als hochrangigen Manager in der bayerischen Metallbaubranche in einem Büro sehen würde, und ganz sicher nicht dort, wo ich gerade dabei bin, die unvernünftigste und objektiv gesehen falsche Entscheidung zu treffen, wie es nun mal die ansonsten gern verleugnete Familientradition verlangt.
Ich hatte zwei Wochen einen Leiheinser von BMW. Ich habe zwei Wochen gekotzt, beonders auf dem Jaufenpass, wo ich jede Beschleunigung kenne und weiss, wie sich das anfühlen muss, wenn der Ruck durch den Wagen geht und der Motor brüllt. Ich wäre bei zwei Überholvorgängen beinahe gestorben, als dieses Ding einfach nicht beschleunigen wollte. 122 PS? Kann nicht sein. Vorgestern bin ich extra auf eigene Kosten ziemlich weit gefahren, nur um diese Gurke mit Eisendach und ohne Geräusch los zu werden. Ich will kein Leihauto mehr, ich will diese Barchetta und zwar exakt so, wie sie war, bevor mir der andere mit seinem Bus rückwärts mit vollkommen überhöhter Geschwindigkeit in das stehende Heck geknallt ist. Und ich schwöre: Sie hat sich gewehrt, sie hat es nicht auf sich sitzen lassen, und es ist auch nicht mein Schaden. Aber mein Auto. Und das bleibt es auch.
donalphons, 19:54h
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Der Untergang des britischen Bürgertums in einem Bild
Nach längerer Zeit heimkommen bedeutet auch: Post und Pakete sichten. Ich hatte unterwegs einiges geordert, darunter auch eine wirklich hübsche Silberkanne aus Privatbesitz einer britischen Ururgrossmutter. 5 Generationen. Gekauft 1889. 120 Jahre in Familienbesitz. Das ist eine lange Zeit. Und nun bestand aber Nachfrage nach einem Markenwasserkocher, und offensichtlich das, was man als finanziellen Deckungsbedarf bezeichnet. Also kaufte man einen Wasserkocher einer Marke, die in China produzieren lässt, und verkaufte die Familiensilberkanne. Man stellte sie bei Ebay ein, verpackte sie im Karton des Wasserkochers und schickte sie an mich.
Im Ergebnis: Ich bekomme den Gegenwert meines Geldes zu 83% in Silber und zu 17% in Kanne. In Grossbritannien verbleibt ungefähr die Hälfte bei der Familie, die andere Hälfte geht in den Wasserkocher und damit zu einem Gutteil nach Asien. Der Wasserkocher ist nach 5 Jahren wertlos.
Die Bilanz. Deutschland: Silberkanne.
England: Müll, Entsorgungskosten und nochmal genug Geld für weiteren Müll.
Fernost: Einnahmen zur Produktion neuen Mülls, Umweltverschmutzung, Ausbeutung, Drecksregime.
So ist das. Ich mag die Kanne, aber wer 1889 zu jenen 10, 15%-Anteil der Bevölkerung gehörte, der so etwas besass und nun erleben müsste, wie das Empire zu Ende geht, würde sich vermutlich mehr als nur ärgern. Fairerweise muss man allerdings anmerken, dass der Silberboom im viktorianischen England durch den Opiumexport nach China zustande kam, wo mit dem Silber gezahlt wurde, das man durch Exporte nach Europa verdiente, wo man es den Ländern und Menschen Mittelamerikas stahl. Trotzdem. Am Ende ist das einzige, was von echtem, dauerhaften Wert ist, in Deutschland.
Macht diese Geschichte Sinn? Hat sie eine Moral? Nein, natürlich nicht.
Im Ergebnis: Ich bekomme den Gegenwert meines Geldes zu 83% in Silber und zu 17% in Kanne. In Grossbritannien verbleibt ungefähr die Hälfte bei der Familie, die andere Hälfte geht in den Wasserkocher und damit zu einem Gutteil nach Asien. Der Wasserkocher ist nach 5 Jahren wertlos.
Die Bilanz. Deutschland: Silberkanne.
England: Müll, Entsorgungskosten und nochmal genug Geld für weiteren Müll.
Fernost: Einnahmen zur Produktion neuen Mülls, Umweltverschmutzung, Ausbeutung, Drecksregime.
So ist das. Ich mag die Kanne, aber wer 1889 zu jenen 10, 15%-Anteil der Bevölkerung gehörte, der so etwas besass und nun erleben müsste, wie das Empire zu Ende geht, würde sich vermutlich mehr als nur ärgern. Fairerweise muss man allerdings anmerken, dass der Silberboom im viktorianischen England durch den Opiumexport nach China zustande kam, wo mit dem Silber gezahlt wurde, das man durch Exporte nach Europa verdiente, wo man es den Ländern und Menschen Mittelamerikas stahl. Trotzdem. Am Ende ist das einzige, was von echtem, dauerhaften Wert ist, in Deutschland.
Macht diese Geschichte Sinn? Hat sie eine Moral? Nein, natürlich nicht.
donalphons, 16:40h
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