: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 15. September 2010

Zum Wildbach und darüber hinaus

Eine der schönen Sachen am Radeln ist die Zeit, die man zum Nachdenken hat. Das kann natürlich auch zum Fluch werden, wenn die Gedanken um die weniger schönen Momente des Daseins kreisen, als da etwa die Vergänglichkeit ist.



Man macht ja gern Witze über ältere Männer un Lycrawursthaut, aber was mir nahe, wirklich nahe geht, sind eher die anderen, die sich gar nicht mehr rühren. Keines meiner Trikots ist so schlimm wie das letzte Hemd. Ich bin nicht so oft daheim, und da kann es dann schon etwas dauern, bis die Neuigkeiten zu mir kommen, wie etwa die von jemandem in meinem Alter, der sich mit seinem wenig gesunden Lebenswandel vor einem halben Jahr vollumfänglich ins Grab gebracht hat. Und das, ohne dass er dabei wirklich Spass gehabt hätte, nur eine ungute Kombination aus zu viel Bildschirmzeit, falschem Essen, 30 Zigaretten am Tag, die übliche Betäubung am Abend mit drei Bier und Glotze, und dann innerhalb der letzten beiden Jahre enorm viel beruflicher Stress und, wie man sieht, berechtigter Existenzangst, die sich aber anders als erwartet erfüllte.



Nicht mal für eine ordentliche Midlife-Crisis ist ihm Zeit geblieben.

Man sagt ja gemeinhin als Kompliment, dass sich die anderen kaum geändet haben, aber die Frau, die mir davon erzählte, war eine Schulschönheit in meiner Jahrgangsstufe. Und als ich sie zufällig traf, musste ich wirklich lang überlegen, wer zum... die Augen. Bei den Augen wusste ich plötzlich wieder, wer vor mir stand. Es ist nicht so, dass ich sie 25 Jahre nicht gesehen hätte; sie hat nicht studiert, sondern eine Ausbildung gemacht, bei der sie mir bis vor 10 Jahren immer wieder beruflich begegnete. Gemeinhin scherzt man ja auch über die Zeit zwischen 30 und 40, aber bei ihr war das nicht wirklich spassig. Die Scheidung? Der Ärger beim Aufbau der Firma, die sie führt?



Wir hätten vermutlich noch lange reden können, über andere wenig erbauliche Fälle. Der Unterschied zwischen ihrem integrierten Leben und meinem unsteten Dasein ist, dass sie die Entwicklungen begleitet und miterlebt, während ich nur ab und zu etwas höre, aber dann gleich die ganze Packung zumeist eher schlechter Nachrichten. Mitunter erinnert das alles an das Geschwätz alter Tanten, die Krankheiten vergleichen und sich überlegen, welcher Tod denn schicklich wäre. Und es ist so normal, dass es ihnen gar nicht mehr auffällt, wie sehr sich ihre Gespräche um den Niedergang drehen.



Am Wildbach, beim Durchbruch hat sich die Weissach tief in die Kalkfelsen gegraben. In der Mitte strömt das Wasser rauschend hindurch, aber nur ein Meter weiter ist ein klarer Tümpel, in dem das Wasser spiegelglatt steht. Da ist keine Verbinmg, Bach und Tümpel leben in verschiedenen Geschwindigkeiten, und vielleicht ist das in gewisser Weise auch eine Lösung - sich nicht zu sehr einbinden lassen, anders sein, mitunter vielleicht auch allein, aber fern der Menschen, die ins Nichts tosen, und sich dabei den Zerfall gegenseitig einreden. Keiner von denen sagt: Das Leben ist so schön.



Ich schinde mich auf die Passhöhe, kehre um und rausche hinunter ins Tal, und doch, das Leben ist schön, egal ob man sich nun gut gehalten hat, oder nicht, im Flug über den Aspahlt bleiben all die Dämonen zurück, es wäre zu gefährlich, jetzt an sie zu denken. Hinunter, immer nur hinunter, und dann bei Kreuth plötzlich ein Schatten vor dem Rad und ein goldenes Schimmern auf der Felge, die Sonne, bislang ein heller Fleck hinter Wolken, bricht mit aller Kraft durch, brennt das Grau aus den Wäldern und die Brillianten in das Wasser.



Das Leben ist schön.

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Braune Irrläufer

Und da dachte ich mir so, diese Kuh ist aber sehr laut, und als ich aufsah, stand sie auch schon am Blumenbeet und schaute herein. Dann trottete sie wieder davon und suchte leicht verstört und mit dreckigem Hinterteil einen Ausgang.



Das hat natürlich nichts mit meinem Beitrag in der FAZ zu tun, in dem es um die Frage einer möglichen Partei rechts der CDU geht (woran ich nicht glaube, weil des einen Konservativen Heil ist des anderen Konservativen Grauen), aber ich wollte es nur mal so erwähnt haben, dieses braune Irrläufertum in meinem Garten.

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