: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 30. September 2010

Nachtrag zu Monza

Ich war dort im Domschatz, um meine Bildung aufzurischen, und für den Vortrag zu den Langobarden, referiert von einer Kunstgeschichtsstudentin , die dort mit ihrem Seminar auf Exkursion war, hätte es bei mir auch noch gereicht. Allerdings hätte ich mehr über die frühmittelalterlichen Eliten und ihren Hang zur Selbstzerstörung erzählt.

Aber für solche Dinge habe ich ja ein Spezialblog. Bei der FAZ.

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Republikflucht und Devisenvergehen.

Manche haben ja schon gemunkelt, ich würde aus Italien noch ein Rennrad mitbringen. Nun, beim Radhändler anderer Leute Vertrauen steht ein Bianchi als "Occasione". In den 70er Jahren war es das billigste Modell, aber seitdem hat es Karriere gemacht: Falls der Ladenbesitzer wirklich jemanden findet, der für diese ramponierte Mühle 300 Euro zahlt, hat sich das für alle Beteiligten ausser dem Idioten am Ende gelohnt.



Hier bin ich jedoch aus anderen Gründen: Nach 20 Jahren Wiedervereinigung kann ich nämlich sagen, dass die Angleichung der Lebensumstände in Ost und West gelungen ist! Letzte Woche wollte ich für mein Rad noch eine kleine Lenkertasche, die hübsch aussieht und aus Leder ist. Zu diesem Zweck suchte ich einen Radladen auf, und sah nur billiges Gelumpe aus Nylon. Eine Tasche, die von Ferne gefallen konnte, war an einem Rad. Dazu wurde mir Folgendes erklärt:

1. Es gibt sie nur zusammen mit dem Rad.
2. Man kann sie bestellen, vielleicht kommt sie dann nächstes Jahr, aber nur, wenn die Produktion nicht ausverkauft ist.
3. Es gibt auch keine Alternativen.
4. Laut Katalog kostet die Tasche knapp 100 Euro.
5. Kunstleder ist viel haltbarer als echtes Leder.

Das, mit Verlaub, hätte auch die DDR nicht besser machen können. Auf das Angebot, mich jetzt auf eine Warteliste zu setzen, verzichtete ich dann doch. Schliesslich hatte ich in Mantua Ähnliches und in grosser Auswahl gesehen. Es ist zwar immer noch teuer, aber:



Halb so teuer wie das deutsche Produkt aus China, aus echtem Leder und in Italien gefertigt. Eine gewisse Fassungslosigkeit ob der deutschen Dreistigkeit ist natürlich immer noch vorhanden, aber die Zufriedenheit bricht sich langsam Bahn. Die Kamera passt mitsamt Schläuchen und etwas Verpflegung genau hinein, es sieht nicht schlecht aus, und daheim kommt es an ein altes Rad, als krönender Abschluss. Solange ich damit an der Grenze nicht abgefangen auf Sächsisch und wegen Schmuggel belangt werde, oder wie deutsche Raqdhändler ihre leeren Märkte sonst vor Angeboten aus dem Ausland schützen.



Ansonsten sollte man sich wirklich überlegen, ob man nicht dem Beispiel von Mantua folgt und die Innenstadt radikal für den Autoverkehr sperrt. Die Stadt und das Leben darin, das alles ist so viel angenehmer, wenn Radler und Fussgänger gemütlich unter sich bleiben. Erstaunlicherweise gibt es in Mantua auch keine Raser, alle haben Zeit und wirklich hübsche, alte Räder mit viel Chrom. Vermutlich Erbstücke, für alles andere würde man sich hier dumm und dämlich bezahlen.

Auf meiner Lenkertasche steht übrigen "Dei" drauf. Damit alle wissen, wer da ankommt.

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Magendoping

Ich kann jetzt nicht sagen, dass mich diese Nachricht überrascht. Ich glaube zwar auch, dass der Radsport sehr viel schärfer als alle anderen Sportarten kontrolliert wird, und dass Fussballer eher von laxen Vorgehensweisen denn von Ehrlichkeit profitieren, aber schön langsam kann man bei den Rundfahrten mit der Siegerehrungt warten, bis alle Dopingproben analysiert sind.

Als Sportesser - was ich durchaus bin - hat man es leichter, solange man nur bekommt, was man will. Bin ich in Mantua, will ich Tortelli con Zucca. Und zwar in grossen Mengen. Das Problem sind die teilweise mikroskopisch kleinen Portionen, die hie und da offeriert werden. So sollte man an der Piazza Ducale etwas anderes bestellen; gute Portionen bekommt man dagegen in Valeggio, im Ristorante Nuvolari und in der Cantina Canossa. Trotzdem fehlt auch dort das wohlige Gefühl, mehr genossen zu haben, als es dem Körper zuträglich im Sinne von "sättigend" ist. Die eine Lösung würde lauten, eine zweite Portion und die Verachtung des Personals zu bestellen. Die andere Lösung besteht aus einer Bäckerei - die hier alle frische Nudeln haben, jawohl, so geht das auch - und der grossen Küche in meiner Herberge, in der ich in der Nachsaison ohnehin allein nächtige.



Natürlich bin ich eigentlich so erzogen, dass man im Urlaub nicht kocht, und ein paar alte Ausrutscher im Alter unter 20 Jahren wie Raviolidosen auf dem Spirituskocher unterhalb des Hintertuxer Gletschers gehören auch nicht zu meinen Ruhmestaten. Aber gerade hier auf das Restaurant zu verzichten und genau das zu bereiten, was ich will, in der Menge, in der ich es möchte - das hat einfach seine eigenen Freuden. Dann spüle ich auch gern selber ab und reinige den Herd. In den kommenden Tagen wird ohnehin alles wieder heruntergestrampelt, und auch gerstern war ich 20 Kilometer auf dem Radl unterwegs.

Und drei Kilometer schiebend. Wegen zweier Ventilabrisse.

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