: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 6. Dezember 2011

Und nun zu Euch, liebe Piraten.

(Statt Tage des Rodels aufgrund von zu wenig Schnee Tage des Rants.)

Und ich meine Piraten. Nicht das übliche Problem aller neugegründeten Parteien, dass sofort alle möglichen Partikularinteressen dort andocken. Das Problem kennt man von den Rechten, wo die Nazis einlaufen, aber Totalitarismus ist ja keine rechte Denke, das gibt es links mit dem Stalinismus, in Grün mit PETA und in der Mitte mit den Chicago Boys.



Ihr, die Ihr ja so viel von Schiffs- und Freibeuterwortspielen haltet. Ihr seid ein kleiner Haufen, schlecht organisiert, teilweise reichlich inkompetent und schon frühzeitig durch nicht ideales Personal geplagprägt. Das finde ich noch relativ in Ordnung, es dauert etwas, bis man begriffen hat, was gut ist und was schwerstens schadet. Mit wem man spricht und wann man besser doch das blöde Maul hält. Kann ja alles mal passieren, nimmt keiner krumm, das alles kommt schon in die Bahnen, dann passt es. Und vielleicht werden dann auch mehr Leute dazustossen, die auch wissen, was sie tun.

Generell fände ich ja eine Partei gut, die ein paar Kernpunkte hat, für die sie sich gnadenlos einsetzt. So wie der Pirat halt Schiffe kapert und zuerst mal nicht zwingend Lampenschirme herstellt. Das kann er immer noch machen. Was aber völlig bescheuert ist, ist die Idee, ein paar Lampenschirmmacher nicht nur an Bord zu haben, sondern sie auch glich noch zu bestimmen lassen, dass der Pirat neben dem Schiffe kapern daraus die Pflicht hat, auch noch ganz bestimmte Lampenschirme zu fertigen. Dafür braucht man eigentlich keine Piraten, würde ich meinen.



Ich kann mir noch irgendwie vorstellen, dass man beim bedingungslosen Grundeinkommen sowas wie Substanz in die Forderung bekommt. Ob die dann den eigentlichen Zielen noch zuträglich sind, steht auf einem anderen Blatt. Aber vielleicht findet man ja in Gespächen ein paar kluge Ideen. Und ein paar Volkswirtschaftler, die sich mit Modellen auskennen und sowas auch mal durchrechnen können. Da ist nicht zwingend aller Tage Abend, selbst wenn es schon ziemlich weit weg ist von einer digitalen Bürgerrechtspartei, die sich effektiv gegen Benachteiligung im Internet wehrt. Mag der BGE-Extremist auch kotzen, wenn das in die "Gremien" geht und er nicht auch gleich noch 100% Erbschaftssteuer durchsetzen kann: Das haut zumindest nicht gleich jedem Andersdenkenden in einem ganz zentralen Punkt des allgemeinen Gesellschaftsverständnisses die Tür ins Gesicht.

So wie zwei andere Punkte, die ich persönlich als Unterwanderung der Deppen auf Deck durch kleine Extremistengruppen sehe: Equalismus und Drogen. Oh, nichts gegen Gleichberechtigung. Aber das ist etwas anderes als die Ideologie der Zwangsgleichstellung, die sich mit Equalismus verbindet. Da haben die Piraten das Pech, eine kleine Sekte von InternetspinnerInnen an Bord gezogen zu haben, die im Spannungsfeld zwischen geringem Frauenanteil und ihren Extrempositionen die ganze Flanke aufrollen. Ich denke, man wählt gerne Utopisten und Weltverbesserer. Aber nicht Seilschaften, die bei den Piraten sind, weil sie woanders keine Chance hätten. Und zwar nicht, weil die anderen Parteien frauenfeindlich sind. Sondern weil da schon Frauen sind, die sich ihre Strategien nicht durch die Gendernervtröten aus dem Netz, wo jede_r fast ungestraft auch den grössten Schmarrn verbreiten kann, kaputt machen lassen will. Weil diese Positionen mit diesem Personal noch nicht mal in jenen Kreisen vertretbar sind, die man so landläufig als feminsitisch bezeichnet. Ich kenne da ein paar: Die haben wenig schmeichelhafte Worte für den Equalismus, der als Piratenideologie installiert werden soll.



Und dann die Sache mit den Drogen, die einerseits mit Equalismus sehr stimmig ist, andererseits: Schon klar, dass wir hier nicht über eine Flasche Rum reden? Und dass "Bürgerrechte" irgendwo auch "Bürgerpflichten" nach sich ziehen? Drogen neigen dazu, Menschen süchtig zu machen, mit entsprechenden Folgekosten, die durch das BGE nicht abgedeckt werden - selbst wenn man mit H vielleicht anfangen sollte, den Equalismusscheiss zu verstehen.Klar, die Hanfrebellen wurden bei anderen Parteien nicht glücklich, und jetzt sind sie bei Euch: Glückwunsch! Jeder, der das Vergnügen hat, in der Nähe einer Disco zu wohnen, weiss leider auch, dass Drogenkonsum bis runter zum Alkohol die Welt nicht schöner macht. Die freiheitlichen Drogenfreunde sind gerne eingeladen, ihre Theorien zu diesem Thema bei uns in der Altstadt Nachts um 4 den Marodeuren zu erklären, oder den Drogenhändlern. Aus dem Recht auf Genuss leitet sich noch lange nicht das Recht ab, mir vor die Haustür zu kotzen. Oder als Wrack die Allgemeinheit für den Zustand und die Folgen bezahlen zu lassen.

Und das sind so Punkte, da werden die Piraten wie die CSU: Die könnte ich wegen einiger Punkte natürlich auch wählen. So wie ich die Bewahrung der Heimat wichtig finde, finde ich auch die Freiheit im Netz wichtig. Aber dazu brauche ich weder die Cliquenwirtschaft bayerischer Bonzen und arbeitsscheuer Berliner zur Ausbeutung der Gesellschaft, ich brauche als Ausdruck dieser Haltung weder Koks noch Bierzelte, und ich brauche auch keine Ideologie, um passende Weltbilder den Menschen aufzuzwingen: Der Volksfestnazi, für den jeder Ausländer qua Existenz und Herkunft ein potenzieller Krimineller ist, denkt genauso kurz wie die Gendertröte, für die jeder Mann für den jeder Mann qua Existenz und Herkunft ein Unterdrücker ist.



Nichts, wie gesagt, gegen den Kern. Aber an den Flügeln marschiert genau das intolerante und selbstbereichernde Zeug durch, das viel schlimmer ist, als die Frage von wer mit wem schläft und dafür welchen Posten und Antrag machen darf. Dass man das Zeug irgendwie über den Freiheitsbegriff herleiten kann - geschenkt. In Bayern sind auch Leute rumgelaufen, die Atomkraft als Umweltrettung bezeichnet haben. Es gibt eigentlich nur einen Begriff, der sich wirklich aus Freiheit ableitet, und das ist

DIE VERANTWORTUNG.

Und da sehe ich bei den Piratenforderungen jetzt nicht wirklich viel.

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Liebe Firmen,

wenn Ihr einen Blogger braucht, schaut Euch doch bitte bei der Wirtschaft-PR und diversen Medien aus dem Eck um, da gibt es genug Leute ohne Charakter, die auch für den stillosesten Gen- und Versorgungspanscher schmieren. Ich habe kein Interesse.

Dannke für die Aufmerksamkeit.

(Wenn sie vorher wenigstens mal ein klein wenig recherchiert hätten... aber nein: "Kommen Sie doch nächste Woche mal in Berlin vorbei".)

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