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Montag, 2. Juli 2012
7 Jahre
Ich täusche mich immer mit dem Datum. Tatsächlich habe ich Berlin unter einem chlorgasgelben Himmel am 31. Mai 2005 verlassen, und nicht am 30. Juni. Allerdings habe ich um diese Zeit dann noch schnell meine Kräuter evakuiert; willkürlich kann man also sagen, dass meine Zelte am 1. Juli abgebrochen waren. Scheidungen, glückliche noch dazu, kennen keine verflixten 7. Jahre. Und es ist nur ein Zufall, dass ich gerade zu diesem Datum noch den Auftrag für ein grosses Stück über die Zurückgebliebenen zu schreiben habe. Unter menschenwürdigen Bedingungen.
Und noch immer graust es mir beim Gedanken, was wohl gewesen wäre, wenn ich das Angebot angenommen hätte, dort zu bleiben. Don Dahlmann hat damals gesagt, etweder man ist nach 2 Jahren wieder weg, oder man bleibt ewig. Weil man dann nicht mehr resozialisierbar ist, hätte man hinzufügen können, der Weg nach Berlin ist eine Einbahnstrasse, man richtet sich dort mit den Problemen irgendwie ein, man arrangiert sich, und der Rest ist einem egal. BER, S-Bahn-Chaos, Randalierer und die Piraten und ihr Desinteresse an normaler Parlamentsarbeit, so kann man das alles erklären. Man muss dort gewesen sein, um es zu verstehen. Aber anderthalb Jahre waren mehr als genug. Wobei, wenn ich ehrlich bin: Anfangs des Monats musste ich stets nach Hause. Ich habe 1000 Ausflüchte gehabt, dort ein paar Tage dranzuhängen. Alles in allem, ein Jahr vielleicht? Immer noch zu viel, nach drei Monaten weiss man, wie das Provinznest dysfunktioniert.
Zugegeben, die Tricksereien der Banken sind schlimmer als Berlin, und das Elend dort fährt, wenn es nicht gerade überbordet, ganz gut im Windschatten der Finanzkrise. Das Leben in anderen Slums ist schlimmer. Aber ich bin dann doch lieber an einem Ort, wo die Menschen im Konzert wirklich 45 Minuten den Mund halten und konzentriert zuhören, wo die Freiheiten der einen nicht die Unterdrückung der anderen unter Lebensvorstellungen bedeutet. Man kann hier schon feiern, aber dafür muss man nicht gleich ideologische Konstrukte der postindustriellen Gesellschaft hochhalten. Vermutlich könnte das Berliner Pack hier sogar irgendwie seine Freiheit verwirklichen, aber es müsste dann ein wenig von seiner obszönen Dreistigkeit aufgeben. Mehr nicht.
Aber das ist schon zu viel verlangt. Die Blase will die Hegemonie, egal ob der Bierflaschenpenner mit Haschproblem oder die Medien auf Leistungsschutzdope, das Kassieren ohne Arbeiten soll die Regel werden, das dröhnt aus Berlin - und das wollen wir nicht, sagen die Menschen in der Provinz. Und kommen mit Worten wie "Gerechtigkeit" und Ablehnung parasitären Verhaltens. Mir tut es immer ein wenig weh, wenn ich mit Leuten rede, die ein Grundeinkommen wollen, um den Menschen die Angstvor Dumpinglöhnen zu nehmen - das ist ehrenwert, aber ein Blog weiter steht dann, was sie damit tun werden. Selbstverwirklichung um jeden Preis, den die anderen bezahlen müssen. Das war 2005 schon fühlbar, inzwischen gibt es dazu eine Partei und Volksvertreter, die in den Parlamenten wenig tun. Ich mag diese Konzerte und das Engagement der jungen Leute am Sonntag, die Begeisterung der Zuhörer und die übervollen Geldkörbe am Ausgang. Es kann funktionieren, hier, in der Provinz, wo jeder die Verpflichtung fühlt, die aus den Bedingungen der Freiheit erwächst. Der Mensch ist nicht schlecht, aber der Berliner in solchen Umfeldern ist ziemlich oft asi. Weil die Selbstbedienung dort als cool gilt. Die Samwers machen es vor, der Rest lobot nach.
Und wenn wir schon über die Bankenkrise reden: Insolvenzverrschleppung, Bailout, Belohnung von Unverantwortlichkeiten, ich sehe da den Unterschied zwischen den Banken und Berlin nicht. Kitas in Berlin sind kostenfrei, das soll die Menschen dazu bringen, mehr Nachwuchs zu zeugen. Woanders muss man zahlen, für die eigene Kita und den Abermillionen, die Berlin nicht hat, aber dafür braucht, Natürlich gibt es dagegen in Berlin keinen Aufstand, die Reichen lachen und die Hipster können noch etwas weniger arbeiten, und am Ende sollen die anderen dafür zahlen, weil Berlin so arm ist. Ich habe in Berlin an allen Ecken und Enden das Verantwortungsgefühl vermisst. Berlin ist nicht einfach nur eine Katastrophe, es ist so katastrophal, wie die Menschen die ihre Stadt gestalten. Na schön, sage ich, wenn ihr so wollt. Kost ein paar Milliarden, schallt es zurück. Warum eigentlich?
Von dem, was in Berlin vorgedacht wird, kommt bei uns nichts an. Die ganzen Ideen und Entwürfe sind bei uns nicht existent. Diese Leute interssieren sich auch nicht dafür, ob ihre Theorien irgendwie implementierbar sind, sie schicken einem allenfalls den Knipserabschaum der Streetviewfreunde auf den Hals, aber nur, wenn die Strassen nicht gefroren und das Wochenendtickets billig und die Versorgung mit weichen Drogen gesichert sind. Es ist in Ordnung, eine neue Gesellschaft aufzubauen, und wenn dabei Berlin verwüstet wird - warum nicht. Danach kann man ja vergleichen, was besser funktioniert, die Theorien der Provinz oder die Theorien der in die Steppe gezogenen Provinzler. Aber dafür zahlen?
Also, nun, bedaure, aber der Krieg gegen die Schuldenunion beginnt am besten in Berlin.
Und noch immer graust es mir beim Gedanken, was wohl gewesen wäre, wenn ich das Angebot angenommen hätte, dort zu bleiben. Don Dahlmann hat damals gesagt, etweder man ist nach 2 Jahren wieder weg, oder man bleibt ewig. Weil man dann nicht mehr resozialisierbar ist, hätte man hinzufügen können, der Weg nach Berlin ist eine Einbahnstrasse, man richtet sich dort mit den Problemen irgendwie ein, man arrangiert sich, und der Rest ist einem egal. BER, S-Bahn-Chaos, Randalierer und die Piraten und ihr Desinteresse an normaler Parlamentsarbeit, so kann man das alles erklären. Man muss dort gewesen sein, um es zu verstehen. Aber anderthalb Jahre waren mehr als genug. Wobei, wenn ich ehrlich bin: Anfangs des Monats musste ich stets nach Hause. Ich habe 1000 Ausflüchte gehabt, dort ein paar Tage dranzuhängen. Alles in allem, ein Jahr vielleicht? Immer noch zu viel, nach drei Monaten weiss man, wie das Provinznest dysfunktioniert.
Zugegeben, die Tricksereien der Banken sind schlimmer als Berlin, und das Elend dort fährt, wenn es nicht gerade überbordet, ganz gut im Windschatten der Finanzkrise. Das Leben in anderen Slums ist schlimmer. Aber ich bin dann doch lieber an einem Ort, wo die Menschen im Konzert wirklich 45 Minuten den Mund halten und konzentriert zuhören, wo die Freiheiten der einen nicht die Unterdrückung der anderen unter Lebensvorstellungen bedeutet. Man kann hier schon feiern, aber dafür muss man nicht gleich ideologische Konstrukte der postindustriellen Gesellschaft hochhalten. Vermutlich könnte das Berliner Pack hier sogar irgendwie seine Freiheit verwirklichen, aber es müsste dann ein wenig von seiner obszönen Dreistigkeit aufgeben. Mehr nicht.
Aber das ist schon zu viel verlangt. Die Blase will die Hegemonie, egal ob der Bierflaschenpenner mit Haschproblem oder die Medien auf Leistungsschutzdope, das Kassieren ohne Arbeiten soll die Regel werden, das dröhnt aus Berlin - und das wollen wir nicht, sagen die Menschen in der Provinz. Und kommen mit Worten wie "Gerechtigkeit" und Ablehnung parasitären Verhaltens. Mir tut es immer ein wenig weh, wenn ich mit Leuten rede, die ein Grundeinkommen wollen, um den Menschen die Angstvor Dumpinglöhnen zu nehmen - das ist ehrenwert, aber ein Blog weiter steht dann, was sie damit tun werden. Selbstverwirklichung um jeden Preis, den die anderen bezahlen müssen. Das war 2005 schon fühlbar, inzwischen gibt es dazu eine Partei und Volksvertreter, die in den Parlamenten wenig tun. Ich mag diese Konzerte und das Engagement der jungen Leute am Sonntag, die Begeisterung der Zuhörer und die übervollen Geldkörbe am Ausgang. Es kann funktionieren, hier, in der Provinz, wo jeder die Verpflichtung fühlt, die aus den Bedingungen der Freiheit erwächst. Der Mensch ist nicht schlecht, aber der Berliner in solchen Umfeldern ist ziemlich oft asi. Weil die Selbstbedienung dort als cool gilt. Die Samwers machen es vor, der Rest lobot nach.
Und wenn wir schon über die Bankenkrise reden: Insolvenzverrschleppung, Bailout, Belohnung von Unverantwortlichkeiten, ich sehe da den Unterschied zwischen den Banken und Berlin nicht. Kitas in Berlin sind kostenfrei, das soll die Menschen dazu bringen, mehr Nachwuchs zu zeugen. Woanders muss man zahlen, für die eigene Kita und den Abermillionen, die Berlin nicht hat, aber dafür braucht, Natürlich gibt es dagegen in Berlin keinen Aufstand, die Reichen lachen und die Hipster können noch etwas weniger arbeiten, und am Ende sollen die anderen dafür zahlen, weil Berlin so arm ist. Ich habe in Berlin an allen Ecken und Enden das Verantwortungsgefühl vermisst. Berlin ist nicht einfach nur eine Katastrophe, es ist so katastrophal, wie die Menschen die ihre Stadt gestalten. Na schön, sage ich, wenn ihr so wollt. Kost ein paar Milliarden, schallt es zurück. Warum eigentlich?
Von dem, was in Berlin vorgedacht wird, kommt bei uns nichts an. Die ganzen Ideen und Entwürfe sind bei uns nicht existent. Diese Leute interssieren sich auch nicht dafür, ob ihre Theorien irgendwie implementierbar sind, sie schicken einem allenfalls den Knipserabschaum der Streetviewfreunde auf den Hals, aber nur, wenn die Strassen nicht gefroren und das Wochenendtickets billig und die Versorgung mit weichen Drogen gesichert sind. Es ist in Ordnung, eine neue Gesellschaft aufzubauen, und wenn dabei Berlin verwüstet wird - warum nicht. Danach kann man ja vergleichen, was besser funktioniert, die Theorien der Provinz oder die Theorien der in die Steppe gezogenen Provinzler. Aber dafür zahlen?
Also, nun, bedaure, aber der Krieg gegen die Schuldenunion beginnt am besten in Berlin.
donalphons, 01:20h
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