: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 15. Juli 2012

Alle Mühe vergebens

Da habe ich also aufgeräiumt. So richtig, schwiegermüttertauglich, soweit das in meiner Wohnung möglich ist. Vielleicht hätte ich auch noch das letzte Rad rausräumen sollen, und die Bücherberge, die von einer gescheiterten Verlagerung an den Tegernsee erzählen, die hat man heute doch gar nicht mehr so. Kinder schenken ihren Eltern jetzt oft E-Books, und die Eltern schütteln dann den Kopf über die Marotten anderer Leute. Überhaupt, was ich mir in letzter Zeit von wegen "hat man heute nicht mehr" anhören musste, das war schon eine Zumutung. Aber dem Besuch war es dann egal, er kam erst in der Finsternis und war mit der weichen Matratze allein zufrieden.



Und mit dem Frühstück natürlich auch, und so wurde es nichts mit dem Losfahren am Morgen, und auch nicht am Vormittag, und irgendwann, am Nachmittag, ging doch etwas voran. Was ich sehr mag: Besuch, der nicht versucht, mir den Abwasch zu machen. Allein schon, weil ich bei der Küche nur rund 3/4 fertig wurde. Und damit haben sich dann alle Pläne verschoben, keine radtour heute, und die Terrasse wollte ja auch etwas Arbeit. Umtopfen. Schrauben nachziehen. Pflanzenpositionen überlegen. Und wenn dann noch Zeit ist, kann man auch noch neue Reifen am alten Engländer aufziehen, nachdem die alten Gummis hinterlistig dauernd Ventilabrisse in den Weg warfen, mit Vorliebe bei steilen Abfahrten.



Mit einem alten Haus wird Dir nie langweilig, pflegte meine Grossmutter zu sagen, und sie hatte damit wie immer recht. Man kann sein ganzes Leben da hineinstecken, und bekommt recht viel zurück. Andere arbeiten Jahre und Jahrzehnte für die Miete und eine Freiheit, die sie selten nutzen. Ich bin hier und eine Art Raststation zwischen Nord und Süd, günstig gelegen und mit einigem Platz und Dachterrasse. Und weil man dann hier oben ist, sieht man auch am nächsten Morgen nicht, wie fein alles geputzt war.

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Ein einziges, umfassendes Missverständnis

Die Tage, an denen man begreift, wie wenig die andere Seite eigentlich weiss oder verstanden hat. Auch, wenn sie angeblich darüber ein Buch machen wollte.

Ich mache mich bei den Stützen immer ein wenig lustig über das Trennende zwischen den Klassen, über die althergebrachten Verhaltensmuster und ihre Sperrigkeit in Zeiten wie diesen. Im Grossen und Ganzen ist das alles verschliffen und aufgegeben, oft nur einer Erinnerung, meistens eine Theorie und eher selten eine gelebte Praxis. Aber wenn man dann einmal klar und deutlich absagt, dann ist das kein Verhandlungstrick oder keine Bitte, einem weiter nachzulaufen: Dann ist das eine Absage. Kein weiteres Wort ist dann nötig, nichts kann das ändern. Das nennt man bei uns den "Bauernstolz". Man kann sich dagegen einmal vergehen, und dann nie wieder. Das geht bei uns sogar recht schnell, davor sollte man sich auch als langjähriger Kollege oder Buchvertraganbieter hüten, da gibt es keinen Rang und keinen Respekt.



Ich dachte eigentlich, man merkt mir das an, und ebenso dachte ich: Wenn ich so etwas sage, dann versteht man das auch, Ich bin da wenig diplomatisch, ich sage, wo das Problem lag, damit der andere weiss, warum er für den Rest des Daseins draussen bleibt, und dann ist das Thema für mich auch erledigt, Ich finde es überhaupt nicht angenehm, wenn dann Zwischenhändler angerufen werden, und der Versuch fühlbar wird, so etwas über die private Schiene doch irgendwie zu regeln. Genau genommen kann ich das überhaupt nicht leiden, das ist ein schwerer Missbrauch eines Vertrauensverhältnisses. Ich trenne nicht umsonst die Sphären. Ich passe aus guten Gründen auf, was ich besser nicht vermische. Aber versucht wird es immer wieder, auch wenn es nichts bringt. Clan ist das eine. Der Rest ist etwas anderes, so ist das eben bei uns.



Und dann versuchen sie es also über die persönliche Schiene. Es ging schief, man möchte aber weiter, man lädt ein, der Chef persönlich will das machen, und die Kosten werden übernommen. Da frage ich mich: Sehe ich so aus, als würde ich mir so ein lumpiges Ticket zahlen lassen müssen? Mache ich den Eindruck, ich sei ein vereinsamter Trottel, der nicht in der Lage ist, seine Ziele selbst zu definieren? Und muss ich mich geehrt fühlen, in irgendwelche Provinznester zu fahren, wo sie billigen Industrieteppich auf dem Boden und Neonröhren an der Decke haben, um dann jemanden zu treffen, der irgendwas entscheiden kann? Soll ich vielleicht Respekt haben für den Gegenwert eines Flugticket einer siffigen Airline? Man lässt sich von Fremden nicht einladen, man macht so etwas nicht ohne Vertrauen, ich arbeite seit 15 Jahren öffentlich, und wenn mich was ankotzt, dann ist es genau diese "Unser Chef möchte sich persönlich kümmern"-Attitüde. Für die ganz billigen Multilochstrichkoofmichs.



Man kann solche Abgründe des Fehlverhaltens im Privaten zufahren, wenn sich beide Seiten des Problems bewusst sind. Es gibt nun mal sozial definierte Unterschiede. Man kann darüber reden und lernen. Im Prinzip weiss ich auch, dass es gar nicht als Affront gemeint sein muss, vielleicht ist das im Schmierfritzengenre von DLL bis SPONschleim sogar eine Ehre, aber wenn sich jemand im Grossen als gieriger Ausnutzer präsentiert, zieht im Kleinen auch die Nummer als spendabler Gönner nicht mehr. Ich kann sogar verstehen, dass solche Leute keine Erfahrung im Umgang mit Menschen haben, die nicht von ihnen abhängig sind und es auch nicht sein müssen. Und wenn sie es dann mit einer unreifen Tippgöre machen, die sich Strategieconsultant nennt, dann passt das ja. PR ist immer schamlos und immer hungrig, da fügt es sich zusammen, da haben sie dann viel zu tun, damit das nicht noch ein Haufen unlesbarer Schrammeldreck wird -

und vielleicht lassen sie mich dann auch endlich in Ruhe. Wenn schon nicht aus Höflichkeit, dann wenigstens aus Zeitmangel und der Erfahrung, dass es sie gibt und mich, und das nicht das gleiche ist. Die einen haben einen Bedarf an Texten und die anderen ihren Stolz. Ich könnte ohne Schreiben leben, aber nicht ohne die Unabhängigkeit, im Zweifelsfall immer jedem Nein sagen zu können. Und das ist dann auch genau so gemeint.

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