: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 27. Juli 2012

Europäische Vollintegration

Um ehrlich zu sein: Ich finde die Vorstellung schrecklich. Nicht Europa an sich, nicht die Europäer, aber die Strukturen, die nicht zusammenpassen. Die Unterschiede in den politischen, äh, Kulturen. Als Bayer aus einem Land, das selbst unselige Geschichten kennt, mag das seltsam klingen, aber es geht schlimmer. Beispiele gefällig?







Da sind etwa zwei Skandale in Österreich zur illegalen Parteienfinanzierung. Zum Beispiel die Telekom Austria und die FPÖ. Österreich gilt, im europäischen Massstab, noch als zivilisiertes Land, aber ich glaube, dass miserable Systeme mit krimineller Energie eher vergleichsweise saubere Systeme anstecken, als umgekehrt. Und so etwas ist in Österreich eher eine Lappalie.







Härter ist der ausgeweitete Skandal rund um den Verkauf der Hypo Alpe Adria, und des Gutachtens, das zur illegalen Parteienfinanzierung verwendet wurde, mitsamt Couvert und illustren Namen aus Kärnten. Man fragt sich, was da wohl wäre, wenn Haider noch an der Macht sitzen würde. Eine Art Staatsstreich, nehme ich an. Der Tag, an dem Haider starb, war eine Erlösung, aber seine Erben sind immer noch da. Immerhin: Rücktritte und Neuwahlen in Kärnten sind die Folge. Aber wer dieses Land kennt, weiss auch: Die werden weiterhin die Rechtsextremen wählen.







Man muss also gar nicht bis nach Griechenland gehen, wo sich angesichts der Hilfen der Troika Steuervermeidung natürlich weiterhin als Mittel der Wahl anbietet, neben dem Abräumen der Konten. Je grösser so eine Struktur, je vernetzer und unübersichtlicher, desto schwieriger ist es, dort Einfluss zu nehmen. Dass in Spanien die einzelnen Regionen versuchen, aus dem Staaten- und Steuerverbund zu entkommen, ist dagegen eine andere Geschichte: Hier geht es um die Etablierung von neuen Hoheitsbereichen - ungefähr das, was Haider auch mit Kärnten innerhalb Österreichs versucht hat. Intern hat man Stimmen gekauft, extern andere zahlen lassen. Man sollte unbedingt die Finger von solche Strukturen lassen.







Das mag auch Europa sein, ist aber nichts, was man sich wirtschaftlich aufhalsen sollte. Vor allem nicht, wenn man bedenkt, dass es vor zwei Jahren sagenhaft positive Stresstests für Banken gegeben hat, von denen heute keiner mehr etwas wissen will. Es hiess, die Strukturen seien gesund, da sei keine Gefahr der Ansteckung - inzwischen wissen wir, dass es nicht richtig war. Man hätte die spanischen Banken vor zwei Jahren zwingen müssen, die Abschreibungen vorzunehmen, um die sie nach Jahren der Vertuschung nicht herumkommen. Aber man lernt nicht aus diesen Erfahrungen. Man denkt lieber an eine Ansteckungs- und Zwangsbailoutunion. Und die Politiker machen mit, weil es das alternativlose Regieren erleichtert.







Natürlich bleibt der Rokokohimmel, den kann keiner klauen, die Landschaft und die Felder. Aber was so nicht bleiben kann, ist das Europa der Politik und der Wirtschaft. Entweder man rauft sich wirklich zusammen und sitzt dann mit organisiert Kriminellen - siehe oben - zusammen, die keine Rücksichten nehmen. Oder man schaut, wie man die Infektionsherde isoliert, und versucht ein Europa der Regionen, das für seine Bürger freizügig ist, aber nicht für seine Verbrecher. Und sollte eine Region da anders denken, muss sie die Folgen eben selbst tragen. oder wir wurschteln einfach so weiter zwischen Inflationszielen und Währungsschnitt. Man wird sehen.

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An den Kragen der Erben

In der Zeit steht ein perfides, weil halbwahres Stück über die Erben grosser Vermögen. Halbwahr und halbgelogen, denn die vorgestellten Fälle sind die Ausreisser nach oben. Das ist so, als sagte man bei Hartz IV, der Bankenchef und der Gabelstaplerfahrer seien gleichermassen bedroht. Das Credo: Ihr werdet Euch besser fühlen, wenn ihr beim Erben mehr Geld loswerdet. Angenehmes und ehrliches Leben ist auch in Bescheidenheit möglich. Stellt Euch nicht so an, Ihr habt immer noch genug. Und die Kennzahl - dass 10 mal so viel Vermögen vorhanden ist, wie jedes Jahr verdient wird - stimmt vielleicht sogar, wenn man noch Schwarzgeld gegen Schwarzarbeit aufrechnet.



Das war nach dem Vorstoss des DIW absehbar. Wir werden jetzt noch viele Beiträge lesen, Enteignungs-Softpr0n, Kollektivierungsrosarot, Zwangsanleihenmoralisierung. Immer nach dem Motto, die haben es ja. Und immer in einem Top-Down-Ansatz gepackt. Da wird oben ein Sack zugemacht, der unten ganz weit hinuntergeht. Das mysthische Wort "Millionenvermögen" wird die Runde machen, ganz so, als ob eine Million irgendwelche besonderen Vorzüge im Leben bringen würde. Das mag sein, wenn sie in der Schweiz Zinsen abwirft, aber die Vermögensstruktur der Deutschen sieht anders aus. Man erbt nicht x00.000e. Man erbt auf andere Menschen zugeschnittene Assets.



Und nur die allerwenigsten greifen dann zur Radikalkur, versilbern alles und brennen es woanders in Saus und Braus durch, wie sich das die besitzlose Klasse in Berlin vielleicht imaginiert. Ich kenne da weitaus mehr Fälle von unerfreulich verlaufenden und teuren Ehen, als solche Freunde des Wohllebens. Es sind genau zwei. Der eine ist ein stadtbekannter Tunichtgut, der seiner Mutter das seit 80 Jahren betriebene Familiengeschäftals schnöde Immobilie unter dem Hintern wegverkauft hat, und der andere tat es in der seltsamen Gewissheit, dass ihm nicht viel Zeit bliebe. Dann fand er die Liebe seines Lebens und starb an einem Herzinfarkt, so alt wie ich. Das kann passieren. Das gibt es auch. Oder auch gar nicht, denn in meiner Familie erbt man in meinem Alter nie: Wir sind alle zählebig und gefühlt fast a wengal unausrottbar. Auf's Erben kann man sich nicht verlassen, sagt man in Bayern. Und es stimmt.



Und was dann noch gern übersehen wird: Der Umstand, dass die Familienverbände kleiner werden. 10 - 6 - 4 - 2 Geschwister, das ist eine typische Entwicklung in den letzten Generationen. Vom Urahn, der neu heiratete, wenn eine Frau im Kindbett starb und weiter zeugte, über das Gefühl, dass es irgendwann mit dem Nachwuchs reicht, bishin zum Entschluss, dass man mit zwei Kindern gut beschäftigt ist, hat es 100 Jahre gedauert. Und auf dieser Linie läuft vieles über Erbtanten und gefallene Grossonkel dann zusammen. Überall im Land. Dazu kommen die Früchte der wirtschaftlichen Entwicklung. Es ist halt so - das ist Demographie. Man könnte natürlich einiges tun und unterwegs abschöpfen, aber vermutlich wird sich der Staat lieber beim Tod einnisten, getrieben von solchen Propagandaautoren: Da kann man kaum aus. Es sei denn, man geht nach Österreich. Wie viele es tun. Die besonders Reichen sogar sehr oft, nicht umsonst sind Salzburg und Kitzbühel so beliebt.



Es gehört sich, den Eltern ein langes und glückliches Leben zu wünschen, und ich habe den Eindruck, dass man das in Zukunft noch nachdrücklicher tun wird: Diesem Staat ist im Moment nämlich alles zuzutrauen. Plötzlich würden sich wieder grössere Clans zum Verteilen lohnen, das war vor dem Krieg schon so, und könnte sich auch nach der Krise wieder bewähren. Man kann froh sein, in Zeiten wie diesen vorerst nichts ausser einem Stück Apfelkuchen zu erben, und zu hoffen, dass andere in Zukunft klügere Beiträge über dieses Thema schreiben. Man könnte oben schon etwas holen. Aber je reicher die Gegner, desto heftiger werden sie sich wehren. Nicht weil sie böse sind, sondern weil es dazu gehört. Zahlen werden die Ärmeren. Sie werden kämpfen, verlieren und fluchen, weil jedem angesichts von Herrn Draghi klar ist: Das geht nicht dorthin, wo es gut tut. Das geht in das schwarze Loch der Eurokrise.

Es gibt gute Gründe, sich auf das Erbe nicht zu verlassen. Und verdammt schlechte, wie die Zeit, die Merkel, Herr Draghi und all die Korrupten in Spanien und Griechenland, in London und Frankfurt. Dieses ostelbische Junkerschundblatt, man sollte es abbestellen.

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