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Dienstag, 18. Juni 2013
Menschen ändern sich
Der ansonsten sehr liebe und freundliche Hund der N. hatte etwas gegen Motorradfahrer. Weil, so vermuten wir, sein Erstbesitzer Motorrad fuhr und ihn enorm schlecht behandelte. Da ist dann etwas übergesprungen, und blieb als Macke zurück. Wir Menschen können zum Glück erkennen, dass es falsch ist, solche Schlussfolgerungen zu ziehen. Aus einer schlechten Erfahrung mit einer Protestantin nach dem Abitur wäre es völlig falsch, allen anderen Charakterzüge zuzuweisen, und nicht alle Katholiken sind schmutzige Hallodris, scheinheilig und verlogen.
Aber so etwas kommt dann manchmal trotzdem, durch die Hintertür, und wirkt sich dann zusammen mit den sonstigen Umständen seltsam aus. Da kommen Faktoren zusammen, und dann ändert sich eben das Leben. Der Übergang vom Surfen zum Radfahren war beispielsweise, könnte ich behaupten, auch durch einen Urlaub am Gardasee bedingt, bei dem der Wind drei Wochen lang kein einziges Mal zum Surfen reichte. Zum Glück hatte ich das Rennrad dabei, und weil sich dann noch einige Leute dazu gesellten, die sich dann als schwer erträglich erwiesen, radelte ich halt davon. Wenn ich nicht mit der L. nach Verona fuhr, um sie aus der Krisenregion ihres frischen Exfreundes zu bringen.
Das eigentliche Desaster der Urlaubs war es jedoch zu erleben, dass all das, was ich mir in diesen Jahren zu sein gewünscht hätte, auch nicht gut ist. Ich hätte gern besser lernen können, aber ich hatte keine Kraft, mich zu überwinden. Ich wäre gern sportlicher gewesen, ich wäre gern klüger gewesen und hätte besser tanzen wollen und obendrein wäre es mir sehr recht gewesen, ich wäre nicht der Fussabstreifer für die Dorfdeppen gewesen - bei anderen ging das ja auch. Und so ein anderer war auch mit dabei. Nur war in diesem Jahr alles anders, eine Beziehung hatte ihn, dem alles, wirklich alles immer gelungen ist, aus der Bahn geworfen. Früher war ich sein Sidekick. Diesmal war es mehr als Aufpasser, dass er nichts anstellt. Ein menschlicher Tranquilizer, der darauf achten muss, dass nicht wieder alles hochkocht, und in Italien alles ein wenig besser wird.
Am Ufer des Sees liegt dieses alte Klepper; am See werden sie einfach irgendwo verstaut, und wenn dann die Flut kommt, treiben sie ab und verteilen sich an den Buchten. Das Nachfolgemodell hatte ich auch, und am Gardasee rissen die Nähte auf, dann bekam ich das nächste Brett, und es war viel zu gross, aber das alles hat nichts daran geändert, dass es Spass machte. Es war immer mein Freund mit dabei. Und weil er mein Freund war, machte ich überhaupt erst den Führerschein, denn ihn hätten seine Eltern in dem Zustand nicht an den Gardasee fahren lassen.
In vielerlei Hinsicht hat dieser Urlaub dann alles, wirklich alles geändert. Es hat sich dann mit dem Surfen nicht mehr ergeben, und es war keine Zeit mehr da, zusammen an den See zu fahren. Seitdem habe ich die Neigung, all die Hochbegabten anhand der Vorfälle in diesen drei Wochen, davor und danach, zu beurteilen. Vielleicht ist es wirklich so, dass nur ganz selten alles perfekt zusammen kommt, und die, die so unermesslich reich von der Natur beschenkt scheinen, haben in sich auch den Grundfehler, der sie in den Abgrund treibt. Mein Leben bringt es mit sich, dass ich Menschen kenne, die wirklich klug sind. Manche hat es im Zivildienst derbröselt, andere beim Barras, bei anderen hat es 30, 40 Jahre gedauert, bis sich das Unbenennbare Bahn gebrochen hat. Oft mangelt des denen an sozialer Intelligenz, oft brechen sie an der dauernden Unperfektheit des Lebens. Wie auch immer, es hat sich dann einfach nicht mehr ergeben, in München konnte man kein Brett unterbringen und daheim war das Rad näher als das Warten auf Wind und so ist das gekommen. Klingt rational gut, aber darunter ist der Bruch, der mir eigentlich nicht geschadet hat.
Ich habe gelernt, auf eigenen Beinen zu stehen, und nicht mehr zu versuchen, anderen nachzueifern. Es wäre vom Schicksal aber sehr freundlich gewesen, hätte ich diese Lektion angenehmer verabreicht bekommen, nicht so hart, wie es dann gekommen ist.
Das, was man als Jugend bezeichnet, dieses hemmungslose Leben ohne Sorgen des erwachenden Bewusstseins, dauert bei mir nur drei kurze Jahre, bis eben zu diesem Urlaub. Mit 16 lernte ich, mich zu wehren, mit 19 war ich froh, so zu sein, wie ich bin. Die Peiniger verschwanden in den Kasernen und auch, wenn es nicht gut gegangen ist, so setzte bei meinem Freund in diesen Tagen eine Entwicklung zum Besseren ein. Aber damals waren es drei Wochen ganz, ganz unten, und es hatte nichts mit der Leichtigkeit zu tun, mit der wir über das Wasser flogen. Die Bilder aus diesen Tagen lügen: Die Tage waren bunt. Aber gegen das Schicksal der Superklugen kommt man nicht an. Ich bin gern ein bisserl blöd.
Die Intelligenz reicht gerade aus, mir ein paar Gedanken zu machen nach dem Motto: Das ist jetzt 3 Jahrzehnte her. Zumindest könntest Du schauen, ob Du überhaupt noch auf so einem Brett stehen kannst.
Aber so etwas kommt dann manchmal trotzdem, durch die Hintertür, und wirkt sich dann zusammen mit den sonstigen Umständen seltsam aus. Da kommen Faktoren zusammen, und dann ändert sich eben das Leben. Der Übergang vom Surfen zum Radfahren war beispielsweise, könnte ich behaupten, auch durch einen Urlaub am Gardasee bedingt, bei dem der Wind drei Wochen lang kein einziges Mal zum Surfen reichte. Zum Glück hatte ich das Rennrad dabei, und weil sich dann noch einige Leute dazu gesellten, die sich dann als schwer erträglich erwiesen, radelte ich halt davon. Wenn ich nicht mit der L. nach Verona fuhr, um sie aus der Krisenregion ihres frischen Exfreundes zu bringen.
Das eigentliche Desaster der Urlaubs war es jedoch zu erleben, dass all das, was ich mir in diesen Jahren zu sein gewünscht hätte, auch nicht gut ist. Ich hätte gern besser lernen können, aber ich hatte keine Kraft, mich zu überwinden. Ich wäre gern sportlicher gewesen, ich wäre gern klüger gewesen und hätte besser tanzen wollen und obendrein wäre es mir sehr recht gewesen, ich wäre nicht der Fussabstreifer für die Dorfdeppen gewesen - bei anderen ging das ja auch. Und so ein anderer war auch mit dabei. Nur war in diesem Jahr alles anders, eine Beziehung hatte ihn, dem alles, wirklich alles immer gelungen ist, aus der Bahn geworfen. Früher war ich sein Sidekick. Diesmal war es mehr als Aufpasser, dass er nichts anstellt. Ein menschlicher Tranquilizer, der darauf achten muss, dass nicht wieder alles hochkocht, und in Italien alles ein wenig besser wird.
Am Ufer des Sees liegt dieses alte Klepper; am See werden sie einfach irgendwo verstaut, und wenn dann die Flut kommt, treiben sie ab und verteilen sich an den Buchten. Das Nachfolgemodell hatte ich auch, und am Gardasee rissen die Nähte auf, dann bekam ich das nächste Brett, und es war viel zu gross, aber das alles hat nichts daran geändert, dass es Spass machte. Es war immer mein Freund mit dabei. Und weil er mein Freund war, machte ich überhaupt erst den Führerschein, denn ihn hätten seine Eltern in dem Zustand nicht an den Gardasee fahren lassen.
In vielerlei Hinsicht hat dieser Urlaub dann alles, wirklich alles geändert. Es hat sich dann mit dem Surfen nicht mehr ergeben, und es war keine Zeit mehr da, zusammen an den See zu fahren. Seitdem habe ich die Neigung, all die Hochbegabten anhand der Vorfälle in diesen drei Wochen, davor und danach, zu beurteilen. Vielleicht ist es wirklich so, dass nur ganz selten alles perfekt zusammen kommt, und die, die so unermesslich reich von der Natur beschenkt scheinen, haben in sich auch den Grundfehler, der sie in den Abgrund treibt. Mein Leben bringt es mit sich, dass ich Menschen kenne, die wirklich klug sind. Manche hat es im Zivildienst derbröselt, andere beim Barras, bei anderen hat es 30, 40 Jahre gedauert, bis sich das Unbenennbare Bahn gebrochen hat. Oft mangelt des denen an sozialer Intelligenz, oft brechen sie an der dauernden Unperfektheit des Lebens. Wie auch immer, es hat sich dann einfach nicht mehr ergeben, in München konnte man kein Brett unterbringen und daheim war das Rad näher als das Warten auf Wind und so ist das gekommen. Klingt rational gut, aber darunter ist der Bruch, der mir eigentlich nicht geschadet hat.
Ich habe gelernt, auf eigenen Beinen zu stehen, und nicht mehr zu versuchen, anderen nachzueifern. Es wäre vom Schicksal aber sehr freundlich gewesen, hätte ich diese Lektion angenehmer verabreicht bekommen, nicht so hart, wie es dann gekommen ist.
Das, was man als Jugend bezeichnet, dieses hemmungslose Leben ohne Sorgen des erwachenden Bewusstseins, dauert bei mir nur drei kurze Jahre, bis eben zu diesem Urlaub. Mit 16 lernte ich, mich zu wehren, mit 19 war ich froh, so zu sein, wie ich bin. Die Peiniger verschwanden in den Kasernen und auch, wenn es nicht gut gegangen ist, so setzte bei meinem Freund in diesen Tagen eine Entwicklung zum Besseren ein. Aber damals waren es drei Wochen ganz, ganz unten, und es hatte nichts mit der Leichtigkeit zu tun, mit der wir über das Wasser flogen. Die Bilder aus diesen Tagen lügen: Die Tage waren bunt. Aber gegen das Schicksal der Superklugen kommt man nicht an. Ich bin gern ein bisserl blöd.
Die Intelligenz reicht gerade aus, mir ein paar Gedanken zu machen nach dem Motto: Das ist jetzt 3 Jahrzehnte her. Zumindest könntest Du schauen, ob Du überhaupt noch auf so einem Brett stehen kannst.
donalphons, 12:16h
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