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Montag, 22. Juli 2013
Veganti
Der Mensch hat von Anbeginn an gehungert. Nicht immer, aber doch recht oft. In der Frühzeit, vor der Entdeckung des Ackerbaus, war es noch relativ gut, denn der Mensch war selten, anfällig, klein in seiner Population und allgemein gefährdet, weshalb auf wenige Menschen relativ viel Nahrung kam. Ausserdem war der Mensch nicht wählerisch. Mit dem Ackerbau und der Viehzucht und den damit einhergehenden Problemen - Missernsten, Seuchen, kriegerische Auseinandersetzungen, Gier, soziale Schichten und Unterdrückung - wurde der Hunger dann aber für die meisten Menschen ein ständiger Begleiter. Gerade in unseren Breiten gab es zu Nichterntezeiten häufig Versorgungsprobleme, und dass wirklich niemand mehr verhungern muss, ist auch nur gut 60 Jahre her - und da berücksichtige ich das Verbrechen Hartz IV noch nicht einmal. Entsprechend dominant war das Thema Nahrung durch alle Zeiten, und es wäre sicher nicht richtig anzunehmen, dass das keine Spuren in uns hinterlassen hat. Der Mensch reagiert, wenn es um Essen geht, nicht gerade rational. Sondern instintiv. Wir sind so. Das kann man nicht einfach ausschalten.
Es ist ja schon schwer genug, neue Marotten wie "Ich fahre mal kurz einen Kilometer mit dem Auto zum See" zu hinterfragen. Und bei wirklich tief sitzenden Voreinstellungen, die von Generationen der Nachkriegszeit aufgebaut wurden, ist das nochmals erheblich schwerer. Man bekommt Menschen nur schlecht mit Vorwürfen zu neuen Einstellungen, auch wenn es eigentlich richtig wäre: Das Modeessen Sushi zum Beispiel ist ein wenig schönes Beispiel, wie global ein Trend verschwenderischer Städter unter einer Vortäuschung von "gesundem Essen" den Planeten kippt. Gegen das, was beim Fischfang an Lebewesen sinnlos vernichtet wird, weil der Beifang nicht verkäuflich ist, ist jede Tierzucht an Land noch moralisch gut. Aber das Japanzeug gilt als gesund und manche sagen gar, sie wären ja schon fast Vegetarier, weil sie sich aus dem Pazifik Fisch servieren lassen. Das kann man denen auch kaum ausreden. Sollte man auch nicht, denn so macht man sich keine Freunde, es hilft vielleicht eher, Alternativen aufzuzeigen. Dogmatik hilft halt nicht weiter, wenn eine Einstellung so unbeugsam tief sitzt. Die wollen das. Man kann es ihnen nicht wegnehmen, indem man an die Vernunft appelliert. Denn kein Klebeschinkenskandal hat dafür gesorgt, dass TK-Pizzen aussterben. Und wenn man sieht, was in Supermärkten an Unterstützungsmassnahmen für Fleisch läuft, könnte man fast verzweifeln. Fleisch ist nicht so billig, es wird so billig quersubventioniert und hochgesprizt. Deshalb kaufe ich nicht in Supermärkten, aber ich rede da auch keinem rein.
Im Übrigen habe ich auch Achtung für Veganer, auch wenn ich das nicht schaffe.
Und im Übrigen vertrage ich Milchprodukte und Eier ohne Probleme, ich habe einen Magen wie aus Edelstahl.
Und ich kaufe ja auch nicht ein Pfund geschmackbefreiten Frischkäse und schmiere ihn dick auf das Brot, sondern sehr intensiv schmeckende Spezialitäten, von denen man nicht viel braucht.
Und ich achte auch, wo immer ich bin, auf die Herkunft, was bei uns im Tal recht einfach ist, weil die Kühe, die bei mir vor der Terrasse auf der Weide stehen, auch jene sind, deren Milch nachher in der Käserei ausschliesslich verarbeitet wird. Mit dem Elend in Norddeutschland komme ich nicht in Kontakt.
Und man merkt schon, dass ich hier selbst in einer Verteidigungshaltung bin, denn das erste Opfer der Veganer ist nicht die asoziale bayerische Drecksau, die sich die in Osteuropa mit wachstumshormonen aufgespritzte Schweinshaxe aus dem Discounter reinschiebt und sich über 10 gesparte Cent freut, oder der Kunde norddeutscher Mordfabriken, oder der gewöhnliche Sushiperverse, sondern, zumindest habe ich den Eindruck, der nächste Verwandte: Der achtsame Vegetarier.
Es ist mir, wenn ich die Debatten im Netz sehe, vollkommen unklar, wie man ausgerechnet die Front gegen jene eröffnen muss, die ohnehin schon verstehen, dass die Ernährungsgewohnheiten der Nachkriegszeit fragwürdig sind. Der Endsieg ist hier sicher nicht mit dem Vergrätzen derer errungen, die sich unwohl fühlen, wenn sie einen Tiertransporter auf der Autobahn sehen.Und natürlich ist es für Veganer nicht ganz einfach, ein normales Sozialleben zu führen, wenn die Gastronomie nicht wirklich auf sie eingestellt ist. Das kann manchmal ärgerlich sein, keine Frage. Das Oberland ist nicht Berlin, und dass das Insistieren auf vegane Gerichte vielleicht nicht überall gut ankommt: ist halt so. Trotzdem gibt man sich ja Mühe, es gibt Verständnis, ja auch Anerkennung, mitunter - aber das ist keine Einladung zu einem Vortrag, was Milch mit meinem Körper macht. Überhaupt, mitunter kommt mir das alles wie eine Verschwörungstheorie vor, ein geschlossenes Weltbild, wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Und das ist nicht nur ungemütlich, sondern auch nicht gerade sympathisch.
Und wenn man das nicht will, ist man nicht verganerfeindlich, sondern vielleicht auch nur etwas angewidert von einem Netz, in dem alles sofort von den Allerreinsten und den Ideologen in Besitz genommen wird. Ich finde es gut, wenn Menschen bewusst leben und Tiere schonen. Aber bitte auch Menschen. Gerade in derartig irrationalen Bereichen, in denen man behutsam sein sollte, und nicht laut und nicht engstirnig und schon gar nicht eine Berliner Pitatenluftnummer auf der Suche nach der nächsten Möglichkeit, sich moralisch als "besser" zu positionieren. Ich bin nicht feindlich, ich habe nur etwas gegen Indoktrination.
Es ist ja schon schwer genug, neue Marotten wie "Ich fahre mal kurz einen Kilometer mit dem Auto zum See" zu hinterfragen. Und bei wirklich tief sitzenden Voreinstellungen, die von Generationen der Nachkriegszeit aufgebaut wurden, ist das nochmals erheblich schwerer. Man bekommt Menschen nur schlecht mit Vorwürfen zu neuen Einstellungen, auch wenn es eigentlich richtig wäre: Das Modeessen Sushi zum Beispiel ist ein wenig schönes Beispiel, wie global ein Trend verschwenderischer Städter unter einer Vortäuschung von "gesundem Essen" den Planeten kippt. Gegen das, was beim Fischfang an Lebewesen sinnlos vernichtet wird, weil der Beifang nicht verkäuflich ist, ist jede Tierzucht an Land noch moralisch gut. Aber das Japanzeug gilt als gesund und manche sagen gar, sie wären ja schon fast Vegetarier, weil sie sich aus dem Pazifik Fisch servieren lassen. Das kann man denen auch kaum ausreden. Sollte man auch nicht, denn so macht man sich keine Freunde, es hilft vielleicht eher, Alternativen aufzuzeigen. Dogmatik hilft halt nicht weiter, wenn eine Einstellung so unbeugsam tief sitzt. Die wollen das. Man kann es ihnen nicht wegnehmen, indem man an die Vernunft appelliert. Denn kein Klebeschinkenskandal hat dafür gesorgt, dass TK-Pizzen aussterben. Und wenn man sieht, was in Supermärkten an Unterstützungsmassnahmen für Fleisch läuft, könnte man fast verzweifeln. Fleisch ist nicht so billig, es wird so billig quersubventioniert und hochgesprizt. Deshalb kaufe ich nicht in Supermärkten, aber ich rede da auch keinem rein.
Im Übrigen habe ich auch Achtung für Veganer, auch wenn ich das nicht schaffe.
Und im Übrigen vertrage ich Milchprodukte und Eier ohne Probleme, ich habe einen Magen wie aus Edelstahl.
Und ich kaufe ja auch nicht ein Pfund geschmackbefreiten Frischkäse und schmiere ihn dick auf das Brot, sondern sehr intensiv schmeckende Spezialitäten, von denen man nicht viel braucht.
Und ich achte auch, wo immer ich bin, auf die Herkunft, was bei uns im Tal recht einfach ist, weil die Kühe, die bei mir vor der Terrasse auf der Weide stehen, auch jene sind, deren Milch nachher in der Käserei ausschliesslich verarbeitet wird. Mit dem Elend in Norddeutschland komme ich nicht in Kontakt.
Und man merkt schon, dass ich hier selbst in einer Verteidigungshaltung bin, denn das erste Opfer der Veganer ist nicht die asoziale bayerische Drecksau, die sich die in Osteuropa mit wachstumshormonen aufgespritzte Schweinshaxe aus dem Discounter reinschiebt und sich über 10 gesparte Cent freut, oder der Kunde norddeutscher Mordfabriken, oder der gewöhnliche Sushiperverse, sondern, zumindest habe ich den Eindruck, der nächste Verwandte: Der achtsame Vegetarier.
Es ist mir, wenn ich die Debatten im Netz sehe, vollkommen unklar, wie man ausgerechnet die Front gegen jene eröffnen muss, die ohnehin schon verstehen, dass die Ernährungsgewohnheiten der Nachkriegszeit fragwürdig sind. Der Endsieg ist hier sicher nicht mit dem Vergrätzen derer errungen, die sich unwohl fühlen, wenn sie einen Tiertransporter auf der Autobahn sehen.Und natürlich ist es für Veganer nicht ganz einfach, ein normales Sozialleben zu führen, wenn die Gastronomie nicht wirklich auf sie eingestellt ist. Das kann manchmal ärgerlich sein, keine Frage. Das Oberland ist nicht Berlin, und dass das Insistieren auf vegane Gerichte vielleicht nicht überall gut ankommt: ist halt so. Trotzdem gibt man sich ja Mühe, es gibt Verständnis, ja auch Anerkennung, mitunter - aber das ist keine Einladung zu einem Vortrag, was Milch mit meinem Körper macht. Überhaupt, mitunter kommt mir das alles wie eine Verschwörungstheorie vor, ein geschlossenes Weltbild, wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Und das ist nicht nur ungemütlich, sondern auch nicht gerade sympathisch.
Und wenn man das nicht will, ist man nicht verganerfeindlich, sondern vielleicht auch nur etwas angewidert von einem Netz, in dem alles sofort von den Allerreinsten und den Ideologen in Besitz genommen wird. Ich finde es gut, wenn Menschen bewusst leben und Tiere schonen. Aber bitte auch Menschen. Gerade in derartig irrationalen Bereichen, in denen man behutsam sein sollte, und nicht laut und nicht engstirnig und schon gar nicht eine Berliner Pitatenluftnummer auf der Suche nach der nächsten Möglichkeit, sich moralisch als "besser" zu positionieren. Ich bin nicht feindlich, ich habe nur etwas gegen Indoktrination.
donalphons, 19:43h
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