Donnerstag, 19. August 2004
Real Life 18.8.04 - Zwei Falschparker
Man könnte auch sagen, es ist der Triumpf des Ego über ein Gemeinwesen, das tatenlos zuschaut. Verwahllosung ist keine Frage von Armut oder Luxus, sondern der gesitigen Disposition.
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Der Traum vom Kapitalismus
Sowas konnte aber auch nur in Berlin entstehen....
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Franchise Frantic
Das Rennen haben die amerikanischen Ketten gemacht, mit billiger Coffee2Go-Brühe statt mit pseudo-exklusivem Lachssandwich. Das Problem der New Economy Franchiser war, grob gesagt, ihre Fixierung auf junge, gutverdiendende Hardcore-Worker, die keine Zeit mehr für Einkäufe hatten und sich lieber was Luxuriöses liefern liessen, statt in der Tanke die Tüte Chips und die Flasche Cola zu holen. Diese Personengruppe hatte den entscheidenden Nachteil, dass sie kaum, und wenn, dann nur sehr kurz existierte. Kurz, man hatte reale Produkte für nicht existierenden Kunden und beackerte einen nicht existierenden Markt. Schlecht, undankbar und zumeist sehr tödlich.
Wenn es geklappt hätte, wääre es natürlich eine tolle Sache gewesen: Zum einem hatten die Startups keine Kantinen, wodurch man sie im Rahmen einer "Outsourcing"-Lösung langfristig an sich binden hätte können. Zum anderen war klar, dass gerade mit dem Wachstum der New Economy die Gewinnmargen explodieren würden. Und wenn man erst mal bei so einer Firma am Hauptsitz in Berlin im Geschäft war, könnte man bei den anderen Standorten Franchising-Lizenzen verkaufen. Kabel New Media, I-D Media, Pixelpark und die Argonauten hatten ja viele Standorte und machten vor, wie es die anderen nachgemacht hätten - wenn es nicht zur grossen Krise gekommen wäre.
Trotzdem ist die Idee das Franchising und der Traum vom Erfolg noch nicht ganz ausgestorben:
Sonst würde man nicht unter dem Label "Einstein" eine Open Air Cafete zwischen den Fahrstreifen von Unter den Linden aufmachen. Laut umtost vom Verkehr, umwabert von Abgesen, mit den üblichen extremen Einstein-Preisen, und gänzlich leer und unbesucht. Das Photo wurde gestern bei strahlendem Sonnenschein, 25 Grad und um 2 Uhr Nachmittags aufgenommen.
Nichts ist so langlebig wie die Hoffnung.
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 18. August 2004
Real Life 17.8.04 - Traumberuf TV
Ihr, die ihr hier über Google herkommt und nach Begriffen wie Initiativbewerbung oder sonst was Kreatives sucht: Schaut, dass ihr besser heiratet, oder werdet Sachbearbeiter, gehobener Dienst beim Staat, das ist wenigstens sicher, aber bitte: Nicht in die Medien. Was Schlimmeres gibt es die nächsten 5 Jahre nicht. Niemand gibt Euch eine Chance. da ist auch niemand, den ihr mit Kreativität und totaler Leistungsbreitschaft überholen könnt. Wer das nicht bringt ist schon seit mindestens 2 jahren arbeitslos, oder ist bei den Öffentlich-Rechtlichen. Und die brauchen auch keinen, sondern holen sich lieber die besten Arbeitslosen.
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The revolution will be overtagged
Solange sich wirklich jemand drum kümmert. In manchen Regionen gibt es aber zuviel davon, und jährlich neue Farbbeutel. Ausserdem ist es den Besitzern egal, weil die Häuser ohnehin nicht mehr besonders aussehen. Dann wird das nächste Ladenschild einfach drübergenietet. So etwa in Kreuzberg. Mit goldenen "Eure-Armut-kotzt-mich-an"-Lettern.
Und die kapitalistische Karawane zieht weiter über die Knochen der linken Hunde, die sich beim bellen tödlich verschluckt haben.
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Real Life 17.8.04 - Aus dem Rennen
Das andere: Ein Lokal in Berlin-Mitte sucht dringend eine Bedienung. Die creative people, die das aushilfsweise machen, wollen wieder "normal" arbeiten.
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Dienstag, 17. August 2004
Schon witzig
Schizophren?
Vielleicht.
Zynisch?
Sicher.
Und?
Was und?
Wie fühlst Du Dich dabei?
Mein Leben ist schön.
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Eine saubere Ecke
Klinker ist nüchtern, zweckmässig, warm, und, zumindest laut der Startup-Ideologie, angemessen. Nicht so steif wie der Travertin der Old Economy oder der Marmor der Edelkanzleien. Klinker ist cool. Es gab Startups, die den Putz weghauen liessen, um Klinkerwände zu haben.
Kein Wunder, dass sich hier vor allem Startups und Kommunikationsfirmen niedergelassen haben. Manche Kommunikationsfirmen sind noch da, mit ihren witzigen, bunten Schildern und ihren ausgefeilten Corporate Identities, die bis heute den Geschmack des Pfarramts von Dinkelrode oder des Jugendzentrums von Hinterstetthausen treffen.
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Montag, 16. August 2004
Restaurant Kasbah
Sie schaukelt genervt ihre weisse D&G-Krokoledertasche, um dir zu signalisieren, dass ihr die Realität egal ist und sie jetzt in ein Lokal will, das gut, nicht zu voll, nicht zu laut ist, und vom Ambiente nahtlos in die Elle Decoration passen würde. Also chauffierst du sie in die Gipstrasse zum Kasbah, und wenn ihr das auch nicht gefällt, dann soll sie doch einfach die Strasse runter ins Greenwich und sich ins Koma cocktailen, denkst du dir, leicht genervt. Aber kaum hat sie einen Blick ins Kasbah eingeworfen, ist sie zufrieden und will rein. Elle-kompatibel.
mehr bei Restaur.antville
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Windhorst ist Geschichte
Windhorst war stilbildend, weil seine Computerfirma noch vor den anderen gross und berühmt wurde. Er war in Sachen Startup-PR der First Mover. Er hatte schon eine Firma, als er noch nicht volljährig war. Er hatte Helmut Kohl als Freund. In Vietnam ein Hochhaus, von Berlin aus die Welt, fuck Substanz, was zählt, war die Story.
Lars Windhorst war stilbildend. Vielleicht schreibt ja jemand mal den Lebenslauf dieses Prototypen in Romanform auf, zur Erklärung, was das eigentlich war, die New Economy und ihre Protagonisten. Jetzt wäre eigentlich der richtige Zeitpunkt: Der Rest seines ehemaligen Imperiums ist insolvent.
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Vollbeschäftigt
12,3% der hier Wohnenden sind Sozialhilfeempfänger. Wieviele davon um 7 Uhr tendentiell alkomatös sind, ist nicht bekannt. Schicke Mitte, wa.
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Samstag, 14. August 2004
Skalpe meiner Feinde Teil 3 - Wilkhahn FS 212/5
Das ist natürlich nur die halbe Wahrheit. Wilkhahn ist nicht billig. Dafür ist es hervorragende Qualität, hält ewig und entspricht deshalb heute mehr dem Bauhausideal als all die billigen Marcel-Breuer-Kopien, die nach 2 Jahren reif für den Müll sind. Langfristig gesehen, ist Wilkhahn auch wegen der ergonomischen Form günstig - rechnet man staatlicherseits die dadurch vermiedenen Rückenprobleme rein, ist die Total Cost of Ownership geringer als bei dem billigen Ramsch, den so ein Steuerzahlerbunds-Apparatschik einem Politiker wünschen würde.
Gerade auf dem Höhepunkt der New Economy 1999/2000 wurde Wilkhahn gekauft, als gäb´s kein morgen morgen mehr. Weniger von Startups, die eher den dynamischen Eames den Vorzug gaben, als vielmehr von Banken, Finanzdienstleistern, VCs und Investmentberatern. Die 1100 Euro (ohne Mehrwertsteuer), die so ein Einstiegs-Freischwinger kostet, zahlten die damals aus der Portokasse
Vor ein paar Wochen bin ich mit einer Person zusammengeraten, die sich ganz in IBM-blau im Internet als jpg wiederfindet. Sehr selbstüberzeugt, der Herr; meinte, er habe schon den Spiegel und den Stern in die Knie gezwungen. Für ordentliches Briefpapier hat es trotzdem nicht gereicht; sein Schreiben kam als Ausdruck vom Tintenstrahldrucker mit erheblichen Farbschwächen. Erinnerte mehr an die "Verkaufen Sie mir Ihr Auto"-Fitzel, die sie einem hier in Berlin a.d. Spree in die Aussenspiegel stecken.
Man tut solchen Leuten dummerweise dann die Ehre, sie zu googlen. In diesem Fall kam raus, dass unter seiner Geschäftskunden auch Personen zu finden sind, die im Skandal rund um die Berliner Bankgesellschaft öfters in den Medien waren, als es ihnen lieb sein konnte. Ihre kritisierten Handlungen betrieben sie ebenfalls von der Wilkhahn FS-Linie herab, denn die BB schwor auf Qualität bei den Möbeln mehr, als bei den Investments.
Mittlerweile jedoch sind die betreffenden Personen von ihren Posten radikal entfernt worden, und das ist auch gut so. Aber weil sich bekanntlich bei notorischen Verschwendern nie was ändert, werden jetzt auch gleich noch ihre Sitzgelegenheiten mitsamt Eigentumsaufkleber an der Unterseite entsorgt. Wahrscheinlich hat man die Stühle weggeworfen, denn anders ist es nicht zu verstehen, wenn sie jetzt, perfekt gepflegt und fast nicht benützt, für 30 Euro das Stück beim Händler des Vetrauens verramscht werden - der übrigens darauf schwört, dass diese Stühle 100 Euro im Laden kosten. Nach dem Aufeinanderprall zweier orientalischer Charaktere sind es dann übrigens nur noch 20 Euro pro Stuhl, wie der, auf dem ich jetzt gerade sitze, und das typische Wilkhahn-Feeling habe, wie damals, 2000 bei einem VC hoch über der Leopoldstrasse...
Und mir überlege, auf was für einem billigen Ikea-Gerümpel gerade sein Vorbesitzer sitzen mag. Denn wer bei der BB rausfliegt und am Skandal beteiligt war, findet so schnell keine Stelle mehr - und die CDU hat auch nicht genug Geld, um viele neue Referenten einzustellen.
Andere Skalpe übrigens hier und hier
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Samstag, 14. August 2004
Freitagsdemo
Und dann kommt so einer wie ich uund tritt die Botschaft mit Füssen in neuen, rahmengenähten Schuhen, gleich nach dem Shopping. So ist das nun mal. Hart und ungerecht.
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Neologismus
Wir hätten es damals mit ganz weichem B ausgesprochen, dann zu BBB werden lassen, und am Ende zu Triple-B gemacht. Das BBB, die ideale Frau für die CEOs des WWW. Leider sind wir dafür zu früh ausgestorben.
Schade. Es wäre ein wunderbarer Eintrag im Glossar von Liquide gewesn:
Bellybuttonbabe, das (Abk. BBB oder Triple-B): Häufig gepiercter, freistehender Bauchnabel mit junger Frau drumrum. Weiblicher Krankheitsherd bei Rückenleiden, Lüngenentzündung und Sommergrippe. Das B. ist meist in Begleitung eines leitenden Mitarbeiters zu finden, der darauf achtet, dass es nicht länger als 1 Stunde am Tag produktiv tätig ist.
So hätten wir das gemacht, Anno 2000, in den ersten Monaten.
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Kwalitäzschurnalisten, fäuletonistische
Der Sommer ist so kostbar dieses Jahr, dass sich niemand durch Weblogs lesen mag - und selbst diejenigen, die üblicherweise interessante schreiben, scheinen die Sonnentage fern ihres Bildschirms zu nutzen.
Also, meine Userzahlen hier gehen nach oben, ich kann mich über Leser nicht beschweren, die Kommentare bei mir und anderen kommen auch nicht gerade von Spambots, und ich sehe auch fast kein Blog, das im Moment geschlossen hat.
Äh...
Ach so, es sei denn, die Zeit liest vor allem tote 20six- und myblog-Blogs. Die könnten dann, wenn von 12-jährigen verfasst, auch stilbildend für die Zeit sein.
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Donnerstag, 12. August 2004
In einer Reihe mit
Karolina Kurkova, Christina Aguilera, Patrick Nuo, Don Alphonso, Kai Pahl, Blogs.
Wer hip ist, führt Tagebuch - literarisch, poetisch, online! In sogenannten Blogs. Die besten gibt's ab 1. September mit Anleitung zum Selberbloggen im Buch von Don Alphonso und Kai Pahl.
Kai Pahl. Nicht Kai Phal, Kaiphas oder Kai der Pfähler. Für die Werbefritzen, die hier lesen: Als Anzeige hätte das über 4.000 Euro gekostet.
Disclaimer: Achtung! Dieser Blogeintrag ist ungeeignet für ironieresistente Vollidioten ab 14 Jahren!
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Die erste Rezension des Blogbuchs ist da
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Feindbilder
Da ist also diese Schmiererei im Prenzlauer Berg. Der fromme Wunsch, eine Gruppe zu züchtigen. Die Yuppies. Interessant. Der Begriff kam in Deutschland in der 2. Hälfte der 80er Jahre auf und bezeichnete eine relativ kleine, gut verdiendende Personengruppe, die vor allem im Bereich der Finanzdienstleistungen oder durch schnellen Aufstieg im mittleren Management zu finden war. Viele Yuppies kamen auch aus der Creativ-, Werbe- und Medienszene, die damals, in Zeiten des Niedergangs der 68er, ihre erste, grosse Blüte hatte. Damals entstanden elektonische Privatmedien, und das Internet wäre, so man es bereits in seiner jetzigen Form erfunden hätte, sicher ein ganz gosses Ding geworden. Und es gab zum ersten Mal sowas wie eine, von Amerika inspirierte, Aktieneuphorie mit schnell steigenden Kursen.
Young Urban Professionels - das war man vielleicht, aber kaum jemand in Deutschland West nannte sich so, und im Osten sowieso nicht. Es war ein Modewort, und wie immer in Deutschland, schnell auch eine abfällige Moralkeule. Die Yuppies, das waren die anderen. Und so wirklich gut passte das 14-Stunden-Arbeits-Schwein auch nicht in die damals sehr hedonistische Realität.
Ausserdem war der Yuppie bald tot. Sein Todestag ist bekannt: Am 19. Oktober 1987, dem Black Monday, als der Dow Jones mit 23% Verlust das grösste Debakel seit dem schwarzen Freitag von 1929 erlebte. Zaghafte Hoffnungen auf eine Wiederbelebung wurden bei der nächsten Katastrophe am 16. Oktober 1989 aufgegeben. Es gab noch ein paar rückblickende Geschichten auf diese Leute - die Bekannteste ist American Psycho - aber das war´s dann. Statt dem exzessiven Singledasein wurde lieber die Weichspülvariante DINKs geprägt - Double Income no Kids, oder Einfach, kinderlose Dopppelverdiener.
DINKs sind vergessen, aber die Yuppies sind, 15 Jahre nach ihrem faktischen Verschwinden, noch in den Hirnen ihrer Gegner. Vielleicht weil es so ein schönes, griffiges Wort ist, mit der gesprochenen Silbe "Ju" am Anfang, das auch schon Grossvater beim Diskrimineren hilfreich fand. Sie würden sie so gern stiefeln, verdreschen, ihnen eine reinbetonieren, Hauptsache Gewalt, aber es geht nicht. Weil es die Yuppies nicht mehr gibt. Und schon gar nicht in dieser Ecke der Stadt, wo die Schmierer, die dauerbesoffenen Sozialfälle, und die Punks, die sich einen DVD-Player zusammenschnorren wollen, ein soziales Umfeld bilden, das sich erfolgreich jder Vielschichtigkeit, Offenheit und Toleranz wiedersetzt.
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Mittwoch, 11. August 2004
Die Beleuchtung ist neu
Nur die Information auf dem Plakat mit der Aufschrift 45% vermietet ist alt, etwa 6 Moante; solange kenne ich diese Zahl jedenfalls schon. Eine Weile war das Plakat weg, jetzt ist wieder eines da.
Es bewegt sich eben doch - seitwärts, im Krebsgang durch den Morast des Berliner Immobilienmarktes.
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Real Life 11.8.04 - Mobbing für Anfänger
Dumm und unüberlegt: Wenn der im CC seit ein paar Monaten nicht mehr gleichberechtigt, sondern der Vorgesetzte ist, oder besser wäre, wenn der Mobber noch einen gültigen Vertrag hätte.
Das kann ja heiter werden, übermorgen. Ich glaub, ich hab keine Lust zuzuschauen, wie sich solche New Economy Methoden breit machen.
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