Dinge der Unmöglichkeit

Zum einem sind da die hartknäckigen Farbreste, etwa an den Rändern der Fingernägel, die definitiv nicht verschwinden wollen. Und die sind die Buchberge, die bei allem Abtrag nicht kleiner werden wollen. Theoretisch werden sie kleiner, weil sich der erste Buchhügel inzwischen an der Wand befindet, aber praktisch ist das Gebirge draussen in der Holzlege lediglich unodentlicher, ein paar Nebengipfel sind zu Tal gestürzt und bilden dort Muränen, wo ich nicht schnell genug den Fuss weggebracht habe.

Und dabei ist immerhin schon die Hälfte des verfügbaren Platzes gefüllt, allenfalls notdürftig übrigens.



Denn die dreifache Durchmischung der alten Münchner Unordnung, deren tieferen Sinn ich aber metaphysisch verstand, hat alle Reste des sinnvollen Chaos hinweggewischt. Autoren waren früher nach Nationen geordnet, wollte ich doch Voltaire keineswegs die Nachbarschaft mit Kant antun, und Diderot sollte nicht neben Hobbes zu Ruhe kommen. Doch herausgerissen habe ich sie in halben Metern aus den Regalen, sie durcheinandergebracht, in falscher Reihenfolge ausgepackt und dann auch noch in zwei Lagen notdürftig gestapelt, was jeden Versuch zur Rekonstruktion sinnlos erscheinen lässt. Wenig schön stehen die ersten Reihen nun nach Verlagen geordnet, und was bei Bibliothek Suhrkamp noch eine Freudi ist, weicht bei Insel einer gewissen Apathie, um dann bei Diogenes, ganz artuntypisch, in Verärgerung umzuschlagen, denn Ibargüengoitias Tote Frauen neben Getrude Stein macht Sinn, Diderots Schatzkästchen neben Ali Baba geht so, doch Woolrich neben Simenon oder Ambler, pfui, das geht gar nicht.

Beschwerlich ist dieser Tag, dessen Mühen allenfalls Bibliophile nachvollziehen können, die auch verstehen, dass meine ersten Worte bei der Begrüssung von Gästen in meiner Berliner Wohnung "Verzeihen Sie den Mangel an Büchern hier" waren. Dabei ist das Abgebildete erst der Ende des Anfangs der Belletristik, böse, ganz böse wird es, wenn erst mal die Buchkunst drankommt und die Faksimiles, oder die grossen Folianten zur klassischen Archäologie, und ganz unten, am Fusse des Gebirges, das mit blossen Händen abgebaut werden muss, linst bösartig und unerreichbar die Urgeschichte hervor - obwohl ich sie doch jetzt bräuchte, um die hohen Regale gleich neben der Wohnungstür zu füllen.

Mittwoch, 9. August 2006, 17:13, von donalphons | |comment

 
Ein Wendeltreppchen :-)))
Mein Neid sei dir Gewiss.
Das Mahagoni wirkt etwas Ton in Ton, aber wegen Foto / Bildschirm haette ich mir die Bemerkung fast sparen koennen, oder ist dem in Echt auch so?
Ich glaube noch ein Brett and der Wand links des Regales wuerde das ganze 'runder' machen und die Gaszaehler werden sicher noch verdeckt.
Ungemuetlich wirkt das jedenfalls nicht, auch wenn ich ob der Farbe wahrscheinlich bittere Traenen vergieste. Und dann war da noch das mit demAuge des Betrachters ...

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Die Wand links davon ist leider nur noch 40 cm breit, dann kommt schon der Türstock. Dafür geht es über der Tür rechts weiter, und die Gaszähler, wahrhaft fiese Exemplare ihrer Zunft, werden noch verkleidet. Die Bretter sind bei mir immer in Nuss eingelassen, das passt zu den Möbeln und ist eine sinnvolle Mitte zwischen den Holzarten.

Und die Farbe: Man gewühnt sich dran, zumal das Bild wegen des Weisslichtabgleichs ziemlich blaustichig ist. Nach dem dritten Durchlaufen ist sie ganz normal. In England ist es eine normale Wandfarbe mit der Bezeichnung "Summer Pudding". Viel schaut eh nicht mehr raus. Und irgendwann wird es nochmal anders gestrichen.

Wenn ich nochmal ein Treppchen sehe, kaufe ich es auf Vorrat :-)

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Ich meinte ein Brett in der tiefe des Regals. Dann kommt es wie ein geschlossenes, statt Bretter an der Wand.

Das mit dem Treppchen auf Vorrat ist natuerlich allerliebst, das Problem ist aber der fehlende Platz. Ich haette mich auch mit einem Nachbau zufrieden gegeben, aber hier passt noch nicht mal die Blumentopfvariante hin. Wenns dann eh in die Besenkammer muss, kann ich gleich zum Leifheit greifen.

Hmmm ... das hat doch bestimmt Rollen ... hmmm
Ich kanns einfach nicht sagen bevor die Sessel drin stehn. Schiene an der Decke mit 'ner konventionellen Leiter waer sicher auch ein eye-candy ... du merkst, das wird noch dauern, aber bei einer Dreiraumbibliothek schadet ein Reservetreppchen sicher nicht.

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Wenig Gebundenes, wenige Werkausgaben - das fällt mir als erstes auf, der ich immer gucke, WAS steht denn da. Oben, das Gelbschwarze, das dürften Chandler, Hammett, Highsmith & Co. sein. Bei den malvenfarbenen Insel-Tbs müsste ich raten, auf alle Fälle wohl "Klassisches" ...

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Wie gesagt - das sind die kleinen Regale für die kleinen Bücher. Der komplette Serner stünde rechts oben vom Bildrand. Und die Lederwand ist über dem Bett. Und Gelbschwarz sind Chandler, Hammett und Woolrich komplett, neben Arsene Lupin.

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Bei den Insel-TB muss man ja immer so höllisch aufpassen, dass der Rücken nicht völlig zertstört wird. Aus diesem Grund kaufe ich auch kaum noch Taschenbücher (ausser es lässt sich absolut nicht vermeiden). Die Bibliothek Suhrkamp ist da natürlich vorbildlich.

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Das ist eine Frage der Lesegewohnheiten. Man muss konzidieren, dass Insel gerade im Bereich der Klassiker zu oft eine Monopolstellung hat, was moderne, zuverlässige Übersetzungen angeht. Franz Blei etwa hat zu seiner Zeit viel Gutes getan, was die Offenheit angeht, ist aber heute selbst nur noch mit Schmerzen lesbar. Mit Lesezeichen ist das alles kein Problem.

Im Prinzip bin ich aber auch schon seit Jahren mehr in Antiquariaten und über Flohmarktkisten unterwegs, und wer viele Bücher entstauben muss, weiss ja von den Vorteilen eines Goldschnitts.

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Oh, keine Frage, ich arbeite natürlich auch mit Lesezeichen und probiere wirklich genauestens (will nicht sagen: krankhaft) den Buchrücken zu schonen, aber ab und an geht es eben nicht anders.
Wo wir gerade bei Insel-Klassikern sind: Interesse an Karl Philipp Moritz "Anton Reiser"? Den habe ich durch die gebundene Ausgabe ersetzt und jetzt liegt das TB hier. Die anderen Leute in meinem Deutsch-LK lesen nicht freiwillig Bücher (...).

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Danke für das Angebot, aber erstens wäre es hier eine Dublette und zweitens bin ich ja eher für erotische Bildungsromane aus Frankreich zu haben, denn toitsche feine Psychologie. Eine nette Sache wäre ja mal ein Vergleich der Schauspielerei bei Moritz und dem Gil Blas von Le Sage.

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Jetzt mache ich mir eine Kanne Tee und setze mich mit Flaubert auf die Terrasse. "Gil Blas" wird umgehend geordert.

Ja, Antiquariate sind tatsächlich die schönsten Orte, um Bücher zu kaufen. So ein Hugendubel ist natürlich der allerschlimmste und wird folglich auch nur von den allerschlimmsten Büchern und ihren Lesern bevölkert.

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Die Hölle heisst Weltbild.

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Jokers, buecher.de, booxtra - SIE tarnen sich.

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Das Böse ist überall, aber bei Weltbild sind es zudem Papisten.

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Ähm, die Erwähnten sind allesamt im WB-Eigentum. Heutzutage laufen die Geschäfte besser, wenn die Marke nicht direkt nach Erbauungsliteratur riecht.

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Echt? Bäh. Na, egal, ich kaufe ohnehin woanders.

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Ja, echt. SIE sind groß. 1,4 Milliarden Euro Jahresumsatz macht man nicht alleine mit Heiligenbildchen. Ok, die mit der BILD zusammen aufgelegte Bibel und BILD- Comic Bücher sind wohl gut gelaufen.

http://redax.weltbild.com/frontend/pressemitteilung.php?id=277

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Farbreste an den Fingern, wa? Keine Handwaschpaste im Haus? Keine Handwaschbürste?

Ihnen wird unverzüglich amtlich die Heimwerker- und Bastel-Lizenz entzogen! Bitte begeben Sie sich zum nächsten Entsorgungshof und geben Sie sich ab - oder so :-)

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Nix da! Da kommt heute Nacht noch gelborange drauf, und dann blättert das ab wie eine alte Tapete :-)

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