Donnerstag, 21. Februar 2008
Wahl der Waffe
ocelle, quascumque in liquentibus stagnis
marique vasto fert uterque Neptunus,
quam te libenter quamque laetus inviso.
[catull, xxxi]

Wenn meine Verwandten sowas gemacht haben, konnten sie die Nacht davor nicht schlafen - verstanden habe ich das nie, so banal ist diese Entscheidung eigentlich. Man überlegt es sich, kommt zu einer Entscheidung, prüft die Fakten, und wenn man kann, tut man es einfach. Genau genommen ist es nur eine Unterschrift.
Nachdem die Blogosphäre im Moment erheblich von einer Klapperstorchinvasion heimgesucht wird, und zudem die Standesbeamten Typen hassen gelernt haben, die noch als Trauzeugen das Ereignis twittern und qiken, möchte ich hier betonen, dass ich morgen ganz sicher keinen Ehevertrag unterschreiben oder eine Vaterschaft anerkennen werde. Ich habe nicht im Mindesten vor, mich ewig zu binden, und dennoch, es wird einiges verändern. In meinem Leben, und auch auf diesem Blog hier.
Vermutlich werde ich gnadenlos übernächtigt sein, vor Aufregung einen Unfall bauen und beim Unterschreiben tatsächlich mit Don Alphonso signieren. Aber die Tinte ist im Füller, und jetzt gibt es kein zurück mehr.
... link (22 Kommentare) ... comment
Trau keinem PRler
... link (0 Kommentare) ... comment
Die Typographie meines sozialen Umfeldes

Und es ist nicht, weil ich dem Segelclub die Villa am See neiden würde. Sollen sie. Aber denen gehört der Platz nur bis zu ihrer hohen Hecke. Danach gehört es über die Schlösser- und Seenverwaltung dem Staat, also mir und allen Staatsbürgern, und der Freistaat Bayern garantiert mir das Recht, mich davor bei der Nutzung des Gewässers aufzuhalten. Auf gar keinen Fall muss ich irgendwelchen Seglern, die nur zweimal im Jahr ihre Boote über das Ufer transportieren, den Weg freihalten. Natürlich kann ich mein Badetuch oder mein Surfboard schnell beiseite räumen, wenn man mich darum bittet.
Aber nicht so: BOOTSZUFAHRT ZUM SEE bitte FREIHALTEN Danke. Da ist die Höflichkeitsformel angesichts des durch nichts begründbaren Anspruchs klein, viel zu klein gehalten. Es ist das Gegenteil von Höflich, es ist pure Heuchelei angesichts des nicht begründbaren Anspruches WENIGER an die allgemeinheit. Mit diesem Schild ging den Segelvereinsmeiern eine Haltung durch, die auf geradem Weg nach Liechtenstein führt, und es beleidigt jeden, der aus seinem Besitz Verantwortung ableitet. Ein paar Minuskeln sagen alles über diese Leute da.
Und das Schlimmste: Keine Manieren. Das sind die Leute, denen man nicht vorgestellt werden möchte.
... link (13 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 21. Februar 2008
Empfehlung heute - Gewöhnungsbedürftig

Solange war Bomec schon mal in Serbien, dessen Bewohner sich ja auch umgewöhnen mussen, an dies und das.
... link (3 Kommentare) ... comment
Ausbleibende Selbstanzeigen: Liechtenstein ist der neue Mühlstein.
Inzwischen ist das Thema in den Medien so durch, dass kaum einer mehr behaupten kann, von den Ermittlungen und deren Datenbasis nichts zu wissen. Zusammen mit den Beihelfern dürften es rund 1000 Personen sein, für die es eng wird. 1000 Personen, die mutmasslich gegen die Daten der fahnder keine Chance haben. 1000 Personen, denen Warten in der Sache nichts hilft, die nur mit einer Selbstanzeige auf Gnade und moderate Strafzahlungen hoffen können. Rechnet man alles zusammen, was man bislang an Selbstanzeigen erfahren hat, und rechnet noch eine hohe Dunkelziffer dazu, kommt man auf nicht mehr als 200 "Liechtengesteinigte", die die Flucht nach vorne antraten. Bleiben noch 800 übrig.

Diese 800 setzen scheinbar auf das Prinzip Hoffnung. Bei genauerer Betrachtung ist das aber höchst irrational, weil aktuell das Risiko des Auffliegens und der unschönen Folgen sehr viel höher ist, als der Nutzen, den man bei rationaler Überlegung davon hat. Durch die Selbstanzeige wird man den Druck der Affaire los, man kann kalkulieren, was es kostet, man kann sich legal vom Finanzplatz Liechtenstein verabschieden, der ziemlich sicher jetzt schon ein lebender Toter ist, es herrscht wieder Ordnung in den Büchern, und man entgeht dem System des Versteckens, das auch nicht kosten- und gefahrlos ist. Schliesslich sind Leute, die beim Steuerhinterziehen helfen, auch selbst nicht immer saubere Geschäftspartner, und schon gar nicht, wenn sie selbst ins Zentrum der Ermittlungen geraten und sich mit einem Verrat an die Staatsanwälte Vorteile erkaufen. Statt dessen kann man sein Geld legal und sauber wieder nach Deutschland bringen. Es sei denn...
Und das ist der Punkt, der mich bei den Nichtselbstanzeigern so wuschig bis fies grinsend macht. Alle Vorteile des oben gezeigten Auswegs sind möglich, unter einer entscheidenden Prämisse: Dass keiner fragt, woher das in Vaduz gebunkerte Geld eigentlich stammt. Wenn man nachweisen kann, dass das Geld ordungsgemäss verdient und dann nach Liechtenstein verbracht hat, ist alles in Ordung. Aber wenn das Geld, oder Teile davon selbst auch schon unrechtmässig erworben wurde, sei es durch Korruption, Einflussnahme, politische Landschaftspflege, Unterschlagung, Untreue, all das, was im politisch-ökonomischen Komplex so selten wie grünes Gras ist, und dessen finanzielle Früchte in Deutschland aus Angst vor Strafverfolgung nicht gelagert werden können, weil sich die Schuld durch das geld nachweisen liesse - wenn also nicht nur kriminell Steuern hinterzogen wurde, sondern auch das Grundvermögen kriminellen Handlungen entstammt, dann kann man sich nicht selbstanzeigen, ohne den Fahnder weitaus schlimmere Dinge zu offenbahren.
Es werden spannende, höchst spannende Zeiten kommen. Wer glaubt, dass das Feuer der Steuerfahndung jetzt schon zu heiss ist, wird sich wundern. Das ist nur eine Kerze. Aber dass sie bislang nicht mehr Licht in der Sache erzeugt hat, deutet massiv darauf hin, dass die Kerze in einer gigantischen, stockfinsteren Pulverkammer angezündet wurde. Ich denke nicht, dass man als Informant wegen ein paar letztlich überflüssiger Spielgeldmillionen reicher Leute Angst um sein Leben haben müsste. Aber wenn diese Millionen nur die Symptome zugrunde liegender Verbrechen sind, wäre mir auch nicht wohl. Ich wäre nicht überrascht, wenn mancher Schatzmeister gerade eher an einem Abschiedsbrief denn an einer Selbstanzeige arbeiten würde - was schade wäre, denn es sollte öffentlich werden. Alles. Das brauchen wir jetzt.
[Edit: Unten hat jemand schon das K-Wort benutzt, K wie Kohl. Ts. Kein Vertrauen in Elder Statesmen.]
Don Alphonso Asset Management Media mit Material der üblichen, wohlinformierten Kreise
... link (23 Kommentare) ... comment
Real Life 20.2.08 - Am Strand

Ich habe auch keine Eile. Das heisst, Eile hätte ich schon, aber ich lasse mich nicht hetzen, also gehe ich langsam. Ein paar Meter weiter überholt mich links ein älterer Herr mit Spazierstock. Er zieht erst wieder vor mir rein, als wäre es eine Autobahn, bleibt ein paar Schritte auf Kurs, fällt wieder nach links ab, beginnt zu schwanken, steuert abrupt auf eine Bank zu, aber bevor er sie erreicht, kippt er um und fällt mit dem Gesicht voran auf die Sitzfläche, und weil er versucht hat, sich mit den Händen abzufangen, rutscht seine Brille hoch und zerbricht an seiner Stirn. Ich helfe ihm auf, andere sind auch bald zur Stelle, er blutet, aber alle Taschentücher reichen nicht, um den roten Schwall aus seiner Stirn einzudämmen. Es hat eine Ader erwischt, sagt ein Arzt, der sich hier ebenfalls gleich einfindet, und ruft den Sanitäter.

Ich gehe weiter, erschlagen von der Luft, der Wärme, dem Gesehenen und der unerwarteten Nähe des Todes, und erst im Konferenzsaal, als sie mich anschauen, merke ich, dass meine Hände und mein Mantel voller Blut sind.
... link (14 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 20. Februar 2008
Empfehlung heute - Fleisch
... link (0 Kommentare) ... comment
Reich sein

Grosses Bild hier
Man verspekuliert sich wenigstens in angenehmer Atmosphäre und mit schönem Ausblick, und kann im Sonnenschein zu spät die Entscheidung bereuen.
Was ich heute gelernt habe: Es ist klug, keine Kinder zu haben, und wenn man sie doch hat, und sie ins Bordell oder nach Malle wollen - dann fragt man besser nicht gross, und gibt ihnen ein paar Scheine. Man kauft ihnen einen Wagen, eine Wohnung und denkt sich besser nichts, wenn sie drei Semester versemmeln. Das gehört mehr oder weniger dazu, ein paar gehen dabei drauf, die meisten werden nette, angenehme Menschen und reifen an ihren Erfahrungen.
Aber wenn man die Blagen in perfekter Abgeschlossenheit erzieht und ihnen immer nur Moral und Anstand predigt, wenn der Kirchenchor die Pflicht und die Beichte die Kür ist, kann es sein, dass sie den Schmarrn verinnerlichen, bieder werden, eine möglichst züchtige Frau heiraten, selbst Kinder bekommen - und zwar mit einer lokalen CSU-Mittelgrösse an einem oberbayerischen See mit hoher Millionärsdichte, dumm, erfolgsgeil und bigott. Und die geht beim Weg nach oben über Leichen, da sind Immobilien, Güterteilungen und freiwillige Leistungen für die Ehe nur die Bausteine für einen egomanen Lebensweg, der seine Bestätigung von Kirche und Partei für Oberflächlichkeiten bekommt. Formal ist alles in Ordnung, die Verträge wurden freiwillig geschlossen, und dennoch ist das einzige schnell wirkende, was ich in solchen Fällen empfehlen könnte, eine ordentliche Dosis Rattengift als Notwehr gegen solche Schwiegertöchter.
Kann ich natürlich nicht sagen. Aber wenn jemand in so einer Umgebung erkennbar lebensüberdrüssig wird, muss man sich schon überlegen, wer hier wen überleben sollte. Es ist ein Mandat, das ich gerne behalten möchte. Aus sportlichen Gründen.
... link (31 Kommentare) ... comment
Man nennt mich Don Gnadenlos
... link (0 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 18. Februar 2008
Was saugt.
Ideal wäre es jetzt, eine Pressekonferenz einzuberufen und den Deutschen gegenüber zu erklären, warum es geschehen ist, was er falsch gemacht hat und dass er sich entschuldigt. In dem Kontext wäre es nicht doof, als Zeichen des guten Willens noch ein, zwei Privatmillionen für bedürftige Kinder in Deutschland zu spenden. Das tut jemandem, der nach seinem Ausscheiden bei der Post eine Million pro jahr trotz des Skandals erhält, sicher nicht weh. Dann könnte man sagen, der hat etwas begriffen, der hat die Verantwortung auf sich genommen und kann vielleicht sogar wieder als Vorbild durchgehen - wie man zu reagieren hat, wenn man erwischt wurde. Wie man ein Stück Würde erhält.
Stattdessen lässt Herr Zumwinkel nun seine Anwälte wegen des angeblich illegalen Erwerbs der Daten jammern, die seine illegalen Machenschaften haben auffliegen lassen. Unterstützt von den windigen Kaufschreibern der deutschen Wirtschaftspresse, die genau wissen, wer ihre Werberechnungen bezahlt. Einsicht ist was anderes. Einen netten Opa, der was falsch gemacht hat und sich entschuldigt, würde man kaum in den Knast schicken wollen. Aber so... muss ich gestehen, dass ich gerne ein Schlusswort eines Angeklagten hören würde, das ihn trotzdem nicht vor der Vorstrafe rettet.

Lustige Zeiten. Ich habe für morgen was abgesagt, weil ich an den Ammersee und an den Tegernsee muss. Zum Tortenessen. Mein Gegenüber dachte sofort, dass es einen meiner beruflichen Kontakte erwischt hat. Schön wär´s. Keiner traut mehr niemandem. Es wird lange dauern, bis man sich beim Afterwork wieder offen über Geldtransfer unterhalten wird.
... link (35 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 18. Februar 2008
Wo man bleiben kann - Platz 6: Ingolstadt
Im Internet stösst man immer wieder auf diese betrügerischen "Sie sind der 1 Millionste Besucher und gewählter Gewinner"-Anzeigen, denen es nur um das Abzocken geht. Gelockt wird mit Traumgegenständen wie iPods, Weltreisen und Autos. Namentlich Audi TT, was ich so lala verstehe, und der langweiligsten Gurke der Welt, dem A3. Was ich absolut nicht verstehe. Weil ich von da komme, wo man die Dinger baut. Letztes Jahr war ich beim Kauf so eines Wagens dabei - es war schwer, einen zu kriegen, weil sie so begehrt sind. Deutschland ist, was Autos angeht, vollkommen verrückt.
Aber gut. Hier geht es nicht um Autos, sondern um die Frage, wo man mit 120-180.000 Euro ein nettes Plätzchen kaufen kann, um die kommende Krise zu überstehen. Wenn wir nur mal die Rohdaten aller grossen Städte dieses Landes nehmen und mit der Dummheit der Menschen kombinieren, gibt es nur einen Ort, der meilenweit vor allen anderen für das Überdauern der Krise in Frage kommt: Ingolstadt.
Es gibt hier Übervollbeschäftigung, ein paar Weltmarktführer, unabdingbare Rüstungsindustrie, einen noch nicht ganz obszönen Reichtum und sozialen Wohnungsbau, der andernorts als gehobene Wohnlage durchgehen würde. Man kann hier schlecht arbeitslos sein, und das, obwohl die Altstadt durchaus zum müssigen Treiben einladen würde. Die Dynamik hier ist so stark, dass es die Russlanddeutschen in Jobs durchgesaugt hat, und mein Schraubergott seine Firma zugemacht hat, weil er in der grossen Firma im Vertrieb mehr verdient. Die einzige Zukunftsangst, die man hier kennt, ist der Fachkräftemangel, und die einzige Pleite, die der Autohersteller verzeichnen musste, war der spritsparende Stadtflitzer, während die Scheichs schon drängeln, wann sie endlich ihren 560 PS starken Kombi bekommen. Es ist vollkommen verrückt, aber es funktioniert.
Und weil der letzte Wagen erst stehen bleiben wird, wenn der letzte Tropfen Benzin verbrannt ist, wird es weitergehen. Und länger. Denn während General Motors und Ford und andere Firmen in anderen Entwicklungsländern krepieren werden, haben die hier längst einen Plan, wie es ohne Benzin weitergeht. Es gibt hier ein Gymnasium, da werden solche Ingenieure bald in vierter Generation gezüchtet, sie mögen akulturell sein und des norddeutschen Dialekts nicht mächtig, aber sie können Autos bauen. Es wird alle anderen Zentren treffen, Rüsselsheim, Köln, München und Stuttgart, aber nicht das Kaff an der Donau. BMW ist zu proll, Mercedes zu Opa, Opel zu poplig, Ford zu billig, VW zu normal, und Porsche, ach so, Porsche, kennen Sie schon den neuen R8?
Bliebe noch die Frage, ob hier nicht irgendwann eine Nokia-Situation kommt. Nein. Autobau ist nicht eine Sache der rasend schnellen Kapitalmarktstrategen, sondern der Ingenieure und Facharbeiter. Zwei Gattungen, die sich hier enorm schnell einfinden, einrichten und bleiben. Und die grenztotalitär von dem überzeugt sind, was sie tun. leute, die nicht wissen, was das sein soll, Krise. Es gibt hier keine Krise. Krise ist Nürnberg, Berlin, New York und Karatchi. Hier ist Orgelmatinee am Sonntag, Jazzfest, Klassik zwischen Altmühl und Donau, und was es nicht gibt, findet man 23 Minuten südlich in München. 23 Minuten braucht man im R8 oder RS6 bis München Nord, sagt ein Nachbar, der es weiss.
Natürlich sind die Eingeborenen nicht so ganz leicht zu nehmen. Für mich ist das anders, ich komme von hier und bin einer von denen mit der richtigen Familie. Es ist aber nicht unmöglich. Man kaufe eine alte Wohnung in der Altstadt, oder in einem der Viertel aus der Jahrhundertwende, und repariere das. Man gilt dann zwar erst mal als Depp, aber dann wollen sie doch reinschauen, und später behaupten sie, dass es ihre Stadt war, die einen dazu bringt, an ihrer Verschönerung mitzuwirken. Spätestens, wenn sie Bekannte auf dem Wochenmarkrt ausfatscheln, wo man gerade im Urlaub ist, und mit wem, hat man es geschafft, man darf in den Konzertverein und sich vielleicht sogar in den zweiten Heiratsmarkt eingliedern.
Billig ist es nicht. Wenn man sowieso hier lebt, bekommt man das kaum mit, aber die Preise sind inzwischen wirklich hart. Selbst in schlechten Lagen, wo man den Preussen das Primatenfell über die Ohren zieht, geht hier in Neubauten unter 2000 Euro/m² so gut wie nichts. Sehr gute Lagen wären noch erheblich teurer, wenn sie zu verkaufen wären. Die ungetrübte Zukunft und die Sicherheit sind hier eingepreist, aber mit ein wenig Suche und Hilfe durch einen Eingeborenen sollte man schon was finden, und dann selbst Hand anlegen. Billiger wird es eher nicht, schon gar nicht in den zentralen Lagen. Aussenrum ist enorm viel Natur, Gaststätten, Kultur, und wenn es noch immer nicht reicht, geht man halt nach Italien. Ist hier näher als Berlin.
Man kann es also jedem nur empfehlen. Ausser, man kommt von hier. Dann kennt man es eh nicht anders, dafür weiss man um die Schrecken der Provonz, und will weg. Aber da sind ja noch 5 weitere Plätze.
... link (15 Kommentare) ... comment
Ich kenne schon Holtzbrincks Zoomer.de
... link (0 Kommentare) ... comment
ma non troppo II: Fernado Sor, Seguidillas Boleras
Sublimierung nennt der Psychologe diesen Prozess, der in Krankheit ausartet. Seien es im Negativen die armen Würste, die wegen der Unerhörtheit ihrer Wünsche durch meine Bekannte Iris jahrelang, genauer bis zu ihrer Scheidung, die Kissen vollheulten, es dann nochmal - vergeblich - probierten und sich seitdem in unverbrüchlicher Treue und cretinöser Empörung an der Seite des gehörnten Ex-Gatten finden, oder aber im Positiven die wüste Sinnlichkeit, die man in Frankreich von Spaniern haben wollte: Legte Calderon de la Barca selbst noch ein paar verurteilenswerte Sünden in seine Theaterstücke, griffen über zwei Jahrhunderte Lesage, Voltaire, Diderot und Mérimée diese Legenden von Wollust und Leidenschaft auf und bastelten sich daraus das jeweils genehme Spanienbild, bis zum Höhepunkt unter Jan Graf Potozky, der Spaniens falschen Ruhm der Sinnlichkeit mit der schwül-erotische Handschrift von Saragossa für immer in die Geschichte der Missverständnisse eintrug.
Die Folge dieser Schriften war eine grosse musikalische Spanienmode, der wir den Barbier von Sevilla verdanken, die Carmen, den Troubadour, und, da sind wir auch schon beim Thema

den Barden Fernando Sor. Ich persönlich kann mit romantischer Liedsingerei einmal durch den Kontinent getrieben werden, und mag auch der von mir geschätzte Heine vertont worden sein: Niemals! Ich ertrage viel, aber Liederabende gehen gar nicht, Müllerin, Kindertotenlieder, Wesendonk und Forelle würde ich zusammen in den hellen Bach kippen und mit munterer Eil draufsteigen, bis das Gegurgle ein Ende hat.
Aber diesmal war es anders: Obige CD jedoch hörte ich, ohne zu wissen, was es ist, fand es aber sehr spanisch, sehr gittarös und catagnettiert, voller Schmelz und Timbre, süsseste spanische Weisen mit ganz, ganz leichten Männerchoranleihen - aber nicht der gekünstelte Männerchor der Romantik a la castrata, keinerlei Tenoreunchen, sondern eher der lauschige Gesangsverein, den Tucholski singen liess:
"Wenn die Igel in der Abendstunde
still nach ihren Mäusen gehn,
hing auch ich an Deinem Munde
und es war um mich geschehen."
Kurz, auch ich bin, wenn ich das Booklet der CD nicht lese, empfänglich für Missverständnisse. Denn Fernando Sor war durchaus Spanier, aber einer der eher ungewöhnlich aufgeklärten Sorte: 1778 in Barcelona geboren, schloss er sich während der Revolutionskriege der napoleonischen Seite an, übernahm ein Amt und musste 1813 Spanien für immer verlassen. Aber in Erinnerung an Barcelona erfand er spanisch anmutende Lieder für Solisten, Gitarre und kleine Ensembles, die mit ihrer Thematik - man ahnt es, Verehrung, Liebe, Beschlaf und wollüstigen Tod - auch dem reaktionärsten Biedemeier erlaubten, im Salon den spanischen Stier rauszulassen. So, wie heute für die Freundinnen das, was auf Malle passierte, Urlaub war und deshalb nicht zählte, konnte man sich damals mit Sors Liedern Extravaganzen erlauben, für die man anderweitig einen Tritt bis zum Brunnen vor dem Tore erhalten hätte. Deshalb klingt es auch so, wie soll ich sagen, na, ganz anders als das, was man sonst aus der Gattung Kunstlied kennt. Verfeinerte, raffinierte Volksmusik, die nur den einen Zweck kennt - nach der Gitarre das Strumpfband zu zupfen.
Fernado Sor, Seguidillas Boleras, brilliant gesungen und eingespielt von Xavier Diaz-Latorre (allein schon der Name!) und Laberintos Ingeniosos, erschienen bei Zig-Zag.
... link (8 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 17. Februar 2008
Wo man bleiben kann - Platz 7: Maastricht und Limburg
Etwas warten sollte man vielleicht. Die Niederlande haben eine Immobilienblase fast britischen Ausmasses, und die wird ganz sicher platzen - oder platzt bereits jetzt. Momentan ist es dort noch atemberaubend teuer, aber das wird sich im Laufe des Jahres ändern - und dann geht es wieder in die andere Richtung. Die Niederlande sind eine der Regionen, die schnell wieder auf die Beine kommen werden, in Limburg bar jeder Verslummungtendenzen.
Und wenn alles scheitern würde, würde ich halt in einer Konditorei anheuern. Davon verstehe ich was, und die Holländer wissen das zu schätzen. Aber ich glaube nicht, dass es ein schlechter Platz ist. Die Holländer sind sowas von erpicht auf ihre Häuser, Immobilien sind mittelfristig das letzte, was sie gering schätzen.
... link (9 Kommentare) ... comment
Sinn und Dringlichkeit

Das hier ist ein Artikel, in dem davon geschrieben steht, dass unsere allerkatholischste, verehrungswürdige Staatsbank unter Kontrolle der durchlauchtigsten Staatspartei und den hochwohlgeborenen Sparkassen die Kleinigkeit von 4 Milliarden in sehr riskanten Subprime-Krediten hat, 32 Milliarden insgesamt in heute wenig vertrauenswürdigen Krediten und davon die Hälfte bislang ausserhalb ihrer Bilanzen führt.
Und dieser Blogger hier ist ein schwarzes Schaf, das nach über 150 Jahren familiärer Verbundenheit mit einer ebensolchen Sparkasse einen seit 1923 für diese Familie einmaligen Tiefsstand seiner Einlagen herbeiführen wird. Denn wenn die die Kleinigkeit von 32 Milliarden in wackligen Papieren haben, wird jemand zahlen müssen. Den einen Teil die Steuerzahler - da kann besagter Blogger nicht aus. Und zum anderen Teil die angeschlossenen Sparkassen. Und die wiederum können es eigentlich nur von den Schafen nehmen, die es ihnen geben.
Tradition verpflichtet. Auch bei der Vermögensrettung.
... link (19 Kommentare) ... comment
Empfehlung heute - Es gibt
... link (0 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 16. Februar 2008
Wo man bleiben kann - Platz 8: Mount Lebanon
Der Libanon, das muss man wissen, war von 2500 vor unserer Zeitrechnung bis ins letzte Viertel des vergangenen Jahrhunderts ein verflucht reiches Land, die Schweiz des Nahen Ostens, und das sogar ohne lästige Schweizer! Oberhalb von Beirut stehen die weitgehend unbeschädigten Reste dieser grossen Zeit, Villen der Kolonialzeit, Reste der osmanischen Herrschaft, Art Deco Paläste und mediterrane Neubauten, die alle sehr, sehr verlockend sind. Zumal die Libanesen ihre Währung an den Dollar gekoppelt haben. Für 150.000 Euro bekommt man dort problemlos ein mittleres Chalet, oder ein 200 m² grosses Appartment, vorne mit Blick auf das Meer, hinten mit Blick ins Gebirge. Das Klima ist hier gemässigt, die Leute sind polyglotter als die Franzosen und netter als die Schweizer, das Essen ist sehr viel besser als in England, und es wird dort sicher nicht billiger - es sei denn, die Syrer kommen, aber das ist eher unwahrscheinlich.
Was dagegen kommt, ist Geld. Geld von den Auslandslibanesen, und Geld aus den Golfstaaten, für die der Libanon so eine Art Naherholungsgebiet von Scharia und anderem Blödsinn ist. Wenn es überhaupt eine Ecke in dieser Region schafft, dann ist es der Libanon. Das wird auf absehbare Zeit wieder die Schweiz des Nahen Ostens, und solange kann man im Winter oben Skifahren und im Sommer unten baden, weitgehend frei von den Problemen des Weltwirtschaftsgeschehens. Lebenshaltungskosten sind ein Klacks, es ist sehr europäisch, obwohl es diese Kombination zu diesen Preisen in Europa nicht mal mehr im Balkan gibt.
Ich kannte mal jemandem, der mein Fach studierte, dann zum ersten Mal kurz dorthin ist, um sich Ruinen anzuschauen - und dort geblieben ist. So muss das sein.
... link (23 Kommentare) ... comment
Empfehlung heute - Frank und frei sagen,
... link (6 Kommentare) ... comment
"De nemma uns ois",
Man mache sich da keine Illusionen: Das beginnt lange vor Vaduz. Man ist oft überrascht, wie billig Immobilien in bester Lage laut Vertrag sind. Kein Wunder, sinken doch durch den Briefumschlag mit ein paar zehntausend Euro eine ganze Reihe von Abgaben. Hier in der Provinz wird gerade gegen einen Anwalt ermittelt, der sich bei der Verschiffung von grossen Vermögen einen Teil in die eigene Tasche gewirtschaftet hat, und die Betroffenen wagten es nicht, zur Polizei zu gehen. Was fehlt, ist jedes Bewusstsein, etwas Illegales zu tun. In gewissen besseren deutschen Einrichtungszeitschriften wurde mit dem Bild einer feist grinsenden Reichen für eine Kunstmesse in Basel und den Bankbesuch geworben. Steuerhinterziehung ist in diesen Kreisen Teil der Populärkultur, Schwarzgeld bildet einen Schattenmarkt für besondere Ausgaben, davon leben Auktionshäuser, teure Restaurants, Bordelle, die Luxusuhrenindustrie und und junge Künstler. Ohne Schwarzgeld wäre die Schweiz ein Entwicklungsland. Klassische Geldausgebezeitschriften derjenigen Wirtschaftsmedien, die jetzt entsetzt tun, haben den Steuersünder und sein Schwarzgeld als Kernzielgruppe.
Der weitere Verlauf ist absehbar. Ab Montag werden gewisse Herrschaften darauf verweisen, wie hoch doch die deutschen Steuern für Besserverdienende sind, und dass der beste Weg zu mehr Ehrlichkeit Steuersenkungen wären. In den üblichen Magazinen wird man vermehrt von staatlichen Fehlleistungen lesen, um das Vertrauen in die Steuerhinterziehung wieder herzustellen. Das ist kein Verbrechen, sondern ein Wirtschaftszweig.
Und ausnahmsweise sogar einer, der keine Fördergelder will.
... link (92 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 14. Februar 2008
Sie nennen es soziales Netz.
... link (3 Kommentare) ... comment
Es ist doch so:
und dann regen sie sich wegen den Tagen auf, zu denen die sinnstiftende Konditorenzunft endlich mal zeigen kann, welche Herrlichkeit zu fabrizieren sie in der Lage ist:

Riesenrosa Jungfrauenschmeichler hier, grosse Geschiedenentröster hier
Gut. Manche können dem widerstehen, und wünschen sich lieber einen kalorienreduzierten Latte neben ihr Technikspielzeug.
Aber die sind es dann auch nicht wert.
... link (34 Kommentare) ... comment
Empfehlung heute - Die beste Konferenz,
http://freespeechconference.org/
Besonders eindrucksvoll vielleicht: Amitai Sandy mit dem Jewish Antisemitic Cartoon Contest, der gerade wieder "dank" der dänischen Karikaturen aktuell sein dürfte:
Auch so kann man Extremisten vorführen.
Und überhaupt. Hach. Damals in Jaffa.
... link (4 Kommentare) ... comment