... newer stories
Donnerstag, 28. August 2008
Die Entkopplung von Krise und Einkommen
Wir werden in den nächsten Monaten eine sehr intensive Debatte erleben, in der sehr viele sog. Wirtschaftsexperten sagen werden:

Denn was wir da erleben, ist die zweite Phase des Globalisierungsterrors der kriminellen Lobbyvereinigungen gegen die Bevölkerung. Jahrelang hiess es, man müsse der Wirtschaft alle Freiheiten einräumen und ihre Gewinne steigern und die Steuern reduzieren und sie aus der gesellschaftlichen Verantwortung entlassen und ihr jede Form von Lohndumping erlauben, damit wir gegen Länder wie China eine Chance haben. Unten gab es Reallohnverluste, oben stetig steigende Einnahmen.
Und jetzt stellt sich heraus, dass gewisse Teile dieser Wirtschaft eine formidable Wirtschaftskrise verursacht hat. Namentlich der Kernbereich der Banken, die Elite, die als Bayerische Landesbank die Sparkassen anpumpt und als Deutsche Bank ihre ARS-Produkte in Amerika zurückkaufen muss. Plötzlich muss man abschreiben, weil man beim globalen Blasenblasen und gegenseitigen Zitzenlecken auch eine ganze Menge unkalkukierbarer Risiken erwischt hat. Man sammelt Cash und verleiht nicht gerne, die gewohnten Rekordgewinne bleiben aus, also sucht man Mittel und Wege, das Problem, das mit amerikanischer Verschwendungssucht begann, auf den deutschen Bürgerrücken auszutragen. Indem man versucht, eien Bedrohungslage für alle zu konstruieren, die bislang nur diejenigen erwischt hat, die beim Milliardenpoker um amerikanische Hauskredite ganz vorne mit dabei waren. Ganz so, als gäbe es nur noch einen globalen Wirtschaftsraum, in dem jede Form von Kreditausfall eine weltweite Kettenreaktion nach sich zöge.

Natürlich ist es nicht erfreulich, was da passiert. Und sicher wird es für die Exportwirtschaft schwieriger. ich würde gerade auch nicht in Spanien, Kalifornien, England oder Irland Hausbesitzer sein wollen. Wenn so eine Blase platzt, kann es jeder hören, aber nicht allen zerreisst es dabei das Trommelfell. In Deutschland gibt es eine hohe Sparquote und niedrige Kreditausfallrisiken, es gibt keine Blase und keinen technologischen Rückstand, den man in der Krise noch aufholen müsste, wie etwa die amerikanischen Autobauer.
Was es fraglos geben wird, sind massive Verluste bei den Schichten mit hohen Einkommen, die sich verspekuliert haben. Wir werden sinkende Unternehmensgewinne sehen, und ein weitere Abwanderungen von den Aktienmärkten. Und natürlich ist es einem Aktienbesitzer erst mal scheissegal, wenn in Deutschland die Einkommen sinken, solange dadurch nur sein kurzfristiges Kurs-Gewinn-Verhältnis stimmt. Es ist eine Krise der besitzenden Klasse, und sie wird versuchen, es zu einer Krise der Allgemeinheit zu machen. Einer Allgemeinheit, die zahlen soll. Eine neue Runde der Umverteilung, ein Leerverkauf gegen die Gesellschaft, die den Boom finanzieren musste und nun den Crash finanzieren soll, obwohl sie beim Weg nach oben kaum etwas abbekommen hat. Die Versager der IKB, die WestLB, die SachsenLB und die BayernLB werden schon von allen bezahlt - und nun stellen sich auch die anderen begierigen Versager an und wollen bedient werden.
Man sollte ihnen reichlich geben. Mit dem Schürhaken, und dann auf der Dachterasse gelassen zuschauen, wie Libellen fliegen und im Westen die Sonne untergeht.
Oh weh und wei, Krise in den USA, Spanien, Dänemark und England, es ist falsch zu glauben, wir als Exportnation könnten uns entkoppeln, wir werden alle zusammen drauf gehen, wir werden Gras fressen und aus russischen Toiletten trinken, das wird ganz furchtbar - wenn wir nicht geeignete Massnahmen sofort und auf der Stelle durchführen. Nämlich: Steuererleichterungen für die Firmen als Ersatz für die Milliardensubventionen , die anderswo von FED und Regierungen durchgezogen werden. Und unbedingt Zurückhaltung bei den Löhnen, damit wir konkurrenzfähig bleiben!Nächstes Wochenende ist in der ostdeutschen Provinz eine Auktion, wo es einen historischen Schürhaken gibt, und ich denke, den werde ich erstehen, denn sollte ich zufällig mal gerade neben so einem widerlichen Subjekt zu stehen kommen, wäre es ein geeigneter Gegenstand, um diesen Ausfluss bezahlter Propaganda mit eifrigem Wedeln etwas entgegenzusetzen.

Denn was wir da erleben, ist die zweite Phase des Globalisierungsterrors der kriminellen Lobbyvereinigungen gegen die Bevölkerung. Jahrelang hiess es, man müsse der Wirtschaft alle Freiheiten einräumen und ihre Gewinne steigern und die Steuern reduzieren und sie aus der gesellschaftlichen Verantwortung entlassen und ihr jede Form von Lohndumping erlauben, damit wir gegen Länder wie China eine Chance haben. Unten gab es Reallohnverluste, oben stetig steigende Einnahmen.
Und jetzt stellt sich heraus, dass gewisse Teile dieser Wirtschaft eine formidable Wirtschaftskrise verursacht hat. Namentlich der Kernbereich der Banken, die Elite, die als Bayerische Landesbank die Sparkassen anpumpt und als Deutsche Bank ihre ARS-Produkte in Amerika zurückkaufen muss. Plötzlich muss man abschreiben, weil man beim globalen Blasenblasen und gegenseitigen Zitzenlecken auch eine ganze Menge unkalkukierbarer Risiken erwischt hat. Man sammelt Cash und verleiht nicht gerne, die gewohnten Rekordgewinne bleiben aus, also sucht man Mittel und Wege, das Problem, das mit amerikanischer Verschwendungssucht begann, auf den deutschen Bürgerrücken auszutragen. Indem man versucht, eien Bedrohungslage für alle zu konstruieren, die bislang nur diejenigen erwischt hat, die beim Milliardenpoker um amerikanische Hauskredite ganz vorne mit dabei waren. Ganz so, als gäbe es nur noch einen globalen Wirtschaftsraum, in dem jede Form von Kreditausfall eine weltweite Kettenreaktion nach sich zöge.

Natürlich ist es nicht erfreulich, was da passiert. Und sicher wird es für die Exportwirtschaft schwieriger. ich würde gerade auch nicht in Spanien, Kalifornien, England oder Irland Hausbesitzer sein wollen. Wenn so eine Blase platzt, kann es jeder hören, aber nicht allen zerreisst es dabei das Trommelfell. In Deutschland gibt es eine hohe Sparquote und niedrige Kreditausfallrisiken, es gibt keine Blase und keinen technologischen Rückstand, den man in der Krise noch aufholen müsste, wie etwa die amerikanischen Autobauer.
Was es fraglos geben wird, sind massive Verluste bei den Schichten mit hohen Einkommen, die sich verspekuliert haben. Wir werden sinkende Unternehmensgewinne sehen, und ein weitere Abwanderungen von den Aktienmärkten. Und natürlich ist es einem Aktienbesitzer erst mal scheissegal, wenn in Deutschland die Einkommen sinken, solange dadurch nur sein kurzfristiges Kurs-Gewinn-Verhältnis stimmt. Es ist eine Krise der besitzenden Klasse, und sie wird versuchen, es zu einer Krise der Allgemeinheit zu machen. Einer Allgemeinheit, die zahlen soll. Eine neue Runde der Umverteilung, ein Leerverkauf gegen die Gesellschaft, die den Boom finanzieren musste und nun den Crash finanzieren soll, obwohl sie beim Weg nach oben kaum etwas abbekommen hat. Die Versager der IKB, die WestLB, die SachsenLB und die BayernLB werden schon von allen bezahlt - und nun stellen sich auch die anderen begierigen Versager an und wollen bedient werden.
Man sollte ihnen reichlich geben. Mit dem Schürhaken, und dann auf der Dachterasse gelassen zuschauen, wie Libellen fliegen und im Westen die Sonne untergeht.
donalphons, 00:38h
... link (22 Kommentare) ... comment
Empfehlung heute - Rekonstruktionsprobleme
Es gibt Leute, die die meinung vertreten, dass man historische bausubstanz genauso neu hinklatschen kann, wie jedes neue Einfamilienhaus. Bei Schlossdebatte kann man in einem vorzüglichen Interview nachlesen, warum das absolut nicht so ist - und ich darf hinzufügen, dass die gleichen Probleme auch entstünden, wollte man heute generell so bauen wie im Barock.
donalphons, 22:51h
... link (0 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 27. August 2008
Real Life 26.8.08 - Sie können das Biest nicht töten
Und, fragt ihre Mutter, als Iris aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen noch immer nicht fertig ist, weshalb in diesem Moment das Ankommen in diesem Anwesen für dich ebenso leicht wie das Verlassen eher schwierig ist, haben Sie die Katze wieder?
Du erzählst lang und breit, dass deine Mutter die Nachbarschaft ganz umsonst rebellisch gemacht hat, denn um 8 Uhr stand die Dalmatinerkatze hungrig und übernächtigt vor der Tür, ohne Kratzer und Schuldbewusstsein über die Verwicklungen, die sie mit ihrer 24 Stunden dauernden Abwesenheit angerichtet hatte.
Dann ist es ja gut, wirst du beschieden, und sie meint, dass man sich jetzt weniger Sorgen um die Tiere machen muss. Es ist nämlich so - möchtest du vielleicht noch einen roten Traubensaft? - also: Frau Z. im Eckhaus vorne hat gute Kontakte zur Polizei, und nachdem sie ein paar Mal interveniert hat, dass in dieser von Katzen, Kindern und Bestagern frequentierten Tempo-30-Zone durch das bessere Wohngebiet häufug gerast wird, kommt die Polizei jetzt auch ab und zu vorbei. Mit einem Radargerät. Und, was glaubst du, dass der Rekord war?
90? 100?
117. Einhundertsiebzehn. Ein junger Mann, aus dem nächsten Viertel.

Das ist nicht gut für ihn. Das hat er sich auf der einsamen Strasse auch anders vorgestellt, bis er das rote Licht sah. Da fährt so einer also heim, den Wind in den Haaren, gibt nochmal Gas, und dann sofort aussteigen... du erinnerst dich an früher und an den B. und dessen erstes Auto, der in irgendeiner Nacht neben dir war auf der Ringstrasse, bis 60 zog er mit und dann bremste er nicht, immer schneller, bis die Rücklichter verschwanden, und daheim wartete dann auch eine Streife mit Blitzer an der Strasse mit den vielen Kreuzen, und er fuhr wieder Fahrrad statt dem Benz von seinem Vater, oder du hast ihn abgeholt, wenn ihr nach München gefahren seid, in irgendwelche Häuser von Leuten, die gerade in Urlaub waren und deren Kinder auch ohne Internet wussten, mit wem sie sich ins Vergessen tanzen wollten. Kein Mitleid, sagst du.
Iris? ruft sie hinauf. Der Herr Porcamdonna langweilt sich bald hier unten, kommst du? Übrigens, fährt sie leise und vertraulich vor, wissen Sie was? Eigentlich sind die hinter jemand anderes her. Sie sieht sich um, als ob jemand in dem weitläufigen Grundstück versteckt sein könnte. Der V. Der mit seinen italienischen Rennwägen. Von dem weiss jeder, dass er damit rast, aber man hat ihn nie mehr erwischt seit jenem Tag vor 12 Jahren, als er damals den Unfall überlebt hat. Und nun vermutet man, dass er vielleicht eine Quelle hat, die ihm sagt, wann und wo etwas steht. Dabei ist der V., das weiss hier jeder, der Schlimmste. Aber man kann ihm nichts nachweisen.
Schuhe ticken über Tropenholz und Stein, Iris schreitet die Treppe herunter, als hätte sie alle Zeit der Welt, was gar nicht so schlecht ist für Katzen und Mütter, die indirekt etwas über diese Stadt los werden wollen, was man nicht deutlich aussprechen kann, dass es auch unter den Ungleichen immer noch welche gibt, die wohl noch ungleicher sind, und man kann das Biest nicht töten, weil es in allen Ungleichen, gewissermassen die Ungleichheit ist, die Ungleichheit, die Anliegerstrassen und freies Rasen gleichermassen zulässt, und man kann nur auf die Vorsicht der Katzen hoffen, und eine stabile Strassenrandbegrünung.
Du erzählst lang und breit, dass deine Mutter die Nachbarschaft ganz umsonst rebellisch gemacht hat, denn um 8 Uhr stand die Dalmatinerkatze hungrig und übernächtigt vor der Tür, ohne Kratzer und Schuldbewusstsein über die Verwicklungen, die sie mit ihrer 24 Stunden dauernden Abwesenheit angerichtet hatte.
Dann ist es ja gut, wirst du beschieden, und sie meint, dass man sich jetzt weniger Sorgen um die Tiere machen muss. Es ist nämlich so - möchtest du vielleicht noch einen roten Traubensaft? - also: Frau Z. im Eckhaus vorne hat gute Kontakte zur Polizei, und nachdem sie ein paar Mal interveniert hat, dass in dieser von Katzen, Kindern und Bestagern frequentierten Tempo-30-Zone durch das bessere Wohngebiet häufug gerast wird, kommt die Polizei jetzt auch ab und zu vorbei. Mit einem Radargerät. Und, was glaubst du, dass der Rekord war?
90? 100?
117. Einhundertsiebzehn. Ein junger Mann, aus dem nächsten Viertel.

Das ist nicht gut für ihn. Das hat er sich auf der einsamen Strasse auch anders vorgestellt, bis er das rote Licht sah. Da fährt so einer also heim, den Wind in den Haaren, gibt nochmal Gas, und dann sofort aussteigen... du erinnerst dich an früher und an den B. und dessen erstes Auto, der in irgendeiner Nacht neben dir war auf der Ringstrasse, bis 60 zog er mit und dann bremste er nicht, immer schneller, bis die Rücklichter verschwanden, und daheim wartete dann auch eine Streife mit Blitzer an der Strasse mit den vielen Kreuzen, und er fuhr wieder Fahrrad statt dem Benz von seinem Vater, oder du hast ihn abgeholt, wenn ihr nach München gefahren seid, in irgendwelche Häuser von Leuten, die gerade in Urlaub waren und deren Kinder auch ohne Internet wussten, mit wem sie sich ins Vergessen tanzen wollten. Kein Mitleid, sagst du.
Iris? ruft sie hinauf. Der Herr Porcamdonna langweilt sich bald hier unten, kommst du? Übrigens, fährt sie leise und vertraulich vor, wissen Sie was? Eigentlich sind die hinter jemand anderes her. Sie sieht sich um, als ob jemand in dem weitläufigen Grundstück versteckt sein könnte. Der V. Der mit seinen italienischen Rennwägen. Von dem weiss jeder, dass er damit rast, aber man hat ihn nie mehr erwischt seit jenem Tag vor 12 Jahren, als er damals den Unfall überlebt hat. Und nun vermutet man, dass er vielleicht eine Quelle hat, die ihm sagt, wann und wo etwas steht. Dabei ist der V., das weiss hier jeder, der Schlimmste. Aber man kann ihm nichts nachweisen.
Schuhe ticken über Tropenholz und Stein, Iris schreitet die Treppe herunter, als hätte sie alle Zeit der Welt, was gar nicht so schlecht ist für Katzen und Mütter, die indirekt etwas über diese Stadt los werden wollen, was man nicht deutlich aussprechen kann, dass es auch unter den Ungleichen immer noch welche gibt, die wohl noch ungleicher sind, und man kann das Biest nicht töten, weil es in allen Ungleichen, gewissermassen die Ungleichheit ist, die Ungleichheit, die Anliegerstrassen und freies Rasen gleichermassen zulässt, und man kann nur auf die Vorsicht der Katzen hoffen, und eine stabile Strassenrandbegrünung.
donalphons, 00:52h
... link (20 Kommentare) ... comment
Deutschlands führender Internet-Verkaufsagent
meinte Dropshop zu heissen, wollte in vielen Städten und Ländern eine Art Sekundärgeschäft über Amazon und Ebay betreiben, und hat nun die Geschäftsnummer 1542 IN 2480/08 beim Amtsgericht München. 2003 hiess sowas noch "Next Economy", und wurde kräftig gehyped. In der einzigartigen Munich Area.
:::::::::: :::::::::: :::::::::: :::::::::: :::::::::: :::::::::: :::::::::: :::::::::: :::::::::: :::::::::: :::::::::: ::::::::::
(Und als Berliner würde ich jetzt nicht allzu laut lachen: Unter Aktenzeichen 36l IN 3453/08 zeigt die Level One Asset Management Deutschland GmbH, dass es wohl doch nicht so einfach ist, neben der Rechtschreibung die Risiken mit einem Bestand von 30.000 Wohnungen auf dem deutschen und Berliner Immobilienmarkt richtig einzuschätzen. Wo sind eigentlich jetzt die klatschenden Medien? Alte DCT-Freunde werden übrigens ihren Spass haben, wenn sie mal den Namen des Besitzers mit Camelot AG, einer der schnellen Pleiten des Neuen Marktes durchgugeln. Alte Bekannte, sozusagen, vom Callcenterbetreiber zum Vermieter im Basissegment.)
:::::::::: :::::::::: :::::::::: :::::::::: :::::::::: :::::::::: :::::::::: :::::::::: :::::::::: :::::::::: :::::::::: ::::::::::
(Und als Berliner würde ich jetzt nicht allzu laut lachen: Unter Aktenzeichen 36l IN 3453/08 zeigt die Level One Asset Management Deutschland GmbH, dass es wohl doch nicht so einfach ist, neben der Rechtschreibung die Risiken mit einem Bestand von 30.000 Wohnungen auf dem deutschen und Berliner Immobilienmarkt richtig einzuschätzen. Wo sind eigentlich jetzt die klatschenden Medien? Alte DCT-Freunde werden übrigens ihren Spass haben, wenn sie mal den Namen des Besitzers mit Camelot AG, einer der schnellen Pleiten des Neuen Marktes durchgugeln. Alte Bekannte, sozusagen, vom Callcenterbetreiber zum Vermieter im Basissegment.)
donalphons, 04:16h
... link (12 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 26. August 2008
Alles muss raus
Es ist nicht gerade die beste Zeit, krank zu werden und gleichzeitig die Deflation der Güter krisengeschüttelter Verbraucher zu betrachten. Oder kleiner Firmen, die ihre Betonmischer verschleudern. Oder die missliche Lage mancher Medienhäuser, deren Produkte als allererste, noch lange vor dem ersten Verkauf von überflüssigen Uhren, Möbeln und Booten bei Craigslist abbestellt werden. Was während der New Economy einen Teil der Medien die Existenz und einen anderen, selbst als Gründer involvierten Teil sehr viel Geld kostete, wird diesmal alle erwischen. Bsonders die grossen Player. Diejenigen, die dachten, man kann das Internet ruhig SPON und Myspace überlassen. Diejenigen, die schon jetzt nicht mehr per Kleinanzeige von den Notverkäufen profitieren.

Zeitungen sind mit dem Problem nicht wirklich allein. Es gab vor ein paar Wochen eine ziemlich perverse Nachricht aus Grossbritanniern: Dort ist die Anzahl der schnellen Internetverbindungen leicht rückläufig. Und wenn auch die Klickzahlen ansteigen, bringt es nicht zwingend mehr Werbegelder ins Netz. Blöderweise waren Banken und Autokonzerne die grossen Käufer von digitalen Werbeflächen. Dumm, ganz dumm gelaufen.
Legt man die Erfahrungen aus der New Economy zugrunde und passt sie der aktuellen, weitaus grösseren Krise an, darf man hier durchaus die Existenzfrage für die im Journalismus Tätigen aufwerfen. Damit einher geht das Problem der inneren Veränderungen der Medienstruktur, mit einer meiner Meinung nach nicht unwahrscheinlichen Zukunft, in der das Internet mehr oder weniger kostenlos alle niederen und dümmeren Belange, gerne auch mit vom Nutzer kostenlos generierten Inhalten, befriedigen wird. Irgendwo zwischen Download und Youporn, Nachrichtenkurzform und Schnelltrash, die Rundumversorgung für niedrige Ansprüche und Notverkäufe vom sexuellen Dienst bis zum Kinderwagen.
Und auf der anderen Seite die publizistische Antwort auf gated Communities: Herrschaftswissen, teuer und an Menschen orientiert, die zahlen, weil sie sich davon einen Profit erwarten. Einen Nutzen, der sich auch in noch besserer Abgrenzung äussern kann. Etwas, das "Innen" Abweichler auf Linie bringt, das einen antisozialen Mainstream hervorbringt, wie es von Cicero, Rich, Park Avenue, AD, Brandeins und Monocle mit wechselndem, meist aber begrenztem Erfolg schon etwas länger versucht wird. Weil sie noch nicht Teil dessen sind, was sie beliefern möchten, aber da werden sie schon noch lernen.
Man sollte mit Grippe ins Bett gehen und keine Mails von Kollegen lesen, keine Blogs anschauen, die inzwischen feige das Maul halten, wenn die Inhaltemafia bei ihnen wirbt, man sollte auch nicht zu sehr überlegen, was eigentlich das system noch zusammenhält und wem überhaupt noch etwas daran liegt, ausser den Spiessern vielleicht, die ihre Existenzberechtigung verlieren, wenn die da oben nicht mehr gegen die da unten abgeschirmt sein müssen, weil man zu weit auseinander ist und die da unten die da oben mit dem Geldtrash verwechselt wird, den Unterschichtenmedien als "oben" darstellen. Man sollte es vielleicht auch gar nicht zu erklären versuchen, man kann dabei nur verlieren; wenn schon diese Krise kaum einen dazu bringt, sich mit Bankenregulierung zu beschäftigen, warum sollten dann die Folgen von unumkehrbarer Umverteilung stören, die sich weder von den Lafontaines noch von Statistiken adäquat beschreiben lassen.

Zeitungen sind mit dem Problem nicht wirklich allein. Es gab vor ein paar Wochen eine ziemlich perverse Nachricht aus Grossbritanniern: Dort ist die Anzahl der schnellen Internetverbindungen leicht rückläufig. Und wenn auch die Klickzahlen ansteigen, bringt es nicht zwingend mehr Werbegelder ins Netz. Blöderweise waren Banken und Autokonzerne die grossen Käufer von digitalen Werbeflächen. Dumm, ganz dumm gelaufen.
Legt man die Erfahrungen aus der New Economy zugrunde und passt sie der aktuellen, weitaus grösseren Krise an, darf man hier durchaus die Existenzfrage für die im Journalismus Tätigen aufwerfen. Damit einher geht das Problem der inneren Veränderungen der Medienstruktur, mit einer meiner Meinung nach nicht unwahrscheinlichen Zukunft, in der das Internet mehr oder weniger kostenlos alle niederen und dümmeren Belange, gerne auch mit vom Nutzer kostenlos generierten Inhalten, befriedigen wird. Irgendwo zwischen Download und Youporn, Nachrichtenkurzform und Schnelltrash, die Rundumversorgung für niedrige Ansprüche und Notverkäufe vom sexuellen Dienst bis zum Kinderwagen.
Und auf der anderen Seite die publizistische Antwort auf gated Communities: Herrschaftswissen, teuer und an Menschen orientiert, die zahlen, weil sie sich davon einen Profit erwarten. Einen Nutzen, der sich auch in noch besserer Abgrenzung äussern kann. Etwas, das "Innen" Abweichler auf Linie bringt, das einen antisozialen Mainstream hervorbringt, wie es von Cicero, Rich, Park Avenue, AD, Brandeins und Monocle mit wechselndem, meist aber begrenztem Erfolg schon etwas länger versucht wird. Weil sie noch nicht Teil dessen sind, was sie beliefern möchten, aber da werden sie schon noch lernen.
Man sollte mit Grippe ins Bett gehen und keine Mails von Kollegen lesen, keine Blogs anschauen, die inzwischen feige das Maul halten, wenn die Inhaltemafia bei ihnen wirbt, man sollte auch nicht zu sehr überlegen, was eigentlich das system noch zusammenhält und wem überhaupt noch etwas daran liegt, ausser den Spiessern vielleicht, die ihre Existenzberechtigung verlieren, wenn die da oben nicht mehr gegen die da unten abgeschirmt sein müssen, weil man zu weit auseinander ist und die da unten die da oben mit dem Geldtrash verwechselt wird, den Unterschichtenmedien als "oben" darstellen. Man sollte es vielleicht auch gar nicht zu erklären versuchen, man kann dabei nur verlieren; wenn schon diese Krise kaum einen dazu bringt, sich mit Bankenregulierung zu beschäftigen, warum sollten dann die Folgen von unumkehrbarer Umverteilung stören, die sich weder von den Lafontaines noch von Statistiken adäquat beschreiben lassen.
donalphons, 01:45h
... link (3 Kommentare) ... comment
Empfehlung heute - Sicherer Boden
Ich bin inzwischen so weit, dass ich gar keinem mehr traue. Es sind ganz schlechte Zeiten für Vertrauen. Ich würde nichts kaufen, was man nicht anfassen und selbst überprüfen kann. Itha jedoch hat sich mal diverse börsennotierten Immobilienunternehmen und Wertpapiere angeschaut und die Besseren von den nicht Besseren - um das mal vorsichtig zu formulieren - getrennt. (Bei British Land jedoch wäre ich mehr als nur vorsichtig, egal welche Dividende die bieten. Allein schon wegen der Währungsrisiken des britischen Pfundes.)
donalphons, 01:43h
... link (2 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 25. August 2008
No. 24
Normalerweise kann man sich das Fragen bei gewissen Produktkategorien auf den Antikmärkten sparen: Bessere Uhrennmarken, Leicas, Meissen und überhaupt alles, was heute noch eine Marke mit Legende oder auch nur einem geschickten Marketing ist. Perverserweise setzt sich das bis in die Fälschungen fort; eine "Breitling" chinesischer Produktion ist teurer als eine echte Doxa, und selbst runtergeschlampte Kopien von Louis Vuitton erreichen bessere Preise als wirklich gute, alte Lederkoffer. Bei Schreibzeug ist das auch nicht anders: Füller von Pelikan und Montblanc scheinen eine gute Wertanlage zu sein, wenn man ihre heutigen Preise nach 30 oder 40 Jahren erfragt. Deshalb habe ich aufgehört zu fragen, denn wenn ich über dumme Vorstellungen höhnisch lachen will, schaue ich mir Videos von MC Winsel an.
Heute jedoch nuschelte ich an einer Schachtel voller alter Federhalter die typische Frage - wosgosdndes - in meinen nicht vorhandenen Bart, und bekam eine wirklich erstaunliche Antwort, die darauf schliesen liess, dass der Händler seinen Clown bislang noch auf dem sauber verpackten Brötchen gelassen und ihn nicht angefressen hatte. Oder auch noch nichts vom Treiben seiner Kollegen gehört hatte, die bei Montblanc sofort so tun, als sei ihr Tapeziertisch eine Dependance von Prantl in München oder der Cartoleria Rossi in Mantua.

Nun, das Modell No. 24 ist natürlich kein Meisterstück, das heute jeder Bankangestellte sein eigen nennt, und auch kein Sammlermodell, mit dem man sich spielend an das Limit der Kreditkarte bringen kann, sondern einfach nur ein schlichter, guter Füller mit Goldfeder aus den 60er Jahren im damals üblichen, schlichten Design, nicht nostalgisch und nach ein wenig Putzen so gut wie neu. Und überdies eine sinnvolle Anschaffung; ich habe zwar schon ein paar gute Füller, aber bislang keinen am See, und vielleicht wollen dort Besucher auch mal Postkarten nach Hause schreiben, mit bayerischen Blaskapellen in Booten auf dem See vor Alpenkulisse, oder gar Briefe auf Papier der Fabrik, die unten im Tal das Geld für die Inflation druckt, die gleiche Inflation, die es unwahrscheinlich werden lässt, dass so schnell wieder ein Montblanc zu derartig günstigen Konditionen den Besitzer wechselt.
Heute jedoch nuschelte ich an einer Schachtel voller alter Federhalter die typische Frage - wosgosdndes - in meinen nicht vorhandenen Bart, und bekam eine wirklich erstaunliche Antwort, die darauf schliesen liess, dass der Händler seinen Clown bislang noch auf dem sauber verpackten Brötchen gelassen und ihn nicht angefressen hatte. Oder auch noch nichts vom Treiben seiner Kollegen gehört hatte, die bei Montblanc sofort so tun, als sei ihr Tapeziertisch eine Dependance von Prantl in München oder der Cartoleria Rossi in Mantua.

Nun, das Modell No. 24 ist natürlich kein Meisterstück, das heute jeder Bankangestellte sein eigen nennt, und auch kein Sammlermodell, mit dem man sich spielend an das Limit der Kreditkarte bringen kann, sondern einfach nur ein schlichter, guter Füller mit Goldfeder aus den 60er Jahren im damals üblichen, schlichten Design, nicht nostalgisch und nach ein wenig Putzen so gut wie neu. Und überdies eine sinnvolle Anschaffung; ich habe zwar schon ein paar gute Füller, aber bislang keinen am See, und vielleicht wollen dort Besucher auch mal Postkarten nach Hause schreiben, mit bayerischen Blaskapellen in Booten auf dem See vor Alpenkulisse, oder gar Briefe auf Papier der Fabrik, die unten im Tal das Geld für die Inflation druckt, die gleiche Inflation, die es unwahrscheinlich werden lässt, dass so schnell wieder ein Montblanc zu derartig günstigen Konditionen den Besitzer wechselt.
donalphons, 01:47h
... link (52 Kommentare) ... comment
Empfehlung heute - Etwas bleibt
an oder besser auf oder noch besser letztlich dann doch nicht auf Patois zurück.
donalphons, 01:41h
... link (0 Kommentare) ... comment
Reste aufkochen.
Betten machen.
Aufräumen.

Frühstücken.
Abreisen.
Gerade, wenn die Sonmne wieder kommt. So prosaisch ist das hier.
Aufräumen.

Frühstücken.
Abreisen.
Gerade, wenn die Sonmne wieder kommt. So prosaisch ist das hier.
donalphons, 12:12h
... link (12 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 24. August 2008
Empfehlung heute - Nike ist das neue Yahoo
In der Residenz in München werden momentan Tapisserien des 18. Jahrhunderts ausgestellt, die die damalige Sicht des unaufgeklärten Bayern, so eine Art theokratische Gewaltdiktatur, auf ein für diese Staatraison idealisiertes China zum Thema haben. Es ist nicht das China der Philosophen, das die Aufklärer ebenso fälschlich erkennen wollten, sondern eine dreckige Diktatur absolutistischer Prägung, die Unterdrückung und Ungleichheit als zentraken Bestandteil der Machtrepräsentation begreift. Dieses China ist, was bayerische Despoten gerne gewesen wären:

Man sollte denken, dass solche Zeiten zumindest bei uns im Westen so halbwegs vorbei sind, aber der Sportartikelhersteller Nike scheint, wie der Werbeblogger berichtet, immer noch ein grosser Fan solcher Massnahmen zu sein - und davon zu profitieren, dass das heute China exakt so ein dreckiges Mörderregime ist, wie es bayerischen Potentaten gefallen hätte. Als nämlich ein chinesischer Werbepartner von Nike nicht zu seinem Hürdenlauf antrat und Spekulationen aufkamen, es könnte sich dabei um eine Schiebung zugunsten von Nike handeln, die ihren Mann nicht als Verlierer sehen wollten, schaltete Nike die chinesischen Machthaber ein. Und die reagierten prompt. Nike sagt zu den von ihnen in Auftrag gegebenen Repressionen:

Man sollte denken, dass solche Zeiten zumindest bei uns im Westen so halbwegs vorbei sind, aber der Sportartikelhersteller Nike scheint, wie der Werbeblogger berichtet, immer noch ein grosser Fan solcher Massnahmen zu sein - und davon zu profitieren, dass das heute China exakt so ein dreckiges Mörderregime ist, wie es bayerischen Potentaten gefallen hätte. Als nämlich ein chinesischer Werbepartner von Nike nicht zu seinem Hürdenlauf antrat und Spekulationen aufkamen, es könnte sich dabei um eine Schiebung zugunsten von Nike handeln, die ihren Mann nicht als Verlierer sehen wollten, schaltete Nike die chinesischen Machthaber ein. Und die reagierten prompt. Nike sagt zu den von ihnen in Auftrag gegebenen Repressionen:
We have immediately asked relevant government departments to investigate those that started the rumour. (…) We want to act to protect our brand reputation in the same way as any corporation would want to if people were posting or writing false accusations. This isn’t about a debate on freedom of speech. It’s simply helping us to identify the person who posted it.Was man halt so von einer Firma erwarten kann, deren Schuhe unter anderem in Indonesien von Kindern genäht werden, für 19 Cent Stundenlohn.
donalphons, 00:05h
... link (5 Kommentare) ... comment
Morbus tyroliensis
Vielleicht war es auch die streckenweise rassistische und fremdenfeindliche österreichische Wahlwerbung und der Umstand, dass sowas wie der Strache in Österreich mehr als 2% der Stimmen bekommt. Wenn man sich zu lang unter Kranken aufhält, wird man selber krank. Davon haben weder die Österreicher etwas, die den Strache ablehnen, noch man selber, aber es ist schwer zu ertragen, in Almenlandschaft diesen Dreck zu sehen, an Barockjuwelen und Panoramastrassen. Jedenfalls fühle ich mich heute komisch, und tendiere deshalb mal nicht zu einer Marzipan-, sondern zur Ikone einer Vitaminbombe. Und einer prophylaktischen Tablette.

Vielleicht war es auch nur der Wettersturz gestern Abend, von 30 Grad in Innsbruck auf 15 Grad und Platzregen in Scholastica.

Vielleicht war es auch nur der Wettersturz gestern Abend, von 30 Grad in Innsbruck auf 15 Grad und Platzregen in Scholastica.
donalphons, 21:15h
... link (12 Kommentare) ... comment
Für später
Ich habe kein Photoalbum, aber ein Blog. Deshalb klebe ich hier hin und wieder Bilder hinein, die ich vielleicht später einmal wieder sehen möchte. Man weiss ja nie, was kommt, was sich verändert, was später einmal nicht mehr möglich sein wird. Manches wird nicht passieren - "verkaufe meinen Roadster wegen Nachwuchs" - anderes dagegen vielleicht schon, etwa das Ausbleiben von Umbaukits von Benzinfressern auf andere Energieformen nach dem Ende der Tankstellen.

Grossbild
So also war das Ende August 2008, mit dem Cabrio oben auf dem Zirler Berg, hoch über dem Inntal, im Sonnenschein vor dem Wettersturz, und die Strassen waren voll mit anderen Cabrios und zufriedenen Menschen. Noch.

Grossbild
So also war das Ende August 2008, mit dem Cabrio oben auf dem Zirler Berg, hoch über dem Inntal, im Sonnenschein vor dem Wettersturz, und die Strassen waren voll mit anderen Cabrios und zufriedenen Menschen. Noch.
donalphons, 03:20h
... link (11 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 22. August 2008
Empfehlung heute - Wieder was gelernt
Internet macht klug. Heute noch vor dem Frühstück ein neues englischer Wort gelernt, dem eine grosse Karriere bevorsteht: Foreclosure Prevention and Resource Fair. Privatinsolvenzvermeidungsmesse.

Es geht mir gut. Oder anders: Mir - geht es gut. Noch. Vermutlich ziemlich lange sogar. Aber ich darf nicht zuviel darüber nachdenken, wie schmal die sichere Seite des Lebens geworden ist, und wo es gerade weiterbröckelt, siehe HochTief und deren fragwürdige Zerschläger. Nach dem Motto, wenn man als Hypeabzocker in Spanien schon verdienstermassen in der eigenen Krise ersäuft, kann man wenigstens noch in Deutschland ein paar Anständige krepieren lassen.

Es geht mir gut. Oder anders: Mir - geht es gut. Noch. Vermutlich ziemlich lange sogar. Aber ich darf nicht zuviel darüber nachdenken, wie schmal die sichere Seite des Lebens geworden ist, und wo es gerade weiterbröckelt, siehe HochTief und deren fragwürdige Zerschläger. Nach dem Motto, wenn man als Hypeabzocker in Spanien schon verdienstermassen in der eigenen Krise ersäuft, kann man wenigstens noch in Deutschland ein paar Anständige krepieren lassen.
donalphons, 13:16h
... link (6 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 22. August 2008
Die Fortschreibung der Geschichte
Mal ganz ohne Zynismus: Gestern war ich bei Dallmayr.
Ich halte hier kurz ein, denn nun werde ich etwas schreiben, was vielleicht härter klingt, als es gemeint ist, aber:
An der Schokoladentheke waren neben vielen Asiatinnen zwei Frauen, die gerade bedient wurden. Eine alte, schwerhörige Dame in rosabeigegrauem Kostüm, schlank und mit gewähltem Ausdruck, die genau wusste, was sie wollte, und der sie bedienenden Verkäuferin das Gefühl zu vermitteln wusste, dass ihr "Danke" ehrlich gemeint war. Und eine Frau Mitte 30, ungefähr doppelt so schwer, mausgraublond, grünes T-Shirt und mit einer Stimme wie die junge Angela Merkel, wenn sie gerade eine Abfuhr bekommen hat. Eine Frau, die die Verkäuferin quälend lang herumscheuchte und mit ihrem unhöflichen Benehmen hier nicht reinpasste. Ich weiss, es klingt nicht freundlich, jemandem aus Ostdeutschland ohne Manieren das anzuhängen, das "nicht reinpassen", es ist ein freies Land und jeder, der Geld hat, darf bei Dallmayr Pralinen kaufen, und ich schreibe es hier auch nur, weil sie mit ihrer selbst gestalteten "Ich zahle und schaffe an"-Attitüde nachdrücklich an den Tag legte, dass es ihr vollkommen egal war, was irgendjemand von ihr dachte.

Das hier ist der sogenannte Malerwinkel. In Rottach-Egern. Wer das hier länger liest, weiss, dass ich an Rottach nicht gerade mein Herz verloren habe; es ist so eine Art überteuertes und verunstaltetes St. Tropez des Tegernsees. Auch hier kann jeder kommen und bleiben, es ist keine Gated Community, auch wenn reduzierte Poldi-Habsburg-Janker (die heissen wirklich so) über 600 Euro kosten und ein banaler Zwetschgendatschi für 3 Euro das Stück verkauft (!) wird. Und obwohl ich Rottach nicht mag, ist es die Übersteigerung einer Sicherheit, die ich hier empfinde: Die Sicherheit, dass der alte Westen nicht tot ist und die Veränderungen durch den neuen Osten, das Ende des eisernen Vorhangs und der Entsozialstaatlichung der Globalisierung nicht überall durchgeschlagen haben. Rottach könnte Wirtschaftswunderdeutschland sein, oder auch das, was daraus 2008 geworden wäre, hätte es nicht die fundamentalen Änderungen der letzten zwei Jahrzehnte gegeben. In Rottach wirbt man im ersten Hotel noch mit dem Autogramm von Roberto Blanco, und Peter Alexander würde sicher noch die Sitzreihen vor dem Musikpavillon füllen. Rottach könnte als Freilichtzoo für eine Zukunft herhalten, die nie kam. Ich mag Rottach nicht, aber ich wohne nicht weit davon, ich kann hinfahren, mich darüber aufregen, und trotz allem wissen: Selbst dieser konsequent zu Ende gedachte und in unsere Zeit entwickelte Alte Westen mit all seinen Auswüchsen ist mit immer noch lieber als die Zukunft des Landes, die früher oder später die Provinz, München oder gar Holzkirchen erreichen wird.
Rottach ist fies, weil das Leben in einem konservierten Westen mit seinen türkisblauen Elektrobooten und E-Type-Aufläufen sich aus der Ungleichheit speist, die andernorts Arbeitslosigkeit und Hartz IV bedeuten. Die Gründerin von 9live wurde mehrfach gesehen, ohne dass jemand ordinär auf sie eingeschrien hätte, jetzt für eine Wanne voll Geld anzurufen. Der Zoo lebt von Renditen, die andere generieren, nur das erlaubt die Schlangenlederschuhe der Modegeschäftsbesitzer, ihre goldenen Reversos und die Cartiers für 8.990 im Kundenauftrag. Ich würde diese Form der Wohlstandsverwahllosung nicht wählen, aber das Kommende wird auch mir kaum eine Wahl lassen, und es erscheint mir besser, im Zweifelsfalle hier angespült zu werden als in der asozialen Zukunft, in der eine pdeudolinke Propaganda eine Mischung aus Staatsbescheissen und Auflösung von festen Arbeitsverhältnissen die wohlfeilen Strichjungen für neoliberale Abzocker bereitstellt, für die Zukunft der Bailouts und der ultrakurzen Inhalte ohne Hintergründe, die Zukunft, die man nicht mehr gestaltet, aber bechattet und verlinkt, ohne sie vorher genau gelesen zu haben.

Manchmal beschleicht auch mich trotz aller Erfahrung im Osten und den Niedergangsgebieten im Westen der Gedanke, dass es nur umkehrbar sein kann, wenn man persönlich den Ausgleich lebt, aber dann erinere ich mich an die von Nazis bespielte Fabrikruine in Neustadt/Orla, an die trostlosen Einkaufsmeilen in meiner Heimat und an die Inhalte der Glotze, die ich fast nur aus Erzählungen kenne, an Einrichtungskataloge mit Prozentbapperln, an die gelackten Neumünchner Jungsöders mit ihren Handyevents und die bildungsfernen Anjatanjas mit Osthintergrund und Karrierecoachkarriere, an diese Melange aus wirtschaftlicher Freiheit und geistigem Sklaventum. Die Prozesse, die uns dieses abgelöste Fleckchen Rottach und die abgelöste Bundesrepublik beschert haben, sind irreversibel, und die Keife bei Dallmayr ist da noch das allerkleinste Problem, zumal, wenn sie endlich, ohne einen schönen Tag zu wünschen, endlich still ihrer Wege geht, die die meinen nicht mehr kreuzen.
Ich halte hier kurz ein, denn nun werde ich etwas schreiben, was vielleicht härter klingt, als es gemeint ist, aber:
An der Schokoladentheke waren neben vielen Asiatinnen zwei Frauen, die gerade bedient wurden. Eine alte, schwerhörige Dame in rosabeigegrauem Kostüm, schlank und mit gewähltem Ausdruck, die genau wusste, was sie wollte, und der sie bedienenden Verkäuferin das Gefühl zu vermitteln wusste, dass ihr "Danke" ehrlich gemeint war. Und eine Frau Mitte 30, ungefähr doppelt so schwer, mausgraublond, grünes T-Shirt und mit einer Stimme wie die junge Angela Merkel, wenn sie gerade eine Abfuhr bekommen hat. Eine Frau, die die Verkäuferin quälend lang herumscheuchte und mit ihrem unhöflichen Benehmen hier nicht reinpasste. Ich weiss, es klingt nicht freundlich, jemandem aus Ostdeutschland ohne Manieren das anzuhängen, das "nicht reinpassen", es ist ein freies Land und jeder, der Geld hat, darf bei Dallmayr Pralinen kaufen, und ich schreibe es hier auch nur, weil sie mit ihrer selbst gestalteten "Ich zahle und schaffe an"-Attitüde nachdrücklich an den Tag legte, dass es ihr vollkommen egal war, was irgendjemand von ihr dachte.

Das hier ist der sogenannte Malerwinkel. In Rottach-Egern. Wer das hier länger liest, weiss, dass ich an Rottach nicht gerade mein Herz verloren habe; es ist so eine Art überteuertes und verunstaltetes St. Tropez des Tegernsees. Auch hier kann jeder kommen und bleiben, es ist keine Gated Community, auch wenn reduzierte Poldi-Habsburg-Janker (die heissen wirklich so) über 600 Euro kosten und ein banaler Zwetschgendatschi für 3 Euro das Stück verkauft (!) wird. Und obwohl ich Rottach nicht mag, ist es die Übersteigerung einer Sicherheit, die ich hier empfinde: Die Sicherheit, dass der alte Westen nicht tot ist und die Veränderungen durch den neuen Osten, das Ende des eisernen Vorhangs und der Entsozialstaatlichung der Globalisierung nicht überall durchgeschlagen haben. Rottach könnte Wirtschaftswunderdeutschland sein, oder auch das, was daraus 2008 geworden wäre, hätte es nicht die fundamentalen Änderungen der letzten zwei Jahrzehnte gegeben. In Rottach wirbt man im ersten Hotel noch mit dem Autogramm von Roberto Blanco, und Peter Alexander würde sicher noch die Sitzreihen vor dem Musikpavillon füllen. Rottach könnte als Freilichtzoo für eine Zukunft herhalten, die nie kam. Ich mag Rottach nicht, aber ich wohne nicht weit davon, ich kann hinfahren, mich darüber aufregen, und trotz allem wissen: Selbst dieser konsequent zu Ende gedachte und in unsere Zeit entwickelte Alte Westen mit all seinen Auswüchsen ist mit immer noch lieber als die Zukunft des Landes, die früher oder später die Provinz, München oder gar Holzkirchen erreichen wird.
Rottach ist fies, weil das Leben in einem konservierten Westen mit seinen türkisblauen Elektrobooten und E-Type-Aufläufen sich aus der Ungleichheit speist, die andernorts Arbeitslosigkeit und Hartz IV bedeuten. Die Gründerin von 9live wurde mehrfach gesehen, ohne dass jemand ordinär auf sie eingeschrien hätte, jetzt für eine Wanne voll Geld anzurufen. Der Zoo lebt von Renditen, die andere generieren, nur das erlaubt die Schlangenlederschuhe der Modegeschäftsbesitzer, ihre goldenen Reversos und die Cartiers für 8.990 im Kundenauftrag. Ich würde diese Form der Wohlstandsverwahllosung nicht wählen, aber das Kommende wird auch mir kaum eine Wahl lassen, und es erscheint mir besser, im Zweifelsfalle hier angespült zu werden als in der asozialen Zukunft, in der eine pdeudolinke Propaganda eine Mischung aus Staatsbescheissen und Auflösung von festen Arbeitsverhältnissen die wohlfeilen Strichjungen für neoliberale Abzocker bereitstellt, für die Zukunft der Bailouts und der ultrakurzen Inhalte ohne Hintergründe, die Zukunft, die man nicht mehr gestaltet, aber bechattet und verlinkt, ohne sie vorher genau gelesen zu haben.

Manchmal beschleicht auch mich trotz aller Erfahrung im Osten und den Niedergangsgebieten im Westen der Gedanke, dass es nur umkehrbar sein kann, wenn man persönlich den Ausgleich lebt, aber dann erinere ich mich an die von Nazis bespielte Fabrikruine in Neustadt/Orla, an die trostlosen Einkaufsmeilen in meiner Heimat und an die Inhalte der Glotze, die ich fast nur aus Erzählungen kenne, an Einrichtungskataloge mit Prozentbapperln, an die gelackten Neumünchner Jungsöders mit ihren Handyevents und die bildungsfernen Anjatanjas mit Osthintergrund und Karrierecoachkarriere, an diese Melange aus wirtschaftlicher Freiheit und geistigem Sklaventum. Die Prozesse, die uns dieses abgelöste Fleckchen Rottach und die abgelöste Bundesrepublik beschert haben, sind irreversibel, und die Keife bei Dallmayr ist da noch das allerkleinste Problem, zumal, wenn sie endlich, ohne einen schönen Tag zu wünschen, endlich still ihrer Wege geht, die die meinen nicht mehr kreuzen.
donalphons, 01:37h
... link (15 Kommentare) ... comment
Gleiches Lied, andere Besetzung
Heute mit Rosinenzopf als zuckerschwerer Basso Continuo unter den sanft gestrichenen Brezensemmeln.

Das Üble an der Krise ist, dass sie sich nicht nicht wie eine Krise anfühlt. Es dauert immer etwas, bis Krisen unten ankommen. Wenn sie dann mal unten angekommen sind, kann man oben schon nichts mehr daran ändern. Und die Schuldigen davonkommen lassen. IKB, um nur mal einen Fall anzusprechen. WestLB. BayernLB, und so weiter. Jemand wird das alles bezahlen, und die Frage ist nur, wer wieviel zahlt, und ob es dann noch für den Rosinenzopf reicht.

Das Üble an der Krise ist, dass sie sich nicht nicht wie eine Krise anfühlt. Es dauert immer etwas, bis Krisen unten ankommen. Wenn sie dann mal unten angekommen sind, kann man oben schon nichts mehr daran ändern. Und die Schuldigen davonkommen lassen. IKB, um nur mal einen Fall anzusprechen. WestLB. BayernLB, und so weiter. Jemand wird das alles bezahlen, und die Frage ist nur, wer wieviel zahlt, und ob es dann noch für den Rosinenzopf reicht.
donalphons, 15:32h
... link (3 Kommentare) ... comment
Empfehlung heute - Lehman nach Asien verschleudern
Ich melde mich so gut wie nie irgendwo an. Ich habe keine Lust, bei irgendwas Mitglied zu sein, Ziel für Werbung zu werden oder Teil einer Gemeinschaft von Klickinkontinenten. Heute Nacht habe ich mich seit langer Zeit wieder bei einer Website angemeldet, und zwar bei der Financial Times - wegen dieses Berichts. Der besagt nicht weniger, als dass sich die Investmentbank Lehman Anfangs dieses Monats zur Hälfte an einen südkoreanischen oder chinesischen Staatsfonds verkaufen wollte. Beiden Fonds war der Kaufpreis - 50% über dem Buchwert - dann doch zu hoch. Und so muss Lehman weiter suchen, und man kann abwarten, wann der Buchwert nach immer neuen Abschreibungen Null erreicht - ich würde meinen, dass Lehman nach diesen Verzweiflungstaten spätestens bis Ende September etwas ganz Unschönes zustösst.

Wie man oben sieht, habe ich übrigens den Header gegen ein Bild ausgetauscht, das jemandem beim Verwalten seiner Edelmetallbesitztümer zeigt. Und nachdem Lehman auf dem Schmerzensweg nur vorankriecht, ist es gar nicht so dumm, sich an Beständigeres als an Bankaktien zu halten. Es muss sehr, sehr schlimm sein, wenn sich eine Firma wie Lehman zum asiatischen Sklaven macht. Schlimmer, als irgendjemand in den Banken bislang zuzugeben bereit ist.

Wie man oben sieht, habe ich übrigens den Header gegen ein Bild ausgetauscht, das jemandem beim Verwalten seiner Edelmetallbesitztümer zeigt. Und nachdem Lehman auf dem Schmerzensweg nur vorankriecht, ist es gar nicht so dumm, sich an Beständigeres als an Bankaktien zu halten. Es muss sehr, sehr schlimm sein, wenn sich eine Firma wie Lehman zum asiatischen Sklaven macht. Schlimmer, als irgendjemand in den Banken bislang zuzugeben bereit ist.
donalphons, 04:13h
... link (3 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 21. August 2008
Mit dem Tod auf Du und Du.
Ich habe viele Tote gesehen. Das brachte mein Studium so mit sich, ich habe auf einem Gräberfeld gearbeitet, und in der Regel machte man ein Grab, eine Leiche, ein vergangenes Leben pro Tag. Eine exakte Zeichnung der Lage, Fundnumerierung, Bilder, Grabungstagebuch, Bloggen für Archäologen, und am Abend räumte ich die sterblichen Überreste in einen blauen, reissfesten Müllsack und trug ihn über das Gräberfeld zu einer Holzkiste, wo sie auf den Abtransport zum Medizinmann warteten. Es gehört dazu, ich hatte kein Problem damit, ich konnte gut schlafen, und als einmal der Kleinbagger beim Abziehen knirschend einen Schädel spaltete, der in der Verfüllung des Raubschachts verblieben wär, ging ich eben hin und sortierte die Bruchstücke für die Dokumentation. Zwischendrin gab es Essen, nachher ein wenig Schwimmen im nahen See, man lebt damit und an den Geruch, den so ein Grab verströmt, mit seiner feuchten Erde, dem verrottenden Metall und den austrocknenden Knochen gewöhnt man sich schnell, so schnell, dass man ihn vergisst, sobald das frische Brot aufgeschnitten ist.
Es ist nicht besonders respektvoll, was man da tut, es geht um Wissenschaft, und die hat nun mal keinen Respekt, man tut, was man tun muss, bevor die Bagger für ein neues Baugebiet kommen. Hat ein Adliger eine Spatha dabei und einen Schildbuckel, ist es mehr Arbeit, bei Kindergräbern sind nur selten viele Knochen erhalten, das macht den Unterschied, egal welche Gelegenheit deren Leben beendete. Die Auswertung ist die Sache eines armen Doktoranden, den es dereinst erwischen wird, und der dann hoffen muss, dass die Numerierung der blauen Säcke noch lesbar ist.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich so einen blauen Sack für mich bevorzugen würde, mit einer Nummer und den Grabbeigaben in einer anderen Obstkiste. Was ich eher unerfreulich finden würde, ist die Verbringung als noch nicht vergangenes Kadaver in eine wertvolle Kiste, die angebetet und verehrt wird für etwas, das mit mir nichts zu tun hat, angefleht wird um Blagen, Essen, den richtigen Hieb auf den Türkenschädel, und dann, nach dem Rückzug des Glaubens, irgendwo als Kostbarkeit japanische Mädchen erbleichen zu lassen, weil meine verdorrten Beine unter all den Perlen und Seidenstoffen heute nur noch von der Endlichkeit künden, dumm, banal und nur deshalb nicht überflüssig, weil es unerträglich wäre, all die Arschkrampen da draussen mehr als ein Jahrhundert das Antlitz der Erde verschmutzen lassen zu müssen. Natürlich ist es in einem Palast schöner, aber davon hat man später auch nichts. Sterben ist ok, vergehen ist in Ordnung, es gibt sicher nicht zu wenig Leben auf dieser Erde, das Davor ist alles, was zählt, und wenn dann einer kommt und das alles, was bleibt, sorgfältig aufnimmt, um darüber keine Dummheiten zu verbreiten, und danach auch noch gut schlafen kann, dann ist das schon sehr, sehr viel.
Es ist nicht besonders respektvoll, was man da tut, es geht um Wissenschaft, und die hat nun mal keinen Respekt, man tut, was man tun muss, bevor die Bagger für ein neues Baugebiet kommen. Hat ein Adliger eine Spatha dabei und einen Schildbuckel, ist es mehr Arbeit, bei Kindergräbern sind nur selten viele Knochen erhalten, das macht den Unterschied, egal welche Gelegenheit deren Leben beendete. Die Auswertung ist die Sache eines armen Doktoranden, den es dereinst erwischen wird, und der dann hoffen muss, dass die Numerierung der blauen Säcke noch lesbar ist.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich so einen blauen Sack für mich bevorzugen würde, mit einer Nummer und den Grabbeigaben in einer anderen Obstkiste. Was ich eher unerfreulich finden würde, ist die Verbringung als noch nicht vergangenes Kadaver in eine wertvolle Kiste, die angebetet und verehrt wird für etwas, das mit mir nichts zu tun hat, angefleht wird um Blagen, Essen, den richtigen Hieb auf den Türkenschädel, und dann, nach dem Rückzug des Glaubens, irgendwo als Kostbarkeit japanische Mädchen erbleichen zu lassen, weil meine verdorrten Beine unter all den Perlen und Seidenstoffen heute nur noch von der Endlichkeit künden, dumm, banal und nur deshalb nicht überflüssig, weil es unerträglich wäre, all die Arschkrampen da draussen mehr als ein Jahrhundert das Antlitz der Erde verschmutzen lassen zu müssen. Natürlich ist es in einem Palast schöner, aber davon hat man später auch nichts. Sterben ist ok, vergehen ist in Ordnung, es gibt sicher nicht zu wenig Leben auf dieser Erde, das Davor ist alles, was zählt, und wenn dann einer kommt und das alles, was bleibt, sorgfältig aufnimmt, um darüber keine Dummheiten zu verbreiten, und danach auch noch gut schlafen kann, dann ist das schon sehr, sehr viel.
donalphons, 00:09h
... link (24 Kommentare) ... comment
Über das Lächeln
Hier lächeln alle. Als ob sie eine Sammlung archaischer Figuren von einem Tempelfries wären, die bekanntlich auch noch lächeln, wenn sie von Pfeilen durchbohrt dekorativ in den Ecken niedersinken. Hier jedoch sinkt niemand, statt dessen brabbelt ein MG B vorbei, mit einem dickeren, älteren, wirklich sehr dick grinsenden Ehepaar auf den Ledersitzen, die weiter vorne anhalten und mit anderen Gästen ratschen, bevor sie den Wagen abstellen.

Es lächeln die Hunde und der Bauer, wenn er an seinen übervollen Apfelbäumen vorbeigeht. Es lächeln die Konditoren, wenn die Tür aufgeht und die fetten Weiber ankommen, es lächeln die Bauern, deren Kühe man streichelt und die Mädchen im Glanz des Sees, man lächelt sich auf den Bergen an, wenn man sich grüsst, und wer einen Grund zum lächeln braucht, muss sich nur umschauen.

Und wenn man es vor dem Sturm nach Hause schafft, kann man auch über die Naturgewalten lächeln. Manchmal denke ich, die CSU wird hier nur gewählt, damit man ab und an auch die Gesichtsmuskeln entspannen und etwas anderes als lächeln kann.

Es lächeln die Hunde und der Bauer, wenn er an seinen übervollen Apfelbäumen vorbeigeht. Es lächeln die Konditoren, wenn die Tür aufgeht und die fetten Weiber ankommen, es lächeln die Bauern, deren Kühe man streichelt und die Mädchen im Glanz des Sees, man lächelt sich auf den Bergen an, wenn man sich grüsst, und wer einen Grund zum lächeln braucht, muss sich nur umschauen.

Und wenn man es vor dem Sturm nach Hause schafft, kann man auch über die Naturgewalten lächeln. Manchmal denke ich, die CSU wird hier nur gewählt, damit man ab und an auch die Gesichtsmuskeln entspannen und etwas anderes als lächeln kann.
donalphons, 13:55h
... link (4 Kommentare) ... comment
... older stories



