: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 3. Juni 2012

Mantua

Auf den ersten Blick etwas weniger schlimm als erwartet, aber vom Gefühl her ein Schlag in die Magengrube. Immer den rotweissen Bändern nach. Und die sind überall in der Altatadt. Woanders müssten sie sein, aber das ist Italien.



Das ist der Turm von Santa Barbara, der Hokapelle der Gonzaga. Die Laterne ist abgebrochen, darunter ist die Kuppel stark einsturzgefährdet. Normalerweise ist es hier nicht so schlimm, wenn ein wenig Gras im Gemäuer spriesst. Aber jetzt ist es halt anders, jetzt fehlt dort der Halt, jetzt kann in den Rissen die Kraft des Bebens ansetzen. Da lobt man sich die pingelige deutsche Denkmalpflege.

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Es war ein kalter Winter

Heute ist der zweite Juni, auf dem wallberg, auf dem Hirschberg und den ganzen Weg nach Italien liegt noch Schnee, an den Nordhängen klar bis unter die Baumgrenze, bis zum Alpenhauptkamm.



Das letzte Mal, dass ich in Italien war, dachte ich mir, machen wir einen Schwerpunkt zur Natur, zu natürlichem Leben, seien wir nett mit der guten, alten Mutter. Mitunter können einem an der Charakterisierung schon auch Zweifel kommen: Sicher, die Natur gibt das Leben, aber sie nimmt es auch wieder.



Der Mensch ist mit seinem miesen Verhalten nicht allein auf dieser Welt, mag mir scheinen. Letzthin kam ja in Sachen Gentechnik die Frage auf, was denn der Natur so alles gegen den Menschen einfallen könnte. Mehr als uns lieb sein kann, ist die Antwort, die ich mir an Tagen wie diesem gebe.



Das bekommen die Menschen im Tal, in den Städten gar nicht so mit, da lebt man viel drinnen und das Klima machen die Abgase, aber das Grosse, Ganze, das kann auch ganz anders, und dann werden alle staunen, wie anders das sein kann. Nicht so Kinderkram wie Wasser in Asse, das dort nie dorthin kommen sollte, wo verstrahlter Dreck ist, der dort nicht sein sollte.



Ich bin bei den Vorarbeiten für den Auftrag hier auf eine wahnsinnig, naja, lustig kann man nicht sagen, aber spassige Sache mit der Erwartungshaltung gegenüber der Natur gestossen. 1117 war das grosse Erdbeben von Verona. 1570 war das grosse Erdbeben von Ferrara. 2008 errechneten Wissenschaftler, dass in dieser Grossregion in den nächsten 450 Jahren - so lange wie zwischen Verona und Ferrara und heute - nochmal so ein heftiger Rums mit ca. 6 auf der Richterskala kommen könnte, und zwar mit 10% Wahrscheinlichkeit.



Man mache sich einen Reim drauf, wenn der nächste Forscher sagt, dass wir dieses und jenes schon in den Griff bekommen werden. Für die einen ist es eine Formel für das Versicherungswesen, für mich ist es ein schlimmer Grund, nach Italien zu fahren.



Und das reicht mir dann auch. Ich möchte ungern in 20 Jahren lesen, das die geschmierte Johurnaille beim Genfood und der Harmlosigkeit nur so mittelrecht hatte, ich möchte - oh, ein Erdbeben, moment - stundenlang war hier nichts, und jetzt geht es wieder los, vielleicht sollte ich die Teetasse wegstellen, das macht doch etwas nervös, wenn das dauernd schwappt - jedenfalls: Geschäfte, in denen statistisch irrelevante Anomalien zum Geschäft hören, möchte ich eher nicht abschliessen.



Denn die Natur macht keinen Unterschied zwischen Schuldigen und Unschuldigen, die nimmt alles, wie es gerade so kommt, hier wackelt ja auch gerade der Korrupti der Lega Nord wie ich. Und das, obwohl die menschliche Rasse nun wirklich eine saubere Sache sein könnte. Das ist vielleicht das wirkliche Elend: Man könnte so viel tun. Gemacht wird dann aber das andere.



Ich bin übrigens so frei, diesmal wieder die Ellbögenstrecke zum Brenner zu fahren, wenig Verkehr und Mensch, und das ist an Tagen wie diesen doch sehr angenehm. Da ist man schön allein mit den Gedanken, und weil ich die Strecke mittlerweile auswendig kenne, ist das eine schöne Mischung aus Kurven, Kontrolle, schönem Wetter und langsamer Annäherung.



Ich habe es gar nicht so furchtbar eilig, und letztlich komme ich auf die Minute punktlich an. Ich störe eine Hochzeitsgesellschaft, aber ich bekomme das, was ich will, und das, von dem ich die ganze Strecke dachte, das wird sehr schwierig, wie mache ich es nur. Und dann war es ganz leicht. Erzähle ich morgen.



Morgen geht es mit einem Hilfstrupp in die rote Zone, "wohin kein Journalist kommt". Ich glaube, danach will ich etwas Nettes schreiben. So wie das mit dem Brautpaar heute.

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Samstag, 2. Juni 2012

Worst Case Szenario

Eintopf essen.



Einige Strecken eher mit dem Rad fahren, wegen der Sicherheit.



Ich habe anderthalb Jahre unter Berlinern überlebt und die Kantine des Handelsblattes, ich habe in den besetzten Gebieten Salat gegessen und Hafenanlegen gereinigt. Kurz, ich halte es für vertretbar zu schauen, wie sie es wieder auf die Reihe bekommen.



Und solange gibt es schon mal bei der FAZ etwas über die fussballethnische Säuberung der Altstädte und die Einzäunung unerfreulicher Erscheinungen zu lesen.

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Bestseller, aber nicht mehr lang

Postengeile Mobber auf dem Durchmarsch mit ihrer Baggage in der Piratenpartei haben auch diesen Artikel gebraucht. Zwischen Date mit Kissinger, Springer und Telekom.

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Freitag, 1. Juni 2012

Was noch zu tun bleibt

Ein paar Bemerkungen.

Am Samstag erscheint dann mein Mille Miglia Bericht in der FAZ unter Bilder und Zeiten mit drei Bildern - wer davon Grossbilder haben will, möge Bescheid sagen.

Er kommt natürlich zu einer ganz bescheidenen Zeit. Die Sache ist die: 1170 gab es ein grosses, unerwartetes Erdbeben in Verona, mit schweren Stössen bis ins folgende Jahr. Ungefähr 450 Jahre später gab es ein grosses, unerwartetes Erdbeben in Ferrara, mit schweren Stössen bis ins folgende Jahr. Jetzt, wieder 450 Jahre später, kommt die Erde auch nach zwei Wochen nicht zur Ruhe. Naturkatastrophen haben keine Uhren, aber gewisse Ähnlichkeiten sind schon auffällig.

Trotzdem, die Bilder müssen endlich raus, es sind so viele, und den Beitrag, den ich über den Schweizer Franken schreiben wollte, hat FT Alphaville schon geschrieben. Na denn.































Was man wohl getan hätte, hätte die Erde drei Tage früher gebebt?

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Donnerstag, 31. Mai 2012

Was geschrieben werden sollte

Den Beitrag, von dem ich dachte, dass ihn jemand in einer Zeitung schreiben müsste, damit man sich verdeutlicht, was da in Italien gerade bedroht ist, den habe ich selbst geschrieben. Zum Vergleich: Die Zeit hatte eine Bilderserie von Notunterkünften von Magnum. So kann man das natürlichz auch machen. Mitleid aus der Retorte statt Information. Die anderen haben das schon längst wieder abgehakt. Kulturgut, zwei Zeilen wert.

Und in Italien haben alle Angst vor den nächsten Knall.

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Übermüdet im Sattel

Ich war diesen Monat sehr fleissig. Und dieser Mnat kommt mir enorm lang vor. Was war nicht alles in diesem Mai, was habe ich nicht alles gemacht, erlebt und gesehen. Gutes, weniger Gutes, und ganz ehrlich: Auf Dauer wäre das nur dann etwas, wenn ich nicht darüber schreiben müsste.



Und so vieles bleibt unbeachtet. So einen Beitrag hätte ich über Spanien schreiben müssen. Ein Beitrag über die Nöte der Schweiz, ihre Währung bei 1,2o zu halten, wäre auch fein. Und einer, warum ich immer noch denke, dass eine Zweitwährung in der EU für die PIIGS plus Österreich unvermeidlich ist. Damit endlich dieses Dauerkrisengefühl weg ist. Das ist 2012, wir brauchen kein Handeln wie 1914.



Und das alles passt nicht zu mir, denn eigentlich bin ich ein sagenhaft fauler Mensch. Ich bin eher wie eine Katze, 6 Stunden nachaktiv und der Rest ist Leerlauf, blättern, lesen, kochen, herumliegen, ein wenig Sport treiben und dabei immer schön das Hirn ausschalten. Noch so ein Monat, und ich würde dann den Juli durchschlafen.



Aber ich habe ja die Landschaft hier, und die ist mit ihren sanften Hügeln und vielen Grüntönen auch so etwas wie ein geistiger Ausschaltknopf, es passiert gar nicht viel, so Ton in Ton und wie die Hügel ineinander greifen, das fliesst alles so dahin, mit wenig Abwechslung, aber immer schön und sehr angenehm.



Keine Strapazen, die zu viel wären, keine Plackerei, und weil ich hier alle Strassen kenne, kann ich unterwegs auch recht genau entscheiden, wie lang es denn werden soll, und wieviele Meter ich klettern will. Das sieht nur so stressig aus, das Rennradeln, es ist aber eine ganz lockere und genusshaltige Art, schöne Dinge zu sehen und in Bewegung zu bleiben. Es läuft leicht und schnell, wenn es schnell sein soll. Und langsam, wenn man verweilen woll



Wo ich fahre, ist es dann auch gar nicht mehr so zersiedelt. Die Städte sind an der Donau, dahinter liegen nur Dörfer und Höfe, erst in Feldern und dann, weiter hinten, mehr und mehr in Wäldern. Man verliert sich irgendwann in der Natur, man kann auch Dörfer meiden, bis man es wieder anderrs haben will. Und es gibt so viele schöne Biergärten in dieser Region.



Vielleicht klingt das für manche spiessig und andere werden sauer sein, weil ich nach dem Urlaub in Italien von neuer Entspannung schreibe, aber das ist es, was ich jetzt brauche: Die Täler, die ich seit jeher kenne, die Felder, die Wiesen und das Gefühl, dass es keine Bedeutung hat. Ich komme nicht bei irgendwelchen Orten raus, die man kennen muss. Man kann alles und sich selbst vergessen.



Wäre da nicht der Netzausbau und die Energiewende. Das ist so ein Thema. Es dreht mir den Magen um bei der Propaganda der Atomlobby. Das wird alles so teuer, sagen sie, und rechnen brutal hoch. Natürlich wäre ein AKW billiger, erst mal, und was dann mit dem Dreck passiert, das müssen andere bezahlen. Diese ganze korrupte Bande hat seit Jahrzehnten nichts anderes getan, als auf allen Ebenen abzukassieren, und nun jammern sie, weil sie entwickeln, forschen und neu planen sollen.



Ich dachte eigentlich, ich lebe in Deutschland, und da gehört das Lösen von technischen Problemen zum guten Ton, ohne dass man Tagein Tagaus mimimi sagt und den Pinschern bei Springer, SPONschleim und andernorts die Ohren vollheult. Insofern ist die Idee, die privatwirtschaftliche Energiendranghetta rauszukanten und wieder ein Bayernwerk zu machen, gar nicht so schlecht.



Und ansonsten könnte man sich auch fragen, ob denn wirklich jede Kirche in jedem Kaff die halbe Nacht beleuchtet werden muss, ob wir nicht ohnehin zu viel Licht haben und ein wenig Ausschalten, hier und da nicht die ein oder andere Leitung kleiner machen könnte. Und vielleicht schafft man über höhere Preise auch Anreize für Firmen, mal etwas Strom zu sparen; dann arbeiten alle dafür und nicht nur die kleinen Idioten zugunsten einer versteckten Industriesubvention.


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Mittwoch, 30. Mai 2012

Grass hat recht

Meine Gemütslage spielt hier im Blog keine Rolle. Ich sage es nicht, wenn ich verliebt bin und auch nicht, wenn ich Sorgen habe, ich klammere weite Teile meines Privatlebens aus und zwar auch, weil das Netz der letzte Ort ist, bei dem ich davon ausgehen würde, dass keiner dabei nochmal reintritt. Da draussen ist ziemlich viel feiges Pack unterwegs, dem will man schliesslich keine Freude machen. Heute ist das anders, heute geht es mir besser als den Menschen in Mantua, aber trotzdem ziemlich bescheiden.



Mein letzter direkter Statusbericht von heute Nachmittag war nicht gut, seitdem scheint das Netz in Italien nicht stabil zu sein. Was man sonst so hört: Sie sagen ein Testländerspiel ab. Und, da war noch was, richtig, der Palazzo Ducale und einige Kirchen in Mantua sind beschädigt, Zu mehr reicht es in den deutschen Zeitungen nicht, wenn ein Weltkulturerbe bedroht ist. Und das ist bitter. Es sind ja nicht irgendwelche Gemälde.



Pisanello, Mantegna, Romano, diese drei haben im Palast mit vielen anderen gearbeitet. Romanos Hauptwerk ist zwar der Palazzo Te (auch betroffen), aber allein im Palazzo Ducale kann man wandern und vergleichen: Spätgotik, Frührenaissance, Hochrenaissance, Spätrenaissande, Manierismus, und das alles in Hauptwerken. Um ehrlich zu sein: Wenn man Mantegna gesehen hat, wirkt Romano ein wenig affektiert. Aber sie wussten schon, warum sie diese Stadt zum Weltkulturerbe gemacht haben.



Mantua hat einfach Glück gehabt. Nach der grossen Zeit passierte nicht mehr viel, es wurde wenig überbaut und verändert, es war zu klein, zu uinbedeutend für grosse Bauprogramme wie etwa in Florenz, wo das Strassenbild der "Renaissance" eines der Stadtumgestaltung des 19. Jahrhunderts ist. Und es war keine Stadt der Kirche: Die Hauptwerke sind profan und eher frei von Kreuzesideologie. Es ist eine Stadt der Menschen und nicht der Gläubigen. Der Kundige sieht auch heute noch, ob er in einer Stadt des Kirchenstaates oder weltlicher Herrscher ist. So ein Campanile - eigentlich Sache der Kirche - im Palast verrät es. Dieser Campanile, unten im Bild, ist einsturzgefährdet, die Spitze ist heute schon in den Hof gefallen.



Die letzte grössere Zerstörung liegt über 200 Jahre zurück; das war unter Napolen. Jetzt also das Erdbeben. Von dem niemand weiss, ob es schon vorbei ist. Was mit den Höfen ist, auf denen ich gewesen bin - sie sind 20 Kilometer näher dran am Epizentrum - weiss ich nicht. es sind alte Anlagen, das lässt hoffen. Auf dem Rückweg wollte ich mit Manu unbedingt noch in eine Gonzagavilla zu Essen; aus der Region werden jetzt schwere Schäden gemeldet.



Das letzte, was es in so einer Situation vermutlich noch braucht, ist ein schockierter Kunsthistoriker, der versucht, die Schäden an seinen Lieblingsgebäuden zu sehen, die man jetzt besser meiden sollte. Man kann nichts machen, so ein Erdbeben kommt und tut, was es will, und was bleibt, ist das Vertrauen auf die Alten und ihr Wissen um die Sicherheitsmargen, die wir heute gern ignorieren. Bei Santa Barbara, der Hofkapelle der Gonzaga, war es jedenfalls nicht genug; dort ist ist Kuppel beschädigt. Man mag gar nicht daran denken, was da noch kommen könnte.



Und man denkt auch nicht daran. warum auch. Es gibt wichtigere Themen. Der Kursverfall von Facebook, die Finanzkrise und ob das Erdbeben Italiens Haushalt belastet. So ein wenig europäische Kulturgeschichte ist da nicht so wichtig. Zahlt die Versicherung, mit Auswirkung an der Börse, das ist dann schon ein Thema. Grass hat recht, die Ökonomisierung drückt alles andere weg, es geht nur noch um Zahlen und nicht mehr um das, was da zu fallen droht. Jede Bankfiliale ist heute wichtiger als Kultur.



Es ist ein deprimierender Tag voll mit schlimmen Nachrichten, und in den Feuilletons liest man, was gestern Abend im Fernsehen gelaufen ist, wie bei Berlusconi. Der Schwachkopf sagte damals. als L'Aquila einstürzte, man sollte das als Campingurlaub betrachten. Und was sagt man zu dem, was Parma, Bologna, Sabbioneta und Ferrara noch droht? Nichts. Vermutlich kennt man es auch nicht besonders. Für drei Zeilen schaut man noch nicht mal bei Wikipedia.



Kein guter Tag. Wirklich nicht.

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Ich denke, das ist es wert.

Markus Kompa will natürlich keinem verkommenen Rechtspersonal das stinkende Drecksmaul stopfen, niemals, nein, es geht allein um die Frage, wie man sich ein klein wenig gegen unerfreuliche Urteile für uns alle zur Wehr setzt. Und das Schöne: Man kann mithelfen.

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In Natur leben und sterben

Das wird bei uns aber viele bewusste Bauern freuen: Ganz offensichtlich ist die Natur in der Lage, unsere Gentechnikpflanzen auszutricksen.

Darauf einen eigenen Schrebergarten von mir in der FAZ, für den andere Platz machen müssen, die nicht in das system der Gentrifizierung passen - zumindest nicht als Gewinner. Die einen rafft das Insekt dahin, die anderen der Cabriofahrer.

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Dienstag, 29. Mai 2012

Man gewöhnt sich an alles 3

Ein direkter Vergleich der Märkte in Valeggio und Pfaffenhofen ist nicht möglich; man müsste sie kurz hintereinander besuchen, ab er sie sind am gleichen Tag. Früher jedoch, glaube ich, konnte man sie durchaus gleichsetzen; inzwischen hat Valeggio verloren und Pfaffenhofen durch Ausländer - auch Italiener, vor allem aber Franzosen - gewonnen.



Weil Deutschland auf der Sonnenseite liegt, bemerkt man vermutlich kaum, dass auch das mit der Krise zu tun hat; woanderrs lassen die Käufe nach, und in Deutschland treibt viele die Sorge um, wo sie ihr Geld hintun sollen. Die FAZ Wirtschaft, die durchaus gut ist, wenn sie rechnet und nicht Ideologie betreibt, hat einmal ausgeschrieben, wie niedige Zinsen und günstige Schulden die Sparer ruinieren. Da sucht das Geld Alternativen. Und findet sie mitunter auch hier, wo das Ausland hereinströmt, dem die Kundschaft weggebrochen ist.



Beide Orte haben ihr Flair, aber Valeggio hat im Zentrum das Bue d'Oro und am Rand Bars, während in Deutschland auf dem Staub des Patkplatzes Würste gebraten werden. Die Idee, solche Märkte auf Brachflächen abzuhalten, ist nicht besonders gut. Italien zeigt seine Schätze in der guten Stube, Deutschland verschiebt den Krusch in die Randlagen: Auch eine Art, mit der Geschichte umzugehen.



Das liegt auch am Geschichtsbewusstsein. Für die Italiener sind das Artefakte, die zur Steigerung der öffentlichen Präsentation herhalten können, in Deutschland dagegen dominiert, wie so oft, die Frage nach dem besten Preis. Ersteres kauft man gern in erhebender Umgebung, zweiteres im Industriegebiet. Der Reiz des Ortes ist egal. Deutschland ist ganz wei vorne beim Internethandel. In Italien plündert man, wenn es sonst nichts gibt, die Delikatessengeschäfte.



Nicht tot, aber auch nicht richtig lebendig, würde ich in Deutschland die Märkte nennen. Fahrende Lager, die anhalten und keine Innenstadt beleben. Früher war der Markt etwas, was jeder in seinen Mauern haben wollte, da wurden Privilegien erteilt und Urkunden gefälscht, um das Ziel zu erreichen. Heute schiebt man das weg. Auch wenn es jene mögen, die in dne Orten das Sagen haben.



Das ist ein wenig schade, denn die Marktflächen in den Orten wiederum sind meist zu Parkplätzen verkommen. Keine Sorge, diese bittere Ironie sehe ich auch nur, wenn ich aus Italien komme, und noch etwas fremdle. Dafür ist das Angebot hier wirklich interessant.











Gekauft habe ich wenig, ich habe ja schon alles. Bei meinen Franzosen aus dem Elsass habe ich einen Kerzenhalter mitgenommen, wie man ihn hierzulande kaum findet; aha, Angst vor dem Blackout, sagte eine ältere Frau, die vermutlich zu viel Springerpresse liest, oder sich von den Lobbyisten der FDP beschwatzen lässt. Es ist Sommer, man braucht gar nicht so lange Licht, selbst wenn es ausfallen würde. Allerdings erwarb ich nicht die beiden Mohren, sondern einen klassisch stumpfen Gegenstand mit giftiger Ersatzschlange, falls mal keine Geschiedene im Hause ist.



Und einen ganzen Packen neuerer Auktionskataloge mit Haushaltsauflösungen. Man will ja ein wenig Einblick in anderer Leute Wohnungen und die Preisentwicklung haben. Wenn ich jetzt, sagen wir mal, 100.000 Euro investieren müsste, würde ich barockes Silber kaufen. Das ist im Moment lachhaft billig, das war lange sehr schick und ist es gerade überhaupt nicht. Aber ich brauche es auch nicht, und so blättere ich einfach ein wenig.



Und denke dann wieder ein wenig an Italien. Wo ich, leider, leider, auch dieses Jahr keine Bananenständer aus Capodimonte gefunden habe.

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Montag, 28. Mai 2012

In die Nacht

Langsam verliere ich etwas die Übersicht, was ich wo schon gebracht habe; eventuelle Doubletten bitte ich zu entschuldigen.

Wir nähern uns dem Ende der Bildergalerien, zwei, drei, vier kommen vielleicht noch, aber dann würde ich das Thema gern langsam versickern lassen. Es gab sehr viele Autos hier, und mit etwas Glück kann ich bald wieder Bergsteigen, was ja auch nette Bilder liefert. Selbst wenn oben auf dem Hirschberg wohl immer noch etwas Schnee liegt. Es war ein harter Winter, und eine phantastische Zeit in Italien.





























Danke für die Geduld und die Aufmerksamkeit.

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Da kann es nur Verlierer geben.

Das Internet: Ein blöder Mob, der es liebt, andere zu demütigen. Und ein verantwortlicher Redakteur, der einen Hoax n den "Nachrichten" bringt.

Keine schöne Sache in der Blogbar. Fühle mich irgendwie in der Pflicht, das zu schreiben. Eine Art Anstand. Alles andere wäre wohl feige.

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Man gewöhnt sich an alles 2

Man ist ja nicht ganz aus der Welt, in einem anderen Land. Es scheint sogar, als sei man viel näher an der Heimat, als man früher war. Zum Beispiel in Kreta, da habe ich in drei Wochen exakt einmal etwas von zuhause mitbekommen, und das war angenehm und familiär.



(An dieser Stelle, trotz allem, Glückwunsch an die hier mitlesende B.)

Heute ist es eher andersrum, die Internetverbindung steht und was kommt, ist meist allegmein. Sehr viel Medien zum Beispiel; es ist kein Zufall, dass man die FAZ und andere deutsche Zeitungen inzwischen in Mantua nicht mehr bekommt. Auch nicht mehr die Gosse. Man ist also gut verbunden, und was mir in besonderer Erinnerung geblieben ist, waren all die älteren Herrschaften in Monte Carlo mit den Pads im Hotel. Zeitung ist vermutlich sogar für den Urlaub zu langsam. Und obendrein auch oft genug ärgerlich; so eine Zeitung kann einem schon mal den Tag versauen.



Zum Beispiel heute ein Tiefschlag für den überzeugten Europäer, der gerne ernsthaft über Optionen sprechen würde: Die Gifterei eines FAS-Textanfertigers aus dem Reichshauptslum gegen Grass und den Umstand, dass Letzterer für seine Bemerkungen zu Griechenland die Süddeutsche Zeitung bevorzugt. Wenn so einem Typen nichts anderes als springereskes Kollegenanfiesen zu diesem evidenten Problem einfällt - ja, wozu dann Zeitungen? Und will man das unterwegs? Das ogfressne G'schmarre vo so oam? Ist das die Heimat?



Zum Glück ist das Berlin und nicht meine Heimat; meine Heimat ist da, wo ich herkomme, und da lebt man gut, man lacht, weil es lustig ist, und es passt schon, wenn man nicht gerade wie ein Gniabiesla daherkommt. Die Menschen sind freundlich und freuen sich, wenn man wieder da ist. Und ratschen. Und erzählen. Und wollen wissen. Und freuen sich natürlich, wenn sie hören, in welchen mikroskopisch kleinen Mengen ihr Spargel andernorts als Delikatesse serviert wird, wobei der bei uns wie Unkraut wächst und gegessen wird, als würde morgen die Welt untergehen und man müsste ihn z'sambutzen. Und das andere auch.













Ich mag diese Fülle, und ich mag dieses Gefühl, dass das Geld locker sitzt und es gerne auch etwas mehr sein kann. Ich mag diese Grosszügigkeit, diese entspannte Freude am Genuss, und das ist es auch, was ich gerne öfters lesen würde: Angenehme Texte von angenehmen Menschen, bei denen ich den Eindruck habe, dalebt einer. Es sollten nur Leute schreiben, die wie mein Schmalzbäcker backen und mein Radlhändler am Gardasee schrauben. Ich mag das Gefühl, dass man sich nichts antut, ausser etwas, das gut ist, ich mag es, kein einziges böses Wort zu hören und Sachen wie "Das tut mir jetzt leid, aber nächste Woche lege ich was zurück, wo Du wieder da bist."



Die schönen Seiten der Heimat werden gleich wieder deutlicher, das andere, mei, das ist halt so, aber darüber redet bei uns eh keiner. Aber über das Strauchhochbinden und die Terminprobleme deshalb, weil ich im Konzert, in Pfaffenhofen, bei meinen Eltern und Radeln bin, und sie ist bei der Probe, in ihrem Garten, es sind Freunde zum Frühstück da und so wird das nie was mit uns, aber dann halt doch. Alles ist fein, zumindest in diesem kleinen Kosmos, und am Sonntag haben die Konditoren auf, wie in Italien. Nur das Foccacia. Das fehlt. Und vieles, aber das ist nicht so schlimm, weil ja anderes auch da ist.

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Samstag, 26. Mai 2012

Man gewöhnt sich an alles 1

Auch an diese komische Umstellung nach 2 Monaten Italien. Obwohl ich in Bayern lebe und die kulturellen Unterschiede nicht sehr erheblich sind, obwohl vieles an Italien eriunert und - na, zum Beispiel die lknallblaue Frau heute, die offensichtlich nicht so ganz viel Lust auf Hochzeit hatte und lieber in der Bar neben der Kirche einen Hugo trank - sowas, das ist halt wie in Italien.

Aber ich bin nun mal ein gewohnheitsmensch, und zwar ein sehr ausgeprägtes Exemplar. Es dauert lang, bis ich mich irgendwo einfinde, dass ich mich dauerhaft gut fühle, und so schnelle Wechxsel tun mir nicht gut. Die Vorstellung, eine Rundreise zu machen, ist eher unschön. Aber jetzt bin und bleibe ich vorerst einmal hier und beschnuppere all das, was lange Zeit weit weg war. Gestern: Die übliche Radlstrecke mit ihren 50 Kilometern. Und was soll ich sagen.



















Bayern ist auch sehr schön. Heute Wochenmarkt und Hardcore-Ratsching. Morgen Pfaffenhofen oder Mittagskonzert, je nachdem. Ich bin wieder daheim, und langsam komme ich auch an. Nur die Bilder, die liegen immer noch im Ordner mm12. mm wie Mille Miglia.

Von mir daheim sind es 516 Kilometer Autobahn zum Alexanderplatz in Berlin, und 516 Kilometer über den Tegernsee zur Bar Venezia in Mantua.

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