Wo man bleiben kann - Platz 8: Mount Lebanon

Bitte: das ist jetzt kein Witz, ich meine es ernst. Natürlich hat der Libanon ein paar Probleme, als da wären Terroristen - aber die sind in Zeiten der Globalisierung überall gleich weit weg. Es gibt ein paar religiöse Konflikte, und seit dem letzten Krieg mit Israel sind die Preise ziemlich im Keller. Womit wir bei den guten Seiten sind: Nämlich den Westhängen des Mount Lebanon oberhalb Beirut, sagen wir mal 20 Kilometer nordöstlich davon, wo man die Explosionen der Autobomben kaum mehr hört.

Der Libanon, das muss man wissen, war von 2500 vor unserer Zeitrechnung bis ins letzte Viertel des vergangenen Jahrhunderts ein verflucht reiches Land, die Schweiz des Nahen Ostens, und das sogar ohne lästige Schweizer! Oberhalb von Beirut stehen die weitgehend unbeschädigten Reste dieser grossen Zeit, Villen der Kolonialzeit, Reste der osmanischen Herrschaft, Art Deco Paläste und mediterrane Neubauten, die alle sehr, sehr verlockend sind. Zumal die Libanesen ihre Währung an den Dollar gekoppelt haben. Für 150.000 Euro bekommt man dort problemlos ein mittleres Chalet, oder ein 200 m² grosses Appartment, vorne mit Blick auf das Meer, hinten mit Blick ins Gebirge. Das Klima ist hier gemässigt, die Leute sind polyglotter als die Franzosen und netter als die Schweizer, das Essen ist sehr viel besser als in England, und es wird dort sicher nicht billiger - es sei denn, die Syrer kommen, aber das ist eher unwahrscheinlich.

Was dagegen kommt, ist Geld. Geld von den Auslandslibanesen, und Geld aus den Golfstaaten, für die der Libanon so eine Art Naherholungsgebiet von Scharia und anderem Blödsinn ist. Wenn es überhaupt eine Ecke in dieser Region schafft, dann ist es der Libanon. Das wird auf absehbare Zeit wieder die Schweiz des Nahen Ostens, und solange kann man im Winter oben Skifahren und im Sommer unten baden, weitgehend frei von den Problemen des Weltwirtschaftsgeschehens. Lebenshaltungskosten sind ein Klacks, es ist sehr europäisch, obwohl es diese Kombination zu diesen Preisen in Europa nicht mal mehr im Balkan gibt.

Ich kannte mal jemandem, der mein Fach studierte, dann zum ersten Mal kurz dorthin ist, um sich Ruinen anzuschauen - und dort geblieben ist. So muss das sein.

Samstag, 16. Februar 2008, 00:37, von donalphons | |comment

 
Die dort sind, träumen davon wegzugehen. Zumindest nach Aussage eines Freundes, der aus dem Libanon stammt.

Kannst Du dort überhaupt einreisen? Wenn man einen Stempel aus Israel im Pass hat, soll das nicht gehen.

... link  

 
Man nennt es Zweitpass.
Weg wollen in der Region sehr, sehr viele. Aber einerseits ist es dprt schön, und andererseits muss man ja nicht ewig dort bleiben. Nur solange die Wirtschaftskrise am Horizont dräunt.

... link  

 
Das war mal schoen dort. Aber heute? Bleiben in einem Land, das weder in der Lage noch gewillt ist, das Gewaltmonopol des Staates durchzusetzen? Dessen Staatsverschuldung 180 % des BIP betraegt? In dem man einen Zweitpass braucht, weil man mal in Israel war? In dem Al Manar laeuft und man ernsthafte Probleme bekommen kann, wenn der Sender mal wieder seine Matze-Maerchen verbreitete? – Sehr verlockend, fuerwahr.

... link  

 
Ich bin Historiker. Ich sehe die Sache langfristig, 40 Jahre sind nichts im Vergleich zu der Geschichte des Landes. Natürlich ist dort viel unschön, aber auch in Florida bringen sie Leute um, treten Menschenrechte mit den Füssen, manipulieren Wahlen, und dennoch gilt es als tolles Urlaubsland. Dass der Libanon ein antizyklisches Investment ist, steht ausser Frage, aber ich wette, 2009 steht man dort mit Immobilien besser da als in Spanien.

Und man wird am Shabbat auch auf offener Strasse nicht mitgeschleppt, um den Minjam vollzumachen. Wichtig für leute wie mich, die jetzt nicht allzu religiös sind.

... link  

 
Na ja, hinterher wird man vermutlich wieder freigelassen? Aber zwei X-Chromosomen haben Vorteile, zweifellos.

Mit Immobilien-Investitionen kenne ich mich nicht aus, und mit Florida noch weniger. Ich weiss aber, dass ich keine Lust haette, in einem Land zu leben, in dem die Religionszugehoerigkeit nicht zu den Privatangelegenheiten zaehlt. In den naechsten 40 Jahren wird sich daran kaum etwas aendern.

... link  

 
Dass der Libanon ein antizyklisches Investment ist, steht ausser Frage, aber ich wette, 2009 steht man dort mit Immobilien besser da als in Spanien.

uiuiuiui.

spanien bis ende nächsten jahres dermassen im arsch, die ganze rentmergäng aus malle ist wieder im lande, gabs da nicht mal so eine blonde von niederem adel?
in italien ist dann berlusconi wieder dran, redet dann sicher viel von ehrlichkeit, in griechenland soll es ja so ähnlich sein, wie in spanien, nur die türkei will noch in die eu.

hm, vielleicht ist es dann am mount lebanon wirklich vergleichsweise angenehm.

... link  


... comment
 
Fällt mir dazu ein: youtube.com/watch?v=QEsRYkRpySY

Beirut wurde früher sogar "Paris des Nahen Ostens" genannt. Könnte was werden.

... link  

 
Nachdem es ja jahrelang das Berlin des Nahen Ostens war.

... link  

 
Heute ist Berlin ferner Osten.

... link  

 
Deutsch-Weissrussland.

... link  


... comment
 
China ist auch schön und die Kultur ist wirklich einzigartig und für den Historiker bieten sich zigtausend Möglichkeiten.

Dort leben wollen? Never ever. Und das hängt nicht nur an der Internetzensur.

... link  

 
Der Libanon ist eine Demokratie mit Chancen. China ist eine Diktatur mit todsicherer Wirtschaftskrise. Das ist ein Unterschied.

... link  

 
Aber wie lange noch wird das eine Demokratie sein? Ich sehe die Chancen da eher schlecht.

... link  

 
Hängt fundamental vom Friedensprozess im Nahen Osten ab, aber auch da bin ich mittelfristig optimistisch. Das schöne am Libanon ist ja, dass er finanziell komplett von Auslandslibanesen abhängig ist, und die werden schon aus Eigeninteresse dafür sorgen, dass sich die Verhältnisse bessern.

Ansonsten komme ich aus Bayern, ich weiss, dass es unter totalitären Strukturen schlimm, aber überlebbar ist.

... link  

 
Stimmt, der Libanon ist erstmal eine Demokratie und er steht dafür auch irgendwie vorbildhaft für zig andere Staaten. Aber: Der Libanon ist eben auch zerrissen zwischen Syrien und dem Westen und es ist auch ein Staat, in dem die Hizb-Allah im Parlament hockt....keinThema: Ein wunderschönes Land, kein Thema: Sie versuchen das allerunmöglichste überhaupt, aber auch: Pulverfass...

Eigentlich ein "armes" Land. Zerrieben zwischen all den anderen Mittelmächten...eigentlich tut mir der Libanon Leid. Weil: Sie wollen, aber sie werden nicht können. Schade. Wirklich.

... link  

 
Ach, das kann schnell gehen, man vergleiche Deutschland 1944 mit 1954, Kroatien 1991 und 2001, Portugal 1973 und 1983... und dabei auch die Immobilienpreise.

... link  

 
Stimmt. Mag sein. Aber momentan stehen -für mich zumindest- ziemlich viel Zeichen in Richtung Hizb-Allah und Konsorten (wenngleich es der Libanon über Jahrhunderte geschafft hat, einen Ausgleich irgendwie hinzukriegen). In diesem Sinne: Viel Erfolg beim Auswandern, wirklich...

... link  

 
Moooment - das ist nur Platz 8, und nur vor Berlin und einer schwabenverseuchten Region.

... link  

 
Lebst du nicht heute schon in einer schwabenverseuchten Region?

... link  

 
Hab ich nie! Die kamen nicht in den Wedding, die blieben im Prenzlauer Berg.

... link  


... comment
 
Ich kann ja verstehen, wenn man aus Ingoldstadt irgendwohin möchte, wo etwas los ist, aber muss es wirklich gleich Terrorismus sein? Reicht nicht erstmal eine höhere Quote bei Fahrraddiebstählen?

... link  

 
Die Prämisse ist nicht Terror, die Prämisse ist die Suche nach einer Immobilie mit hohem Wertsteigerungspotential in einer Umgebung, die nicht abfällt. Und nachdem Liechtenstein gerade Probleme bekommt, bietet sich der Libanon als Alternative zum Steueroptimieren an. Bis die sich um sowas wie Verfolgung von deutschen Steuerdelikten oder Abmahnungen armer Blogger kümmern können, wird noch viel Zeit ins Land gehen.

... link  

 
Wie waere es dann mit den Kanalinseln? Jersey und Guernsey sind ungeeignet (schon nur wegen der Beschraenkungen beim Immobilienerwerb). Aber Alderney oder, fuer die Liebhaber des Skurrilen, Sark? Steuerguenstig, angenehmes Klima, die Leute sind nett (manche koennen sogar kochen), nach Frankreich oder England ist 's ein Katzensprung, und Schokolade stellt man auch her:
http://www.caraghchocolates.co.uk/index.cfm/view_id/6
Kriminelle gibt 's leider auch dort, die sitzen dann da ein:
http://www.dw-world.de/image/0,,2577067_1,00.jpg

... link  


... comment