Real Life 20.2.08 - Am Strand
sitzt eine junge Asiatin und tut nichts. Sie yogasitzt da, scheint die Steine nicht zu spüren, das Gesicht Richtung Westen, und meditiert. Oder auch nicht. Keine Ahnung, was aus den weissen Ohrstöpseln in ihr Hirn dringt. Ein seltsamer gegensatz zu all den hibbeligen Asiatinnen aus der Werbung, die furchtbar kreischen und mit den Gadgets wedeln, für die an den westlichen Mann zu bringen man sie angestellt und abgelichtet hat. Ich finde kleine Abspielgeräte eher sinnlos, aber als ich zum zweiten Mal an ihr vorbeikomme, kann ich einen gewissen Reiz dieser Nichtwerbung für moderne Techniknutzung nicht bestreiten.
Ich habe auch keine Eile. Das heisst, Eile hätte ich schon, aber ich lasse mich nicht hetzen, also gehe ich langsam. Ein paar Meter weiter überholt mich links ein älterer Herr mit Spazierstock. Er zieht erst wieder vor mir rein, als wäre es eine Autobahn, bleibt ein paar Schritte auf Kurs, fällt wieder nach links ab, beginnt zu schwanken, steuert abrupt auf eine Bank zu, aber bevor er sie erreicht, kippt er um und fällt mit dem Gesicht voran auf die Sitzfläche, und weil er versucht hat, sich mit den Händen abzufangen, rutscht seine Brille hoch und zerbricht an seiner Stirn. Ich helfe ihm auf, andere sind auch bald zur Stelle, er blutet, aber alle Taschentücher reichen nicht, um den roten Schwall aus seiner Stirn einzudämmen. Es hat eine Ader erwischt, sagt ein Arzt, der sich hier ebenfalls gleich einfindet, und ruft den Sanitäter.
Ich gehe weiter, erschlagen von der Luft, der Wärme, dem Gesehenen und der unerwarteten Nähe des Todes, und erst im Konferenzsaal, als sie mich anschauen, merke ich, dass meine Hände und mein Mantel voller Blut sind.
Ich habe auch keine Eile. Das heisst, Eile hätte ich schon, aber ich lasse mich nicht hetzen, also gehe ich langsam. Ein paar Meter weiter überholt mich links ein älterer Herr mit Spazierstock. Er zieht erst wieder vor mir rein, als wäre es eine Autobahn, bleibt ein paar Schritte auf Kurs, fällt wieder nach links ab, beginnt zu schwanken, steuert abrupt auf eine Bank zu, aber bevor er sie erreicht, kippt er um und fällt mit dem Gesicht voran auf die Sitzfläche, und weil er versucht hat, sich mit den Händen abzufangen, rutscht seine Brille hoch und zerbricht an seiner Stirn. Ich helfe ihm auf, andere sind auch bald zur Stelle, er blutet, aber alle Taschentücher reichen nicht, um den roten Schwall aus seiner Stirn einzudämmen. Es hat eine Ader erwischt, sagt ein Arzt, der sich hier ebenfalls gleich einfindet, und ruft den Sanitäter.
Ich gehe weiter, erschlagen von der Luft, der Wärme, dem Gesehenen und der unerwarteten Nähe des Todes, und erst im Konferenzsaal, als sie mich anschauen, merke ich, dass meine Hände und mein Mantel voller Blut sind.
donalphons, 16:39h
Mittwoch, 20. Februar 2008, 16:39, von donalphons |
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itha,
Mittwoch, 20. Februar 2008, 17:47
meine güte, das ist ja richtig dramatisch da am ammersee. ich hoffe, dem alten herrn geht's wieder gut. und die blutflecken bekommt man übrigens am besten mit eiskaltem wasser heraus. aber eiskalt muss es sein! ammerseewasser, z.b.
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donalphons,
Mittwoch, 20. Februar 2008, 17:54
Ih wo.
Nur ein Rentnerparadies mit den üblichen Alterserscheinungen, das Räume für dezente Besprechungen bietet, bei denen man eigentlich anwesend sein sollte, aber bei diesem Wetter...
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donalphons,
Mittwoch, 20. Februar 2008, 21:59
Und was den Herrn angeht - es sah schlimmer aus, als es war. Auf die Bahre wollte er partout nicht. Einfach zu viel Frühling, nehme ich an.
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donalphons,
Mittwoch, 20. Februar 2008, 23:05
Blutende Herzen sind sehr en vouge, bald wieder.
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zonebattler,
Donnerstag, 21. Februar 2008, 12:09
Welcher Lebendige...
...will schon auf eine Bahre, die definitionsgemäß den Toten vorbehalten ist? Doch auch auf des Sanitäters Trage will man im Fall der Fälle nur dann verfrachtet werden, wenn es gar nicht mehr anders geht...
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avantgarde,
Mittwoch, 20. Februar 2008, 17:53
Nur wenige Meter von dieser Stelle hätte ich als Student beinahe mal gewohnt...
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donalphons,
Mittwoch, 20. Februar 2008, 17:56
Beneidenswert. ich finde den Ammersee irgendwie besser als den Starnberger See, der ist noch nicht so wie ein Multimillionärsghetto, sondern nur Millionärsbezirk.
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avantgarde,
Mittwoch, 20. Februar 2008, 18:06
Ja ich mochte den auch immer.
Es gab da in der Herrschinger Bucht die Möglichkeit, in einem dieser schönen Häuser zu wohnen, Nähe des Bootsclubs.
Traumlage. Allerdings waren die Vermieter, die natürlich im Haus wohnten, so, dass ich es dann doch gelassen habe.
Aber etwa da wo die Asiatin sitzt, hab ich so manches Buch gelesen, auf sonnengewärmten Steinen und den ruhigen See beim Aufblicken als Zen-Motiv
Besonders im Februar oder November gibts da Tage...
Und wo sonst gibts noch einen Ort mit dem Namen Wartaweil
Oh, und natürlich gibts Torte. Sehr gute.
Es gab da in der Herrschinger Bucht die Möglichkeit, in einem dieser schönen Häuser zu wohnen, Nähe des Bootsclubs.
Traumlage. Allerdings waren die Vermieter, die natürlich im Haus wohnten, so, dass ich es dann doch gelassen habe.
Aber etwa da wo die Asiatin sitzt, hab ich so manches Buch gelesen, auf sonnengewärmten Steinen und den ruhigen See beim Aufblicken als Zen-Motiv
Besonders im Februar oder November gibts da Tage...
Und wo sonst gibts noch einen Ort mit dem Namen Wartaweil
Oh, und natürlich gibts Torte. Sehr gute.
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hajomitmajo,
Mittwoch, 20. Februar 2008, 19:33
Awa.
Auf der einen Uferseite kein Alpenblick, auf der anderen die Lechschwaben. Nix hoibs und nix ganz.
Das mit den schlimmen Millionären am Stasee ist sowieso zu 80% Übertreibung bzw. bekommt der Besucher davon nichts mit.
Im Sommer sind beide unerträglich überfüllt von kruzifix Münchnern, die in ihrer Stadt eigentlich genug Freizeitwert hätten...
Aber grandiose Fotos. Es gibt wenig, das mit dem Alpenvorland an einem schönen Tag konkurrieren kann...
Auf der einen Uferseite kein Alpenblick, auf der anderen die Lechschwaben. Nix hoibs und nix ganz.
Das mit den schlimmen Millionären am Stasee ist sowieso zu 80% Übertreibung bzw. bekommt der Besucher davon nichts mit.
Im Sommer sind beide unerträglich überfüllt von kruzifix Münchnern, die in ihrer Stadt eigentlich genug Freizeitwert hätten...
Aber grandiose Fotos. Es gibt wenig, das mit dem Alpenvorland an einem schönen Tag konkurrieren kann...
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donalphons,
Mittwoch, 20. Februar 2008, 21:57
Es ist ein wenig so wie in Südfrankreich, da sind November und Februar oft auch überraschend grossartig. Man weiss zwar, dass es besser ist, aber die Realität ist dann immer nochmal lohnender. Vermieter können natürlich eklig sein, aber es gibt auch genauso eklige Besitzergemeinschaften, bishin zum Rasen betreten verboten.
Die Sozialprobleme von oben am Starnberger See merkt man sofort, wenn man an selbigen runterwill. Da geht oft, zu oft gar nichts. Der See kann mit dergleichen wirklich nerven, besonders, wenn die offenen Stellen dann übervölkert sind. Sowas wie die Herrschinger Bucht gibt es dort erst mal gar nicht - und die Lechschwaben können nicht so weit schwimmen.
Vo da aus sieht man übrigens auch die Alpenkette; klein, aber durchaus.
Die Sozialprobleme von oben am Starnberger See merkt man sofort, wenn man an selbigen runterwill. Da geht oft, zu oft gar nichts. Der See kann mit dergleichen wirklich nerven, besonders, wenn die offenen Stellen dann übervölkert sind. Sowas wie die Herrschinger Bucht gibt es dort erst mal gar nicht - und die Lechschwaben können nicht so weit schwimmen.
Vo da aus sieht man übrigens auch die Alpenkette; klein, aber durchaus.
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avantgarde,
Mittwoch, 20. Februar 2008, 22:34
Stimmt, einfach ein wenig die Bucht entlang Richtung Norden gehen, dann sind auch die Alpen da.
Und die Sonne im Gesicht.
PS: Eigentümergemeinschaften sind schlimmer. Da hat man Besitz und wird trotzdem schikaniert.
Als Mieter zieht man notfalls um.
Ammersee ist auch im Sommer schön. Allerdings dann an Werktagen früh um sechs. Auf einem Steg, dessen Schilder man getrost ignoriert.
Und die Sonne im Gesicht.
PS: Eigentümergemeinschaften sind schlimmer. Da hat man Besitz und wird trotzdem schikaniert.
Als Mieter zieht man notfalls um.
Ammersee ist auch im Sommer schön. Allerdings dann an Werktagen früh um sechs. Auf einem Steg, dessen Schilder man getrost ignoriert.
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donalphons,
Mittwoch, 20. Februar 2008, 23:08
ich hätte sogar ein beweisbild, aber das bringe ich nicht, hier sind hja schon genug Leute hergezogen, und noch mehr pseudotoskanische Hochuferprojekte müssen nicht sein.
Anders: Eigentümergemeinschaften intrigiert man zugrunde, oder man kauft sich fast die Mehrheit. Und auch in solchen Komplexen sind dann immer ein, zwei Leute, die sich dem Sieger beugen und sich etwas davon versprechen.
Anders: Eigentümergemeinschaften intrigiert man zugrunde, oder man kauft sich fast die Mehrheit. Und auch in solchen Komplexen sind dann immer ein, zwei Leute, die sich dem Sieger beugen und sich etwas davon versprechen.
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