Empfehlung heute - Das Schöne an Verbohrten

ist ja, dass man auch kluge Ratschläge geben kann, im Wissen, dass sie dieselben nicht annehmen, wegen der Hwerkunft und der Problematik, ihr altes Tun in Frage zu stellen. "Fuck you" jedenfalls ist kein allzu kluger Ratschlag; das, was an dieser Stelle Dr. Dean analysiert, dagegen schon. Würde ich mal meinen.

aber wer bin ich schon.

Montag, 7. April 2008, 00:26, von donalphons | |comment

 
Wer du bist - Don Alphonso, der Mann mit den schönsten Silberteilen ausserhalb Englands.

Spaß beiseite. Das trotzige "Fuck you" war das Ende eines schweren Weges. Ich kenne das. Ich kenne das sogar gut. Ich baue ja häufiger Mist. In folgedessen muss ich häufiger mal zurückrudern.

Die Erkenntnis das ich zurückrudern muss, tut meinem kleinen Ego schon weh, aber das dann auch noch laut tun zu müssen, um glaubwürdig zu (bleiben?) sein, das ist hart.

"Da musste eben durch als Lurch, wennste Frosch werden willst." hätte meine Oma gesagt und so ist es auch.

Ich fand das, was ich sah und hörte, erwachsener. Meine fünfjährige sagt mir das ihr die Beine vom wachsen weh tun. Warum soll anderen nicht mehr weh tun. Der schmeißt ein kräftiges "Fuck you" in die Runde, die niederen Geister wie ich begnügen sich mit einem zerknirschten "Scheiße, tut mir leid".

Vielleicht wären diese Erkenntnisse der re:publica ja die Möglichkeit für einen Neuanfang. Vielleicht.

Ansonsten wird es wohl auf ein Rollstuhlrammen im Alterheim hinauslaufen.

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Ich bin jemand, der eher langfristige Entwicklungen beobachtet. Und ich weiss, dass all die Vorreiter und Grossen und Berühmten unter einem dauerhaften Legitimierungsdruck stehen, diese Position zu beweisen. Und schlimmer, auszubauen. Das wird alles kein Spass. Andere machen Karriere, kommen voran und vielleicht sogar Urlaubsgeld, ihre Firmen machen Gewinne und sie bleiben langfristig, was sie sind. Blogger auch. Aber Blogger leben von einer verheissung, die nicht kommt. Das wird irgendwann schwierig. Bildblogger bis zur Rente? Star Wars Mashups bis zur Demenz? Popdiskurse bis ins Pflegeheim?

Die Zeit läuft. Unerbittlich. Dieses Blog begann in einer Mietwohnung im Wedding und hat inzwischen die eigene Wohnung am Tegernsee erreicht. Es ist von einer Kunstfigur geschrieben, die sich verändern kann. Aber wehe denen, die auf der Unveränderbarkeit ihr Geschäft aufbauen.

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Das "FY" hat was von der Sehnsucht wieder als unbekannte Band in kleinen Clubs aufzutreten und selber zu entscheiden, was man spielt. Die Realität sieht anders aus. Die Kommerz-Geister, die man rief, wird man nur schwer wieder los.

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Wobei ich mich, als ich das so las, gefragt habe, ob es vielleicht doch wieder einen Weg zurück gibt. Irgendwie.

Ich hatte mir hier nochmal den Eintrag von vor einem Jahr zur Absage der re:publica 07 durchgelesen. Und irgendwie ist das ja schon schade - da ist viel kaputt gegangen in der Zwischenzeit.

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Nichts, was diese Typen da hätten bewahren wollen. Die haben ihre kampfansage deutlich gemacht, die konnten sich die Schlachtfelder raussuchen, es war ihr Krieg für die Hegemonie, sie haben ihn verloren, und wenn es sie beschädigt hat, ist es in keinster Weise schlecht. Es sind Werber. Mitleid mit Werbern ist wie Mitleid mit Politikern, Lobbyisten und Abmahnanwälten.

FY ist das, was man auch schon von mittelalterlichen Usurpatoren kennt: Der Versuch, sich auf eine Geschichte zu berufen, die ebenso legendär wie erfunden ist. Wer Fehler macht, ohne daraus zu lernen und sich zu besinnen, ist kein Rebell oder Held, sondern einfach nur bald wieder pleite.

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Probloggende Tristesse

Bloggen ist nicht der Königsweg des Geldverdienens und auch nicht das nächste große Ding - soviel ist inzwischen klar. Es ist nett, aber wer Geld machen will, der ist besser beraten, einen regionalen Obst- und Gemüsestand zu eröffnen oder eine kleine Kette von Sockenverkäufern auf die Beine zu stellen.

Indirekt geht es besser

Man kann das Geld verdienen und die Bloggerei verbinden. Don Dahlmann zum Beispiel, der eine gute Schreibe hat, deutlich besser als meine übrigens, nimmt das Bloggen als Schaufenster - und es funktioniert so einigermaßen, schlechter jedenfalls, als ich bei der Qualität seiner Texte vermuten würde. Andere präsentieren via Bloggerei ihre technische Kompetenz und sind, wie z.B. Robert Basic, gut im Geschäft - was ich im Fall der Werbeblogger auch vermuten würde.

Wer über ein überragendes Können verfügt, dem kann das Bloggen nützen.

Bloggen ersetzt kein berufliches Können

Einige wenige wiederum hatten neben Können das Glück, die Verankerung in der Blogszene für den beruflichen Fortschritt zu nutzen. Aber hier sind wir m.E. bereits bei den Ausnahmefällen, und trotz aller tatsächlich vorhandenen Kompetenz muss eine intensive Bloggerei nicht unbedingt eine große Hilfe bei der eigenen beruflichen Entwicklung sein.

Mir hat es bei Johny leid getan, dass er - wohl auch in der Hoffnung auf den großen kommerziellen Blogerfolg - sich aus dem Radiogeschäft zurückgezogen hat. Obwohl er gut darin war. In gewisser Weise ist er der Blogkönig von Deutschland, aber seine Krone ist stachelig, und er selbst ist es inzwischen manchmal auch. Der Traum davon, mit Bloggen z.B. die Schulbildung der eigenen Kinder unterhalten zu können, ist ein ziemlich komplizierter Traum - und keineswegs ein bequemer Platz an der Sonne.

Es ist aus seiner von der Bloggerei stark abhängigen Position nicht ganz einfach, sich als Vorzeigeblogger und (zugleich) Vorreiter der Kommerzialisierung der Kritik zu stellen, vermutlich ist es auch nicht gerade einfach, die Kritik überhaupt zu begreifen, zumal diese - ernst genommen - für ihn selbst mitunter existentielle Fragen aufwirft.

Eine ruhigere, weniger brüllende Bannerwerbung oder der Verrzicht auf Greenwash für Yahoo und Cisco: Das wäre für ihn jedesmal wie, nunja - in etwa wie der Unterschied zwischen der Alternative, seine Kinder beim Sonntagsspaziergang ins Eislokal einladen zu können und wiederum der Alternative, Sozialhilfe zu beantragen, was erneut mit unangenehmen Zwängen verbunden wäre.

Zwang und Zwänge

Zwang und Zwänge, vor denen er durch seinen Schritt in den Blogkommerz teils erfolgreich geflüchtet war, zeigen sich nun erneut, sobald er auch nur einen falschen Schritt macht - oder sogar um die kommerzielle Ecke schaut. Er muss auch denen eine Bühne geben, die ihr Kommerzding abfeiern und auf Publikumsverarschung setzen - und Leute wie Uherek umschmeicheln. Das reine "Probloggen" ist in Deutschland offenkundig noch nicht so weit, dass es z.B. die Werbeanzeigen von Menschenrechtsverhöhnern ablehnen könnte. Er sagt dazu: "Anders geht es nicht."

Auch die besten Absichten können nicht ändern, dass die Lage eines reinen "Probloggers" ist nicht nur schön ist. Wenn das Bloggen in Deutschland einen gewissen Glanz hat, an der einen oder anderen Stelle, dann hat das wenig damit zu tun, dass man mit reiner Bloggerei viel Geld verdienen könnte. Das Geld regnet nicht vom Himmel herab.

Ausnahmen bestätigen die Regel

Und die Regel lautet: Wer das Bloggen vor allem als kommerzielle Gelegenheit begreift, ist damit verraten und verkauft, sei es, dass er zu falschen Kompromissen gezwungen ist, oder sei es, dass er arm wie eine Berliner Prekariatsmaus das drohende Elend anlächeln darf, weil er sich in eine Tätigkeit verheddert, die für viele "Problogger" kaum mehr als ein mühseliger Hinzuverdienst ist.

Bloggen ist kein Beruf.

Ein nüchterner Blick auf die Verhältnisse ist mehr wert als alles Gefasel über die angeblich unmittelbar anstehende "Professionalisierung" des Bloggens.

Professionalisierung

Professionalisierung- was ist das eigentlich? Ist das die Haltung, jedem schrillen (und ggf. auch sympathischen) Kleinwerber, der das Bloggen dem Werbekommerz zuwidmen möchte, zur digitalen Avantgarde zu erklären? Oder wäre es vielleicht nicht eher der Versuch, die eigenen Inhalte und Themen auf ein professionelles Niveau zu heben?

Eine andere Frage ist wiederum: Macht bemüht "professionelles" Bloggen noch Spaß? Oder ist es nicht eher wie der Eiertanz auf glühenden Kohlen, bei dem man sich von Zeit zu Zeit mit einem "Fuck you!" erleichtern muss?

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Professionalisierung bedeutet erst einmal seine Partner und Unterstützer gut auszuwählen. Bloggen als verbindendes Element - wir haben uns alle lieb - ist zu schwach.

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"bloggen ersetzt kein berufliches können." mir kommt es so vor, als bloggten manche, weil sie der berufliche kontext, in dem sie ihr können ansonsten und sowieso schon anbringen, im grunde eigentlich ankotzt. das ist das erste. und zweitens: wenn man im ersten beruflichen kontext ebenfalls kein geld verdient, hält einen das vermutlich erst recht nicht vom bloggen ab, wo einen zumindest die inhalte nicht kotzen lassen, weil sie ja (vorgeblich) von einem selbst kommen, sondern einen sogar adeln - oder so. ganz zum schluss ist alles wie im richtigen berufsleben auch: von hundert leuten sind etwa die hälfte schlicht moralisch verkommen, opportunisten oder arschlöcher, und der rest muss halt mit den üblichen widersprüchen leben.

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