Nachrichten, die man in Deutschland nicht liest.
Solche Nachrichten sind nichts für den Kontinantaleuropäer, der das nicht mögen würde - deshalb steht es ja auch nicht in den Zeitungen. Demnächst jedoch werden wir möglicherweise sehen können, wie Österreicher, Ungarn und - Bayern, ja, sowas wie ich - auf derartige Verwerfungen reagieren. Ja, richtig gelesen, auch manche Insel der Seligen bekommt Schlagseite. Das steht indirekt in Schweizer und amerikanischen Medien, bei der BAZ und Bloomberg, aber hierzulande könnte man fast den Verdacht bekommen, selbst erstklassige Medien würden die Öffentlichkeit gezielt anlügen. Hier in der ARD redet eine Mitarbeiterin der österreichischen Raiffeisenbank die aktuelle Krise in Ungarn mit den Worten "Wäre verheerend, jetzt auszusteigen" klein. Verheerend wäre es aber weniger für die Investoren, als vielmehr für das Institut, für das diese Frau spricht: Mit der Raiffeisen International sind die österreichischen Raiffeisenbanken führend im Kreditgeschäft Ungarns tätig, und das steht dank einer speziellen Strategie des Kreditwesens zusammen mit den beteiligten Banken am Abgrund - ein Abgrund, der gerade mit 5 Milliarden Euro von der EZB abgesichert werden muss.
Ungarn war bis vor kurzem einer der Emerging Markets, die nicht von ungefähr an die Subprimekrise in den USA oder die Bankenkrise in Island erinnern. Jedes Jahr stiegen die Hauspreise um 10 bis 20% an, und die Kreditfinanzierung für Häuser, Autos, Konsum, Industrieanlagen lockte eine Reihe bekannter österreichischer Institute und die Bayern LB an. Ganz vorne mit dabei waren die italienische Unicredit über die Bank Austria, die Erste Bank der österreichischen Sparkassen, die Volksbank, die schon erwähnte Raiffeisen International und gleich doppelt die Bayerische Landesbank mit Töchtern, der drittgrössten ungarischen Privatbank MKB und der Hypo Alpe Adria, die man noch 2007 dem Land Kärnten unter Haider abgekauft hatte - nach einem Haufen Skandalen übrigens.
Nun ist ein Kredit erst mal nichts schlimmes, aber in Ungarn haben sich Banken wie Hedgefonds oder eine isländische Bank benommen: Die meisten Kredite in Ungarn sind nämloch sogenannte Carry Trades: Die Banken nehmen Geld in niedrig verzinsten Schweizer Franken auf und gegen sie zu hohen Zinsen im Hochzinsland Ungarn weiter. Solange in Ungarn die Hauspreise nach oben gingen und der Schweizer Franken niedrig blieb, konnte man die Schulden locker begleichen, und die Banken hatten ausreichend Sicherheiten. 23,2 Milliarden Euro Privatkredite gibt es in Ungarn, davon rund 2/3 in Fremdwährung, dazu kommen nochmal - je nach Kurs - über 12 Milliarden Euro Firmenkredite in Fremdwährung, vor allem in Schweizer Franken. Es ist eine gigantische Blase in Berner Batzen, die sich im privaten Bereich von 2001 bis 2008 fast verzwanzigfacht hat, im ersten Halbjahr 2008 nochmal expandierte - und noch ziemlich viele Jahre Bestand haben dürfte.
Und jetzt platzt die Blase: Die Hauspreise in Ungarn fallen, die Wirtschaft kommt ins Stottern, der ungarische Forint stürzt ab, und der Schweizer Franken, in dem die Schulden getilgt werden müssen, steigt. Ungarn selbst kann auf dem freien Markt keine Staatsanleihen mehr platzieren, um damit den Niedergang aufzuhalten. Und Ungarns Kreditgeber und -nehmer haben damit nicht nur ein Subprimeproblem ihrer überteuerten Häuser an der Backe, sondern auch noch ein Währungsrisiko, das beim Staatsbankrott so ziemlich extrem gigantisch sein dürfte - wenn der Forint zum Franken 50% verliert, hat man schlagartig 100% mehr Schulden. Ganz schön scheisse, oder? Von den darin schon erfahrenen Isländern lernen heisst Angeln und Rationieren lernen.
Insofern ist es wirklich seltsam, dass man davon relativ viel in der Schweiz lesen kann: Denn die MKB und die Volksbank stoppen die Vergabe von Krediten in Franken, weil sie wohl nicht zu Unrecht den Ausfall der ungarischen Kredite fürchten. Denn wenn der Forint crasht, ist es für normale Ungarn unmöglich, die Schulden zu bezahlen, und die Sicherheiten der Häuser sind dann auch nicht mehr viel wert. Der ORF macht das gigantische Problem für den österreichischen Bankensektor netterweise nur an einer laschen 10%-Beteiligung der Volksbank an der bayerisch geführten MKB fest - im Bereich "Volksgruppen" (!). Obwohl man mit Fug und Recht auch sagen könnte, dass aus Ungarn gerade ein Multimilliardenrisiko von Island-Dimensionen auf Österreich und Bayern zurauscht.
Drei Dinge möchte ich dazu bemerken: Ich habe in dieser Krise, schlimmer noch als in der New Economy, jedes Vertrauen in die Medien verloren. Entweder sind sie zu dumm zu verstehen, was in der Wirtschaft wirklich los ist - dann gehören sie gefeuert. Oder sie decken das alles - dann gehören sie meines Erachtens für den Rest ihres Lebens mit Berufsverbot belegt. Und wäre ich neuer bayerischer Ministerpräsident, würde ich mir sehr gut überlegen, ob ich mit dem alten Finanzminister weiterwursteln würde, der die Carry Trades aus dem Aufsichtsrat der Bayern LB kennen dürfte. Wenn die werte Leserschaft aber eines Morgens in der Mainstreampresse verwunderte Kommentare über plötzlich hochverschuldete Banken des Alpenraumes und neue Steuern liest - sage bitte keiner, er wäre nicht gewarnt gewesen.
Hier schonmal zum Thema Steuererhöhung:
"Kein seriöser Politiker kann ausschließen, dass auf die Bürger wegen der Finanzkrise auf Dauer höhere Belastungen zukommen", sagte Stegner dem Hamburger Abendblatt.
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Die restlichen 17% (bei angenommener risikoloser Verzinsung von 3%) sind langfristig nur über das per Fremdkapital aufgepumpte Gesamtkapital zu erreichen.
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Für alle, denen der Beton der Wall Street zu haideresk ist.
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Aber wie man sie ist jetzt ne neue Auflage rausgekommen "Finanzkrise" wie verjubbelt man eine Billion
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Koscher ist diese UBS nicht
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Abgesehen davon: Das gejammer über ein paar Dutzend Milliarden abgewanderte Vermögen verstehe ich nicht. Es ist nur logisch, dass wirklich reiche Leute in der Krise mehr Liquidität brauchen. Was von der UBS weggeht, ist nichts gegen die Verluste der Hedge Fonds.
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Während Europa Billionenpakete schnürt, tönt man, es gibt keine Probleme, und ein paar Tage später schmuggelt man sein eigenes Paket rein , in der Hoffnung, es fällt keinem mehr auf.
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Die politische Schweiz hat offensichtlich mehr das Wohl und den ruhigen Schlaf der Anleger auf der Prioritätenliste, als die Sorgen der eigenen Leute. Aber wenn man sieht, was heute in London und Wien los war, ist das strategisch sicher die bessere Lösung. Wenngleich mies.
Aber nachdem nur mein Konto Rätoromane ist...
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Aber ja, von Unicredit werden wir noch mehr hören
Nochmal UBS:
Von Juli bis September hat sich der Geldabfluss bei der UBS verschärft. Insgesamt zogen Kunden im dritten Quartal rund 84 Milliarden Franken ab.
Kein Pappenstiel. Wobei das offenbar vor allem die "normalen" Schweizer Kunden waren.
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Ich vermute, das Ding wird in die Wirtschaftsgeschichte eingehen als Trick, wie man global andere Banken in der Rezession ausbremst. Man wird sehen, wo das endet.
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itha, Donnerstag, 16. Oktober 2008, 15:06
agitation wäre von einer eigennützigen absicht geleitet.
das verschweigen dieserlei dinge in den deutschen mainstream-medien wäre also insofern agitation, als man sich damit eine positive entwicklung oder zumindest das abwenden einer negativen verspricht.
ich denke gerade angestrengt darüber nach, welche eigennützige absicht blogger wie don oder weissgarnix mit ihrer "agitation" verfolgen... mmh...
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otaku1216, Donnerstag, 16. Oktober 2008, 15:43
Sie haben massenweise Puts auf den Forint gekauft ist doch klar. Bei dem enormen Einfluss den Sie haben fällt der doch jetzt um mindestens 70 % ......
Schließlich ist das hier DAS Medium das die absoluten Top Entscheider lesen und danach Ihre Magnetmet-Entscheidung ( schnell hart flatsch __ autsch das war die Nase ) treffen oder lese ich die verkehrten Medien...
( vorsichtshalber : Wer Sarkasmus findet darf Ihn behalten... )
Have fun
Otaku
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Das hat sie schön gesagt, die Frau Millendorfer.
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Übrigens gehört auch die Financial Times Deutschland, manager-magazin und Capital über eine 74,9% Beteiligung an Gruner + Jahr zu Berthelsmann.
Also von unabhängigen Medien kann in Deutschland bei vielen Zeitungen nicht mehr die Rede sein.
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Das Problem ist vielleicht auch, dass in der Hektik des Tagesgeschäfts zu wenig Teit bleibt, um sich auch nur einen Millimeter vertiefend mit diesen Geschichten auseinanderzusetzen. Ich habe auch meine Zweiel daran, dass viele Journalisten überhaupt begreifen, dass sich hinter "Fremdwährungskrediten" Carry Trades verstecken. Ansonsten haben Wirtschaftsjournalisten stets wenig Lust, kritisch mit Wirtschaft umnzugehen. Ist nur schlecht für die Häppchen und die Parties nach der Immobilienmesse. Es muss nicht die grosse Verschleierung sein.
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Having said this: Wenn ich um mein diesbezügliches Defizit weiß, dann halte ich mich da aber auch zurück mit öffentlichen Äußerungen zum Thema. ;-)
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Die, laut eigener Aussage, führende englischsprachige schwedische Onlinepuplikation für Führungskräfte und Manager ( räusper ) , bringt uns heute folgende absolut wichtige Information, gleich als zweiten Artikel unter den Terroristen :
"Coffee can make women's breasts smaller: Swedish study"
http://www.thelocal.se/15016/20081016/
( Ich muss jetzt sofort los, Papierchen auf fallende Kaffeepreise kaufen... )
Das ist es was die Welt bewegt, das sind die wichtigen News dieser Tage.
Ach ja, Island hat noch Lebensmittel für höchstens 5 Wochen ( schwedisch ) .
http://di.se/Nyheter/?page=/Avdelningar/Artikel.aspx%3FArticleID%3D2008\10\16\306365%26sectionid%3DDinapengar%26o%3Dexpressen
Wird auch anderen blühen...
Have fun
Otaku
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Und wie iseht es denn in Tschechien aus, gibt es dort das gleiche Problem? Es hätte sich ja angeboten, einen Kredit in Euro aufzunehmen, weil die Krone stetig zugelegt hat.
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Wie ist es eigentlich in Kambodscha?
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http://www.iht.com/articles/2008/10/15/europe/bulgaria.php
Ich habe ein wenig den Eindruck aus Gesprächen mit Leuten, die da auch was gemacht haben (ich hatte damit gücklicherweise nie was zu tun), dass man es eigentlich gar nicht so genau wissen will und hofft, dass sich der Osten irgendwie duechwurschtelt Die Schnelligkeit, mit der die EZB gestern aber den Ungarn beigesprungen ist, lässt nichts Gutes erwarten. Möglicherweise kommt nächste Woche der grosse Bailout für Osteuropa.
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man redet von steuersenkungen, und erzählt, man habe den steuersatz gesenkt. hat man auch.
man hat aber die bemessungsgrundlage erhöht. teilweise offen, meistens aber stickum, wie die bremer sagen.
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D.h: Spanien wird noch richtig auf die Fresse kriegen.
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