Nachher

fragt man sich natürlich immer, warum man die Gelegenheit nicht besser genutzt hat. Man sagt zwar, dass sich immer irgendwo neue Chancen auftun, aber das irgendwo bringt wenig, wenn es das Gewünschte nur an speziellen Orten gibt. Tp cut a long story, der britische Peso hat es geschafft, sich zur britischen Lira vorzuarbeiten, und notiert aktuell 10% besser als in jenen Tagen, da ich das billige britische Silber nur so hortete. Immerhin, ein halbes Dutzend Kannen sollten den Bedarf erst einmal decken, und zum Abschied von jenen halcyon days, da die Reste des britischen Empires für kleines Geld zu haben waren, trudelte nun auch mit der typischen britischen Postverspätung der vorläufige Abschluss dieser Phase bei mir ein. London 1827, George IV., über ein Pfund schwer und mit einem Silbergriff versehen. Gewissermassen in die steigende britische Lira hineingekauft, und dadurch trotz einiger Schäden schon wieder so teuer, dass es auch mir etwas weh tat.



Aber wie oft hat man schon die Gelegenheit, eine Silberkanne des Biedermeier zu kaufen. Wie garstig wären deutsche Händler, wie würde ich jetzt erst zahlen, wie hätte ich mich erst geärgert, wenn sie ein anderer erworben hätte. Wie man es macht, man macht es richtig und verkehrt. Langfristig sicher richtig, denn den Schmerz vergisst man, der Nutzen jedoch bleibt.

Und wer weiss schon, ob es je wieder solche Gelegenheiten geben wird. Selbst, wenn es die Insel verdient hätte. Vor dem letztlich erworbenen Sunbeam hatte ich einige andere im Auge, unter anderem einen Mk IIa. Auf einem Bild war auch ein Alvis TA 21 zu sehen, british racing green und natürlich nicht zu verkaufen. Ich mag meinen Sunbeam ungemein, aber bei einem Alvis kommt man natürlich auch ins Nachdenken. Aber er war nicht angeboten. Jetzt ist das alles ganz anders, der Besitzer sucht einen Käufer, weil es mit der Umschichtung seiner Hypotheken nicht funktioniert hat, und die Bank, im de facto Staatsbesitz, keine Gnade kennt. Schön ist das alles nicht. Wirklich nicht.

Dienstag, 16. Juni 2009, 04:09, von donalphons | |comment

 
Sieht ein bisschen aus wie Aladins Wunderlampe aus den Hollywood Filmen der 50er Jahre ... Tee ist ein guter Geist - oder wie ein Teehändler am Hamburger Hafen sagt; "we believe in friendship and tasty hot water".

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Ist es auch - diese Form kam mit der persischen Mode auf, entsprechend gross ist auch der horror vacui der Gravur.

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Jahaha, die wundervolle Jeanny, oder wie die hieß, mit einem jungen Fiesmanndarsteller namens Larry Hagman.
Haben Sie schon daran gerieben Herr Alphons?

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die "bezaubernde jeannie". wobei "jeannie" von "genie" abgeleitet war, dem englischen wort für "flaschengeist".

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und genie stammt vom arabischen "jinn" ...
jaha ;-)

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ja, und es gibt eine schöne sammlung von a.s. byatt "the djinn in the nightingale's eye", darin besonders die geschichte "the story of the eldest princess". sollte mann mal lesen.

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silberkannen sind ansonsten nicht mein fall. aber die ist wunderschön!

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Früher oder später erwischt es jeden.

Ich wollte immer mal so eine "shmashed pumpkin"-Kanne. Leider sind die sehr selten und ausgefallen. Ich habe zwar eine Neuere, aber letztlich will man dann doch das original aus der Originalzeit.

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Oi, ich habe aus urgroßmütterlicher Hinterlassenschaft (ist das ein oder andere Jahrzehnt her) eine WMF Kanne: Porzellan, aussen versilbert. Mit Milchkännchen, Zuckerschale, und Tablett. Da bin ich zwar nicht englisch, aber hübsch ist es dennoch.

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Nicht grämen. Die Kanne ist sehr schön, trotz der Dellen, denn, hey, nach so vielen Jahren sieht unsereins auch nicht mehr ganz frisch aus. Den absolut richtigen Zeitpunkt für den Kauf zu treffen, ist ein Stück weit Glückssache. In der Gesamtschau war doch alles richtig in den zurückliegenden Monaten - und ich freue mich nach wie vor, dass ich mich animieren ließ und den kleinen Spitfire gerade noch rechtzeitig von der Insel entführte.

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Oh, mir machen die Dellen überhaupt nichts aus, das gehört da zu. Problematisch ist eher eine aufgegangene Lötnaht am Ausguss, aber dafür war sie ja auch erschwinglich.

Ich denke, man sollte nach jedem Plündrungszug einfach froh sein, dass man Erfolg hatte, mit dem zufriesen sein, was man hat, und ansonsten einfach warten auf neue Tage des Ruhms. Zaudern ist letztlich immer teuer und freudlos.

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Sie haben sicher jemanden parat der Silberarbeiten löten kann. Ansonsten schnell mal zum Juwelier.

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Auch wenn der Wechselkurs wieder 10% ungünstiger ist, lohnen sich Käufe nach wie vor.

Vielleicht mehr denn je, denn erst verkauft man das, was man noch zu entbehren glaubt.

Aber die Zeiten werden erst noch schlimmer.

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Es war ...
eine gute allzu kurze Zeit die man nutzen konnte, sich mit silbernen Teekannen einzudecken, massiven wie versilberten. Es gab wirklich ein paar ordentliche Schnäppchen zu machen und es hat sich mehr als gelohnt, ich habe mich in dieser kurzen glorreichen Zeit des britschen Pesos mehr als reichhaltig eingedeckt. Die €-Preise der Berliner Händler und jene auf diversen Webseiten von Silberhändlern hierzulande lagen und liegen entspannt mindestens dreimal so hoch wie jene, für welche man Kannen und Sets feinster Qualität und in erstklassigem Erhaltungszustand bekommen konnte. Vor spätestens etwa drei Wochen war dann Schluß damit, jetzt sind die Preise in £ fast wieder so, daß es sich derzeit nicht mehr so sehr lohnt kleine feine private Raubzügeleien im Reich der Themsenliesel abzuhalten. Aber wer weiß was noch kommt ...
Es bleibt also festzuhalten: Man kann niemals genug silberne Teekannen im Hause haben. Man sollte zuschlagen, wenn die Gelegenheit günstig ist und dabei nicht Zaudern. Denn der Wert bleibt, wie Sie schon richtig bemerkten, auch wenn vielleicht der Preis schon ein wenig angezogen hatte.

Und zuletzt: Ihre Neuerwerbung ist ja nun wirklich auch gar sehr bezaubernd! Ist das eine Bachelor oder eine Große?

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Rerabesque - Lay doing eggs, draw long
Eine Arabesque als Umrahmung mitteleuropäischer Bildwerke, der Kölner Dom in mediteranem sandsteinhell und Lesen beim Autofahren. Das ist originell, gewagt und anders, es erzeugt bei mir eine grade noch tragbare, leichte Übelkeit. Spannend - die unausgesprochene Frage: "Kommt es zum Desaster oder nicht? Und wenn ja, habe ich eine Tüte dabei?"
Ich habe Arabesquen und andere spirituell motivierte ornamentale Erscheinungen, wie keltische Flechtbänder, Rosenfenstermandalas oder mit farbenfrohem Kachelbruch verzierte Alltagsgegenstände immer geliebt.
Ich habe mich nie gefragt, wieso, es schien mir die natürlichste Sache der Welt zu sein, so wie der Durchschnittsmensch davon ausgeht, daß es Dinge gibt, die einfach jeder liebt: Blumen, Musik, Sonnenschein und kleine Kinder z. B.

Als ich Deine Notiz das erste Mal las dachte ich: "Was hat er bloß gegen Arabesken?" Dann ist sehr viel Zeit vergangen und ich hatte anderes im Kopf. Familienphase nennt man das.
Vor kurzem las ich sie wieder und ich dachte: "Ach so."

Deshalb möchte ich die Arabesque hier nachdrücklich verteidigen, denn ihr Sinn ist ganz ein anderer als die dekorative, schnörkelige und ziemlich überflüssige Umrahmung eines schönen Bildes zu sein.
Die Arabesque entstammt, soweit mir bekannt, der islamischen Kalligraphie. Die arabische Schrift ist, anders als unsere, eine fließende, bewegte Schrift und sie fließt von rechts nach links. Das Wort "Lettern" paßt nicht zu ihr, auch nicht "Buchstaben", ich halte "Schriftzeichen" für angemessen.
Die Bewegung, der Ausdruck, die Dramatik, die in der mitteleuropäischen Kunst durch theatralisch-symbolische Abbildung unterschiedliche menschlicher Charaktere zum Ausdruck gebracht werden, findet sich in orientalischer Umgebung in großem Maße in Klang, Aufbau, Wortbedeutung und Zusammenhang der arabischen Sprache wieder, daher sagen die Araber gerne: "Unsere Sprache ist wie ein Meer."
Das bildnerische Äquivalent für die arabische Sprache ist die meditative Schreibkunst und nur im Zusammenhang mit dieser kann man die Schönheit der Arabesque wirklich erkennen. In der Mitte eine kalligraphische Darstellung, ein spirituelles Zitat: abstrakt, bewegt, dynamisch, berührend, ergreifend, mitreißend ... was auch immer. Es ist Mitteilung, Aufruf und Veränderung, schwarz auf weiß. Ziemlich heftig. Da kommt die Arabesque ins Spiel: ein freundlicher bunter Rahmen, still, nicht einladend, nicht abweisend, geordnet, vorhersehbar, voll heiterer Schönheit. Wie ein farbiges, schmeichelndes Gewand aus kühlender Seide auf dem markanten, kampferprobten Körper eines mit Rede und Händen weit gestikulierenden alten Sheiks, der unterm Sichelmond am Feuer sitzt, mit den Seinen in nächtelangem, freundschaftlichen Disput verwoben.
Die Arabesque ist der lächelnde Ausgleich der ruhigen Heiterkeit, ein Weg über erbarmunslose und gefräßige Ozeane, durch die tobenden, tanzenden Orkane der 7 Weltmeere. Die Arabesque ist ein wasserdichtes, liebevoll geschnitztes und mit perlmuttenen Ornamenten geschmücktes Kästchen, in dem unersetzliche Navigationsinstrumente aufbewahrt werden.
Und darum liebe ich sie sehr.

Yours sincerely

H.S.le

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nun ja, die grammatik der ornamente ist keine nur arabische erfindung, es gibt sie zu allen (uns bekannten) zeiten und sie hat jeweils ihre eigene bedeutung. so "offen" für intrepretationsmöglichkeitem, wie du sie beschreibst, ist sie nicht wirklich. eher im gegenteil. wann und wie man ornamente benutzt, ist vom kunstkanon der stile, kulturkreise und epochen jeweils sehr strikt definiert. die "arabesque" mag dahingehend zumindest in der späteren anwendung eine semantische ausnahme bilden, aber auch das ist ein klassisches islamisches muster mit festgelegten bedeutungen. beispiele für einen interpretationsfreieren, nach unserem verständnis mehr "dekorativen" umgang damit findet man erst in der moderne, beispielsweise bei matisse.

[edit: es gibt natürlich auch william morris und solche dinge, in etwa zeitgleich mit matisse, dennoch etwas früher von der modernen idee des ornaments her, aber das ist mit sehr viel vorsicht zu genießen, auch wenn dies ein sozialdemokratisches blog ist:)]

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Die Arabesque in meinem Verständnis ist überhaupt nicht interpretierbar, sie ist einfach. Schön, geordnet, von harmonischer Farbgebung und weitgehend in sich geschlossen.

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nicht wirklich. ornamente haben sogar meist eine sehr festgelegte grammatik, ebenso wie die kalligraphie. wenn man bedenkt, dass die arabesque aus einer kultur des bilderverbots hervorgegangen ist, kann man sich ungefähr vorstellen warum. mit einer unvoreingenommenen wahrnehmung ("schön", "harmonisch", "geschlossen" usw.) kommt man bei der interpretation von dekorativen elementen aber meist auch schon sehr weit. offenbar gibt es daran etwas universales.

deswegen ist altes ja auch meist noch schön, wenn es macken hat, während schmuckloses oft nur solange gut aussieht, wie es neu ist. siehe unsere aktuellen innenstädte.

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Assi!
Sie sind wohl auch so ein ganz grosser Schlaumeier was?

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oh ja. das ist in meiner familie ganz, ganz große tradition. und nach dem holocaust die einzige.

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