Vier in einer

Ich halte die Abwrackprämie für Unsinn. Weil sie fahrbereite Autos vernichtet und massenhaft Rohstoffe verschwndet hat, weil die neuen verkauften Autos meistens Arbeitsplätze in anderen Ländern fördern, weil es die Massen anspricht, weil es ziemlich teuer war und obendrein die Strassen voll mit schnell produzierten, mülligen Kleinwägen gemacht hat, die hässlich aussehen und oft Opel heissen. Deren Nachteile treten dann ausgerechnet auf meinen Bergstrassen zutage:



Es ist fast immer ein Opel, wie hier am Achensee. Bei Heilig Wasser war es dann ein Corsa, und ein Insignia reckte bei der Abfahrt vom Jaufenpass sein hässliches Hinterteil in meine Richtung. Und wie sich nun nach der Wahl zeigt, ist nicht nur das Konzept von Magna für den mit dem Abwracken über die Runden geretteten Hersteller wacklig, auch die Bundesregierung sieht plötzlich wieder neue Sachverhalte. Aber auch die FDP ist zu feige, das Offensichtliche zu sagen: Es gibt einen Markt mit Überkapazitäten, die Käufer sind fragwürdige Gestalten, die Produkte sind nicht auf der Höhe der Zeit - lasst den Schmodder den Amerikanern, sollen die sich damit rumschlagen. Es gibt wichtigere Industrieen als die Begehrlichkeiten russischer Banken, amerikanischer Staatsbetriebe und ehrenwerter Männer aus Österreich.

Allerdings - bin ich nun selbst auch Nutzniesser der Abwrackprämie. Indirekt. Denn meine Barchetta hatte einen Geburtsfehler: Als sie auf den Markt kam, gab es einen Engpass bei der Lederausstattung der Fahrzeuge. Im ersten Jahr wurden fast nur Autos mit Stoffsitzen ausgeliefert, und die Ausnahmen waren mit 750 Euro Aufpreis nicht wirklich billig. Das sah man in den Jahren danach auch bei den Gebrauchtpreisen: Selten kosteten Ledersitze weniger als 500 Euro. Wenn es sie überhaupt gab.

Als mir dann im Sommer der Ford ins Heck knallte und ich den Bestrebungen anderer Familienmitglieder, mir für die Versicherungsauszahlung und die Abwrackprämie und anderer finanzieller Mittel einen Neuwagen zu kaufen - praktisch! neu! wasserdicht! langweilig! - widerstand, habe ich meinem Wagen versprochen: Das wird wieder. Die Schrotpresse lassen wir den Opels. Und das Unglück nutzen wir zu einer Rundumüberholung.

Nachdem der Restwert nicht allzu hoch war, kam für die schon vorher ruinierte Tür kein Originalersatzteil in Frage. Ich suchte ja schon länger, aber die meisten verlangten unzüchtige Summen. Diesmal: Ebay, Tür, silber, 120 Euro. Das gleiche mit der Stossstange, normalerweise zu haben ab 350 Euro, diesmal 130 Euro. Der Verkäufer erklärte mir das so: Momentan nutzen viele, die eine beschädigte Barchetta haben, sei es nun Getriebe oder Motor, die Gelegenheit und kassieren die Abwrackprämie. Daher kommt das aktuelle Überangebot für Barchettateile. Als ich meinen Motorschaden hatte, musste ich vier Wochen auf einen passenden Ersatz warten, bis sich ein frisches Spenderherz fand. Heute wäre das alles kein Problem.

Und nun stolperte ich zufällig auch noch über Ledersitze. Gut erhalten, aus einem Wagen mit geringer Laufleistung und Getriebeschaden. Für sehr wenig Geld. Weil es momentan einfach zu viele davon gibt, und nicht allzu viele Barchettas, die dergleichen brauchen. Nur jedes Dritte der in Deutschland verkauften Exemplare, meinte der Abwracker, würde nach dem Aderlass der Abwrackprämie noch fahren. Meine fährt, aber nach etlichen Wassereinbrüchen waren die Sitze nicht mehr wirklich hübsch. Jetzt, nach zwei Stunden mit dem Schraubenschlüssel, sieht das doch fein aus.



Ich halte die Abwrackprämie immer noch für erbärmlichen Unsinn, aber immerhin: Nicht nur die Neukäufer profitierten davon mit einem Bruchteil dessen, was sie an Wertverlust nach 2 Jahren hinnehmen müssen. Auch ich habe etwas davon. Teile von drei verunfallten und geschlachteten Barchettas leben in meinem Fahrzeug weiter. So hat man sich in Berlin die Abwrackprämie sicher nicht vorgestellt, aber so ist das immer mit der Verschwendung: Es gibt immer jemanden, der nicht einfach nur zuschaut, wenn andere das Gute wegwerfen, um Opels zu kaufen.

Donnerstag, 8. Oktober 2009, 12:42, von donalphons | |comment

 
Ich persönlich glaube, auch Afrika wird von der Abwrackprämie profitieren. Die ganzen nur auf dem Papier verschrotteten Karren landen sicherlich hier und sorgen für meine Unterhaltung. Neulich zum Beispiel ein DLRG-Fahrzeug (in neon-orange!) zum Taxibus umfunktioniert gesehen. Und die ganzen Minibusse von Handwerkerbetrieben aus der deutschen Provinz, oft noch mit Telefonnummer drauf. Vielleicht kann die BRD sich das ja auf die Official Development Assistance anrechnen lassen, um im internationalen Vergleich besser dazustehen.

Freut mich jedenfalls für die Barchetta - Leder sieht bestimmt fein aus. Vielleicht solltest Du noch ein bißchen auf Vorrat einkaufen, für zukünftige Schäden? So zwei, drei halbe Barchettas auf Lager?

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Ich weiß nicht,
ob es vor allem Koreaner und Kleinwagenhersteller waren, denen die Abwrackrämie zugute kam. Dieser Tage stand irgendwo zu lesen, am meisten habe VW davon profitiert (wobei das vermutlich inklusive der Submarken Skoda und Seat zu sehen ist). Aber eine gute Gelegenheit, Opel noch eins mitzugeben, lässt Du ja eh nie aus. ;-)

Freilich bleibt es dabei, dass die Maßnahme eine gigantische Restwertvernichtung und Ressourcenverschwendung mit sehr zweifelhaftem Gesamtnutzen gewesen ist.

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Mein voriges Auto wäre eigentlich einer der Kandidaten gewesen, für die Abwrackprämie gedacht war: 21 1/2 Jahre alt, keinen Kat, obendrein nach einem Unfall ein Totalschaden. Ich habe die Abwrackprämie nicht in Anspruch genommen, weil ich mir einen Neuwagen trotzdem nicht leisten konnte. Habe mir stattdessen einen 5 Jahre alten Gebrauchtwagen (mit Kat) gekauft und mein armes altes Auto zum Abdecker gebracht.

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Bei meiner Frau
stand ein Fahrzeugwechsel eh auf dem Programm. Aber zunächst haben wir erst mal nach zwei bis drei Jahre alten Gebrauchten geguckt, da kriegt man unter Berücksichtigung des Wertverlustes eigentlich das meiste Auto fürs Geld. Aber der ausgeguckte Fahrzeugtyp ist nun mal sehr wertstabil, so dass ein Jahreswagen mit Abwrackprämie dann doch der bessere Deal war.

Wundert mich übrigens, dass Ihr Sternchen keinen Kat hatte. Meine erste Jette (Bj. 80) hatte zumindest einen ungeregelten, und die Nachfolgerin von 1986 schon einen geregelten.

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Die gab es damals auch schon mit Kat, kosteten vermutlich aber extra. Das Auto fiel unter diese Kategorie "bedingt schadstoffarm Klasse C" oder wie das hieß. Jedenfalls gab es dafür nicht einmal eine rote Umweltplakette, so dass einige Städte schon off-limits waren.

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Wobei ich mangels genauerer Kenntnisse
der Schadstoffklassen gar nicht mal sicher bin, ob der fehlende Kat Kern des Plakettenproblems ist. Soweit ich weiß, soll der Kat ja vor allem Stickoxide reduzieren, wohingegen die Umweltzonentauglichkeit doch eher eine Frage der Feinstaubemissionen ist, oder? Hier fahren noch ein paar Ier-Golfs (Bj. vor 1980) rum, die wahrscheinlich auch keinen Kat haben, aber trotzdem eine grüne Plakette.

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Vielleicht wurden die nachgerüstet. Mein Auto war jedenfalls ein Benziner, kein Diesel. Und da ich damit gar nicht so viel herumgefahren bin, stieß es bestimmt weniger Dreck aus als so mancher moderne SUV.

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Es könnte auch sein, daß die Fahrzeuge BJ. 79 und älter schon als Oldtimer zugelassen sind - aber ob es dann automatisch die grüne Plakette gibt? Weiß da eventuell jemand näheres?

Die "Umweltprämie" war vollkommener Nonsens, soviel ist klar...

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Halte auch nix von der Abwrackprämie, alleine schon der Titel "Umweltprämie" ist wahrer Hohn und ein Schlag ins Gesicht für jeden halbwegs ernsthaften Umweltschützer.

Ein kleiner Trost könnte sein, dass die Aktion wegen der auf die Neuwagen ja auch anfallende Mehrwertsteuer sooo teuer für den Steuerzahler gar nicht unbedingt war.

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Voodoo economics...
...was anderes fällt mir zu der Umsatztsteuerargumentation von Seiten der Politik nicht ein. In den meisten Fällen wurde ja nur ein ohnehin in der Zukunft fälliger Kauf zeitlich vorgezogen.
Dafür fehlen diese Umsätze dann in den nächsten Jahren...

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Apropos Neuwagen
Da mein aktueller Leasingvertrag ausläuft habe ich mir ein Angebot für ein Neufahrzeug erstellen lassen. Das identisch gleiche Fahrzeug (aus Ingolstadt) kostet heute um exakt 29,05% mehr im Monat als im alten Vertrag. Im selben Zeitraum ist der Kaufpreis allerdings nur um 2,8% gestiegen. Da wird wohl die zukünftige Inflation schon mit eingepreist!?

Wie dem auch sei- ohne mich!

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Ich finde keine vernünftige Statistik über die ausrangierten Modelle, jenseits der 15 meistverschrotteten. Wäre interessant, für welche alten Autos besonders viele Gebrauchtteile verfügbar sein müßten. Vielleicht 123, 124 etc... Bei der Gelegenheit könnte man alle Verschrotter eines 123 gleich an den Marterpfahl binden.

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Gratuliere. Da wischt sich das Wasser wirklich viel leichter von ab. Nie wieder Plastiktüten auf dem Sitz!

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Ledersitze
Ich hatte mal vor vielen vielen Jahren das Vergnügen, in einer dunkelgrünen Barchetta Limited Edition mit hellen Ledersitzen zu fahren. War schon nett. Eigentlich viel netter als das Fiat Coupé, was später mal für einen Trip genutzt wurde.
Dennoch: in meiner jetzigen Situation (zwei Kinder, die Kindersitz bzw. Babyschale benötigen, Garten, noch auszubauender Keller) könnte ich so eine Schüssel nicht gebrauchen. Da lob ich mir doch meinen Kombi.

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Glückwunsch zu den Ledersitzen!
Geht die Testfahrt nach Meran??

Allerdings muß ich Sie auf einen Denkfehler hinweisen: wenn es soviele Opel gäbe, wie Sie schreiben, hätten die gar kein Absatzproblem und müßten nicht mit Steuergeldern über >Wasser gehalten werden.
Wahrscheinlich fallen Ihnen die wegen Ihrer Opel-phobie nur besonders auf.
Seit ich Ihre Blogs lese, sehe ich auch an allen Ecken und Enden Barchettas !

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Schon schön...
solche Ledersitze. Mein Schrauber hatte allerdings bei einer ähnlichen Gelegenheit zwei trockene Kommentare:
a) bitte keine Regenwasser - oder sonstigen Flecken und
b) angenehmes "Eierkochen" (das war sein Wort) bei besseren Temperaturen.
Mich hat er damit aber auch nicht aufgehalten... Mittlerweile weiss ich: macht Arbeit, aber auch "schee".

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Bitte die Phobie nicht mit einer Aversion verwechseln. Hier sehe ich eher die Anzeichen einer Aversion gegeben.
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Von Ledersitzen lassen sich im übrigen Sahneklekser ungeschickter Tortenesser auch leichter wegwischen;-) Wobei ich nicht davon ausgehe, dass Kuchen oder Torte auch innerhalb der Barchetta genossen wird.
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A pro po Kuchen im Auto: Wie geht es denn dem Sunbeam? Wurde er inzwischen vom Aufenthalt in Frankfurt erlöst?

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Eigentlich OT, aber
morgen geht es nach Meran, und ich hab es trotz einstündigem Wühlen in der Suche nicht geschafft, Deine Restaurantempfehlung von August zu finden.
Wärst Du evtl. so nett?
Vielen Dank

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cvs, von meinen Barchetta-Ledersitzen habe ich noch monatelang verkrustete Zabaionecreme aus Mantua abgekratzt.

hajo: Restaurant Villa Saxifraga am Tappeinerweg.
http://www.saxifraga.it/

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Apropos Italien
Werter Don Alphonso!
Ich vermisse Ihren Kommentar, dass das italienische Verfassungsgericht gezeigt hat, dass Italien doch ein Rechtsstaat ist und die lex Lodo Alfano gekippt hat!
Das ist doch mal ein Anlass zur Freude!

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Ich feile gerade noch an ein paar hämischen Formulierungen.

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Und??
schon ein paar Formulierungen gefunden??

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Abwrackprämie - ha! Mein Caterham wird, wenn ich ihn dermaleinst verkaufen werde, exakt das gleiche Geld einspielen, für das ich ihn gekauft habe. Inflationsbereinigt! Was ich allerdings erst für den Zeitpunkt plane, wenn morschgewordene Knochen mich daran hindern, ohne Behindertenkran ins Auto zu steigen.

Achja. Hat übrigens einen Opelmotor unter der Haube, einen vom alten Schrot und Korn, absolut unkaputtbar. Welchen ich nicht gegen die englischen Getreidemühlen tauschen wollte, die viele Jahre lang in Caterhams verbaut wurden. Und Regen darf auch soviel in das Auto reinlaufen, wie will. Die englischen Spaltmaße sorgen für zügige Abführung desselben und den Sitzschalen macht Wasser nix aus (allenfalls dem Fahrer, der bekommt nämlich ein nasses Höschen).

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Hauptsache, es sieht nicht nach Opel aus. Und bei dem Fliegengewicht kann man, wenn es mal gesetz wird, vermutlich auch einen Elektromotor einbauen.

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