Die amerikanischen Rentner und die Finanzmarktsteuer
Gordon Brown, der englische Premierminister, der trotz der Korruption und moralischen Diskreditierung seiner thatcheristischen Gegner nichts mehr zu verlieren hat ausser den nächsten Wahlen - Gordon Brown will nun also auch eine Finanzmarktsteuer: So eine Art Absicherung der Akteure gegen die von ihnen verursachten Risiken beim Staat. Oder auch: Wer den Schaden anrichtet, soll auch dafür ein klein wenig zahlen. Meines Erachtens würde man besser fahren, wenn man den Finanzmarkt einfach auf das Notwendige eindämpft und beim Rest schaut, was in die Produktion darf und was man mit Rechtsmitteln in die Gefängnisse schickt. Vielleicht können ja die einen die Gefängnisse der anderen bauen - aber das kommt nicht. Wenn überhaupt, dann so eine Art Tobinsteuer, die einen Teil der globalen Spelulation eindämmen will. Wie allgemein bekannt sein dürfte, ist nur ein winziger Bruchteil des Handels an den Finanzmärkten durch die reale Wirtschaft nötig, der Rest ist Zockerei.
Wenn man sich die neueste Nachricht aus England vor Augen hält, versteht man schlagartig, warum Brown das fordert: Die Times berichtet über den tatsächlichen Umfang der Kosten, mit denen die Bank Lloyds gestützt werden musste: 165 Milliarden Pfund mussten allein an diese Krisenbank verliehen werden, um sie über Wasser zu halten. Mit solchen Summen kann man ganze Staaten zum Einsturz bringen - das ist mehr als doppelt so viel wie die geplante Rekordneuverschuldung des Bundes für 2009. Allein für eine einzige Krisenbank, von der noch immer nicht klar ist, ob sie langfristig allein überleben kann.
Nun hätte so eine Finanzmarktsteuer, käme sie global, einen gewissen Reiz darin, dass sie risikenminimierend wirkte - einfach, weil zusammen mit der Steuer riskante Transaktionen ein grösseres Verlustrisiko mit sich bringen, und gerade das extrem schnelle Handeln abgedämpft werden würde, zugunsten einer eher fundamentalen Analyse und Berücksichtigung mittelfristiger Erträge. Wer dennoch weiter Risiko fahren wollte, müsste eben genauer hinschauen, und vielleicht würden dann sogar die Ratingagenturen das ein oder ander Mal die Wahrheit schon sagen, bevor sie von selbst ans Licht kommt. Einfach, weil durch diese Stellschraube nicht nur Geld abgeführt werden, sondern auch der Profit nachhaltiger sein muss. Die USA haben in Form des Finanzministers und vermutlich in Absprache mit dem Präsidenten dieses Landes uhd dort wiederum mit Rücksicht auf die Wahlkampfspender von der Wahl oder Wall Street sofort und kategorisch nein gesagt.
Das liegt meines Erachtens vor allem an den Rentnern und der Art, wie sie in den USA ihre Rente bekommen: Durch Rentenfonds, die die Einnahmen anlegen und mit den Erträgen die Renten bezahlen. Das ist fein, wenn das, was man reinbekommt, dem entspricht, was man ausgibt. Das Problem ist aber, dass die öffentlichen amerikanischen Rentenversicherer nur ca. 2800 Milliarden Dollar an Vermögen haben, ihren Einzahlern aber 3600 Milliarden schulden. Da ist eine massive Lücke von rund 22%, und nach gängiger Praxis würde man eigentlich sagen: Entweder sind die pleite, oder die Anleger müssen verzichten. Oder aber, und das ist es, was getan wird, die Rentenfonds stecken das Geld in möglichst profitable Anlageformen und schaffen es, damit die Lücke zu schliessen. Rentenfonds können nicht alles in riskanten Anlagen verzocken, aber in den letzten Jahren gingen sie verstärkt in Hedge Fonds - wenn überhaupt, dann können die das enorme Loch schliessen. Auch das ist natürlich wieder eine Umverteilung durch Finanzmarktzockereien, zeigt aber auch den Unterschied zwischen Europa und den USA:
In Europa wird mit einer Finanzmarktsteuer letztlich nicht die Bank belastet, sondern der Anleger, an den die Kosten mutmasslich weitergereicht werden - vielleicht nicht komplett, manches kann man auch verschieben, aber zahlen werden vor allem jene, die das Rad des Finanzmarktes mit ihrem überschüssigen Geld antreiben. Diese Steuer wäre also gerade in Deutschland und anderen europäischen Ländern eher eine Reichensteuer, und für Brown vermutlich auch ein Ansatz, um den Hass auf die Bankster und Profiteure mit einem Ventil zu versehen.
In den USA dagegen müsste man sich nicht nur mit Einbussen beim letzten funktionierenden Wirtschaftszweig neben der Rüstung rumschlagen, man würde auch den Rentenfonds das Leben und die Jagd nach einer ausgeglichenen Bilanz stark erschweren. Gerade die riskanten, schnellen Geschäfte, die eine Finanzmarktsteuer trefen würde, wären dann nicht mehr so lukrativ, und eine Lücke über 0,8 Billionen schliesst man nicht mit mündelsicheren Papieren und normalen Ausschüttungen. Das geht nur mit Hebeln, Abwesenheit von Kontrolle und Verlagerung des Ponzi-Schemas der Rentenfonds auf andere Marktteilnehmer. An der Stelle mit steuernbedingter, genauer Prüfung und Entschleunigung die Bremse reinhauen, wäre höchst kontraproduktiv. Nicht nur für die Reichen und Goldman Sachs, sondern auch für die amerikanischen Renter, die sich vielleicht Gedanken machen würden, über dieses Loch von 800 Milliarden. Denn mit dem gefickt werden ist es so eine Sache: Es wird erst zum Problem, wenn man kapiert, was geschieht. Um das zu verhindern, muss das Kasino wieder eröffnet werden. Finanzmarktsteuern stören da nur.
Wenn man sich die neueste Nachricht aus England vor Augen hält, versteht man schlagartig, warum Brown das fordert: Die Times berichtet über den tatsächlichen Umfang der Kosten, mit denen die Bank Lloyds gestützt werden musste: 165 Milliarden Pfund mussten allein an diese Krisenbank verliehen werden, um sie über Wasser zu halten. Mit solchen Summen kann man ganze Staaten zum Einsturz bringen - das ist mehr als doppelt so viel wie die geplante Rekordneuverschuldung des Bundes für 2009. Allein für eine einzige Krisenbank, von der noch immer nicht klar ist, ob sie langfristig allein überleben kann.
Nun hätte so eine Finanzmarktsteuer, käme sie global, einen gewissen Reiz darin, dass sie risikenminimierend wirkte - einfach, weil zusammen mit der Steuer riskante Transaktionen ein grösseres Verlustrisiko mit sich bringen, und gerade das extrem schnelle Handeln abgedämpft werden würde, zugunsten einer eher fundamentalen Analyse und Berücksichtigung mittelfristiger Erträge. Wer dennoch weiter Risiko fahren wollte, müsste eben genauer hinschauen, und vielleicht würden dann sogar die Ratingagenturen das ein oder ander Mal die Wahrheit schon sagen, bevor sie von selbst ans Licht kommt. Einfach, weil durch diese Stellschraube nicht nur Geld abgeführt werden, sondern auch der Profit nachhaltiger sein muss. Die USA haben in Form des Finanzministers und vermutlich in Absprache mit dem Präsidenten dieses Landes uhd dort wiederum mit Rücksicht auf die Wahlkampfspender von der Wahl oder Wall Street sofort und kategorisch nein gesagt.
Das liegt meines Erachtens vor allem an den Rentnern und der Art, wie sie in den USA ihre Rente bekommen: Durch Rentenfonds, die die Einnahmen anlegen und mit den Erträgen die Renten bezahlen. Das ist fein, wenn das, was man reinbekommt, dem entspricht, was man ausgibt. Das Problem ist aber, dass die öffentlichen amerikanischen Rentenversicherer nur ca. 2800 Milliarden Dollar an Vermögen haben, ihren Einzahlern aber 3600 Milliarden schulden. Da ist eine massive Lücke von rund 22%, und nach gängiger Praxis würde man eigentlich sagen: Entweder sind die pleite, oder die Anleger müssen verzichten. Oder aber, und das ist es, was getan wird, die Rentenfonds stecken das Geld in möglichst profitable Anlageformen und schaffen es, damit die Lücke zu schliessen. Rentenfonds können nicht alles in riskanten Anlagen verzocken, aber in den letzten Jahren gingen sie verstärkt in Hedge Fonds - wenn überhaupt, dann können die das enorme Loch schliessen. Auch das ist natürlich wieder eine Umverteilung durch Finanzmarktzockereien, zeigt aber auch den Unterschied zwischen Europa und den USA:
In Europa wird mit einer Finanzmarktsteuer letztlich nicht die Bank belastet, sondern der Anleger, an den die Kosten mutmasslich weitergereicht werden - vielleicht nicht komplett, manches kann man auch verschieben, aber zahlen werden vor allem jene, die das Rad des Finanzmarktes mit ihrem überschüssigen Geld antreiben. Diese Steuer wäre also gerade in Deutschland und anderen europäischen Ländern eher eine Reichensteuer, und für Brown vermutlich auch ein Ansatz, um den Hass auf die Bankster und Profiteure mit einem Ventil zu versehen.
In den USA dagegen müsste man sich nicht nur mit Einbussen beim letzten funktionierenden Wirtschaftszweig neben der Rüstung rumschlagen, man würde auch den Rentenfonds das Leben und die Jagd nach einer ausgeglichenen Bilanz stark erschweren. Gerade die riskanten, schnellen Geschäfte, die eine Finanzmarktsteuer trefen würde, wären dann nicht mehr so lukrativ, und eine Lücke über 0,8 Billionen schliesst man nicht mit mündelsicheren Papieren und normalen Ausschüttungen. Das geht nur mit Hebeln, Abwesenheit von Kontrolle und Verlagerung des Ponzi-Schemas der Rentenfonds auf andere Marktteilnehmer. An der Stelle mit steuernbedingter, genauer Prüfung und Entschleunigung die Bremse reinhauen, wäre höchst kontraproduktiv. Nicht nur für die Reichen und Goldman Sachs, sondern auch für die amerikanischen Renter, die sich vielleicht Gedanken machen würden, über dieses Loch von 800 Milliarden. Denn mit dem gefickt werden ist es so eine Sache: Es wird erst zum Problem, wenn man kapiert, was geschieht. Um das zu verhindern, muss das Kasino wieder eröffnet werden. Finanzmarktsteuern stören da nur.
donalphons, 15:56h
Sonntag, 8. November 2009, 15:56, von donalphons |
|comment
edith rotberg,
Sonntag, 8. November 2009, 17:01
Lieber Don,
könntest Du bitte für die Aussage mit den fehlenden 800 Milliarden im US-Rentenfond eine Quelle angeben bzw. einen Link setzen?
.
Wenn das stimmt, dann würde ich vermuten, daß die Summe überhaupt nie wieder reingeholt werden kann. Das Gegenteil -- dass der Versuch, die Verluste durch riskantes Zocken wieder reinzuholen, erst recht in die Hose geht -- ist weitaus wahrscheinlicher.
.
Am Ende wird womöglich der Steuerzahler eingreifen müssen, um die Lücke zu füllen. 800 Milliarden sind ja nicht viel.
könntest Du bitte für die Aussage mit den fehlenden 800 Milliarden im US-Rentenfond eine Quelle angeben bzw. einen Link setzen?
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Wenn das stimmt, dann würde ich vermuten, daß die Summe überhaupt nie wieder reingeholt werden kann. Das Gegenteil -- dass der Versuch, die Verluste durch riskantes Zocken wieder reinzuholen, erst recht in die Hose geht -- ist weitaus wahrscheinlicher.
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Am Ende wird womöglich der Steuerzahler eingreifen müssen, um die Lücke zu füllen. 800 Milliarden sind ja nicht viel.
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donalphons,
Sonntag, 8. November 2009, 17:12
As of May, U.S. public pensions had liabilities of $3.6 trillion and assets of just $2.8 trillion, according to the Center for Retirement Research at Boston College.
http://www.bloomberg.com/apps/news?pid=20601109&sid=a9WzfjpPLZ14&pos=11
http://www.bloomberg.com/apps/news?pid=20601109&sid=a9WzfjpPLZ14&pos=11
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egghat,
Sonntag, 8. November 2009, 22:38
Ich hab sogar schon von 1 Billion gelesen
http://egghat.blogspot.com/2009/10/zahl-des-tages-121009-1000000000000.html
Darin die Links auf die Quellen.
Und wenn ich das richtig interpretieren, geht es bei der 1 Billion nur um die Pensionsfonds, die staatliche Arbeitgeber (Städte/Counties/Bundesstaaten) für ihre Angestellten eingerichtet haben. Dann kämen u.U. die 800 Milliarden "vom Don" noch oben drauf ... (wobei man das nicht recherchieren kann, weil das in so einem Halbsatz fällt, die keine wirklich Einordnung der Zahl erlaubt)
Darin die Links auf die Quellen.
Und wenn ich das richtig interpretieren, geht es bei der 1 Billion nur um die Pensionsfonds, die staatliche Arbeitgeber (Städte/Counties/Bundesstaaten) für ihre Angestellten eingerichtet haben. Dann kämen u.U. die 800 Milliarden "vom Don" noch oben drauf ... (wobei man das nicht recherchieren kann, weil das in so einem Halbsatz fällt, die keine wirklich Einordnung der Zahl erlaubt)
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egghat,
Sonntag, 8. November 2009, 22:46
Ach so: Im Washington Post Artikel steht "take more risk" schon in der Unterüberschrift ...
Im übrigens glaube ich, dass eine Börsensteuer nicht die dümmste Idee ist. Klar, das hätte auch Kollateralschäden (z.B. weniger Liquidität an den Börsen). Aber immerhin wäre diese beschränkt auf die Leute, die auch von der Börse profitieren. Klar der Kleinaktionär, der ein paar Mal im Jahr eine Aktie kauft, kann auch nichts für die Finanzkrise. Aber derjenige, der sein Geld in Bundesschatzbriefe steckt (oder gar kein Geld hat) eben noch viel weniger.
(Ganz nebenbei werde ich das Gefühl nicht los, dass beim ganzen Thema High Frequency Trading sich sowieso nur die Goldman Sachsen die Tasche voll machen und zwar auf Kosten der anderen Marktteilnehmer. Sollten die bei GS bei 0,1% Börsentransaktionssteuer ihre HFT-Gelddruckmaschine nicht mehr weiter betreiben können, wäre das für den Normalanleger eh nicht so schlimm)
Im übrigens glaube ich, dass eine Börsensteuer nicht die dümmste Idee ist. Klar, das hätte auch Kollateralschäden (z.B. weniger Liquidität an den Börsen). Aber immerhin wäre diese beschränkt auf die Leute, die auch von der Börse profitieren. Klar der Kleinaktionär, der ein paar Mal im Jahr eine Aktie kauft, kann auch nichts für die Finanzkrise. Aber derjenige, der sein Geld in Bundesschatzbriefe steckt (oder gar kein Geld hat) eben noch viel weniger.
(Ganz nebenbei werde ich das Gefühl nicht los, dass beim ganzen Thema High Frequency Trading sich sowieso nur die Goldman Sachsen die Tasche voll machen und zwar auf Kosten der anderen Marktteilnehmer. Sollten die bei GS bei 0,1% Börsentransaktionssteuer ihre HFT-Gelddruckmaschine nicht mehr weiter betreiben können, wäre das für den Normalanleger eh nicht so schlimm)
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teutobrecht,
Sonntag, 8. November 2009, 23:14
... so aehnlich sehe ich das auch bei der Tobin-Steuer auf Devisengeschaefte. Diese soll ja max. 1 % betragen, d.h. das Daytrading waere betroffen; die Volatilitaet auf Wochenbasis liegt bereits bei jeder grossen Waehrung darueber.
Das Daytrading ist nun zwar Spekulation in Reinkultur, aber es war nie u. nimmer eine Ursache irgendwelcher Waehrungskrisen. Solche Ursachen sind:
- wirtschaftliche Verwerfungen,
- Interventionen der Zentralbanken, ggf. nach Vereinbarungen auf hoechster Ebene (Plaza-Abkommen v. 1985),
- Zinsdifferenzen
- Naturkatastrophen (Erdbeben von Kobe)
u.a.
Laesst sich m.E. eindeutig verifizieren, wenn man sich die Entwicklung von $/Yen, Euro/Yen, $/Euro anschaut.
Wenn man sich vorstellt, dass die Tobinsteuer ja die Angebotsseite genauso trifft wie die Nachfrageseite, ist auch die erhoffte Eindaemmung der Preisausschlaege keine notwendige Folge. Das ist genau das Ergebnis einer sehr technischen Studie: Harald Hau, The Role of Transaction Costs for Financial Volatility: Evidence from the Paris Bourse, die man auf dessen Homepage abrufen kann (http://www.haraldhau.com/), aber, wie gesagt, sehr technisch.
Das Daytrading ist nun zwar Spekulation in Reinkultur, aber es war nie u. nimmer eine Ursache irgendwelcher Waehrungskrisen. Solche Ursachen sind:
- wirtschaftliche Verwerfungen,
- Interventionen der Zentralbanken, ggf. nach Vereinbarungen auf hoechster Ebene (Plaza-Abkommen v. 1985),
- Zinsdifferenzen
- Naturkatastrophen (Erdbeben von Kobe)
u.a.
Laesst sich m.E. eindeutig verifizieren, wenn man sich die Entwicklung von $/Yen, Euro/Yen, $/Euro anschaut.
Wenn man sich vorstellt, dass die Tobinsteuer ja die Angebotsseite genauso trifft wie die Nachfrageseite, ist auch die erhoffte Eindaemmung der Preisausschlaege keine notwendige Folge. Das ist genau das Ergebnis einer sehr technischen Studie: Harald Hau, The Role of Transaction Costs for Financial Volatility: Evidence from the Paris Bourse, die man auf dessen Homepage abrufen kann (http://www.haraldhau.com/), aber, wie gesagt, sehr technisch.
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egghat,
Montag, 9. November 2009, 01:21
@teutobrecht
Dass bei 1% Tobinsteuer *nur* Daytrading betroffen wäre, ist Quark. ALLES wird ja mit einem Prozent besteuert. Auch wenn man ein Produkt kauft, das im globalen Welthandel ja immer mit einem (zumindest teilweisen) Kauf im Ausland einhergeht.
Das heisst aber nicht, dass man die Steuer nicht machen solle. Man muss sich nur im Klaren darüber sein, dass sie uns alle trifft. Also mich, wenn ich mir ein neues Macbook kaufen, oder Don, wenn er sich eine neue Silberkanne kauft.
Du beschreibst ja selber schön, dass das Daytrading nicht die Ursache für Finanzkrisen ist. Das sehe ich ähnlich.
Die Verfechter der Tobin-Steuer lügen sich selber was in die Tasche, wenn sie behaupten, dass diese Steuer nur die Richtigen trifft, alle Probleme der Welt dadurch gelöst würden und es keine Kollateralschaden gibt.
Das ist genauso eine Lüge wie die Ökosteuer, bei der ja gleichzeitig die Umwelt geschützt werden sollte UND mehr Steuereinnahmen erzielt werden. Aber sobald die Leute die Umwelt schonen (weil sie weniger Sprit verbrauchen), sinken auch die Steuereinnahmen wieder. Das geht nicht alles gleichzeitig.
Das heisst aber nicht, dass man die Steuer nicht machen solle. Man muss sich nur im Klaren darüber sein, dass sie uns alle trifft. Also mich, wenn ich mir ein neues Macbook kaufen, oder Don, wenn er sich eine neue Silberkanne kauft.
Du beschreibst ja selber schön, dass das Daytrading nicht die Ursache für Finanzkrisen ist. Das sehe ich ähnlich.
Die Verfechter der Tobin-Steuer lügen sich selber was in die Tasche, wenn sie behaupten, dass diese Steuer nur die Richtigen trifft, alle Probleme der Welt dadurch gelöst würden und es keine Kollateralschaden gibt.
Das ist genauso eine Lüge wie die Ökosteuer, bei der ja gleichzeitig die Umwelt geschützt werden sollte UND mehr Steuereinnahmen erzielt werden. Aber sobald die Leute die Umwelt schonen (weil sie weniger Sprit verbrauchen), sinken auch die Steuereinnahmen wieder. Das geht nicht alles gleichzeitig.
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bironium,
Montag, 9. November 2009, 03:11
technisch hier, technisch da, ich kanns nicht mehr hören. wie in den wirtschafts"wissenschaften" mit dem fetisch mathematik herumgewedelt wird ist nicht mehr witzig.
aber prima weg hirnrissigen kram zu behaupten und es nicht zu merken.
wie wärs denn mit ein bisschen mehr poesie? kreative zerstörung und so? subjektivität mit strengem formalismus wegexorzieren zu wollen ist eh was für analfixierte spießer(ob das wohl des pudels kern ist?).
genug gemeckert.
aber prima weg hirnrissigen kram zu behaupten und es nicht zu merken.
wie wärs denn mit ein bisschen mehr poesie? kreative zerstörung und so? subjektivität mit strengem formalismus wegexorzieren zu wollen ist eh was für analfixierte spießer(ob das wohl des pudels kern ist?).
genug gemeckert.
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teutobrecht,
Montag, 9. November 2009, 05:01
... na ja, bironium, ich weiss jetzt nicht, ob Du auf mich einpruegelt. Deshalb nur kurz zu egghat, dafuer so poetisch wie irgend moeglich.
Sorry, egghat, die Formulierung war sehr unpraezise. Was ich sagen wollte: Wenn die Tagesvolatilitaet eines Waehrungspaars, sagen wir Euro/Yen, gerade einmal 1 % betraegt, dann kann ein daytrader mit einer Kauf- u. einer Verkaufsorder maximal 1 % Gewinn machen: er kauft, im guenstigsten Fall, zum kleinsten gestellten Preis und verkauft zum hoechsten.
Gaebe es nun eine Tobin-Steuer von 1 % waere diese zweimal zu entrichten, beim Kauf und beim Verkauf, also 2 %; die Bemessungsgrundlage waere nicht der Gewinn, was auch insofern einleuchtend ist, da ein solcher etwa bei einer einmaligen (steuerpflichtigen) Transaktion gar nicht anfiele, zudem waere die Steuer im Verlustfall faellig, die Bemessungsgrundlage waere das gesamte eingesetzte und transferierte Kapital.
Mit anderen Worten waere bei einer Tagesvolatilitaet von 1 % und einer Tobin-Steuer in derselben Hoehe ein erfolgreiches daytrading ausgeschlossen, und zwar unabhaengig von der Zahl der trades, da die Steuer ja jedesmal anfiele. Das wollte ich eigentlich gesagt haben.
Dass auch alle anderen, und in welchem Zeithorizont diese immer taetig wuerden, diese Steuer entrichten muessten, ist schon klar. Weshalb ich Zweifel an der Wirksamkeit habe: nicht weil daytrader als Marktteilnehmer ausfielen, sondern weil die mittelfristigen Veraenderungen bei 20 und 30 % oder noch hoeher liegen, so dass man eine Tobin-Steuer leicht verkraften koennte; vor anderthalb Jahren musste man fuer 1 Euro 160 Yen und zeitweise noch mehr bezahlen, als ich Anfang dieses Jahres getauscht habe, lag der Preis bei 115 Yen (ging noch etwas weiter runter) u. inzwischen muss man wieder an die 135 Yen dafuer bezahlen. Bei mir ist es egal, ob ich meine Barschaft in Euro oder Yen anlege; vom $ wuerde ich allerdings die Finger lassen.
Sorry, egghat, die Formulierung war sehr unpraezise. Was ich sagen wollte: Wenn die Tagesvolatilitaet eines Waehrungspaars, sagen wir Euro/Yen, gerade einmal 1 % betraegt, dann kann ein daytrader mit einer Kauf- u. einer Verkaufsorder maximal 1 % Gewinn machen: er kauft, im guenstigsten Fall, zum kleinsten gestellten Preis und verkauft zum hoechsten.
Gaebe es nun eine Tobin-Steuer von 1 % waere diese zweimal zu entrichten, beim Kauf und beim Verkauf, also 2 %; die Bemessungsgrundlage waere nicht der Gewinn, was auch insofern einleuchtend ist, da ein solcher etwa bei einer einmaligen (steuerpflichtigen) Transaktion gar nicht anfiele, zudem waere die Steuer im Verlustfall faellig, die Bemessungsgrundlage waere das gesamte eingesetzte und transferierte Kapital.
Mit anderen Worten waere bei einer Tagesvolatilitaet von 1 % und einer Tobin-Steuer in derselben Hoehe ein erfolgreiches daytrading ausgeschlossen, und zwar unabhaengig von der Zahl der trades, da die Steuer ja jedesmal anfiele. Das wollte ich eigentlich gesagt haben.
Dass auch alle anderen, und in welchem Zeithorizont diese immer taetig wuerden, diese Steuer entrichten muessten, ist schon klar. Weshalb ich Zweifel an der Wirksamkeit habe: nicht weil daytrader als Marktteilnehmer ausfielen, sondern weil die mittelfristigen Veraenderungen bei 20 und 30 % oder noch hoeher liegen, so dass man eine Tobin-Steuer leicht verkraften koennte; vor anderthalb Jahren musste man fuer 1 Euro 160 Yen und zeitweise noch mehr bezahlen, als ich Anfang dieses Jahres getauscht habe, lag der Preis bei 115 Yen (ging noch etwas weiter runter) u. inzwischen muss man wieder an die 135 Yen dafuer bezahlen. Bei mir ist es egal, ob ich meine Barschaft in Euro oder Yen anlege; vom $ wuerde ich allerdings die Finger lassen.
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amelia,
Montag, 9. November 2009, 12:56
Die Grundidee einer Transaktionssteuer war ja, dass man sie so niedrig ansetzt, dass sie nur denjenigen Investoren wehtut, die Positionen in Aktien, Devisen, Rohstoffen etc. im Sekundentakt (!!!) an- und verkaufen, wie es z.B. viele Managed-Futures-Hedgefonds tun. Dies könnte man vermutlich schon mit Sätzen im Promillebereich erreichen, die "normale", langfristig orientierte Investoren so gut wie gar nicht spüren würden. Wenn diese Steuer deutlich höher angesetzt wird, hat das vermutlich in erster Linie das Ziel, die Staatskassen aufzufüllen - und hätte sicherlich auch verzerrende Effekte (wie schädlich diese dann sind und ob eine Tobin-Steuer wirklich stärker die "Falschen" belasten würde als z.B. die uns als Alternative drohende Erhöhung der Mehrwertsteuer, ist nochmal eine andere Frage).
Dass diese Steuer eine Finanzmarktkrise verhindert hätte, glaube ich aber auch nicht, denn zwei der (nach meiner Meinung) vorrangigen Ursachen - Verbriefungen und Credit Default Swaps - wären von der Steuer kaum betroffen, weil sie meist langfristiger gehalten werden. Ich glaube, diesen "Massenvernichtungswaffen" kann man nur mit Verboten beikommen.
Dass die Öffentlichkeit auf High-Frequency-Trading so besonders empfindlich reagiert, hat meiner Meinung nach einen anderen Grund. Als diese Praktiken bekannt wurden, dürfte auch dem letzten klar geworden sein, dass die Börse mit den Idealvorstellungen der Marktradikalen fast nichts mehr zu tun hat. Was diese Marktteilnehmer (die in den USA ja einen Großteil der Transaktionstätigkeit ausmachen!) machen und womit sie Geld verdienen, stellt eine reine "technologische Arbitrage" dar. Wer das bessere Computerprogramm hat, gewinnt - auf Kosten desjenigen mit dem schlechteren Programm oder all der Kleinanleger, die von der Existenz und Bedeutung dieser Technologie bis vor kurzem kaum etwas ahnten. Man fragt sich langsam, wo überhaupt die angeblichen Investoren sind, die noch gründlich Bilanzen lesen, sich Gedanken über die wirtschaftliche Zukunft einer Aktiengesellschaft machen und auf dieser Basis dafür sorgen, dass die Börse (angeblich) immer "faire" Preise erzeugt? Deswegen gibt es möglicherweise auch ein gewisses politisches Interesse an einer Eindämmung des Hochfrequenzhandels. Wenn dies nicht geschieht, kann man bald gar keinem Privatanleger mehr einreden, dass die Börse Klugheit und Vernunft belohnt. Aber wie gesagt, Spekulationsblasen wie die, die wir gerade hatten, hätte man mit einer Tobin-Tax noch lange nicht verhindert.
Ende des Monologs...
Dass diese Steuer eine Finanzmarktkrise verhindert hätte, glaube ich aber auch nicht, denn zwei der (nach meiner Meinung) vorrangigen Ursachen - Verbriefungen und Credit Default Swaps - wären von der Steuer kaum betroffen, weil sie meist langfristiger gehalten werden. Ich glaube, diesen "Massenvernichtungswaffen" kann man nur mit Verboten beikommen.
Dass die Öffentlichkeit auf High-Frequency-Trading so besonders empfindlich reagiert, hat meiner Meinung nach einen anderen Grund. Als diese Praktiken bekannt wurden, dürfte auch dem letzten klar geworden sein, dass die Börse mit den Idealvorstellungen der Marktradikalen fast nichts mehr zu tun hat. Was diese Marktteilnehmer (die in den USA ja einen Großteil der Transaktionstätigkeit ausmachen!) machen und womit sie Geld verdienen, stellt eine reine "technologische Arbitrage" dar. Wer das bessere Computerprogramm hat, gewinnt - auf Kosten desjenigen mit dem schlechteren Programm oder all der Kleinanleger, die von der Existenz und Bedeutung dieser Technologie bis vor kurzem kaum etwas ahnten. Man fragt sich langsam, wo überhaupt die angeblichen Investoren sind, die noch gründlich Bilanzen lesen, sich Gedanken über die wirtschaftliche Zukunft einer Aktiengesellschaft machen und auf dieser Basis dafür sorgen, dass die Börse (angeblich) immer "faire" Preise erzeugt? Deswegen gibt es möglicherweise auch ein gewisses politisches Interesse an einer Eindämmung des Hochfrequenzhandels. Wenn dies nicht geschieht, kann man bald gar keinem Privatanleger mehr einreden, dass die Börse Klugheit und Vernunft belohnt. Aber wie gesagt, Spekulationsblasen wie die, die wir gerade hatten, hätte man mit einer Tobin-Tax noch lange nicht verhindert.
Ende des Monologs...
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damenwahl,
Montag, 9. November 2009, 14:27
Bironium, Sie haben ja so recht! Papers wie das oben zitierte versteht doch praktisch nur die in den USA ausgebildete Wirtschaftsökonomen Elite - und selbst dann kann man mit einer anderen Methode, einem anderen Modell und einer anderen Regressionsgleichung im Zweifel mit denselben Daten auch das genaue Gegenteil beweisen.
Was die Tobin Steuer betrifft... ich gucke mir gerade an, was 10 % Kapital-Repatriierungssteuer mit dem Außenhandel anstellen - nicht schön, das. Und Krisen verhindert es nicht, das glaube ich kaum.
Was die Tobin Steuer betrifft... ich gucke mir gerade an, was 10 % Kapital-Repatriierungssteuer mit dem Außenhandel anstellen - nicht schön, das. Und Krisen verhindert es nicht, das glaube ich kaum.
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egghat,
Dienstag, 10. November 2009, 00:15
@amelia und Teutobrecht:
An den Finanzmärkten gibt es noch ein anderes Spiel: Carry Trads. Geld billig in Niedrigzinsländern leihen und in Hochzinsländer wieder anlegen. Das wurde (mindestens) 1o Jahre mit Japan gespielt, bis dann in der Krise die Geschäfte platzten. Heute ist die Niedrigzinswährung der Dollar. Ganze Länder waren ein großer Carry Trade: In Lettland wurden mehr als 3/4 der Hypotheken in Euro (und nicht in Lat) abgeschlossen. In Island lebte das halbe Land auf KuKi in Yen oder Schweizer Franken.
Das führt zu massiven Verwerfungen. Wenn dann auf einmal diese Kreditblase platzt, ist das Land defakto Pleite (siehe Island oder Lettand). Dafür reicht eine Abwärtsbewegung der eigenen Währung.
Auch da hilft die Tobin-Steuer nix. Bei einer Hypothek über 20 Jahre mit 2% niedrigerem Zinssatz pro Jahr tut 1% Tobinsteuer nicht weh.
Wenn man die Diskussion sauber führen wollte, muss man eh zwischen einer Tobin-Steuer (die nur Devisentransaktionen enthält) und einer Börsenumsatzsteuer unterscheiden. Übrigens gibt es in London IIRC eine Börsenumsatzsteuer. Trotzdem haben dort Hedgefonds massivsten Schäden verursacht ...
Die Diskussion ist nicht einfach und ich befürchte, dass es kein Patentrezept gibt ...
An den Finanzmärkten gibt es noch ein anderes Spiel: Carry Trads. Geld billig in Niedrigzinsländern leihen und in Hochzinsländer wieder anlegen. Das wurde (mindestens) 1o Jahre mit Japan gespielt, bis dann in der Krise die Geschäfte platzten. Heute ist die Niedrigzinswährung der Dollar. Ganze Länder waren ein großer Carry Trade: In Lettland wurden mehr als 3/4 der Hypotheken in Euro (und nicht in Lat) abgeschlossen. In Island lebte das halbe Land auf KuKi in Yen oder Schweizer Franken.
Das führt zu massiven Verwerfungen. Wenn dann auf einmal diese Kreditblase platzt, ist das Land defakto Pleite (siehe Island oder Lettand). Dafür reicht eine Abwärtsbewegung der eigenen Währung.
Auch da hilft die Tobin-Steuer nix. Bei einer Hypothek über 20 Jahre mit 2% niedrigerem Zinssatz pro Jahr tut 1% Tobinsteuer nicht weh.
Wenn man die Diskussion sauber führen wollte, muss man eh zwischen einer Tobin-Steuer (die nur Devisentransaktionen enthält) und einer Börsenumsatzsteuer unterscheiden. Übrigens gibt es in London IIRC eine Börsenumsatzsteuer. Trotzdem haben dort Hedgefonds massivsten Schäden verursacht ...
Die Diskussion ist nicht einfach und ich befürchte, dass es kein Patentrezept gibt ...
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teutobrecht,
Dienstag, 10. November 2009, 07:04
... ich fasse mal zusammen, weil ich mir darueber selber Klarheit verschaffen moechte.
Also von bironium und damenwahl erfaehrt man, sich von Erkenntnissen, die ueber aufwendige mathematische u. EDV-Operationen gewonnen wurden, nicht beeindrucken zu lassen. Frage mich allerdings, wie man den Datenmassen, die in dem Hau-Artikel verarbeitet wurden, anders beikommen koennte. Und dass er sie dann in die vorhandenen statistischen Analyse- u. Auswertungsprogramme einspeist (deren Details man getrost ueberlesen kann), liegt doch auf der Hand. Dass man mit allen Daten tricksen kann, ist klar, aber es gibt dafuer keinen Anhaltspunkt, zudem sind die Ergebnisse plausibel und mit denjenigen aehnlicher Untersuchungen vereinbar. Um das Hauptergebnis zu wiederholen: Eine zusaetzliche Belastung wie die Tobin-Steuer wuerde die Volatilitaet erhoehen, also genau den gegenteiligen Effekt haben, den sich Befuerworter versprechen.
Amelias Einschaetzung zufolge koennte u. muesste eine solche Steuer sehr niedrig angesetzt werden, um dem normalen Handel nicht zu schaden. Sie wuerde dann vor allem das High Frequence Trading von Hedge Fonds u.a. treffen. Gleichzeitig weist sie darauf hin, dass allein dadurch Waehrungskatastrophen nicht verhindert wuerden, weil diese andere Ursachen haetten, was sich mit egghats Hinweis deckt u. man am Beispiel vergangener Krisen zeigen koennte.
Wenn man das fuer bare Muenze nimmt, haette eine Tobin-Steuer also folgende Konsequenzen:
- Volatilitaet wuerde erhoeht,
- Waehrungskrisen wuerden nicht verhindert, auch wuerde ihnen nicht vorgebeugt
- High Frequency Tradern wuerde das Wasser abgegraben.
Verbriefungen und Credit Default Swaps sind nach amelia die Hauptursachen einer Finanzmarktkrise. Ich selber frage mich, ob sich dies von einer bestimmten Groessenordnung an nicht fuer alle Wetten auf die Zukunft sagen laesst, wenn das Umfeld stimmt: etwa ein Praesident, der auch demjenigen sein Haeuschen goennt, dem das Wasser bereits bis zum Hals steht, ein Fed-Praesident, der beide Augen zudrueckt, wenn Banken in grossem Umfang Kredite vergeben, ohne auf Sicherheiten zu achten, Versicherungsunternehmen, die nahezu davon besessen sind, die Kreditgeber gegen Ausfaelle zu versichern u.a.
Das Umfeld spielte m.E. auch bei den Cross Border Trades mit Yen eine wichtige Rolle, da damit gleichsam die Abwertungspolitik der japanischen Zentralbank und die Exportfoerderung der Regierung unterstuetzt wurden.
Gruss
G. Schoenbauer
Also von bironium und damenwahl erfaehrt man, sich von Erkenntnissen, die ueber aufwendige mathematische u. EDV-Operationen gewonnen wurden, nicht beeindrucken zu lassen. Frage mich allerdings, wie man den Datenmassen, die in dem Hau-Artikel verarbeitet wurden, anders beikommen koennte. Und dass er sie dann in die vorhandenen statistischen Analyse- u. Auswertungsprogramme einspeist (deren Details man getrost ueberlesen kann), liegt doch auf der Hand. Dass man mit allen Daten tricksen kann, ist klar, aber es gibt dafuer keinen Anhaltspunkt, zudem sind die Ergebnisse plausibel und mit denjenigen aehnlicher Untersuchungen vereinbar. Um das Hauptergebnis zu wiederholen: Eine zusaetzliche Belastung wie die Tobin-Steuer wuerde die Volatilitaet erhoehen, also genau den gegenteiligen Effekt haben, den sich Befuerworter versprechen.
Amelias Einschaetzung zufolge koennte u. muesste eine solche Steuer sehr niedrig angesetzt werden, um dem normalen Handel nicht zu schaden. Sie wuerde dann vor allem das High Frequence Trading von Hedge Fonds u.a. treffen. Gleichzeitig weist sie darauf hin, dass allein dadurch Waehrungskatastrophen nicht verhindert wuerden, weil diese andere Ursachen haetten, was sich mit egghats Hinweis deckt u. man am Beispiel vergangener Krisen zeigen koennte.
Wenn man das fuer bare Muenze nimmt, haette eine Tobin-Steuer also folgende Konsequenzen:
- Volatilitaet wuerde erhoeht,
- Waehrungskrisen wuerden nicht verhindert, auch wuerde ihnen nicht vorgebeugt
- High Frequency Tradern wuerde das Wasser abgegraben.
Verbriefungen und Credit Default Swaps sind nach amelia die Hauptursachen einer Finanzmarktkrise. Ich selber frage mich, ob sich dies von einer bestimmten Groessenordnung an nicht fuer alle Wetten auf die Zukunft sagen laesst, wenn das Umfeld stimmt: etwa ein Praesident, der auch demjenigen sein Haeuschen goennt, dem das Wasser bereits bis zum Hals steht, ein Fed-Praesident, der beide Augen zudrueckt, wenn Banken in grossem Umfang Kredite vergeben, ohne auf Sicherheiten zu achten, Versicherungsunternehmen, die nahezu davon besessen sind, die Kreditgeber gegen Ausfaelle zu versichern u.a.
Das Umfeld spielte m.E. auch bei den Cross Border Trades mit Yen eine wichtige Rolle, da damit gleichsam die Abwertungspolitik der japanischen Zentralbank und die Exportfoerderung der Regierung unterstuetzt wurden.
Gruss
G. Schoenbauer
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damenwahl,
Dienstag, 10. November 2009, 10:09
Herr Schoenbauer, wenn Sie die technischen Details leger überlesen, entgeht Ihnen leider, welche Annahmen und Restriktionen dem Modell zugrunde liegen. Da können Sie sich auch gleich der Kristallkugel anvertrauen. Ich würde gar nicht bestreiten, daß die ökonometrische Ergebnisse interessant sein können - aber die Verehrung, die dieser heiligen Kuh der VWL entgegengebracht wird, finde ich kurzsichtig. Das hat viel mit dem Wunschdenken der Selbstwahrnehmung der VWL als Wissenschaft zu tun.
Ich bin nicht sicher, ob man die Krise überhaupt auf Hauptursachen reduzieren kann. Verbriefungen und Derivate sind in maßvollem Umgang durchaus nützlich - ohne das eklatante Aufsichtsdefizit hätte es nicht soweit kommen müssen. Ohne die Immobilienblase auch nicht, ohne blindes Vertrauen in mathematische Risikomessung auch nicht, ohne extrem kurzfristiges Renditedenken sicher auch nicht... erst die Kombination vieler Faktoren führt dazu, daß es knallt.
Ich bin nicht sicher, ob man die Krise überhaupt auf Hauptursachen reduzieren kann. Verbriefungen und Derivate sind in maßvollem Umgang durchaus nützlich - ohne das eklatante Aufsichtsdefizit hätte es nicht soweit kommen müssen. Ohne die Immobilienblase auch nicht, ohne blindes Vertrauen in mathematische Risikomessung auch nicht, ohne extrem kurzfristiges Renditedenken sicher auch nicht... erst die Kombination vieler Faktoren führt dazu, daß es knallt.
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teutobrecht,
Dienstag, 10. November 2009, 11:34
Hi damenwahl,
stolpere gerade ueber Ihre Kritik.
Also der Kristallkugel wuerde ich mich nicht anvertrauen; bin auch kein Verehrer einer heiligen Kuh namens VWL.
Denke schlicht u. einfach: Was fuer einen Effekt hat die Tobin-Steuer oder eine aehnliche Belastung auf die Volatilitaet am Waehrungsmarkt? Das moechte ich wissen, sonst nichts. Mit Hausmitteln kann ich die Frage nicht beantworten. Deshalb die Suche nach einschlaegigen Studien. Wurde eine solche gefunden, interessiert mich vor allem das Ergebnis, die Antwort auf meine Frage.
Wie es zustandegekommen ist, dass dabei Fehler gemacht worden sein koennten, welche Voraussetzungen der Interpretation zugrundeliegen usw. interessiert mich nicht, interessiert mich auch bei allen anderen Studien nicht, von denen ich etwas mitbekomme, was mit Zeitmangel und der Einsicht zusammenhaengt, diese gar nicht angemessen beurteilen zu koennen: wenn am Cern irgendwelche Experimente durchgefuehrt, die Vertraeglichkeit eines Medikaments getestet wird, die Geschwindigkeit von lang- und kurzwelligen Gammastrahlen nach der Explosion eines Sterns gemessen wird, ein Archaeologe behauptet, der Sphinx von Gisa wuerde nicht Chephren, sondern Cheops darstellen, usw. usf.
Sie wuerden sich in diesen Faellen ins Detail vertiefen, ich wuerde pragmatisch (nicht wissenschaftsglaeubig) davon ausgehen, dass alles seine Richtigkeit hat, wenn, um zu unserem Fall zurueckzukommen, der Verfasser nicht gerade von der Deutschen Bank bezahlt wird, die Ergebnisse plausibel sind und mit den Resultaten aehnlicher Studien vereinbar sind. Und wenn Sie sagen, mit derartigen Regressionsstudien koenne man auch das Gegenteil beweisen, wuerde ich Sie bitten, Ross und Reiter zu nennen: Wo kann man es nachlesen? Wer hat sich damit beschaeftigt? Haetten Sie tatsaechlich eine solche Adresse in der Hinterhand, koennte man in der Tat ueberlegen, sich die Untersuchung, die Modellannahmen, das Design, die Datenerhebung usw. genauer anzuschauen, andernfalls nicht.
Wenn ich es recht sehe, ist das Modell von Hau ja voellig simpel: auf der einen Seite Aktienkurse, die zu einem niedrigen Gebuehrensatz zustandegekommen sind, und solche zu einem hoeheren Satz. Das Problem scheint mir eher in einer Unmenge von Daten zu liegen, die es kleinzuarbeiten gilt.
Ich druecke mich nicht vor weiterer Diskussion, bin aber die naechsten drei, vier Tage unterwegs, kann also nicht zeitnah reagieren, was Sie aber nicht davon abhalten soll, das Vorstehende gnadenlos zu zerpfluecken.
Mit bestem Gruss
G. S.
stolpere gerade ueber Ihre Kritik.
Also der Kristallkugel wuerde ich mich nicht anvertrauen; bin auch kein Verehrer einer heiligen Kuh namens VWL.
Denke schlicht u. einfach: Was fuer einen Effekt hat die Tobin-Steuer oder eine aehnliche Belastung auf die Volatilitaet am Waehrungsmarkt? Das moechte ich wissen, sonst nichts. Mit Hausmitteln kann ich die Frage nicht beantworten. Deshalb die Suche nach einschlaegigen Studien. Wurde eine solche gefunden, interessiert mich vor allem das Ergebnis, die Antwort auf meine Frage.
Wie es zustandegekommen ist, dass dabei Fehler gemacht worden sein koennten, welche Voraussetzungen der Interpretation zugrundeliegen usw. interessiert mich nicht, interessiert mich auch bei allen anderen Studien nicht, von denen ich etwas mitbekomme, was mit Zeitmangel und der Einsicht zusammenhaengt, diese gar nicht angemessen beurteilen zu koennen: wenn am Cern irgendwelche Experimente durchgefuehrt, die Vertraeglichkeit eines Medikaments getestet wird, die Geschwindigkeit von lang- und kurzwelligen Gammastrahlen nach der Explosion eines Sterns gemessen wird, ein Archaeologe behauptet, der Sphinx von Gisa wuerde nicht Chephren, sondern Cheops darstellen, usw. usf.
Sie wuerden sich in diesen Faellen ins Detail vertiefen, ich wuerde pragmatisch (nicht wissenschaftsglaeubig) davon ausgehen, dass alles seine Richtigkeit hat, wenn, um zu unserem Fall zurueckzukommen, der Verfasser nicht gerade von der Deutschen Bank bezahlt wird, die Ergebnisse plausibel sind und mit den Resultaten aehnlicher Studien vereinbar sind. Und wenn Sie sagen, mit derartigen Regressionsstudien koenne man auch das Gegenteil beweisen, wuerde ich Sie bitten, Ross und Reiter zu nennen: Wo kann man es nachlesen? Wer hat sich damit beschaeftigt? Haetten Sie tatsaechlich eine solche Adresse in der Hinterhand, koennte man in der Tat ueberlegen, sich die Untersuchung, die Modellannahmen, das Design, die Datenerhebung usw. genauer anzuschauen, andernfalls nicht.
Wenn ich es recht sehe, ist das Modell von Hau ja voellig simpel: auf der einen Seite Aktienkurse, die zu einem niedrigen Gebuehrensatz zustandegekommen sind, und solche zu einem hoeheren Satz. Das Problem scheint mir eher in einer Unmenge von Daten zu liegen, die es kleinzuarbeiten gilt.
Ich druecke mich nicht vor weiterer Diskussion, bin aber die naechsten drei, vier Tage unterwegs, kann also nicht zeitnah reagieren, was Sie aber nicht davon abhalten soll, das Vorstehende gnadenlos zu zerpfluecken.
Mit bestem Gruss
G. S.
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amelia,
Dienstag, 10. November 2009, 11:46
Ich befürchte momentan, dass sich Politik und Öffentlichkeit so lange in der Diskussion über potenzielle negative Effekte von Regulierungsvorhaben verlieren, dass am Ende gar nichts reguliert wird. Mir fällt auf Anhieb kein Vorschlag der vergangenen zwölf Monate ein, der nicht mit dem Argument zerpflückt worden wäre, dass er angeblich so viele negative Nebeneffekte hätte. Damit will ich jetzt nicht ausschließen, dass bei manchen Vorhaben die negativen Folgen tatsächlich die positiven Auswirkungen übersteigen. Aber dass das bei sämtlichen Vorschlägen der Fall wäre, will ich einfach nicht glauben. Natürlich sind Banken und ihre Verbände ganz vorn mit dabei, Argumente zu finden, warum dieses oder jenes Verbot oder diese oder jene verschärfte Vorschrift schädlich wäre, und sie streuen diese Argumente so breit wie möglich über sämtliche Medien und vergleichbaren Kanäle. Unterstützt werden sie durch ihnen (finanziell oder manchmal auch nur geistig) nahestehende Wissenschaftler.
Aber welche Situation haben wir stattdessen? Es wurde so gut wie nichts reguliert, Banken wurden weltweit mit Billionen Dollar vom Staat gestützt, sind mit diesem Geld längst dabei, wieder neue Spekulationsblasen zu erzeugen, und der Realwirtschaft, der diese ganze Aktion eigentlich helfen sollte, geht es trotzdem in weiten Teilen katastrophal schlecht. Das kann also auch nicht der richtige Weg sein. Die volkswirtschaftlichen Schäden durch dieses Vorgehen dürften unvorstellbar hoch sein. Trotzdem hört man nichts darüber, dass mal ein Experte die Höhe dieses Schadens durchgerechnet und sie mit dem potenziellen Schaden durch eine insgesamt strengere Regulierung (bei der vielleicht auch mal aus Versehen übers Ziel hinausgeschossen wird) verglichen hätte. Dabei könnten die Ergebnisse durchaus aufschlussreich sein.
Aber welche Situation haben wir stattdessen? Es wurde so gut wie nichts reguliert, Banken wurden weltweit mit Billionen Dollar vom Staat gestützt, sind mit diesem Geld längst dabei, wieder neue Spekulationsblasen zu erzeugen, und der Realwirtschaft, der diese ganze Aktion eigentlich helfen sollte, geht es trotzdem in weiten Teilen katastrophal schlecht. Das kann also auch nicht der richtige Weg sein. Die volkswirtschaftlichen Schäden durch dieses Vorgehen dürften unvorstellbar hoch sein. Trotzdem hört man nichts darüber, dass mal ein Experte die Höhe dieses Schadens durchgerechnet und sie mit dem potenziellen Schaden durch eine insgesamt strengere Regulierung (bei der vielleicht auch mal aus Versehen übers Ziel hinausgeschossen wird) verglichen hätte. Dabei könnten die Ergebnisse durchaus aufschlussreich sein.
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donalphons,
Dienstag, 10. November 2009, 14:08
Man hat leider die einmalge Gelegenheit vorbeigehen lassen, die Verbrechersyndikate zu zerschlagen - und wie bei jeder derartigen Vereinigung darf man sich dann nicht wundern, wenn sie einen nach so einem Gnadenakt nicht als Freund, sondern als Opfer betrachten. Insofern müsste man wirklich mehr von denen anklagen und in gefängnisse bringen - es kann doch nicht sein, dass nach so einem Debakel nur ein paar kleine Ponzis schuld sind, und der Rest irgendwie nicht so richtig verantwortlich ist für das, was da angerichtet wurde.
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amelia,
Dienstag, 10. November 2009, 19:29
Dann bist Du also wie dieser Herr (http://www.pbs.org/moyers/journal/04032009/watch.html) der Meinung, dass nicht einfach spekulative Übertreibungen, sondern ernsthafte Kriminalität zu dieser Krise geführt hat? Black interpretiert die hohen Boni der vergangenen Monate ja auch als Schweigegeld. Wenn ich mir die Bonuspolitik von AIG so anschaue, frage ich mich in der Tat, ob es überhaupt eine andere Erklärung als diese geben kann. Ähnlich diskussionswürdig ist sein Argument, dass für das Desaster verantwortliche Führungspersonen nur deswegen im Amt belassen werden, damit kein Nachfolger den angerichteten Schlamassel ans Tageslicht bringen kann.
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bironium,
Mittwoch, 11. November 2009, 03:35
von ernest rutherford ist ein schönes bonmot überliefert: "if you need statistics you should think about improving your experiment."
namedropping out.
namedropping out.
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edith rotberg,
Sonntag, 8. November 2009, 17:59
... dann wären die US-Rentenkassen alsr also händeringend auf der Suche nach einem neuen Madoff?
.
Für solche Fehlbeträge kann es offensichtlich nur politische Lösungen geben.
.
Gretchenfrage: Würdest Du, lieber Don, zum jetztigen Zeitpunkt dazu raten, Gold zu kaufen? (Bei einer Anlagefrist von weniger als fünf Jahren).
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Für solche Fehlbeträge kann es offensichtlich nur politische Lösungen geben.
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Gretchenfrage: Würdest Du, lieber Don, zum jetztigen Zeitpunkt dazu raten, Gold zu kaufen? (Bei einer Anlagefrist von weniger als fünf Jahren).
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donalphons,
Sonntag, 8. November 2009, 18:11
Ich habe vor zwei Jahren mit Bauchschmerzen zu einer Wohnung in AAA-Lage geraten, und ich denke, das war kein schlechter Ratschlag. Generell sollte es wertstabil sein, und Freude anstelle von Rendite bringen - aber was das ist, muss jeder selbst wissen.
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ilnonno,
Sonntag, 8. November 2009, 21:29
Zumindest ist das Risiko eines 50% oder Totalverlustes in AAA-Lagen sehr gering. Selbst bei Krieg.
Die genannten 800 Mrd. staatlich zu garantieren wäre immer noch billiger als weitere WS-Bailouts. Ein derartiger Vorschlag würde allerdings noch absurdere Tumulte auslösen als die Krankenversicherung.
Die genannten 800 Mrd. staatlich zu garantieren wäre immer noch billiger als weitere WS-Bailouts. Ein derartiger Vorschlag würde allerdings noch absurdere Tumulte auslösen als die Krankenversicherung.
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bironium,
Montag, 9. November 2009, 03:14
werden da dann nicht die offiziere der besatzungsmacht einquartiert?
man erinnere sich daran was gerüchteweise das einzig sichere im leben sei....
man erinnere sich daran was gerüchteweise das einzig sichere im leben sei....
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miner,
Montag, 9. November 2009, 13:28
Gott ist arbeitslos !
aha, also brauchen wir jetzt dank G.S. auch keinen Gott mehr ?
Prima, ein kurzer Artikel, mit einem echt schönen Bild und einer klaren Selbsterkenntnis...
http://www.cnbc.com/id/33783316
Prima, ein kurzer Artikel, mit einem echt schönen Bild und einer klaren Selbsterkenntnis...
http://www.cnbc.com/id/33783316
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