Schöne Dinge für hässliche Tage

Letztes Jahr, in diesem harten, langen Winter, lag um diese Zeit schon genug Schnee zum Rodeln ab 750 Meter. Und ansonsten war das Wetter zwischen sagenhaft und keinesfalls zu kalt zum Aufsteigen. Dieses Jahr ist es enorm berlinerisch, fies windig und einsig, aber der Schnee ist noch viel zu niedrig, um mehr als eine Illusion abzugeben.



Entsprechend kurz sind die Wege durch die Kälte, entsprechend lang sitze ich in Restaurants und Lokalen, rede, verweile, denn draussen kann man es kaum ertragen. Draussen, wo der Postmann die Ergebnisse der grossen Krise des Vereinigten Königreiches anschleppt, denn als Dubai den Bankrott verkündete, wollte gerade wieder kein von den letzten Jahren gestresster Inselbewohner sein Geld für sinnlose Teekannen ausgeben, auch wenn sie schwer und bestens erhalten sind, und vom Hoflieferanten kommen. Krise ist, wenn man auch am Nationalstolz spart. Dabei ist Mappin & Webb stets ein klarer Kauf; ich habe mehr als eine Kanne von ihnen, und alle sind aussergewöhnlich hochwertig, so, wie man das zugunsten einer langen, intensiven Nutzung auch haben möchte. Dass sich diesmal die britische Post beeilte, kann eigentlich in dieser Jahreszeit nur ein Indiz sein, dass Briten gerade auch nichts zu verschenken und verschicken haben.



So aber bekomme ich wenigstens eine gute Tasse Tee aus einer feinen Kanne eines guten Hauses. Und wenn ich schon weder raus noch Rodeln gehen kann, so bleibt mir doch der Traum von der Abfahrt auf weissen Wegen, wenn ich mit dem Schleifpapier die Stahlkufen von Rost befreie. Ähnlich wie bei Teekannen habe ich zwar schon mehr als einen Rodel, aber wer aufmerksam über die Flohmärkte läuft, weiss, welche Unmengen an mehr oder weniger veralteten Rennskiern es gibt, und wie wenig Rennrodel - zeitlos und auch nach Jahrzehnten noch elegant - dort zu finden sind. Kinderschlitten sind leicht zu entdecken, aber echte Rennrodel fand ich bislang nur zwei - ein extrem überteuertes Exemplar eines Irren und heute ein tschechisches Produkt namens Jested, benannt nach einem hohen Berg und dem Ort der ersten österreich-ungarischen Rodelmeisterschaft - in Jested soll es heute noch Reste dieser Anlage geben. Jedenfalls entspricht der gerade entdeckte Rodel all den Erwartungen, den man auch an einen alten Bär, Köck oder Gasser aus Österreich haben würde; er ist flach, geschwungen, aus Eschenholz und hat dicke Eisenkufen.



Einer allein braucht nicht so viele Rodel, allein, es haben sich viele Gäste angekündigt, und dieses Stück ist sogar zweisitzig, falls sich jemand zusammen mit einem Kind in die Eisrinnen stürzen will. Nun sitze ich also da, poliere das Eisen für das kommende Eis, trinke Tee und schaue in den grauen Himmel. Die Freunde sind schon wieder fern, abgeflogen und auf Autobahnen, ich bin allein, es ist kalt draussen, und unten wäre der Nikolaus, die Kinder zu beschenken - aber ich muss arbeiten, kochen und hoffen, dass der Winter bald endlich richtig losgeht. Mit viel Schnee und viel Tee, den ich nach der Kälte und dem Rasen durch weiss bespitzte Wälder in der Wanne trinken werde. Dann aber wird der eisige Wind über dem Matsch andere heimsuchen, und ich werde sie fernmündlich sehr bedauern.

Sonntag, 6. Dezember 2009, 22:11, von donalphons | |comment

 
Feuchte Stirn, schwimmender Blick. Diese Schweine mit ihrer Grippe scheinen doch nicht so harmlos zu sein: in der Kanne... Bin ich das? In der Kanne spiegelt sich ein Gesicht!

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Kann bei 180 mm Brennweite gar nicht sein.

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hach ja.

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Ja, doch.

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Silber Algebra
Wieviel Tonnen Silber ((das Gold des kleinen Mannes) Zitat)) stellen eigentlich die zusammenaddierten 650 Millarden Pfund Sterling dar, die das vereinte Britische Volk seinen Banken hinterhergeworfen hat?

Ist es nicht letztlich gut, daß der Euro mit dergleichen Hasardeuren nicht Schlitten fahren muß?

Bitte kurze Aufklärung, Don

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Ich unterstütze voll die Auffassung britischer Kreise, den britischen Peso bis zum Staatsbankrott und darüber hinaus zu behalten. Vielleicht kann man daraus auch eine globale Schlechte Währung machen.

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"falls sich jemand zusammen mit einem Kind in die Eisrinnen stürzen will. "
Uiuiui, das klingt ja schon nach versuchtem Totschlag. Ich jedenfalls werde mich dieses jahr weigern zu zweit die Gasteiner Naturrodelbahn hinunter zu brettern, nachdem ich mir, dank eines ungeübten Mitfahrers mit zuviel Angst, vergangenes Jahr um ein Haar ein Bein und vor zwei Jahren den Hals gebrochen hätte. Gerade vor zwei Jahren hatte ich wirklich Glück dass viel Schnee lag, ich sage nur Abflug auf die sehr (!) steile Alm, Fangzäune sind ja für Weicheier!

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Und andere alleon in den Abgrund stürzen lassen? Ich weiss nicht, gerade Kinder würde ich nicht gerade allein die Waldwege runtersausen lassen - zumindest nicht auf einem schnellen Gefährt.

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Hm, ich finde (Stadt-)Kinder haben auf einer Rennrodel prinzipiell nix verloren. Und Kinder die mit den/auf den Bergen aufgewachsen sind kennen seine Tücken. Wenn ich an meine Aktionen als Kind denke, ist es ein halbes Wunder überlebt zu haben. Aber ich hatte eine Menge Spaß und Adrenalin.

Aber was sind denn dass für Kinderfreundliche Töne? Der Sunbeam soll doch nicht als Familienkutsche dienen? (Das konnt ich mir jetzt nicht verkneifen!)

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Im Sommer waren Kinder durchaus da, teilweise auch noch ungeboren. Ich habe kein Problem damit, Eltern und Kinder einzuladen. Nur ich selbst würde nie welche haben wollen.

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>> Hm, ich finde (Stadt-)Kinder haben auf einer Rennrodel prinzipiell nix verloren. Und Kinder die mit den/auf den Bergen aufgewachsen sind kennen seine Tücken.

blödsinn, ich bin als stadt- und plattenkind zwar nicht mit gewachsenen bergen groß geworden, kenne aber jedes kohlerestloch mit seinen abhängen samt tücken dank skies, schlitten und gleitschuh ganz genau. als kind würde ich den rennrodel wagen, ganz bestimmt. ;-)

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@jette02: Meine absolut aufrichtige Auffassung ist, dass Kinder alles probieren sollten was ihnen Spaß macht. Abhalten von etwas kann man eh vergessen und wenn sie Blödsinn machen, dann lieber so dass die Eltern ungefähre Vorstellungen haben wo man suchen muss.
Zwei Worte zu einer (wirklich "einem", Don?) Rodel: mit blanken Kufen und eisiger Strecke werden die Dinger schnell. Sehr schnell. Und sie sind hinten relativ breit und verjüngen sich vorne, so dass ein Erwachsener seine Beine vorne einhängen kann und dann per Gewichtsverlagerung lenkt. Oder aber per Fuß am Boden. Kinder haben wenig Gewicht zum verlagern und kurze Beine. Dafür ist die Wundheilung noch besser, alles hat seine Vor- und Nachteile.

Ich möchte jetzt keine zu allgemeine Aussage treffen aber wenn man Touris nach der letzten Gondelfahrt, ca. 5 Minuten bevor der letzte Sonnenstrahl hinter den Gipfeln verschwindet, dabei beobachtet hat wie sie sich und ihre gefühlten zwei Promille die - wegen Lawinengefahr - gesperrte Piste runter werfen rutscht einem schonmal so ein Ausdruck wie Stadtkinder über die Tasten. Nicht bös gemeint, aber Bergretter möchte ich im Winter nicht sein.

@Don: also mit Ungeborenen auf der Rodel wäre ich vorsichtig. Ich stelle mir gerade die klassische Hollywood-Szene vor, in der eine Frau ins Taxi springt und etwas von Eisprung und Krankenhaus brabbelt. Nur eben in alpiner Umgebung und der schnellste Weg ins Tal ist die Rodel. Amüsiert mich sehr.

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In solchen Fällen ist eher so ein Rodel empfehlenswert:

upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/8/8c/Akia_am_Lift2.jpg/150px-Akia_am_Lift2.jpg

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Hmm...
wenn jede Frau beim Eisprung in ein Taxi springt und ins Krankenhaus gefahren werden muss... ich glaub die Menschheit wäre ausgestorben.
Und dieser Schlitten wäre dann doch stilechter.

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