Zue friedlich?

Zu viel Rodelherrlichkeit, zu viel Licht auf gleissenden Bergspitzen, zu viel wirbelnder Schnee unter Stahlkufen?

Nun, dem kann abgeholfen werden, denn unter der harten Rodelschale liebt der brettharte Blogbarkern, und der wiederum beschäftigt sich mit der Frage, wie man das Pack, das nach dem Versagen der Netzideen gerade wieder die Realität zu entdecken und als Geschäftsmodell zu entwickeln versucht, dorthin zurückkickt, wo er hergekrochen ist. Die sollen mal schön in ihren kässlichen Virtualitäten bleiben und nicht behaupten, die Realität wird besser, wenn man Pinscher wie sie diese Virtualität drübernageln lässt.

Donnerstag, 11. März 2010, 09:17, von donalphons | |comment

 
Was war der Auslöser? ich bin leider über 2.0 Kreise wenig informiert. Ich würde gerne den Hintergrund Ihrer furor verstehen!
Danke, DF

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Nichts besonderes, allgemeine Genervtheit von Lachnummern aus den Häusern Lobo, netzwertig und Seemann plus ein Auslaufen von Spornline-Stöcker, dem kein Hype zu blöd ist.

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Warum gerade Luhmann?
Ich kann den Furor ja ein wenig verstehen (obwohl: wird das nicht irgendwann langweilig? Man kann Leute wie Seemann auch sezieren und auf ihre extrem simplen Konstrukte reduzieren, ohne auf die Tastur einzuprügeln; man kann sie auch ignorieren, weil sie völlig uninteressantes Zeug machen) - aber warum gerade Niklas Luhmann? Ich kann bei reichlich oberflächlichem Lesen der Texte von Seemann oder dem Gestammel von Lobotomiert nicht sehen, dass die sich auf Niklas Luhmann beziehen oder nur andeutungsweise verstehen, worin die Eleganz der Systemthorie besteht. Geschweige denn, dass sie das in ihrer Argumentation umsetzen (sonst würden sie ja rasch sehen, warum ihre reichlich simplen Kommunikationstheorien und -konstrukte nicht funktionieren). Wenn einer das zumindest in der FAZ gemacht hat, dann war es Thomas Strobl - vielleicht war das zu intelligent für die Kundschaft? (Für viele der Kommentatoren war das zu intelligent, besser aber als umgekehrt bei Seemann.) Komischerweise schlagen ja auch in seinem Blog immer wieder wirre Kryptomarxisten und Verschwörungstheoretiker auf.

Oder ist dem Autor da eine kleine Verwechslung von McLuhan und Niklas Luhmann unterlaufen? Tot sind sie beide. Vergewaltigt werden sie beide vielleicht auch gerne von pubertierenden Bürschlein mit Berliner Mehrtagesbart. Vergleichbar sind sie nicht.

Wohlfeil ist das Draufprügeln sicherlich bei Luhmann, den man gerne zum Feindbild einer unreflektierten sogenannten Linken stilisiert hat und mit dem man unliebsame, weil doch sehr gekonnte und dem Mainstream zuwiderlaufende Analysen der Gegenwart verband - schon der Habermas hat das versucht und musste auf Polemik und politische Denunziation zurückgreifen, weil er nichts verstand. Aber selbst das ist doch Lichtjahre vom "Naturgesetz des Kontrollverlustes" und sonstiger Uber-Blogger entfernt.

BTW: Angesichts des gestiegenen Pfundpreises würde ich doch hier gerne wieder Silbergeschirr sehen, wenn ich es mir derzeit schon nicht leisten kann ;-)

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Nein, ich meine schon Luhmann, der wird wirklich in letzter Zeit immer wieder bemüht, genau von diesen Kreisen. Bei Weissgarnix ist das etwas anderes.

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http://luc.blogger.de/stories/1585228/#1586478

"Zur "schwurbeligen" Sprache: Luhmann ist nun wirklich kein postmoderne Theoretiker. Du hast aber recht, dass ich gewisse denkerische Anleihen in der Postmoderne mit mir trage, die auch sicher in dem Text durchscheinen."

Um mal ein Blog zu verlinken, und nicht Werbemüll für das Seemann-Freundesnetzwerk.

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Nur...
... interesshalber: Wo? Ich zB das hier gefunden: http://www.tagesspiegel.de/medien-news/Sascha-Lobo-Internet-Digitale-Dekade-Netz-Online-Soziale-Netzwerke;art15532,2988400

Aber genau das ist's: Wenn die Herrschaften Luhmann zitieren, dann nur S. 9, erster Satz aus "Die Realität der Massenmedien". Weiter lesen die ja nicht (spätestens jetzt macht's auch *bing* und eine neue Statusmeldung muss bei facebook kommentiert werden), und selbst dieser kurze Satz von Luhmann wird falsch zitiert. Und dann kommt meist ein "Heute haben wir Google", und so ein Lobolümmel meint, er sei jetzt weiter als NL. Und ganz putzig, wenn so ein Trottel meint, es bräuchte einen Luhmann 2.0 (und sich da selbst sieht), wo er Luhmann 1.0 schon nicht versteht. (Und ein Kommentator prollt sekundierend: Willke in Bielefeld war zu "schwach" und Baecker zu "esoterisch".)

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"gefühlte Empierie" - sehr schön. Ich nehme mal an, das sollte in dem oben verlinkten Blogkommentar "Empirie" heissen.

Für "gefühlte Empirie" gibt es in der Psychologie einen Begriff: "Selektive Wahrnehmung". Um mal bei Luhmann zu bleiben: Nach seinen Vorstellungen der Autopoieses ist die Wahrnehmung immer selektiv, weil nicht offen.

Mal ganz grob könnte man diese Selbstreproduktion der Kommunikation, die in den web2.0-Löchern abläuft als eine Instrumentalisierung von Luhmann betrachten.

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Marktschreier
Schon ca. 1967 wußte ein polnischer Schriftsteller (St. Lem):


Die Informationstechniken haben bisher einzig dazugeführt, daß man am deutlichsten den vernimmt, der am lautesten brüllt, und brülle er noch so falsch.


Gilt heute noch genauso.

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Aktuelle Neuerscheinung - dezenter Tipp vom Buchhändler !

Passt sehr gut zu diesem Virtualitäts-, Realitätszeugs...

Schöpfung außer Kontrolle - Wie die Technik uns benutzt
von Olsberg, Karl 

Ich musste beim Lesen öfters an den Don denken...

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Ich glaube nichtmal, dass Web.2.0-Evangelisten eine Instrumentalisierung von Luhmann vornehmen (ihn als Zitatenonkel zu nutzen ist keine Instrumentalisierung), sie illustrieren aber ein grundlegendes Merkmal Sozialer Systeme: Geschlossenheit und Selbstreferenz :-)

Wobei, um ehrlich zu sein: Es ist ja nicht so, dass das was Seemann et al. so komisch beschreibt keine Auswirkungen haben wird (oder bereits hat) auf unser Leben -- aber genau deswegen ist es ja so ärgerlich, wenn sich bereits die Analyse auf niedrigem Niveau bewegt und nicht viel mehr tut als einen unscharfen Begriff von "Netz" als Erlösung zu feiern.

BTW: Lem war sicherlich nicht so dumm, dass man ihn auf obiges Zitat reduzieren kann -- im Gegenteil wir bräuchten so einen, der eine "Summa Technologiae" des 21. Jhd. schreibt. Also Analyse ohne gleich in kulturpessimistisches Jammern zu verfallen und damit auf Positionen zurückzufallen, die schon beim ollen Spengler alt waren.
Ehrliche Frage: Gibt es da was? Mir fehlt der Überblick.

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Lem
Ist es eigentlich noch sinnvoll, die Welt eurozentristisch zu beschreiben? Lem konnte das noch - aber die Zeiten haben sich sehr geändert. Das Primat des Wirtschaftlichen über das Politische ist viel größer als zu Lems Zeiten - der beschrieb die Diktaturen, die er erlebte.

Von Reduktion kann keine Rede sein.

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