Während draussen
die konservative Reaktion jede Sicherheit, alle Netzwerke und die Zukunft als Begriff dekonstruiert, fliehen wir zurück in die 70er Jahre. Damals, als unsere Mutter beim Bügeln Abba hörte und hoffte, die RAF würde bald den einen oder anderen rechtsgerichteten Politiker wegräumen. Als es im kugelrunden Fernseher nur drei Programme, aber dafür Wicki gab. Als die Tassen orange und die Tapeten gelb waren. Als uns gesagt wurde, dass alles schon gut wird, dass es kein zurück mehr in die schlechte Zeit gibt, und wir später mal mindestens genauso grosse Häuser haben würden, mit Gärten und Holzhäuser für unsere Kinder drin.
Wir kaufen die Tapete nach, holen uns ein Wählscheibentelefon in lindgrün vom Flohmarkt, und das Geld reicht vielleicht noch für eine Perlmuttlampe. Und die Mütter, die von Sozialhilfe leben und die Kleider von ihren Eltern bezahlt bekommen, erzählen ihren Kindern, dass sie später mal vielleicht in einem richtigen Haus wohnen werden, wie das von Opa, und einen Beruf haben werden, nicht nur so Jobs wie Papa Nr. 3. Und dann telefonieren sie mit ihrer Freundin, die gerade so einen Seventies-Shop für uns Romantiker aufmacht, und dort die Dinge verkauft, die wir - und das glauben wollende Kind in uns - mit Sicherheit, Wohlstand und Glauben an die Zukunft verbinden. Und ein Fortschritt, gegen die Kräfte des konservativen Systems, das uns ersticken will.
Und... ja, auch ein wenig RAF - nur fehlt uns dazu dann doch der Mut, weil das mit dem Demonstrieren ist zu uncool, und in den Untergrund sind unsere Eltern ja auch nicht gegangen, sondern nach Südportugal, wo es ihnen jetzt richtig gut geht. Sagen sie, wenn sie uns mal anrufen.
Wir kaufen die Tapete nach, holen uns ein Wählscheibentelefon in lindgrün vom Flohmarkt, und das Geld reicht vielleicht noch für eine Perlmuttlampe. Und die Mütter, die von Sozialhilfe leben und die Kleider von ihren Eltern bezahlt bekommen, erzählen ihren Kindern, dass sie später mal vielleicht in einem richtigen Haus wohnen werden, wie das von Opa, und einen Beruf haben werden, nicht nur so Jobs wie Papa Nr. 3. Und dann telefonieren sie mit ihrer Freundin, die gerade so einen Seventies-Shop für uns Romantiker aufmacht, und dort die Dinge verkauft, die wir - und das glauben wollende Kind in uns - mit Sicherheit, Wohlstand und Glauben an die Zukunft verbinden. Und ein Fortschritt, gegen die Kräfte des konservativen Systems, das uns ersticken will.
Und... ja, auch ein wenig RAF - nur fehlt uns dazu dann doch der Mut, weil das mit dem Demonstrieren ist zu uncool, und in den Untergrund sind unsere Eltern ja auch nicht gegangen, sondern nach Südportugal, wo es ihnen jetzt richtig gut geht. Sagen sie, wenn sie uns mal anrufen.
donalphons, 20:36h
Montag, 18. Oktober 2004, 20:36, von donalphons |
|comment
pathologe,
Montag, 18. Oktober 2004, 21:17
"Sagen sie, wenn sie uns mal anrufen."
Aber mit Unterdrückung der Rufnummer, so dass man nicht sieht, wo sie wirklich sind...
... link
donalphons,
Montag, 18. Oktober 2004, 21:58
Der Standort ist ganz einfach anhand ihrer Kontoauszüge zu eruieren....
... link
... comment
herrner,
Dienstag, 19. Oktober 2004, 11:37
zu uncool
man kann die Zerissenheit zwischen "in den Untergrund gehen" und "die Skalps meiner Feinde sammeln" jetzt schon förmlich schmecken. Das erleichtert das Lesen doch ungemein.
... link
che2001,
Dienstag, 19. Oktober 2004, 11:45
Untergrund
Der Untergrund ist kein Ort, der sich aufsuchen lässt. In einer Zeit, in der es eine Stadtguerrilla und eine diese unterstützende linke Gegenkultur gab, war ein Leben in der Klandestinität möglich; die sich heute dort rumtreiben, sind Nazis oder Islamisten, also jene Kräfte, die nicht links, sondern rechts außerhalb des Staates stehen. Als die RAF die Waffen niederlegte, geschah das unter anderem mit der Begründung, wenn die militante Opposition rechts des bürgerlichen Staates stehe, mache es keinen Sinn mehr, diesen von links anzugreifen.
... link
donalphons,
Dienstag, 19. Oktober 2004, 14:51
Sicherheitshalber möchte ich bemerken, dass beim Lesen dieses Blogs auf den immensen Einsatz von Sarkausmus und Ironie zu achten ist. Nicht alles ist so gemeint, wie es wörtlich geschrieben ist, besonders, wenn ich den Begriff "Wir" gebrauche.
... link
donalphons,
Dienstag, 19. Oktober 2004, 17:12
Die Textexegese wird mal ein Spass für spätere Germanistik-Studies...
... link
... comment