: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 9. Oktober 2004

Da sassen wir dann.

Oben, auf dem Podium. Auf der Frankfurter Buchmesse. Auf dem Platz, auf dem Udo Linderberg sitzen sollte. Aber der hatte kurzfristigst abgesagt, und so fragte sich mein bester aller Verleger: Wer ist der durchgeknallteste meiner Autoren, der sich vor eine Pressemeute wirft, die eigentlich Lindenberg erwartet, und einen Fanblock von Rochfreunden, die dann wütend und enttäuscht gehen. Auf die Schnelle kam ihm da nur eine Idee. Meine Wenigkeit.

Meinst Du, es kommen 20 Leute, fragte er mich gestern, und ich sagte, klar, wird schon, irgendwie. Als sich dann die Blumenbarparty am Vorabend doch müde und kalt bis in die frühen Morgenstunden schleppte, war klar, dass ein paar sicher geglaubte Gäste wohl eher im Bett an den Folgen ihrer Nasenschleimhautverschlankungsstrategie laborieren würden.

Trotzdem ging es dann um 7.30 Uhr los, Texte absprechen, Mods schreiben, Idee mit der Powerpoint verwerfen, mitstoppen, und übermüdet unter einem stahlblauen Himmel Richtung Messe fahren, Frau Diener neben mir. Gleich neben uns parkte Frau Eriador mit Herrn Shhh, nur Frau Emily Beat hatte sich mit dem Eingang vertan und wurde aufgeklaubt. Nochmal die Texte durchgehen, ein paar Witze zur Aufheiterung, es werden schon so zehn Gäste kommen und mit Tomaten werfen. So richtig aufgeregt war niemand.

Und dann sind wir rauf auf die Bühne, unter war richtig schön voll, der beste aller Verleger brauchte keine fünf Minuten und ich folglich nicht mein versprechen wahr machen, dass ich ihm dann einfach das Mikro abnehme, und dann ratterte er los, unser Bloggerzug nach Frankfurt.



Dann passierte es. Die Leute blieben sitzen. Keiner jammerte wegen Lindenberg. Sie lachten an den richtigen Stellen, sie klatschten, wir donnerten durch 6 Blogtexte, die gelesen immer noch so witzig waren wie gedruckt, und in den Gängen blieben Leute stehen. Hörten zu, wie man sich das so wünscht, und nicht wie sonst auf den Ständen, wo sich die Leute am Mikro festkrallen und es drei einsamen Gestalten zu peinlich ist, jetzt einfach zu gehen. Es war eine richtige Lesung, und am Ende traute sich keiner kommentieren, aber so ist das nun mal, und Emily, Andrea und Shhhh konnten endlich mal das tun, wo Autoren, egal wie abgebrüht, immer innerlich einer abgeht: Das eigene Buch signieren.

Um 17.30 Uhr ging es dann um Pierre Briece, am gleichen Ort. Es war ziemlich leer. Dass es die erste Bloggerlesung überhaupt auf der Buchmesse war, fiehl mir erst ein, als ich am späten nachmittag wieder im Auto sass. Ein Anfang ist gemacht.

So, ihr da draussen, jetzt kriegt ihr mal den Arsch hoch und rennt den Verlegern die Türen ein. Nach dem heutigen Tag ist das viel leichter als vorher. Sie werden euch lieben.

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