: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 12. Oktober 2004

Ein Neologismus

Exilblog, das (n.) Ein Exilblog ist ein Blog, das aus Gründen rassischer, politischer, religiöser, wirtschaftlicher oder sonstwie arschlöchriger Verfolgung ausserhalb der Wirkungsbereiches der Repressionsmassnahmen der jewiligen Verfolger angesiedelt ist.

Vermutlich wird das in 80 Jahren ein toller Forschungsgegenstand. Immerhin ist es dadurch zum ersten Mal möglich, im Exil zu schreiben, ohne körperlich im Exil zu sein. Und es ist problemlos möglich, diese Texte im realen Land des virtuell Exilierten zu lesen. Ausserdem kann man in 80 Jahren gefahrlos über verfolgende Interessengruppen forschen, deren reale Vertreter dann nur noch wenig wohlriechende Kadaver sind.

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Postmessial

Da war einer, der ein Buch angeboten hat. Randthema. Aber er hat es klug gemacht, und er hatte wohl auch den richtigen Riecher. Manchmal geht es wirklich so einfach, ran an den Stand, den Entscheidungsträger anquatschen, aus dem 30 Sekunden-Pitch wird ein 10-Minuten-Talk, sie tauschen die Adressen, und dazwischen kann man überlegen, warum der Verlag es nehmen wird: Klar definierte Zielgruppe mit Geld und einem gewissen Fanatismus, Thema ist im Trend, es gibt kein anderes hochwertiges Produkt, und der Autor hat erkennbar Ahnung von der Sache. Wenn man den ganzen Dreck des Betriebs nur einmal gerochen hat, den Schweiss der Ochsentour durch Lektorate und Pressestellen, dann geht einem bei solchen Szenen das Herz auf.

Es ist Buchmesse, und Buchrebellen ohne Markt suchen Verleger, die oft genug fälschlicherweise behaupten, einen Markt zu haben. Es ist ein Schneeballsystem, manche werden dadurch reich und kriegen die Gutscheine für die Parties, wo über die staatliche Stütze in Form von Einladungen zu Literaturfesten verhandelt wird, andere müssen sich ihre Märkte erkämpfen, und die grosse Mehrheit versagt. Sophie Dannenbergs Erstling wird nach dem grossen Scheitern ebenso versteckt wie Ariane Grundies, auch nach Dobellis Zweitling muss man lange suchen, so verhuscht steht er am Rand. Zwei, drei Monate machen aus prognostizierten Bestsellern Füllmaterial für internationale Stars, und das Heer anderer Buchwilliger steht schon bereit, in den Lesebühnen, bei den Agenten und den Schreibwettbewerben.



It´s a fucking war out there, und obwohl sie und ich auf den gleichen Markt zielen, bin ich doch nicht dabei, ich stehe am Rand und wundere mich, warum die sich so kaputt machen lassen. Da balgen sie sich mit 350 verkauften Exemplaren um den gleichen kleinen Kreis vn unglücklichen, ungefickten Mitte-Germanistik-Proseminaristinnen, versuchen es über karge Sätze und geschwollene Klappensülze, der Verleger sagt was über die Pflicht, die Jugend zu bedienen, die längst vor MTV abhängt und auf Kuttners ersten Roman oder so wartet, über den dann die Bild was schreibt. Vielleicht kriegen die Neuen auch noch die Awareness eines Aufmachers einer Opazeitung, deren Leser weiterblättern zur nächsten Was waren wir damals für feine Kerle und die Russen waren fies Apologie, oder zum Moralkeulenhändler, oder zum Bildband, den der Rezensent dann zu Weihnachten an Mutti verschenken wird.

Die Messe ist was schönes. Bücher sind was schönes. Aber ich fürchte, sie sind etwas antiquiert, und irgendwann wird das Schlachtfeld so umgepflügt, vergiftet und verseucht sein, dass sich die grossen Player doch ein anderes Penetrations-Spielzeug für ihre medialen Weltbeherrschungsphantasien suchen werden.

Amazon hat übrigens in den letzten drei Jahren 20% Marktanteil verloren. In Deutschland. Bei Büchern.

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msn mit Gmail ficken

Gmail vergibt im Moment keine Invitations mehr, aber ich habe noch einen Spareaccount, und da liegen noch 4 Invits drauf rum. Also, wer will, entweder eine Mail an donalphonso at gmail com oder hier melden. Wer zuerst kommt, den belohnt das Leben.

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