: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 18. Oktober 2004

Bitte erschiesst mich

an dem Tag, an dem ich statt Treffpunkt Meeting Point sage.

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Während draussen

die konservative Reaktion jede Sicherheit, alle Netzwerke und die Zukunft als Begriff dekonstruiert, fliehen wir zurück in die 70er Jahre. Damals, als unsere Mutter beim Bügeln Abba hörte und hoffte, die RAF würde bald den einen oder anderen rechtsgerichteten Politiker wegräumen. Als es im kugelrunden Fernseher nur drei Programme, aber dafür Wicki gab. Als die Tassen orange und die Tapeten gelb waren. Als uns gesagt wurde, dass alles schon gut wird, dass es kein zurück mehr in die schlechte Zeit gibt, und wir später mal mindestens genauso grosse Häuser haben würden, mit Gärten und Holzhäuser für unsere Kinder drin.



Wir kaufen die Tapete nach, holen uns ein Wählscheibentelefon in lindgrün vom Flohmarkt, und das Geld reicht vielleicht noch für eine Perlmuttlampe. Und die Mütter, die von Sozialhilfe leben und die Kleider von ihren Eltern bezahlt bekommen, erzählen ihren Kindern, dass sie später mal vielleicht in einem richtigen Haus wohnen werden, wie das von Opa, und einen Beruf haben werden, nicht nur so Jobs wie Papa Nr. 3. Und dann telefonieren sie mit ihrer Freundin, die gerade so einen Seventies-Shop für uns Romantiker aufmacht, und dort die Dinge verkauft, die wir - und das glauben wollende Kind in uns - mit Sicherheit, Wohlstand und Glauben an die Zukunft verbinden. Und ein Fortschritt, gegen die Kräfte des konservativen Systems, das uns ersticken will.

Und... ja, auch ein wenig RAF - nur fehlt uns dazu dann doch der Mut, weil das mit dem Demonstrieren ist zu uncool, und in den Untergrund sind unsere Eltern ja auch nicht gegangen, sondern nach Südportugal, wo es ihnen jetzt richtig gut geht. Sagen sie, wenn sie uns mal anrufen.

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Real Life 18.10.04 - C+P

Das Leiden der Meldungsschreiber, heute bei der Qualitätsseite Manager-Magazin in einem ansonsten lesenswerten Artikel über die Werbeflaute bei Pro7/Sat1:

Nach diesen Äußerungen fiel die Aktie ProSiebenSat.1 am Montagvormittag zeitweise um mehr als 4 Prozent auf 14,50 Euro. Es gehörte damit zu den schwächsten schwächsten M-Dax-Werten.

Es? Da stand früher davor vielleicht mal "Papier", das würde das "es" rechtfertigen. Und dass Pro7/Sat1 schwächer als schwach ist, wissen wir doch schon lange. Was wir nicht wissen ist, was im Kopf, Abteilung Satzstellung des Autoren vorging, der dieses Zitat so niederschrieb:

"Wir sehen dennoch auch, dass sich die leicht positiven Zuwächse des ersten Halbjahrs nicht fortsetzen werden bis zum Jahresende."

Naja, vielleicht verdient MM-Online bis zum Jahresende wieder so gut, dass sie sich eine Schlusskorrektur leisten können.

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Nicht kommen

Die Medientage München sind die Fortsetzung des Oktoberfestes mit anderen Mitteln. Oder war es zumindest, früher, so in der Zeit bis 2002. Normalerweise musste man sich anmelden, einen Marathon durch die Orga machen, um in die richtigen Events zu kommen - es sei denn, der Pressesprecher hatte den falschen Eindruck und stufte einen ganz an der Spitze der Medienschaffenden ein, was mit einem Redaktionssitz am Broadway, NY, nicht wirklich schwer war. Dann war es dort, als hätte man beinm Oktoberfest eine Freikarte für immer und alles gehabt, die Ansicht der rotgesichtigen, begeisterten Medienmanager aus aller Welt, auf die tanzenden Mädchen, auf die Hostessen, die die Bedienungen ersetzten und auf die Kollegen, die sich gegenseitig auf die Schultern klopften und dachten, das grosse Fressen würde nie enden.

Letztes Jahr war ich zu dieser Zeit in Norddeutschland unterwegs, und schaffte es erst am letzten Tag in die Systems. Irgendwo, zwischen begrünter Freifläche und Eingang zum Mediencampus, schwor ich mir, dass ich mich 2004 nicht nochmal breitschlagen lassen würde. Die pampigen Sandwiches bei einer Abendveranstaltung gaben mir dann den Rest. Keine Chance mehr für die Medientage, für das wehleidige Besucherpack, das jetzt die Folgen von einer Dekade Protz und Verschwendung, grossen Teils auf Kosten des Staates und der Allgemeinheit, in die Säuferleber geprügelt bekam. Kein Mitleid für die Kids, die noch immer nicht kapiert hatten, dass jeder Metzger, jede Einzelhändlerin ein besseres Leben vor sich hat als Spinner wie sie, die auf der Suche nach dem Glück durch die Messehallen stolperten, wie weiland die Conquistadores auf Haiti bei der vergeblichen Jagd auf Gold.

Trotzdem haben sie mich noch immer nicht aus ihrem Grosskotz-Verteiler geschmissen. Ich möchte doch bitte, ich soll doch, es würde sie sehr freuen, und mein Magen hüpft vor Abscheu bei jedem Wort und bei der Erinnerung an die Mayonaise. Um so überraschender die Absagen, die Kollegen treffen: Da wird brutal gesiebt, da dürfen nur wenige kommen, da müssen viele leider draussen bleiben. Als ob jemand kommen würde, um glibbrige, weiche, schleimige Sandwiches zu schnorren. Oder ist die Versorgungslage schon so schlimm? Ich werde es nicht erfahren, ich komme nicht.

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