Alles geht

Da steht also ein ganzes Gebäude in allerbester Lage, gleich neben der Frankfurter Messe. Es ist frisch hergerichtet, strahlend weiss, neu poliert, mit glänzend-schwarzen Glasfenstern, und steht da einfach so rum. Vollkommen jungfräulich, unberührt und leer. Es muss schon etwas länger her sein, dass da jemand im Erdgeschöss die Scheiben mit diesen grossen, optimistisch-deutschebankblauen Plakaten verklebt hat.



Anything goes, der rebellischen Wahlspruch der Tempo, ist jetzt also in die Tiefen des Systems angekommen, als Wahlspruch derer, die keine Grenzen anerkennen wollten. Alles geht bei 24.000 Quadratmeter, sofort zu beziehen, und wirklich passt fast alles, solange es nur gross, vermögend und durch den Boom entsprechend aufgebläht ist. Bloss haben wir im Moment keinen Boom.

Nur eben diese 24.000 Quadratmeter, das sind 50 mal 50 Meter Grundfläche auf 10 Stockwerke minus Mauern und Versorgungsanlagen, das wäre Platz für 1000 Studenten, 500 Angestellte, 250 mittlere Manager, wenn man denn Wohnraum wollte. Will man aber nicht. Wohnraum lohnt sich für Immobilienfonds und Investmentstrategen nicht. Erst die Grösse macht bein Vermietung den Profit. Man mag langfristige Mieter aus der Finanz- oder Versicherungsbranche, und man wartet denn eben mal ein paar Monate auf den richtigen Kunden. Oder Jahre. Gut, langsam geht das hier eher in Richtung Jahrzehnte. Gleich rechts neben dem Marriott-Hotel, kurz vor Dresdner KW. Gute Gegend, wirklich, natürlich nicht in jedermanns Augen schön, und manchmal so entsetzlich leer.



Aber es ist ja Anything goes, es kostet ja nur Geld, genauer Steuergeld der Anleger, die entsprechende Verlustzuschreibungen bekommen und ihre Steuerlast damit schön niedrig bekommen. Rendite ist eher mau, aber es ist weniger riskant als Steuerflucht, und solange der Fond nicht crasht oder in einen Skandal schlittert, ist es immer noch besser als Spitzensteuersätze zahlen. Nur wenn denn mal ein Skandal kommen würde, so einer, wie der, der gerade in Frankfurt Konjunktur hat, dann...

Dienstag, 19. Oktober 2004, 06:28, von donalphons | |comment

 
Zugegeben
da hst Du die richtige Antwort auf meinen Frankfurt- Kommentar, und wir hätten auch das Thema Immobilienfonds beim Wickel, schätzungsweise ja die nächste große Blase nach der NE. Bin gespannt...

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Irritierend,...
...dass in Krankfurt das blaue Plakat Quadratmeter anzeigt, keine Square Feet. Wo doch der Rest komplett in Englisch gehalten ist.
Für die ausländischen Investoren vielleicht, auf die man hofft?

Oder nur als Vorbereitung, dass man möglichst bald dort einen "Meeting Point" installiert? ;-)

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hier sind seit ein, zwei jahren auch die u-bahn-ansagen auf englisch. von wegen city of the euro und so.

so unrealistisch ist das aber nicht. es gibt gegenden, da hört man mehr englisch als deutsch auf der straße.

ja, auch rund ums poseidon-haus.

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Das erinnert mich jetzt aber ein wenig an die Hochzeiten der New Economy, als so ein spassiger CEO mal einen geschliffenen Pitch auf englisch vor einem rein deutschen Publikum hingelegt hat. Mit dem Niedergang der Bankenszene wird das auch wieder nachlassen, keine Sorge. (übrigens, versteht so ein Amerikaner überhaupt Englich mit Frankfurter Akzent? Ich verstehe ja noch nicht mal Frankfurter Deutsch.)

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Sei nur angemerkt ...
... das da wo ich in London lebe nur 30% aller Leute ueberhaupt englisch auf der Strasse sprechen, statt dessen viel mehr Bangladeshi, Indisch, Tuerkisch, Portugiesisch, Spanisch, Italienisch, Schwedisch und was weiss ich noch alles.

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London...
...war ich auch mal. Den Sprachen nach, die du aufzählst, befindest du dich wohl in E oder NE?
In EC indes fällt man mehr durch seine Hautfarbe auf, speziell nachts...

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Jo
e2 bethnal green

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transmutation
anything goes - rien ne vas plus - anything must go!

in diesem sinne....

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Transmutation?
Sollte es nicht eher heißen:

anything goes - rien ne va plus - everybody has to go!

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