Monostruktur

Vorletzte Woche war ich in Rüsselsheim. Es war spät Nachts, die Strassen waren leer, nur manchmal kam mir ein Opel entgegen. Nur Opel, nichts anderes. Mein Fiat war eindeutig ein Fremdkörper. Am Ende der Stadt ist dann das Werk, langgestreckt, hell erleuchtet, mit einer schimmernden Kuppel im Nebel, auf die alle Strassen, alle Gleise zuführen. Für diesen Sakralbau der deutschen Wirtschaft (vorsicht nix für ironiefreie Volldeppen) ist die Stadt eigentlich nur ein Anhängsel. Das Werk ist Rüsselsheim. Es gibt Orte, die gross genug sind, um brutale Aktionen durchzuziehen; die gehen dann im Grundrauschen irgendwann unter. Aber nicht hier. Hier ist ein Schlachtfeld, auf dem es zwei Gegner gibt, die beide nicht anders können. Und wenn das Management gewinnt, wird es bitter - für alle. VW sind dann die nächsten, die das durchziehen werden.

Dienstag, 19. Oktober 2004, 17:49, von donalphons | |comment

 
Die harten unter der Sonne
Kennst Du den härtesten Vertriebsjob der Welt?

... link  

 
pOpel-Verkäufer?

... link  

 
Opel-Verkäufer in Wolfsburg, Ingolstadt oder Köln.

... link  

 
Oh, in Ingolstadt ist Opel-Willner ein ganz alteingesessenes Geschäft, wie auch Mercedes Praunsmäntl. Da lässt man aus alter Verbundenheit leben.

... link  

 
Ob die das dann mit ...
... Vauxhall auch machen?

Aber nur mal so angemerkt, deutsche Unternehmen sind ja auch keine unbeschriebenen Blaetter, oder wie war das mit Rover und den englischen Arbeitnehmern? Sozusagen das Leitmotto der Globalisierung: Auge um Auge, Zahn um Zahn, bis wir alle nix mehr ha'm.

Und um che nochmal n bissi zu fordern (Ironie): Wer hatte nochmal varausgesagt das das Kapital sich zu seinesgleichen gesellt, ohne das alle was davon haben?

... link  

 
Der Opel-Händler in Wolfsburg hat einen großen Stammkunden: VW. Immer wenn ein neuer Opel auf den Markt kommt, bestellt VM beim örtlichen Händer ein paar Exemplare und zerlegt sie genüßlich hinter verschlossenen Türen in VW-Werk. Zerlegen im Sinne von demontieren, nicht etwa gegen den Baum brettern.

Man muß schließlich wissen, was der geschätzte Mitbewerber auf der Pfanne hat.

... link  

 
@ pascalo: Natürlich sind die Gewinner der Globalisierung nur ungern auch die Verlierer, aber die meisten haben lieber eine Doppelmoral als gar keine, wenn sie am nächsten Tag billige Bananen kaufen.

... link  

 
@don
Um ihn mal beim Namen zu nennen (JAJA, ich weiß): Olle Karl Marx hatte in seiner bestechenden Analyse ja schon festgestellt das das Kapital an sich der Gewinner ist, es ansonsten eben nur Verlierer gibt. Und die Klasse die das Kapital vertritt, Ackermann, Mehdorn, Pieschetsrieder und co, die brauchen für Doppelmoral keine billige Bananen.

Aber frag mich nicht nach der Lösung, ich habe keine, ich weiß auch das es keine geschlossenen Wirtschaftsräume für das blinde fröhnen Keynsianischer Ausgleichspolitik nach Altsozimuster mehr gibt.

Was hiess noch mal der name dieser Anti-globalisierer ATTAC? Ach ja: Attac - die französische Abkürzung für “Vereinigung zur Besteuerung von Finanztransaktionen im Interesse der BürgerInnen”

Hmmmmmmmmmm

Dazu dann noch: Wundert mich das die Jungs, die ja alle vor ihren jetzigen Beschäftigungen grosse Unternehmen an die Wand gefahren haben um sich selbst abzufinden, überhaupt noch rangelassen werden.
Ich meine, wenn ich wo rausfliege weil ich ein Projekt vergeigt habe und das dann noch in der Zeitung steht, dann kriege ich wohlmöglich NIE wieder nen job ausser in der Frittenbude. Aber wenn mann statt einem Projekt Millionen vergeigt steigt anscheinend der Marktwert.
Seltsam.

... link  

 
aber kosequent!

... link  


... comment
 
Ich kenn zwei Rüsselsheimer und beide sind suizidgefährdet. 100% bei einer Stichprobe. Aber wenn man die Stadt sieht, kann man es verstehen, nicht das ich aus dem Osten besseres gewohnt bin.
Hätten Sie hinterm Steuer noch ne halbe Stunde durchgehalten, hätten Sie mit mir nen Kaffee trinken können.

... link  

 
Das war Sonntag auf Montag, etwa 2 Uhr, ich hatte in Frankfurt noch zufällig eine uralte Bekannte getroffen, in die ich früher mal verliebt war, wir haben vier Stunden über die vertanen Chancen geredet, und dann habe ich mich auch noch verfahren auf dem Weg nach Berlin, kam so nach Rüsselsheim - ich denke, ich wäre kein guter Gesprächspartner mehr gewesen, pardon.

Sie hätten allerdings zur Lesung kommen können, und hätten dort Rotkäppchen-Sekt bekommen. Schliesslich kommt mein Verleger ja auch aus dem Osten.

... link  

 
Warum soll ich denn mit Ihrem Verleger Sekt trinken, les ich mich wie ein Callgirl oder wie?
Ich will nicht mit ihnen reden sondern Kaffee trinken.

... link  

 
bei meinem Verleger, und nein, ich denke, Callgirls lesen sich anders. Wobei, einerseits trinke ich nur tee, und nur tee trinken und anschweigen ist auch nicht gerade meine Idealvorstellung von einem Zusammentreffen.

... link  

 
Na schön. Ab und an dürfen Sie dann mal "Blogs" sagen. Klingt zumindest im DF-Interview recht interessant, wenn Sie es tun.

... link  

 
Es gibt auch noch einen privaten Don Alphonso, der es mal ganz angenehm findet, auch über was anderes zu reden. Die zynische Philosophie und ihre Einflüsse auf die Genese der Halacha in der Spätantike unter besonderer Berücksichtigung der Buchmalerei des Arba´a Turim in der Vaticana, zum Beispiel. Oder französische Schelmenromane des frühen 18. Jahrhunderts und ihre gefälschten Druckorte. Eigentlich sehr viel spannender als Blogs, manchmal.

... link  

 
in der spätantike gabs buchmalerei? interessante kentnisse haben sie da.

... link  

 
Natürlich - die Basis für den Utrecht Psalter etwa hat seine Vorbilder fraglos in der spätantiken Buchmalerei - nur hat sich da kaum was erhalten.

Was ich aber ausdrücken wollte: Die grossen Schaubilder des Arba ´a Turim zu den Lebensregeln sind grossartige beispiele, wie man im Mittelalter die Halacha - und indirekt ihre zynischen Wurzeln - begriffen hat. (geisteswissenschaftler, Codicologie und Paläographie im Nebenfach)

... link  

 
Können Sie das Ganze denn auch frei aussprechen ohne sich zu verhaspeln?

... link  

 
Sie werden lachen, ja. Vor meinem Dasein als Don Alphonso war ich ein typisches Produkt des Wissenschaftsbetriebs, und das wird man nie mehr los, das ist wie angewachsen. Andererseits wäre ich ohne diese jahrelange Kerkerhaft zwischen Büchern und Plänen nie ausgebrochen und zu Don Alphonso geworden.

... link  

 
Angebot
Und wenn Du mal über die kulturanthropologischen Grundlagen der sozialdarwinistischen Rassenideologie seit dem Spätmittelalter diskutieren möchtest, den Zusammenhang der Kunst Riberas mit der von Caravaggio
(alias Il Spaghetto und Karavdjo) oder die Malerei Rogier van der Weydens fachgesimpelt haben willst oder dich für die Geschichte des Situationismus interessierst, findest Du in mir jederzeit einen interessierten Gesprächspartner.

... link  


... comment