Der letzte der guten Tage

Es wird Zeit, dass ich nochmal in die Berge komme. Dieses Jahr gab es zu viel anderes zu tun, zu viel unterwegs, zu viel Anforderungen und Verpflichtungen. Kein Wunder also, wenn das Rad den Stiefel und die Äcker die Wälder ersetzen.



Allein, man muss mit dem zufrieden sein, was man hat, und das schöne an der dummen, kleinen Stadt an der Donau ist, dass sie nicht gross und die Ortsgrenze nicht weit ist, trotz all der Veränderungen der letzten 20, 30 Jahre.



Und dort, wo ich fahre, ist es ohnhin recht einsam. Früher war der Verkehr sehr viel gefährlicher in dieser Region, da gab es keinen Monat, wo ich nicht irgendwelche Autos in Strassengräben oder Schlimmeres sah, aber dennoch denke ich, dass ich lieber irgendwo fahre, wo ich niemandem begegne. Das ist wie beim Bergsteigen; natürlich grüsse ich, aber ich gehe, wenn ich allein losmarschiere, nicht auf den Berg, um Menschen zu sehen. Der Berg ist anstrengend genug.



Es ist auch ganz nett, weg von der Carbonneuradshow zu sein, die ein paar Strassen weiter tobt. Die Stadt ist reich, das sieht man auch an den Rädern, aber ich habe wenig Lust, in irgendwelchen Gruppen zu landen, die Plastik durch die Gegend schaukeln und meine - im Übrigen gar nicht so extrem alten - Räder für einen komischen Spleen halten. Nicht dass ich das Alter toll finden würde - früher war vieles schlechter - aber ich denke auch, dass man, wenn man mit einem Rad 1998 hundert Kilometer weit fahren kann, das gleiche auch 2010 möglich sein sollte.



Aber damit hat man es nicht zwingend leichter, wenn alle um einen herum die Vorzüge eines weiteren Ritzels, eines Megapixels oder was auch immer sonst unverzichtbar scheint, bereden. Innerlich schalte ich sofort ab, wenn ich Worte wie Firtschritt oder Zukunft oder 21 oder Chancen höre. Das ist wie im Internet und bei all den tollen Projekten: Sie sind so modern, dass es den modernen Menschen dafür gar nicht gibt, egal ob Zoomer oder der neueste Dreck aus dem Springersumpf. Da fahre ich dann doch lieber mein altes Rad fern von den grossen, dummen Städten mit ihren Alleswissern und Vollkompetenten. Gwerade waren übrigens wieder die Medientage.

Samstag, 16. Oktober 2010, 01:52, von donalphons | |comment

 
@Medientage:
Wie man so liest und hört da und dort, scheint das Event immer mehr zu einer Zombie-Veranstaltung zu mutieren. Ich meine, wenn es selbst schon Teilnehmern der Elefantenrunde auffällt, dass es immer das gleiche Getröte ist, das sagt auch was aus. Und viele, die ich kenne, haben sich das heuer nicht mehr gegeben.

Ansonsten: Fortschritt, Zukunft - und mit dem Smartphone kann man jetzt auch... (gäääähn!). Da halte ich es doch mit Karl Valentin, der mal sagte, die Zukunft ist auch nicht mehr das, was sie mal war. ;-)

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Das ist doch das geniale daran. So können sich einige Leute immer ihrer avantgarde vergewissern und Medienrevolutionär spielen, obwohl die Awareness-Karawane an ihnen schon längst vorbei gezogen ist.

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Naja, das, was Thomas hier anspricht:

http://www.indiskretionehrensache.de/2010/10/das-medientage-munchen-quiz/

Dass Facebook (mit ganz anderen Mechanismen als Google) dabei ist, zur relevanten Grüsse im Nachrichtengeschäft aufzusteigen, erlebe ich gerade auch. Sie sind noch nicht Google. Aber Twitter sieht dagegen recht alt aus. Und die Medienkonzerne sind nicht in der Lage, die Veränderung zu begreifen. Ich habe ein paar böse Gedanken, was man im Internet alles so tun könnte - aber ich glaube nicht, dass Medienkonzerne im Irrglauben ihrer Relevanz das hören möchten. Manchmal scheint mir, dass sie die nützlichen Idioten sind, die man noch mitspielen lässt, damit niemandem auffällt, was sich verändert hat.

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Relevante Größe im Mediengeschäft?
Was Multiplikator-Wirkung angeht, sicher. Aber als Primärquelle ja wohl eher nicht - oder habe ich da Entscheidendes verpasst?

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Ich sehe es auch mehr als Verstärker oder auch: Neue Front im Krieg um das, was von der Aufmerksamkeit bleibt. Hauptinteresse dürfte dann doch eher der FB-Inhalt, Bilder, Meldungen, Status sein.

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