: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 25. Juni 2012

Gelegenheit macht Hiebe

Es gab gestern, obgleich ein schöner Tag an Tegernsee, einige Anlässe zum Missbehagen: Einer begründet sich im Umstand, dass eine Partei, die nach Umfragen sicher im Bundestag wäre, führende Parteimitglieder und viel Gefolgschaft hat, die glauben, HartzIV wäre eine Art staatliche Grundsicherung für einen Politischen Geschäftsführer, der sich auf dieser Basis seinen Parteiaufgaben widmen kann. Das ist es definitiv nicht, sondern ein - durchaus kritisierbarer - Versuch, Menschen in der Zeit zwischen regulärer Beschäftigung zu finanzieren. Was Ponader bei seiner Wahl dagegen zugesagt hat, sich dem Amt quasi Vollzeit den Piraten zu widmen und dann halt ansonsten nicht nach zumutbarer Arbeit zu suchen, ist allein schon eher fragwürdig. Es dann aber auch so durchzuziehen, Hartz IV als Beitrag des Staates zur Finanzierung eines Parteipostens zu betrachten und sich dann noch hinzustellen und zu behaupten, er wisse nicht mehr, ob er dieses ihn finanzierende System gegenüber dem Spiegel als "entartet" bezeichnet hat, und das Zitat sei auch nicht freigegeben gewesen - das ist schon schwer nachvollziehbar. Natürlich würden den Ponaders dieser Welt das BGE besser gefallen, und ich verstehe schon länger, warum. Man lebt halt gern nach Neigung. Und die ist in Talkshows sitzen, und weniger Kranke pflegen oder den Müll wegbringen. Schlechtere Werbung für ein BGE als den Ponader kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Und dann stellen sich seine Parteifreunde auch noch hin und sagen, es sei doch besser, er mache den Parteiposten, statt "betrunken vor der Glotze zu liegen". Diskriminierung ist schon was Feines, wenn es nicht den eigenen Vorstand trifft.



A propos Müll wegbringen: Andere wollten irgendwie diese arabische Silbertablett nicht mehr haben, da habe ich es auf dem Markt genommen. Und wie es der Zufall haben will: Es passt genau auf das kleine Beistelltischchen, das andere andere auch nicht mehr haben wollten. So ist das eben: Man hat man eine Weisband, und dann kommt ein Ponader, mal kommt so ein Klumpen Edelmetall in einer Kiste daher, und dann wieder monatelang gar nichts.



Ich weiss noch nicht, wie lang ich in den Bergen bleibe, denn ich reise mit kleinem Gepäck. Es könnte aber noch etwas dauern, denn ein paar Dinge haben sich gerade geändert, es ist etwas zu tun, und so kann es sich noch hinziehen. Nicht allzu lang allerdings, denn ich habe kräftig eingekauft, und das meiste ist daheim im Kühlschrank. Aber so ist es nun mal bei der Recherche, da muss man sich opfern und schauen, wie das ist mit dem Prassen ohne Einkaufsliste, das Raffen, das Gieren, das Ignorieren jeder Krisenangst, Hauptsache wir sind heute satt, und wenn wir morgen wie die Ponaders leben müssen, bringt es auch nichts, wenn wir heute hungern -

so auch dann der Tenor meines neuen Beitrags in der FAZ mit viel Foodpr0n.

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Als Literat darf man alles

Zum Beispiel auch die Kühe loben. Speziell, das Miesbacher Fleckvieh. Gerade jetzt, wenn ich zum Fenster hinausschaue, sehe ich es, und wenn ich auf den Höhen über dem Tal unterwgs bin, bimmeln am Berg die Glocken.







Bei einem Sommerliebesroman geht es ja nicht um allzu viel; in gut 20o Seiten muss man eine Frau nur so weit bringen, mit einem Mann in einem Bett zu liegen; die kunstreiche Heranführung ist die eigentliche Aufgabe. Man kann Schloss Gripsholm in drei Sätzen erzählen, bei mir werden es noch weniger, aber die Handlungsstränge nehmen ganz erstaunliche Wege. Einer geht über jene Kühe, die ich so gern mag. Ich liebe den Gedanken, dass mein feiner Käse hier die alleinige Rendite aus den Abermillionen Vermögen Baugrund ist, auf dem die Kühe hier fressen und ausruhen.







Aber es gibt auch welche, die das rasend macht. Man sollte glauben, dass alle hier froh und glücklich sind, angesichts des Booms, der gerade seine irrealen Blüten treibt, aber es ist anders. Kaum jemand verkauft jetzt. Den Maklern und Immobilienentwicklern entgeht gerade das Geschäft ihres Lebens. Wer vor zwei Jahren gekauft und vermietet hätte, würde sich dumm und dämlich verdienen, wenn er jetzt verkaufte. Hat aber keiner gemacht, es konnte ja keiner ahnen. Und so werden die Kühe zum Ärgernis. Wenn man an ihrer Stelle nur Wohnungen für Russen, Griechen und Araber bauen könnte. Ich war eine Woche nicht hier, schon sind wieder drei Brioefe von Maklern da. Sie nehmen alles.







So ein Sommerliebesroman muss natürlich im Urlaub spielen, südlich der Berge, und da muss man hinkommen. Die beteiligten Personen nehmen unabhängig voneinander, aus Zufall, oder besser, weil ich es so will, die gleiche Strecke, alle müssen am Tegernsee vorbei, und alle erleben das indivisuell. Der Tegernsee ist ihr Auftritt, da lernt man sie kennen, oder glaubt es wenigstens. Und damit die Frau mit dem Mann ins Bett kommt - so natürlich ist das in Zeiten wie den unseren nicht mehr - müssen die anderen als Brandbeschleuniger wirken. Nicht unbedingt durch gute Taten, sondern auch durch schlechtes Benehmen: Liebe ist zwar schön und gut, aber am besten ist sie, wenn wir anderen eins auswischen können. Und so ein Anlass für die eigentliche Handlung fährt ebenfalls durch das Tal, seine neue Flamme neben sich, und ärgert sich genau über jene Kühe auf dem Baugrund.







Das wiederum findet seine neue Flamme nur begrenzt schön und romantisch; sie ist zwar einerseits berechnend, weshalb sie sich auch so einen Herrn ausgesucht hat, aber auf andererseits belügt sie sich auch gern und ist sich sicher, dass sie dereinst wie eine Prinzessin heiraten, Kinder haben und leben wird. Sie will zwar im Nahziel reich werden, aber im Fernziel schätzt sie durchaus Wohnlagen mit See auf der einen und Koppel auf der anderen Seite, und dahinter dürfen auch noch Kühe stehen, nur Fremde, Touristen und Nichtshaber fände sie schrecklich. Da gibt es dann also einen kleinen, scheinbar unbedeutenden Knacks zwischen seiner Wut und ihren Träumen, der aber erst mal keine Rolle spielt. Schliesslich ist sie froh, gleich wieder jemanden gefunden zu haben, denn der letzte Freund war grauenvoll. Deshalb hat sie sich ja getrennt, und ihr Ex wiederum







ist schon längst angekommen und muss sich mit anderen Problemen herumschlagen, weilo es ganz und gar nicht so läuft, wie er es sich gedacht hat. Sagen wir es freundlich, er hat den einen Lernproizess gerade abgeschlossen, und der Neue ist auch nicht einfach. Und wenn er wüsste, wer da gerade anrückt, dann würde er vermutlich ganz anders handeln und schnell weiterreisen, denn von allen Menschen auf dieser Erde sind die Kommenden die Letzten, die er jetzt sehen möchte. Aber er weiss es nicht, Und mittelfristig wird es für ihn auch gut sein, wenn es so bleibt. Ausserdem lernt man dann auch seine Schattenseiten besser kennen, und ich kann ein wenig Sozialkritik an meiner eigenen Schicht und ihren Torheiten üben: Denn obwohl in meinem Umfeld sicher sehr viel mehr für als anderswo für die Sache aufgewendet wird, muss ich zugeben, dass die Ergebnisse kaum besser als bei weniger Begüterten sind. Darüber werden sie auch mal lamentieren: Was das alles kostet. Und wie wenig Sex dabei herauskommt. Dem Fleckvieh ist das natürlich egal.



Man sagt, wenn es einem vom Radl schmeisst, muss man sofort wieder raus aus der Botanik und rein in den Sattel, dann macht man sich keine Sorgen. So mache ich das jetzt auch.Ob es jemand drucken will: Egal. Darum geht es nicht. Es geht mir um meinen Spass.

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