Rezepte aus den 30er Jahren

Man wird den Eindruck nicht los, dass die Politik wirklich alles zu tun bereit ist, um die Bankster zu retten. Und für den, der sich mit der Bankenkrise der späten 20er, frühen 30er Jahre auseinander gesetzt hat, klingen manche Rezepte entsetzlich altbekannt. Die Idee einer Enteignung sog. "Reicher" - reich allenfalls in den Augen von Berliner BGE-Freunden - ist da nur ein Vorschlag. Zwangsanleihen kennt man ja schon.





Aber die New York Times hat einen Kommentar gebracht, der auch andere einschliesst, insofern würde ich als BGE-Freund nicht lachen: So eine Art Reichsarbeitsdienst. Damit haben auch die USA Erfahrung, während des New Deals sagte Rossevelt, dass Hitler eben Autobahnen baue und er Staudämme. Der Vorschlag in der NYT ist ein Knaller, denn so eiue Zwangsverpflichtung ist natürlich auch nichts anderes als die Schaffung eines Niedriglohnsektors unter Vermeidung späterer Rentenzahlungen.





Und das mit Tätigkeiten, deren bisherige Arbeitnehmer ohnehin nicht gerade reich sind. Da werden unter der Hoffnung der Kosteneinsparung ärmere Schichten rausgedrückt. Wohin? Keine Antwort. Dafür kann man sich wieder Selbstverständichkeiten (zumindest im Süden Deutschlands) wie Parkreinigung leisten, und anderes, was wenig Qualifizierte tun. War die Idee nicht früher, man sollte die Menschen so schnell wie möglich ins reguläre Erwerbsleben bringen? Statt dessen geht es jetzt in die andere Richtung: Schlecht bezahlt, niedrige Dienste - auch eine Art, der Arbeitslosigkeit Herr zu werden.





Ich glaube, man wird solche Ideen auch bald in Europa lesen, besonders im Süden. Bevor man den Euro aufgibt und einen Bankster entlässt, mindert man doch lieber die Jugendarbeitslosigkeit mit Zwangsdiensten weit weg in der Provinz; die Probleme verschiebt man damit erst mal in die Zukunft der Betroffenen, und zum Demonstrieren hat dann auch keiner mehr Zeit. Die etwas haben, werden ausgeplündert, und die nichts haben, werden versklavt. So kann man die Probleme natürlich auch lösen.





Aber über die Verstaatlichung von Banken, die Bestrafung der Schuldigen und ein Ende der Verlusthaftungen liest man nichts. Nur etwas von der Garantie Aller für Alles, was denen gehört, die die Politik bezahlen. Man wird den Eindruck nicht los, dass im Moment nur Versuchballons fliegen. Damit man weiss, welche Winde wehen, wenn die Bombenflugzeuge starten.

Donnerstag, 12. Juli 2012, 01:09, von donalphons | |comment

 
gerne stimme ich ihnen zu.

ungerne nur sieht und hört man von einbezug der verursacher des chaos gar nichts:

vermutlich da diese sich mit juristischen volten mehr oder weniger aus ihrer komplexen schuld herausrechnen, und es umso bedeutend einfacher ist,
zum einen das genaue untersuchen der schuld der verursacher und damit auch teilweise die schuld der politik zu unterlassen - die die lücken nicht schlossen, den finanzmarkt nicht regulierten und nicht überwachten -,
sondern zum anderen diejenigen, die nicht davonkönnen, einzufangen und auszuquetschen, bis sie quietschen.

im prinzip zahlten dann alle für den jetset.

freilich werden die verschiedenen bevölkerungsanteile erst einmal gegeneinander aufgehetzt - bge hier, reichensteuern dort -, damit sie anderweitig beschäftigt sind.

was die in den medien geführten auseinandersetzungen für alle verursacher so gemütlich macht, sind die zahlreichen begrifflichkeiten (wie esm/efsf/stabilitätsmechanismus/rettungsschirm/zwangsanleihe/zwangshypothek/notgroschen etc pp.), die zu erklären und zu differenzieren so komplex sind, dass man sich kaum noch auskennt.
und ich wette, dies geht zahlreichen volksvertretern nicht wesentlich anders.

na prima, eine elite qua desinformationspolitik, wie praktisch.

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Jawohl
[hacken-zusammen-schlagend]

Der Don hat recht. Ich habe bis jetzt noch keine so zutreffende Zusammenfassung der Ereignisse gelesen.

Ich denke mal, daß wird noch ganz, ganz böse enden und ich freue mich, daß ich keine Kinder in die Welt gesetzt habe - um denen dann erklären zu müssen, warum sie denn jetzt lebenslang versklavt wurden.

Übrigens, wenn man diese komischen, deutschen Nachrichten aus dem Ausland verfolgt - werden die noch viel, viel komischer. Weil man dann vergleichen kann, wie das anderswo auf der Welt ist.

Ich würde da zum Beispiel Hong Kong wärmstens empfehlen, was vereinfachte - aber effiziente Systeme angeht.

Einen schönen Tag noch.

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Zitat: "Ich denke mal, das wird noch ganz, ganz boese enden..."
Hoffentlich nicht, aber es deutet alles darauf hin, dass Sie recht haben. Und ich bin auch froh, dass ich im Ausland bin, obwohl ich im Herbst zurueck nach Europa gehe. Allerdings in den Grossraum London, mit meinem Konto, ganz legal, auf Jersey. Wo keiner dran kann, weil keiner was bekommt.
Nur, was da in Europa laeuft, ist einfach verrueckt.
Die Politiker sollten die Situtation der EU einfach einmal anders betrachten: Beispiel: nehmen wir an, Sie haetten einen Onkel, der Ihnen seit den 80er Jahren Versprechungen macht, sein Leben zu aendern, die er aber nie einhaelt. Stattdessen will er und bekommt er immer mehr Geld, was er fuer Luxus aller Art ausgibt und zum Teil im Ausland anlegt (Londoner Immobilien). Wenn Sie drohen, das waere das letzte Mal, das er Geld von der Familie bekommt, macht er noch mehr Versprechungen und droht, dass wenn Sie ihm nichts mehr geben, das das Ende und der Tod der ganzen Familie sein wuerde. Wuerden Sie allen Ernstes so einem noch einen Cent geben? Nein, oder. Aber Griechenland wird ad infinitum finanziert. Und jetzt auch Spanien, Portugal etc.
Anders als mit Versklavung and Zwangsabgaben wird sich das doch gar nicht mehr finanzieren lassen, und selbst das wird auf die Dauer nicht moeglich sein.
Wir werden sehen, aber ich vermute, es wird haesslich. Und viel Ach und Weh Geschrei von denen, die es sich auf Kosten der anderen haben gut gehen lassen.
Bin froh, dass ich nicht da bin.

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@pythia: Bin auch froh dass Sie nicht da sind...

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@pythia: die Vorwürfe bzgl. des Luxuslebens in einigen Ländern sind schwer erträglich. In all diesen Ländern ist seit Einführung des Euro zum Beispiel die Industrieproduktion drastisch gesunken. Das Gegenteil ist in Deutschland der Fall. Hier sind vor allem die Reallöhne gesunken.

Irgendjemand scheint die gemeinsame Währung erfolgreich dazu benutzt zu haben, die Währungspartner in Grund und Boden zu konkurrieren.

Man kann den Verlierern (oder Gewinnern - je nach Sichtweise) allenfalls vorwerfen, dumm genug (oder schlau genug- wiederum je nach Sichtweise) gewesen zu sein, das Spiel mitgespielt zu haben.

Die deutschen Exporteure hätten sich sicher sehr gefreut, wenn ihre Euro-Kunden mit Hinweis auf Geldmangel keine deutschen Produkte mehr gekauft hätten.

Wer jetzt Gewinner oder Verlierer des Spiels ist, dürfte wieder eine Frage der Sichtweise sein.

Und an dieser Stelle sind wir uns wieder einig: es kann nicht funktionieren, auch nicht mit Sklaverei.

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Zitat: "Man wird den Eindruck nicht los, dass im Moment nur Versuchballons fliegen. Damit man weiss, welche Winde wehen, wenn die Bombenflugzeuge starten."

Meinst Du, dass im 3ten Quartal 2012 der ganze Krams implodiert?

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Nope. Im 4. Quartal. Genauer gesagt am 21.12.2012.
Und außerdem ist eine Immobliensteuer nicht die Ankunft der apokalyptischen Reiter...

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Jaja, den Maya Kalender kenn ich auch.

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Versuchsballons - einer geht noch...
Wer den SPON heute aufschlägt darf einen Gastbeitrag von Jürgen Rüttgers kredenzen. Der hat sein Papier "Sieben Schritte zu einer lebenswerten Gesellschaft" lang genug zurückgehalten, um nicht selbst an der aktiven Umsetzung seines Versuchsballons beteiligt zu sein. Rücktritt von allen politischen Ämtern, wissen's schon...

Einer der Punkte ist die logische und aktive Fortführung der Schlechtbezahlung. Zitat: "Da der Mindestlohn das Problem nicht löst, brauchen wir eine Mindestrente. "

Begründet wird dies u.a. mit der real existierenden Altersarmut der aktuell 65-Jährigen und dem, was vermutlich auch auf die Nachwuchsgenerationen zukommt. Inklusive schickem Mindestpunktesystem.

Wie stehen die Chancen für den Rüttgers-Versuchsballon?

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Ist die Grundsicherung für Rentner (knapp 1.000 Euro?) nicht eine Mindestrente? Laut einem befreundeten Bankmenschen bekommt der durchschnittliche Rentner in seiner Kundschaft ca. 1.250 Euro monatlich auf sein Konto überwiesen.

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