Basisqualifikation

Die einfachste Buchidee wäre damals "Unter Kronleuchtern" gewesen, so eine Art Leitfaden über das Leben, Überleben und Sterben in besserer Gesellschaft, und ein wichtiges Kapitel hätte sich mit dem Bilanzieren beschäftigt. Es ist nämlich ganz erstaunlich, wie durchaus vermögende Menschen in Deutschland in der Lage sind, sich arm zu rechnen. Man kann mit ihnen durch mieseste Blockviertel fahren, und sie werden einem sagen: Naja, aber die Menschen hier fahren viermal im Jahr in Urlaub und wollen keinen Ärger mit Hausbesitz und so schlecht ist das auch nicht, gleich an der Autobahn, wenn sie nach München pendeln - ganz normale Leute, wie ich auch, nur wohne ich halt am anderen Ende der Stadt, komme nicht so oft weg und deshalb geht das alles eben ins Haus, was das kostet! - so eine Mietwohnung, die hat wirklich was.

Ich habe noch keinen getroffen, der nicht in der Lage wäre, Millionen gegen Altbauten aufzurechnen und zu neutralisieren, Vermögenswerte zu Risikoschutz zu deklarieren, und Gründe zu finden, warum die Gegenwart von der Zukunft weggefressen wird, weshalb das Seiende auch bald verschwinden wird. Man hat nicht viel, man hat nur vieles, wasvon Unkundigen falsch eingeschätzt wird. Die reichen Leute wohnen immer die Strasse runter. Und angesichts der lachhaften 250k-Abgabenfrage des DIW habe ich das jetzt eben bei der FAZ erklärt: Wie man all das Vermögen zum Verschwinden bringt.

Montag, 16. Juli 2012, 00:59, von donalphons | |comment

 
Ja, der Fließbandarbeiter im deutschen Autowerk mit Mitarbeiteraktien, Betriebsrentenanspruch und Sonderboni. Gern gewähltes Beispiel. Eine Zwangsanleihe oder andere Griff ans Vermögen trennt doch nicht das Berliner Irgendwas-Mit-Medien-Prekariat von den Stützen der Industriegesellschaft. Die Grenzlinie verläuft zwischen den Erben und den Nicht-Erben.

Bis zum Jahr 2020 werden in Deutschland etwa 2,6 Billionen Euro vererbt. Das einkommensstärkste Drittel aller Erben erhält erheblich mehr als jene Erben, die nur zwischen 2000 und 4000 Euro netto verdienen. Ein Drittel der Erben gehen leer aus, oder sie können damit bestenfalls ihr von den Stützen der Industriegesellschaft gefertigtes Auto abbezahlen.

Denn; Obwohl ich gut verdiene, relativ sparsam bin, habe ich bisher nicht das 300.000 Euro Haus oder andere Sach-/Geldwerte in der Höhe mir ansparen können. geerbt habe ich nichts und werde es auch nicht. Und das in einem Alter, in dem andere schon an den Vorruhestand denken - auch dank eines bequemen Polsters aus dem elterlichen Erbe.

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Ich würde noch weiter differenzieren. Die Grenze ist zwischen denen, die mieten, und jenen, die a priori eine Wohnung haben. Das macht Netto nur ein paar hundert Euro Unterschied aus, aber die müssen erst mal Brutto erarbeitet werden. Und das ist dann schon mal eine ganze Einkommensgruppe. Das heisst, da ist immer ein Vorsprung. Aber auf der anderen Seite wollen viele leute einfach mieten und keinesfalls irgendwas kaufen.

Ungeachtet dessen: Die 8000 Euro steuerfreuer Sonderbonus bei der grossen Fabrik dieses Jahres . da muss ich mich schon sehr lang machen, um das selbst zu verdienen.

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Richtig, strappato - da liegt der Hase im Pfeffer...

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strappato, da hilft Ihnen eine 10%-Zwangsanleihe auch nicht.
Niemand diskutiert den Geldfluß:
es ist doch nicht so, daß die Einnahmen einer Sondersteuer verteilt würde in Robin-Hood-Manier an die Wenigbesitzenden.
Diese Zwangssteuer nutzt dem Staat und stabilisiert dessen Finanzen. Sie nutzt den Besitzern der Staatsanleihen, niedrigere Staatszinsen sind Kursgewinne, sie nutzt den Staatsangestellten und Pensionären und stabilisiert deren Einkommen.

Sie nutzt Bank-Aktionären, ignoriert Besitzer anonymer Werte und schadet Immobilieneigentümern. Es wäre eine willkürliche Staatsintervention zugunsten Besitzern einer Anlageklasse, zu Lasten anderer Assets. Klassenkampf der besseren Kreise.

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@Hausherr
Wie kommen Sie auf den Gedanken, der Bonus wäre steuerfrei? Ich durfte meinen ordnungsgemäß mitversteuern. Blieb also nicht viel von über.

Disclaimber: Nein, ich arbeite nicht beim Herrn der Ringe, nur selbe Branche.

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Den Nutzen, Sinn oder Machbarkeit einer Zwangsanleihe habe ich bewusst rausgelassen. Mit ging es darum, die Grenzen zwischen "Asset"haltern und Besitzlosen zu zeigen.

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Die Grenze haben Sie aber nicht gezeigt, weil es keine feste Grenze gibt, nur willkürliche Festlegungen.
Wäre der DIW-Mensch nicht vor seiner 250 ml Bionade gesessen, sondern vor einer 1-Liter-Maß, wäre die Willkürgrenze bairischer bemessen worden.

Zu Ihren Erben, sehr zutreffend ist:
"Der Erste erstellt es, der Zweite erhält es, dem Dritten zerfällt es."

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Oh, ganz einfach, die Grenze liegt da, wo manche Leute einen (schuldenfreien) Eintrag im Grundbuch haben und andere eben nicht.
Doch unabhängig davon wäre die Diskussion um Zwangsanleihen, Vermögensgrenzen etc. zuvorderst in anderen (Noch-)EU-Ländern zu führen.
Das Geschrei um die verfassungsmäßig zweifelhaften Vorschläge hierzulande betrachte ich, ebenso wie den Ökonomenstreit, als eine zunehmend langweilige Sommerlochaktivität.

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Diese Zwangssteuer nutzt dem Staat und stabilisiert dessen Finanzen. Sie nutzt den Besitzern der Staatsanleihen, niedrigere Staatszinsen sind Kursgewinne, sie nutzt den Staatsangestellten und Pensionären und stabilisiert deren Einkommen.

Ist doch schön. Im Öffentlichen Dienst sind 4,6 Millionen Menschen beschäftigt. Die Gesamtzahl aller Beschäftigten in Deutschland sind 29 Millionen, glaube ich.

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Der deutsche Staatssektor ist zu groß, von Staatsanleihen profitieren Staatsangestellte und Menschen, die nichts geerbt haben, können per sie nicht reich sein.

"Wenn es einen Anlass zum Scherzen gibt, schmunzele ich gerne einmal."

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"Bub, geh zum Staat, musst net viel schaffe und kriegst immer dein Geld"
@Oberlehrer: Dank Mehrfachbeschäftigungen beträgt die griechische Staatsquote 110%. Mindestens.

Sehr fein ist die Solidarität im Öffentlichen Dienst.
Soll doch die Privatwirtschaft sehen, wo sie bleibt, mit ihren paar wenigen noch nicht erleuchteten Werktätigen,
den outgesourcten Hausmeistern oder Reinigungskräften auf den Schulfluren und den zeitarbeitsgeleasten Bürokräften im Schulsekretariat.

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Klar, der Staat (bzw. "die öffentliche Hand") pumpt ja auch so reineweg gar nichts in die Privatwirtschaft...
Ich sage nur "Baufirma" oder "Abwrackprämie".

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Wenn wir schon bei solchen Ideen sind, die keinerlei Boden in der Verfassung haben, warum nicht den Auslöser der Zwangsabgabe nicht ans Vermögen, sondern ans Auto knüpfen: wer einen Neuwagen kauft, der mehr als x Benzin verbraucht oder mehr als Y PS oder Z Hubraum hat, der zahlt darauf eine Steuer von 50% des Kaufpreises.

Hatte man doch in Italien schon mal mit der 2l Grenze, und was hat uns das damals beschert? Maseratis mit 2.0 l und Alfas mit 1.9l Motoren, wunderschön anzusehen.

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nicht schlecht, herr specht. ihrer?

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