Die Stadt-Land-Inkongruenz

Ich würde nicht sagen, dass ich gut im Beurteilen bin. ich merke das sogar bei Themen, die mir sehr liegen. Passiert etzwas Reizendes, werfe ich alle Pläne um, weil ich mir sage, das musst Du aufschreiben, das ist so typisch - rauscht das irgendwie so durch und regt kaum einen an. Dagegen gibt es einen gewissen Typus Text, den ich halt abliefere, weil man das eben so machen muss, um etwas zu erklären, aber ohne Herzblut: Das läuft dann, als wäre es ein Raketenantrieb. Keine Ahnung, warum das so ist, aber manchmal glaube ich, die Texte, die mir gefallen, gefallen anderen nicht. Der Letzte war so ein Fall.

Das ist ein wenig wie mit dem Wetter, denn den Nachmittag habe ich in Erwartung des Regens auf der Dachterrasse zugebracht und geschraubt, um wenigstens irgendwas körperlich zu tun. Und natürlich, um den Speicher aufzuräunen.











Es kam kein Regen. Spät, viel zu spät und mit dem Gefühl. dass trotz aller Bedenken man den Sommer nutzen muss, solange es ihn gibt, bin ich dann doch noch los, und in die jeden Tag früher hereinbrechende Nacht gekommen. Aber es ist da draussen ganz anders als in der Stadt: Ist man umbaut, und sei es selbst wie bei mir auf dem Sonnendeck, 15 Meter über der Stadt, schaut man mehr nach oben. Auf dem Land schaut man in die Weite, nach vorne, in das, was kommen wird. Daswirkt dann gar nicht mal so bedrohlich, wie in der Stadt.















Ich bin froh, in einem Ort zu leben, der mir beides erlaubt, manchmal das Ignorieren und manchmal diese weite, weite Sicht. Wenn es klar ist, sieht man von den Hügeln die Berge. Und wenn es doch regnet, bleibe ich daheim und lese obskure Bücher über Piero della Francesca. Der hat seinen Heimatort Sansepolcro - ich war dort vor zwei Jahren, ein schreckliches Nest - verlassen, an den besten Höfen gemalt, geschrieben, gesehen, und sich bis an die Grenzen des Wissens gerechnet. Und starb am Ende wieder einsam und verlassen dort, wo er geboren wurde. Erkenntnis und Ignoranz haben vor dem Schicksal wenig zu sagen.

Montag, 30. Juli 2012, 00:31, von donalphons | |comment

 
Was soll ich erst sagen? Meine aus Sicht anderer paranoide, aus eigener Anschauung realistische Weltsicht teilt kaum einer. Mir helfen aber meine Kommentare, meine Position in dieser Welt abzuschätzen. Und aus den Reaktionen schließe ich, daß die, die mich am lautesten der Paranoia zeihen, am intensivsten mich beklauen wollen, wenn diese Paranoia Realität wird.

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Erkenntnis und Ignoranz haben vor dem Schicksal wenig zu sagen. Wenig zu sagen hat auch, daß diese Erkenntnis schon von (Einigen) Menschen vorher gedacht und formuliert wurde. Es bleibt eine gleich beänstigende und tröstende Erkenntnis.
Klassisch: Vanitas vanitatum et omnia vanitas
Biblisch: Das Leben des Menschen wäret 70 Jahr und wenn es hoch kommt sind es achtzig. Und was daran köstlich erschien, ist doch nur Mühe und Plag gewesen.
mit herzlichen Dank der honigbär

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Das und das hat doch jeder.
Zumindest jeder Mensch, den ich überhaupt als solchen wahrnehme.

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Wenn eine Stadt (Sansepolcro) schon den Namen "Heiliges Grab" trägt, das klingt irgendwie "strange" ...

Man kann doch froh sein, dass es einem vergönnt ist, nur dem Heuschnupfen entfliehen zu können - und nicht der Pest, die seinerzeit das nicht eben geringere Übel war ...

Ansonsten - um noch mal den häufig praktizierten "Rassismus gegen Bayern" von gestern aufzugreifen:
Der lässt sich doch ganz einfach durch Neid und Missgunst erklären. Weil halt nicht ein jeder in so einem gesegneten Land leben kann. So würde ich das sehen.
Und schon perlt's ab ...

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Also ich fand das ja einen der schönsten Texte seit langem. Wenn nicht viel kommentiert wird, muß das nicht heißen, daß der Text nicht gefällt, sondern daß er vielleicht so gut ist, daß jeder Kommentar unangebracht wäre.

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Nunja, der "Biosalbei", die Mirabellen und die Bilder ohne Unterschrift sind ein Teil der "Nachsommer"-Attitüde, die ich hier gerne studiere (Reta del Bratfist lässt grüßen).

Und die persönlichen Erfahrungen sind im besten, literarischen Sinn verstörend und bereichernd. Lesen. Genießen. Schweigen.

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Mirabellenkonfitüre war mal out? Habe ich gar nicht mitbekommen, bei uns daheim gab es die immer.

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