Bedient

Es gab (und gibt sie, weil ein paar kochunfähige Leute noch immer nicht am Hunger krepiert sind, leider) in Berlin ein paar Restaurants, die sich damit gross tun, dass man die Gäste nicht gerade mit Wertschätzung behandelt. Restaurants, in denen man Politiker, Lobbyisten und Kreativrektalsauger trifft. Nun ist Berlin nicht gerade die Welthauptstadt der Freundlichkeit, aber wenn man mir sagt, das muss so sein, auch in Restaurants, die sich irgendwie alpenräumlich geben, dann muss ich leider sagen: Nein. Blöd von zumeist inkompetenten Leuten angemacht werden gehört nicht zu meinen Vorstellungen eines schönen Abends, da drehe ich die Hand zwischen Gast- und Schauspielstätte nicht um. Kurz, ich gehe gern essen und nicht hegemannen.



In drei Minuten bekomme ich beim Lengmüller oder Wagner (dem Konditor natürlich, nicht dem Drecksnazi aus Bayreuth) mehr freundliche Aufmerksamkeit als in Berlin an einem Abend, und das ist dann eben der Weg des Geldes, und wenn man mal wieder mault, dass einer dieser Berliner Läden untergeht: Mei. Die Kunst, mit dem Gast angemessen umzugehen, ist nun mal die Grundlage des wirtschaftlichen Überlebens, wenn man nur eine Abspeise und nicht die Deutsche Kriminellenbank oder jenes Institut ist, das vom Wegsperren des Aufdeckers ihrer Skandale profitiert. Mein Geld geht dorthin, wo auf meine ausgeprägte Freundlichkeit ebenso geantwortet wird.

Natürlich wird man im Alter milder und vergisst manche Zurücksetzung, was einen anfällig für neue Reinfälle macht. Man entfernt sich von schlechten Erdfahrungen und hört dann hin und wieder, dass es doch nicht so schlimm ist, und ich etwa hatte vor nicht langer Zeit einige Kontakte mit Leuten, die sich um alte Segelboote kümmern. Zum Beispiel hat mein Rodelhändler hier am See im Sommer die Wartung von Schiffen übernommen. Man redet halt so und sagt sich, dass all die Zurücksetzung und Arroganz der Segler aus den 80er Jahren, als ihnen das Windsurfen das Wasser abgrub, vielleicht vorbei ist. Es gab da mal einen Fall, dass bei uns ein Segelboot gekentert ist - sofort waren ein halbes Dutzend Surfer da, und haben das Schiff aufgerichtet. Man sollte meinen, dass das dem Verhältnis gut tut, aber eine halbe Stunde später fuhr am gleichen kleinen See ein Segler einen Surfer über den Haufen. Und wehe, man kam beim Halsen den verankerten Booten zu nahe! Sofort begann das Geschrei. Es wird unter Wellenreitern viel über das miese Benehmen der Locals gesprochen, die andere buchstäblich von der Welle prügeln; genauso mies habe ich die Segler in ferner, verwaschener Erinnerung, in Verbimdung mit einem ökonomischen Überlegenheitsgefühl. Das in meinem Fall nicht unbedingt angebracht war, aber so ein Boot ist gross und so ein Brett ist winzig. Aber schnell.



Das ist lang vorbei, und weil am Tegernsee so wenig Wind ist, habe ich natürlich Informationen eingezogen, bis ich die Segelsache aus rein logistischen Gründen begraben habe. Hätte ich es nur wirklich getan. So richtig. Also: Nicht kaufen und auch nicht den Mund aufmachen. Nicht am Strand plauschen. Weil:

Eine 470er? Was willst Du mit der Nussschale.

Hier Mitglied werden? Eventuell schauen wir im Winter mal den Antrag an.

Generell haben wir Interesse, wenn man es schon kann und vielleicht auch Wettkämpfe bestreiten will, für die man scheussliche Pokale bekommt.

Diese Stehpaddler machen den See kaputt.

Probier es doch erst mal als Bootsanteilseigner, da kann man gerade 1/3 kaufen für einen Preis, für den man woanders ein ganzes Boot bekommt. Hiuer, der Jockel, Jockel komm mal her und biete diesem unerfahrenen Idioten etwas an, das ihn richtig gut Geld kostet.

Ja, also danke für die Gespräche, Ihr dummen Snobs, für das Vereinsheim empfehle ich Berliner Gastronomen und für die Jahresverammlung die Regie des Volkstheaters. Der weisse Sport, so scheint es mir, hat sich in den letzten 25 Jahren nicht grundlegend verändert, es sind immer noch die gleichen Parvenüs, bar jeder Grosszügigkeit und mit einem Ton, dass ich mir sage: Das brauche ich nicht in meiner Freizeit, und ich will nicht irgendwo Mitgleid sein, wo man sich nicht mal wehren kann. Ich bin ja auch nicht bei einer Burschenschaft und der einzige beiden Komplexe in meinem Leben, wo leider auch solche miesen, aufgeblasenen Typen rumrennen, kann ich mich wehren und zurückschlagen. Auf dem Rennrad, auf dem Rodel, beim Bergsteigen bin ich allein, aber selbst wenn nicht, geht es da ganz anders zu. Ich habe so eine Arroganz noch nie irgndwo auf einer Hütte erlebt, da ist man zufrieden mit dem, was geht, und macht anderen nicht die Leistung schlecht. Für das, was der Spass kosten würde, bekomme ich ein Jahr lang jeden Tag ein Stück Torte, jeden Monat eine Karte für die Staatsoper und eine komplette, gebrauchte Surfausrüstung.

Und beim nächsten Wind über 3,5 Beaufort schauen wir mal, ob das noch geht wie früher.

Freitag, 14. Juni 2013, 12:31, von donalphons | |comment

 
Ob es an der Exklusivität am See liegt? Einer meiner Freunde hat ein Boot am Brombachsee (sic) und der Freund meiner Schwester hatte etliche Jahre ein Boot dort. Zum einen ist es provinziell-leger dort, zum andren braucht man keine Clubmitliedschaft, nur einen Liegeplatz. Rein und Raus über die Slipanlage geht bei den kleinen Dingern meiner Leute mit den Händen der Crew.
Tegernsee und Segeln, Tegernsee und Golfplatz ziehen wohl andere Leute an als Neureuth, Rodeln oder Golf, Segeln in der Provinz.

... link  

 
Es passt halt gut in meine Erinnerungen. Man sollte ja glauben, die Seen seien gross genug für alle und die Liegeplätze sind erkennbar auch nicht überfüllt; mein Eindruck ist, dass da eine Gesellschaft am Werk ist, die unter sich bleiben will, mit starker Affinität zu diesem Treiben. Ich verstehe das irgendwie, das ist (zumindest hier mit der kurzen Saison) so viel Aufwand, dass man eben auch sehr viel tut, und die Welt dann nur noch unter diesen Gesichtspunkten betrachtet.

... link  

 
Aber wehe die Apfelschorle oder das Aperol Spritz wird um 20 Cent teurer, dann ist im Vereinsheim die Hölle los...

... link  

 
Brombachsee und seine umliegenden Kollegen kommen irgendwie nicht auf die Beine, die sind dort wahrscheinlich um jeden froh, der sich aus irgendeinem Grund dort hin bewegt.

Das kann man mit dem Tegernsee nicht gut vergleichen.

Wie die Clubmitglieder wohl reagieren, wenn jemand mit einem alten Holzkahn angerudert kommt?

... link  

 
Mir ist das Essen im Clubrestaurant in Tegernsee (die explizit hinschreiben, dass sie auch für Nichtmitglieder da sind) etwas zu fischlastig. Generell leuchtet mir as Konzept der Vereinsgastronomie nicht ein.

Für mich macht das alles so einen "Wir unter uns"-Eindruck, den ich so eigentlich nur aus Rottach kenne, vom Malerwinkel. Da sind dann jene, für die man am Anfang des Tales ein peinliches Schild aufgestellt hat, um auf die Sterneköche hinzuweisen. Ansonsten ist der See ja eine enorm entspannte Angelegenheit, weil sich hier keiner was beweisen muss.

... link  

 
@ilnonno
wenn jemand mit einem alten Holzkahn angerudert kommt ...

... der dann mit knochiger Hand auf die verdorbene Lachsschaumspeise weist - und die Mitglieder in seinen Kahn bittet.

Die Überfahrt kostet nur einen Obolus.

... link  

 
Also arrogantes Benehmen gibt es in >diesen< yachtclubbigen Kreisen ja gottlpb nicht.

http://www.preyegghof.it/images/image/kalterersee.jpg

Da rammt man sich freundlich und ein gewisser esprit de corps regelt den kulanten Rest ,
der gemeine Touristenschwimmer ist ja jetzt nicht soo teuer in der ambulanten Erstversorgung , manchmal sind sie auch schlichtweg dankbar einmal auf solch einem Kahn mitfahren zu dürfen.

Zugegeben , - der Neidfaktor ist schon manchmal spürbar ( partielles Yachtbesitzertum hier - neidvolle Blicke der Unterpriviligierten am Ufer ) , - aber verkraftbar.
Ich meine man darf ja schon mal zeigen...
So sieht's doch aus

... link  

 
Wie gesagt, ich habe mir jetzt wieder eine Surfausrüstung gekauft. mein Problem ist, dass ich vor dem Studium bei >1,80 nur 67 Kilo gewogen habe und jetzt, mit 20 Kilo mehr, mit 4,5 m² und 70 Liter Volumen nicht mehr anfangen brauche. Da brauche ich keine Slipanlage, das Zeug kommt mit dem Wagerl an den See, es ist genug Platz am Strand und wenn ich an diese Leute und ihre Dünkel denke, ist Neid nichts, was ich empfinden würde.

Und wenn es doch mal Boot sein soll: Es gibt genug Tretboot- und E-Boot-Verleih am See, und für alles andere ist der eh zu klein.

... link  

 
Da, wo ich war, gibt es nicht mal Lachsschaumspeise - nur Häkelgardinen, hässliche Pokale und Bootdünkel. Da muss sich schon einer vom Slipwagen überfahren lassen.

... link  

 
Diese „dummen Snobs“, die sind hoffentlich so richtig wie im Klischee (also fast wie in Boulevard-TV-Berichten aus Sylt), mit Haut wie Ochsenleder und Klamotten und Frisuren wie Zuhälter und Nutten 1980?

... link  

 
Unser Inder, unser Jugoslave, unser Italiener, alle SEHR freundlich, gut und preiswert.
Allerdings liegen sie nicht an einem See. Aber in Berlin- Lankwitz/Lichterfelde.
Kein normaler Eingeborener geht in die im Beitrag genannten Lokalitäten. Und "Politiker, Lobbyisten und Kreativrektalsauger" -- keine Ahnung wo die ursprünglich herkommen; kenne keinen. Ich weiß aber wo sie hingehen können: wo der Pfeffer wächst.
.
Musiktipp (gerade wieder mal gehört): "Lesbische schwarze Behinderte", Funny van Dannen.

... link  


... comment
 
Aber ist da wirklich ein Unterschied zwischen den Bootsbesitzern am Tegernsee und den Westviertelbewohnern hinter ihrer Mauer? Oder sind Sie nur mit den lokalen SdG und ihren Sitten konfrontiert worden?
In der kleinen dummen Stadt an der Donau mögen Sie wer sein, aber hier sind Sie jemand?

Ungeachtet dessen: gehen Sie raus aufs Wasser, gibt sicher prima Fotos, und davon haben wir hier alle was. Auch in der großen dummen Stadt an dem Bach, der den Namen Isar trägt.

... link  

 
Ja, die einen wollen einen mies behandeln und die anderen wollen ihre Ruhe.

... link  

 
3,5 bft gibt's nicht, nochmal die Definition der Skala anschauen :-D

... link  

 
Windstärke 3,5
Na ja, wenn Sie bei schönem Wetter ein fittes wetterfestes Kind zum Spaßbaden ins Wasser schmeißen mit angelegtem Rettungsring und Seilverbindung zum Boot - und das Kind zieht das abgetakelte Boot, dann ist Windstärke 3. Wenn das Boot das Kind zieht, ist Windstärke 4. Bei Gleichstand ist 3,5.

Es sollte eh mehr Wert gelegt werden auf das Ankern, dabei verbringt man letztlich die meiste Zeit. Wann und wo, darin zeigt sich der Könner.

... link  

 

... link  


... comment