Topographie des ökonomischen Terrors



1999 verwandelte sich die Gegend um die Ludwigs-Maximilians-Universität in einen Hotspot der New Economy. Wer konnte, setzte Mieter vor die Tür und richtete Büros ein. Die ohnehin schon astronomischen Mietpreise kannten keine Grenzen mehr. Startups mit Venture Capital im Rücken zahlten jeden Preis. Und repräsentative Objekte mit altem Parkett im Piano Nobile suggerierten den Kunden, dass hier solide gearbeitet wurde. Gründerzeithäuser für Gründerzeitmenschen.

Dort oben wurde Geld gemacht, ganz im Gegensatz zu der Buchhandlung darunter. Die machten nur in Büchern. Sie hatten vielleicht ein engagiertes Programm, machten Lesungen und boten nachher Gratiswein an, ohne die Leute zum Buchkauf zu zwingen. Mit sowas kann man aber nicht die Kostensteigerungen auffangen. Und wird 2003, letztlich, vom Markt gefegt. Wie die New Eco Klitsche darüber.

Das Piano Nobile ist immer noch zu vermieten. Und wenn es nicht so teuer wäre, würde man vielleicht auch zu Wohnungen rückbauen. Immerhin ist unten jetzt wieder eine Buchhandlung eingezogen.


Mittwoch, 10. Dezember 2003, 12:07, von donalphons | |comment