Highspeed Vergänglichkeit

Die Hausverwaltungen sind zu langsam. Als in diesem Gebäude in der Theresienstrasse ein Incubator einzog, gab es keine Möglichkeit, ein Schild anzubringen. Die Leitung zögerte nicht lange und druckte einen Zettel mit einem orangen @ und dem Firmennamen aus. Der wurde in eine Klarsichthülle gesteckt an die Tür geklebt. Über die Glasfläche mit den Namen seltsamer Verbände; Relikte einer vergangenen Epoche. Es war das Jahr 2000.

In diesem Sommer knirschten die Märkte. VCs liefen aufgeregt glücklich durch die Büros und freuten sich, dass Startup-Beteiligungen jetzt wieder billig zu haben waren. Die beginnende Krise heizte den Gründerhype nochmal an. Jeder Exit in Richtung Insolvenz machte ein Stück Markt frei. Incubatoren, wie der in diesem Haus, jagten die Firmen in wenigen Monaten zur Marktreife. Für Schilder hatten sie einfach keine Zeit, zwischen Notartermin und Pizza spät Nachts.



Es war also nur ein einziger Handgriff nötig, um Anfang 2001 das Schild wieder abzunehmen. Die Fensterreinigung, die langsam, aber zuverlässlich ist, besorgte den Rest. Der Incubator war, wie fast alle anderen auch, vom nicht existierenden Markt gefegt worden. Die Verbände und die Hausverwaltung haben jetzt wieder Ruhe in ihrem Gebäude.

Und der Pizzaabend, der auf einem der anderen aufgeklebten Schilder angekündigt wird, hat nichts mit mehr New Economy zu tun.

Samstag, 13. Dezember 2003, 03:37, von donalphons | |comment